Titel: | Ueber den Einfluß des Wassers auf peruanischen Guano; von Malaguti. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. LXXXIV., S. 309 |
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LXXXIV.
Ueber den Einfluß des Wassers auf peruanischen
Guano; von Malaguti.
Aus dem landwirthschaftlichen Centralblatt, 1862 S.
439.
Malaguti, über den Einfluß des Wassers auf
peruanischen Guano.
Wenn es richtig ist, daß die Düngungsmittel um so wirksamer, je löslicher ihre
befruchtenden Bestandtheile sind, so wird es für die Landwirthschaft nicht ohne
Interesse seyn, zu erfahren, wie man die Löslichkeit der Phosphate des Guano von den
Chinchas-Inseln (Peruguano), folglich ihre befruchtende Eigenschaft,
vermehren könne. Es ist genügend, denselben in Wasser zu werfen und mit demselben
einige Zeit in Berührung zu lassen.
Ein Kilogrm. Peruguano (14 Proc. Stickstoff und 26 Proc. dreibasisches Kalkphosphat
enthaltend) hat, nachdem es mit 4 Kilogrm. Wasser von 15 bis 17° C. Wärme 24
Stunden in Berührung gewesen ist, an dasselbe eine Quantität Phosphorsäure
abgegeben, welche 15 Grm. dreibasischen Kalkphosphats (sog. Superphosphat)
entspricht.
Man hat denselben Versuch unter denselben Bedingungen wiederholt, jedoch das Wasser
10 Tage mit dem Guano in Berührung gelassen. Die Phosphorsäure, welche man darin
fand, entsprach 21 Grm. Phosphat. In einem dritten Versuche hat man das Wasser 25
Tage mit dem Guano in Berührung gelassen und in diesem Falle entsprach die
Phosphorsäure 76 Grm. Phosphat.
Es ist nun bekannt, daß der Guano in sehr trockenen Jahren wenig Wirkung hat und daß
die günstigste Bedingung der Entwickelung seiner Thätigkeit ein leichter Regen ist,
welcher seiner Ausstreuung folgt. Aeltere Versuche, darunter die von Dumas und Boussingault, haben
erwiesen, daß die unlöslichen Phosphate, und namentlich die mit Kalkbasis, zum Theil
in den Zustand löslicher saurer Phosphate durch anhaltende Einwirkung organischer
Materien übergehen. Der Verf. hat nie ein Phosphat, welches organische Substanzen
enthielt, geprüft, ohne größere oder geringere Mengen phosphorsaurer Salze zu
finden. Was mit dem Peruguano unter dem Einflusse des Wassers vorgeht, konnte
vorausgesehen werden, weil derselbe organische Stoffe in großer Menge enthält.
Der Verf. bezweifelt jedoch, daß dieses die Hauptursache des Phänomens sey, denn wenn
es sicher ist, daß die organischen Substanzen die Phosphate löslich zu machen
geneigt sind, so ist es eben so sicher, daß ihre Wirkung eine sehr langsame ist.
Es wurde 1 Kilogrm. desselben Guanos, welcher zu den vorstehenden Versuchen gedient
hatte, sehr sorgfältig gewaschen und sodann mit 4 Kilogr. Wasser angerührt, in
welches 40 Grm. gepulvertes Fleisch, 50 Grm. Torf und 10 Grm. Excremente der
Boaschlange gebracht worden waren. Es sollte hierdurch der Guano der Einwirkung
organischer Stoffe unterworfen werden, indem zugleich die Einwirkung der ihm
eigenthümlichen löslichen Salze, die durch die vorhergehende Waschung fortgeschafft
worden waren, beseitigt wurde. Nach 25 Tagen und nachdem man das Gemisch täglich
mehrmals umgerührt hatte, wurde es filtrirt und die aufgelöste Phosphorsäure
gesucht. Es fand sich nur eine 10,56 Grm. entsprechende Menge Superphosphat, d.h.
siebenmal weniger, als dasselbe Gewicht nicht gewaschener Guano gegeben hatte.
Der Verf. hält es hiernach für erwiesen, daß die organischen Substanzen nur in einem
schwachen Maaße zur Lösung des unlöslichen phosphorsauren Kalks im Guano beitragen, und
daß vielmehr wahrscheinlich die ihm selbst eigenthümlichen Salze die Hauptursache
dieses Ergebnisses seyen.
Es kommt nun darauf an, zu untersuchen, welches diese Salze sind und auf welche Weise
sie den phosphorsauren Kalk auflösen.
Die sorgfältigsten Analysen haben gezeigt, daß die im Peruguano enthaltenen löslichen
Salze sich auf 14 bis 15 Proc. belaufen, und daß man unter ihnen Chlorüre und
alkalische und ammoniakalische Oxalate findet. Es ist nun durch zahlreiche Versuche
namhafter Chemiker, besonders Liebig's und Bobierre's, festgestellt worden, daß mehrere alkalische
Oxalate die Eigenschaft haben, den phosphorsauren Kalk in bedeutendem Maaße
aufzulösen, und es ist auch bekannt, daß sie die Phosphorsäure zur Eingehung einer
neuen löslichen Verbindung veranlassen; dieß ist auch der Fall bei den übrigen
Oxalaten.
Kocht man beliebige Quantitäten doppelt-phosphorsauren Kalkes mit einem
alkalischen Oxalate, so wird der Kalk der Phosphate fast ganz in oxalsaures Salz und
das Alkali des Oxalates in lösliches phosphorsaures Salz umgewandelt. Wiederholt man
den Versuch mit einem neutralen alkalischen Oxalate, z.B. mit oxalsaurem Kali, so
findet die Umsetzung ebenfalls, jedoch in viel geringerem Verhältnisse statt.
Unläugbar muß das, was unter Einwirkung der Wärme geschieht, auch ohne dieselbe vor
sich gehen, wenn auch viel langsamer; und obgleich frühere Versuche des Verf. und
neuere von Boussingault über die auflösende Wirkung
verschiedener Salze auf das Kalksuperphosphat ihn berechtigen, diese Behauptung zu
bejahen, so hat er doch eine Reihe von Versuchen über die Einwirkung des oxalsauren
Kalis auf verschiedene Proben von Kalksuperphosphat anstellen zu müssen geglaubt, um
alle Zweifel in dieser Hinsicht zu beseitigen.
In der nachstehenden Tabelle sind die Resultate zusammengestellt, welche bei 25 Tage
langer Behandlung basischer Kalkphosphate mit oxalsaurem Kali, ohne Anwendung der
Wärme, erhalten wurden.
A bedeutet Wasser, B
Sauerkleesalz, C löslich gewordene Phosphorsäure, in
dreibasischem Kalkphosphate ausgedrückt.
A
B.
C.
Grm.
Grm.
Grm.
Grm.
Künstliches Kaliphosphat
50
600
10
12,40
Gegiühter und gewaschener Peruguano
100
600
10
10,85
Deßgleichen Baker-Guano
70
600
10
8,06
Geglühte und ihres Kohlenstoffes beraubte Knochen
70
600
10
7,15
Geglühter und gewaschener Carrière-Guano
200
600
10
6,98
Fossile Phosphate
66
600
10
4,98
Diese Versuche beweisen, daß das dreibasische Kalkphosphat ohne Wärme durch die
löslichen Oxalate zersetzt wird, und daß seine Phosphorsäure zum Theil in den
löslichen Zustand übergeht.
Ohne Besorgniß, einen Irrthum auszusprechen, kann man behaupten, daß, wenn die
fortdauernde Berührung des Guanos mit dem Wasser diesem Düngemittel eine gewisse
Löslichkeit verleiht, dieß in Folge der auflösenden Einwirkung der in ihm
enthaltenen Salze geschieht; und daß alle Düngemittel von dieser Art, sofern sie
nicht lösliche Salze enthalten, sehr wenig für die Einwirkung des Wassers zugänglich
seyn werden. So hat 1 Kilogrm. peruanischer Guano, nachdem ihm die löslichen Salze
durch Waschen genommen worden waren, nach 25tägiger Behandlung mit 4 Kilogrm.
Wasser, nur eine 3 Grm. dreibasischen Phosphats entsprechende Menge Phosphorsäure
gegeben, nämlich 3/1000 des angewendeten Guanos.
Es muß hierbei bemerkt werden, daß dieser Guano, obgleich er gewaschen worden, nicht
weniger stickstoffhaltige organische Stoffe enthielt, die dem kohlensauren Ammoniak
seinen Ursprung gaben, dem Salze, welches wiederum seinerseits auf den
Phosphatgehalt des Guanos wirkt, indem es einen gewissen Theil desselben löslich
macht.
Es darf kaum hinzugefügt werden, daß ein Guano, welcher seiner löslichen Salze und
organischen Substanzen beraubt worden, fast gar nicht gegen die Einwirkungen des
Wassers empfänglich seyn wird. Man kann sich davon überzeugen, wenn man einen
Baker-Guano, der zuvor gewaschen und aller seiner löslichen Phosphate beraubt
worden ist, 25 Tage lang mit Wasser in Berührung läßt. Man findet nach dieser Zeit
kaum 1/1000 seines Gewichtes Phosphorsäure in dem Wasser. Bekanntlich enthält der
Baker-Guano nur wenig organische Stoffe.
Ist also der Guano gut, enthält er viel lösliche alkalische und ammoniakalische Salze
und organische stickstoffhaltige Stoffe, und ist er genügend lange mit Wasser unter
dem Boden in Berührung, so wird sich seine befruchtende Kraft vermehren.
Enthält der Guano weder lösliche Salze noch stickstoffhaltige Stoffe, so ist die
Einwirkung des Wassers ohne Effect; um dieß zu ändern, muß man, nach Liebig's Versuchen, ihm lösliche Salze hinzufügen, wie
z.B. Seesalz. Die Beimischung dieser Stoffe wird auch sonst sehr nützlich seyn, wie
der Guano auch beschaffen seyn mag.
Findet man die Ausbreitung des Guanos im flüssigen Zustande auf dem Felde zu
beschwerlich, weil man gewohnt ist, ihn in Pulverform auszustreuen, so darf man nur
zu dem eingeweichten Guano ein hinreichendes Quantum Erde mischen. Das Volumen wird
dann ein bedeutenderes, seine Vertheilung auf dem Felde jedoch eine viel bessere und leichtere seyn, und
die Vermehrung der Handarbeit durch eine größere Wirksamkeit des Düngers
ausgeglichen werden.