Titel: | Notiz über Phosphorchlorid; von Hugo Müller. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CVI., S. 386 |
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CVI.
Notiz über Phosphorchlorid; von Hugo Müller.
Aus der Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1862 S.
295.
Müller, über Phosphorchlorid.
Bekanntlich wird schon seit längerer Zeit Phosphorchlorid in einigen chemischen
Fabriken dargestellt und in den Handel gebracht, welches, wenn sorgfältig bereitet,
nichts zu wünschen übrig läßt. Unlängst habe ich jedoch die unangenehme Erfahrung
gemacht, daß dieses Präparat zuweilen in einem Zustand verkauft wird, in welchem es
geradezu gefährlich ist, und ich nehme daher Veranlassung, die Aufmerksamkeit der
Chemiker auf diesen Gegenstand zu lenken.
Fast allgemein stellt man jetzt größere Quantitäten von Phosphorchlorid dar, indem
man eine Lösung von Phosphor in Schwefelkohlenstoff mit trockenem Chlor sättigt und
dann den Schwefelkohlenstoff abdestillirt. Diese Methode, welche für die Darstellung
im Großen manche Vortheile bietet, liefert aber, wenn nicht mit Sorgfalt ausgeführt,
ein Product, welches aus einem Gemenge von Phosphorchlorid und Phosphor besteht.
Dieses ist besonders dann der Fall, wenn die Phosphorlösung zu concentrirt und im
Anfang der Operation, noch ehe aller Phosphor in Chlorür verwandelt ist, zu stark
abgekühlt wird. Es scheidet sich unter solchen Umständen ein Gemenge von regulinischem
Phosphor mit Phosphorchlorid aus, welches aber schon im Aeußern sich durch sein
fahles wachsähnliches Aussehen von dem strohgelben glänzend krystallinischen reinen
Phosphorchlorid unterscheidet. Begnügt man sich nun damit, den Schwefelkohlenstoff
einfach von der ausgeschiedenen Kruste abzugießen, und ohne zur Entfernung desselben
Wärme anzuwenden, so hält sich ein solches Präparat zwar unter Umständen längere
Zeit unverändert, aber nach einiger Zeit verflüssigt sich dasselbe allmählich unter
Bildung von Phosphorchlorür. Wie sich aber leicht einsehen läßt, kann ein solches
Gemisch, besonders wenn es vielen freien Phosphor enthält, dadurch gefährlich
werden, daß durch geringe Temperaturerhöhung eine heftige Reaction zwischen dem
Phosphor und Phosphorchlorid eintreten kann. Abgesehen davon, ist aber ein solches
Präparat für die gewöhnlichen Zwecke ganz unbrauchbar. Ich habe unlängst nach
einander aus zwei chemischen Fabriken in Deutschland Phosphorchlorid erhalten,
welches dieser Art war und es war nur einem glücklichen Umstand zu verdanken, daß
die freiwillige Entzündung und das Umherschleudern des Inhalts einer der Flaschen
nicht die Zerstörung meines Laboratoriums zur Folge hatte.
Ich glaube, daß selbst für die Darstellung im Großen es am zweckmäßigsten ist, zuerst
Phosphorchlorür darzustellen und dieses dann durch weitere Behandlung mit Chlor in
Chlorid zu verwandeln. Diese Umwandlung geschieht am besten in weithalsigen
geräumigen Gläsern, auf deren Hals man mittelst eines Rings eine durchbohrte
Kautschukplatte fest aufgeschraubt hat, durch welche das Chlor eingeleitet wird.
Das Phosphorchlorür läßt sich leicht in jeder Quantität darstellen, indem man mit
einer kleinen Quantität des Chlorürs beginnend in demselben eine entsprechende Menge
Phosphor auflöst und dann Chlorgas einleitet, bis alles in Chlorür verwandelt ist,
dann von Neuem Phosphor einträgt und mit Chlor bis zur Chlorürbildung sättigt und
sofort bis die nöthige Quantität des Chlorürs gebildet ist. Es vertritt in dieser
Methode das Phosphorchlorür die Stelle des Schwefelkohlenstoffs und es läßt sich mit
geringer Uebung die Operation leicht leiten. Die Anwendung des Schwefelkohlenstoffs
hat außerdem noch den Nachtheil, daß er leicht zur Bildung eines schwefelhaltigen
Products Veranlassung geben kann, da bekanntlich, wenn auch langsam in der Kälte,
aber merklich in der Wärme, der Schwefelkohlenstoff durch Phosphorchlorid zersetzt
wird.