Titel: Werthbestimmung des Bunzlauer Thones und eines Sandes von daher in feuerfester Hinsicht; von Dr. C. Bischof.
Autor: Carl Bischof [GND]
Fundstelle: Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CII., S. 374
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CII. Werthbestimmung des Bunzlauer Thones und eines Sandes von daher in feuerfester Hinsicht; von Dr. C. Bischof. Bischof's Werthbestimmung. Unter drei aus der Gegend von Bunzlau eingesandten Thonsorten, die zu dem allbekannten Bunzlauer Geschirr verwendet werden, hebe ich diejenige hervor, welche sich am strengflüssigsten erwies. Physikalische Eigenschaften. Der Thon ist von weißer Farbe mit einem Stich in Grau; gelbgefärbte Punkte finden sich nur sehr vereinzelt. – Er zeigt beim Anhauchen den eigenthümlichen Thongeruch besonders hervortretend. – Fühlt sich rauh an. – Schneidet sich körnig; die Sandkörnchen sind eingehüllt von einer sehr zarten, fettigen und leicht abreiblichen Masse. – Hat einen erdigen Bruch. – Haftet stark an der Zunge. – Zerfällt in Wasser unter rascher Entwickelung kleiner Luftbläschen, welche mit singendem Zischen entweichen; gibt damit angefeuchtet eine bindende Masse. – Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser und läßt außerdem vereinzelte gröbere, harte Sandkörner erkennen. Braust mit Salzsäure übergossen, nicht; durch Digestion damit wird wenig Eisen und wenig Kalk ausgezogen. Schwärzt sich beim Glühen über der Spirituslampe, enthält organische Reste. Bestimmung des Grades der Strengflüssigkeit (Feuerfestigkeit) und des Bindevermögens (Magerkeit oder Fettigkeit). Auf Grund des im vorigen Jahrgange dieses Journals (Bd. CLIX S. 54 u. Bd. CLXI S. 208 u. 291) beschriebenen Verfahrens geprüft, wonach die Menge des chemisch reinen Quarzzusatzes das Maaß für die Strengflüssigkeit des Thones im umgekehrten und für das Bindevermögen in geradem Verhältniß gibt, ergab sich, nachdem die resp. Pröbchen der Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt worden waren, Folgendes: Pröbchen Nr. 0 (d.h. der Thon ohne Zusatz) zeigt keine Aufblähung und keine Sprünge oder Risse. – Ist außen glasirt, innen kaum krugartig. – Schwimmt nicht auf Wasser. – Ist sichtlich weit mehr glasirt und mehr verdichtet wie Garnkirk Nr. 0 – Schwindet in geringerer Hitze (gewöhnliche Rothgluth) unmerklich, ohne zu springen oder zu reißen. – Mit Salzsäure längere Zeit digerirt etc., verhält sich der Thon, wenn auch nur sehr wenig, strengflüssiger. Pröbchen Nr. 1 (d.h. versetzt mit 1 Theil Quarz) ist völlig glasirt aber ohne Aufblähung. – Es ist unverkennbar mehr glasirt wie Garnkirk Nr. 1. Pröbchen Nr. 2 ist glasirt, desgleichen Nr. 3, das schon körnige Stellen zeigt und sich, dem Ansehen nach, Garnkirk Nr. 1 nähert. Pröbchen Nr. 4 ist vorherrschend körnig und ist Garnkirk Nr. 1 entschieden voran zu stellen. Seine Strengflüssigkeit ist demnach, Garnkirk Nr. 1 als Einheit angenommen, jedenfalls mehr als 2 und möchte = 3 zu setzen seyn. Das Bindevermögen ergab sich = 2, d.h. Pröbchen Nr. 2 gegen den Ballen des Fingers gestrichen, staubt ab. Wie ich wiederholt erörtert habe, muß die Prüfungshitze eine bestimmt regulirte seyn. Sie darf keine geringere, aber auch keine (wenigstens keine bedeutend) höhere als Gußstahlschmelzhitze seyn. Ist sie geringer, so treten die unterscheidenden Kennzeichen nicht oder nicht augenfällig genug hervor, so daß eine Ueberschätzung der Güte des Thons leicht die Folge ist; ist sie zu hoch, so daß alle Pröbchen gleichmäßig zusammenschmelzen, so fallen damit die Unterscheidungsabstufungen weg. Die Beschaffenheit der stets mitgeglühten Normalpröbchen des Garnkirk-Thones muß daher den Anhaltspunkt zur Beurtheilung des richtigen Hitzegrades geben, der durch einige Uebung genügend sicher zu erlangen ist. Garnkirk Nr. 0 muß glänzend auf der Bruchfläche und Garnkirk Nr. 1 muß glasirt seyn, darf aber nicht sinterig erscheinen. Eine nähere Bestimmung dieses Hitzegrades, wodurch eine genaue Controle ermöglicht wird, werde ich späterhin beschreiben. Zur Controle über die Gleichmäßigkeit der Hitze an allen Punkten im Innern des Prüfungstiegels ist das einfache Mittel, Pröbchen von derselben Art an verschiedenen Stellen zu placiren, die für eine verläßliche Beurtheilung eine durchaus gleiche Beschaffenheit zeigen müssen, sehr zweckmäßig. Will man zur Prüfung besonders strengflüssiger Thone einen höheren Hitzegrad, als bei Quarzzusatz zulässig ist, anwenden, so kann man sich als Zusatzmittel des gebrannten Garnkirker Thones bedienen. Nimmt man z.B., übrigens in derselben Weise verfahrend, statt chemisch reinen Quarzes Chamotte von Garnkirk-Thon, so lassen in der Temperatur, wo die Quarzpröbchen Schmelzung zeigen, die Chamottepröbchen nichts davon erkennen. Erst nach einer wesentlichen Steigerung des Hitzegrades stellen sich die Anzeichen von Schmelzung, Aufblähung, Sinterung, Verglasung ein; indeß darf wie beim Quarzzusatz, diese Steigerung nur bis zu einer bestimmten Grenze stattfinden. Wird letztere überschritten, so schmelzen nicht allein die niederen Pröbchen, sondern auch damit gleichzeitig die höheren. Auch hier muß die Beschaffenheit der mitgeglühten Normalpröbchen den Anhaltspunkt zur Beurtheilung des richtigen Hitzegrades geben. Garnkirk Nr. 0 wie Nr. 1, wie in Folgendem weiter ausgeführt, müssen zackig, dürfen aber nicht sinterig seyn. Wählt man ein Gemenge von Chamotte und Quarz, so ist die erforderliche Prüfungshitze eine höhere, als wenn nur Quarz und eine geringere, als wenn nur Chamotte angewendet wird; jedoch ist hierbei der entscheidende Hitzegrad um so schwieriger zu treffen. Wird das Feuer hoch genug bis zur Schmelzung der ersten Pröbchen gesteigert, so ist aber auch sehr bald die Grenze überschritten, wo alle Pröbchen gleichmäßig zu einem Sinter zusammenschmelzen. Als der in Rede stehende Thon mit der ein-, zwei- etc. fachen Volumenmenge pulverisirter, scharf gebrannter Chamotte des Garnkirk-Thones versetzt und einem Hitzegrade ausgesetzt wurde, welcher die Gußstahlschmelzhitze beträchtlich überstieg, ergab sich: Pröbchen Nr. 1 (d.h. also 1 Th. fr. Thon und 1 Th. Garnkirk-Chamotte) ist aufgequollen, durchaus blasig-sinterig. – Dagegen ist das Normalpröbchen, bestehend aus je 1 Theil rohem und 1 Theil gebranntem Garnkirk-Thon, nicht aufgequollen. – Es zeigt äußerlich feine blasige Erhöhungen, wodurch das Pröbchen zackig erscheint; innerlich ist, nur unter der Loupe betrachtet. Blasigkeit zu erkennen. Pröbchen Nr. 0 (d.h. der fragliche Thon ohne Zusatz) derselben Hitze ausgesetzt, ist zu einem blasigen Sinter völlig zusammengeschmolzen. Garnkirk Nr. 0 dagegen ist sehr wenig aufgequollen. Es ist ebenfalls zackig, steht Garnkirk Nr. 1 hinsichtlich der etwas aufgetriebenen Form nach, wenn es auch übrigens gleichkommt. Pröbchen Nr. 2 ist feinblasig-sinterig. Pröbchen Nr. 3 desgleichen. – Die Sinterung ist so gering, daß sie erst unter der Loupe hervortritt. Es ist dem Ansehen nach Garnkirk 1 nicht nachzustellen. Pröbchen Nr. 4 erscheint gleich strengflüssig mit Garnkirk 1, Nr. 5 desgleichen u.s.w. Es ist demnach in Uebereinstimmung mit oben die Strengflüssigkeit, Garnkirk Nr. 1 als Einheit angenommen, jedenfalls geringer wie 2 und möchte = nahe 3 zu setzen seyn. In der bezeichneten Weise das Bindevermögen untersucht, stäubt Chamottepröbchen Nr. 2 gleichfalls ab, wie es der Fall bei dem entsprechenden Quarzzusatz ist. Diese Bestimmungsweise mit Garnkirk-Chamotte statt chemisch reinem Quarz, wobei übrigens dieselben Vorsichtsmaßregeln und zusammenfallende Uebereinstimmung derselben verschiedenartigen Momente wie beschrieben, zu beachten, empfiehlt sich für sehr strengflüssige Thone und besonders solche, deren Strengflüssigkeit Folge ist von reichlicher Quarzbeimengung. Die reinen besonders quarzreichen Thone erscheinen bekanntlich in der Gußstahlschmelzhitze strengflüssiger als der Garnkirk-Thon und wird die Hitze so weit gesteigert, daß ein Unterschied im Allgemeinen zu Ungunsten der quarzreichen Thone eintritt, so fallen fast gleichzeitig die Unterscheidungsmerkmale weg. Ist ein derartiger Thon sehr wenig oder nicht bindend, so kann man auch statt Chamotte des Garnkirk-Thones letzteren selbst nehmen; wiewohl solche Pröbchen sich nicht körnig zeigen und dem homogeneren Ansehen nach etwas weniger strengflüssig erscheinen. Es verlangt die Chamotte-Methode, daß die Prüfungstiegel aus der allerbesten feuerfesten Masse angefertigt werden. Für fette, weniger strengflüssige Thone empfiehlt sich mehr die Methode mit Quarz, welche die flußbildenden Eigenschaften in verstärkterem Maaße hervortreten läßt und daher gewissermaßen empfindlicher zu nennen ist. Als schließlich noch der fragliche Thon in der Weise geprüft wurde, daß je zwei Probesteinchen von gleichen Dimensionen aus Garnkirk-Thon wie dem vorstehenden Thon und je deren Chamotte angefertigt und einander kreuzweise gegenüber gestellt der Chamotte-Prüfungshitze im offenen Feuer ausgesetzt wurden, war das Steinchen aus dem fraglichen Thone ungleich mehr angegriffen, als dasjenige aus Garnkirk-Thon. Ersteres war bis zur Hälfte gänzlich abgeflossen und bildete der rückständige Kern eine völlig porzellanartige Masse, letzteres war mit einer Linie dicken Flußrinde umgeben und begann innerlich Blasigkeit zu zeigen. Als man die Menge des dem Thone beigemengten Sandes durch Schlämmen, wie früher beschrieben, ermittelte, wurde in 100 Theilen bei zwei Versuchen 28,4 und 29,2 Sand gefunden, was im Mittel 28,8 Procent gibt. Nach alledem ist also der in Rede stehende Bunzlauer Thon ein an sich strengflüssiger Thon, welcher im Feuer unbedeutend schwindet, aber auch wenig bindend ist. Er enthält von sogenannten flußbildenden Bestandtheilen wenig, gewinnt an Strengflüssigkeit durch Behandlung mit Salzsäure unbedeutend, aber er ist sandreich. Mit Bezug auf letzteren Umstand steht er dem Garnkirk-Thon hinsichtlich der Strengflüssigkeit wesentlich nach. Ferner wird bei der Fabrication des Bunzlauer Geschirres ein Sand benützt, der sich dort gleichfalls findet. Derselbe bildet ein sehr gleichartiges, höchst feines, fast unfühlbares Pulver von weißer Farbe mit kaum grauem Stich, welches ein wenig bindend ist. Er braust mit Säure übergossen nicht, und damit digerirt werden neben Thonerde nur Spuren von Eisen und wenig Kalk ausgezogen. Er schwärzt sich nicht beim Glühen über der Spirituslampe. Bestimmung des Grades der Strengflüssigkeit in Vergleich zu chemisch reinem Quarz. Die respectiven Pröbchen aus obigem Thon dargestellt, versetzt einestheils mit chemisch reinem Quarzpulver und anderntheils mit dem fraglichen Sande, und der bestimmten Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt, ergab sich: Pröbchen Nr. 0 (d.h. der Sand für sich) ist porös und noch wenig anhaftend, aber nicht so leicht zerreiblich wie der chemisch reine Quarz. – Werden die Pröbchen an einander gerieben, so reibt sich das Sandpröbchen ab. – Pröbchen Nr. 1 ist völlig glasirt ohne Aufblähung. Pröbchen Nr. 2 und 3 sind glasirt. Pröbchen Nr. 4 beginnt körnig zu werden und erscheint nahe gleich strengflüssig mit Garnkirk Nr. 1 u.s.w. Die Strengflüssigkeit des genannten Thones hat daher bei Anwendung des Sandes statt chemisch reinen Quarzpulvers unmerklich abgenommen. Keinenfalls beträgt sie eine volle Nummer oder einen Grad der Prüfungsscale; nur der Glühvergleich des Sandes und des chemisch reinen Quarzes für sich zeigt, daß er ihm nachsteht. Dieser Sand, welcher sich, abgesehen von dem Thonerdegehalte, durch große Reinheit auszeichnet, ist demnachin Hinsicht der Strengflüssigkeit chemisch reinem Quarzpulver nahezu gleich zu stellen. Ehrenbreitstein am Rhein, den 3. Mai 1862.