Titel: Anwendung des Campecheholz-Extracts zum Desinficiren gangränoser, putrescirender etc. Wunden; von T. P. Desmartis.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XX., S. 74
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XX. Anwendung des Campecheholz-Extracts zum Desinficiren gangränoser, putrescirender etc. Wunden; von T. P. Desmartis. Aus den Comptes rendus, Mai 1862, t. LIV p. 1116. Anwendung des Campecheholz-Extracts zum Desinficiren gangränoser etc. Wunden. Man ist schon seit einiger Zeit bemüht Mittel zu finden, welche die Eigenschaft besitzen die Wunden zu desinficiren und die eiterigen Materien zu absorbiren. Wir bringen nun die Anwendung einer Substanz in Vorschlag, welche dieses Vermögen im höchsten Grade besitzt, nämlich das Extract von Campecheholz (Haematoxylum campechianum). Der Zufall führte uns auf diese kleine Entdeckung. Wir mußten Krebskranke Pflegen, welche große Wunden mit Geschwüren hatten, die einen höchst eckelhaften Geruch verbreiteten; wir kamen auf den Gedanken als adstringirendes Mittel auf diesem matschigen Fleisch eine aus gleichen Theilen Campecheholz-Extract und Schweinfett bestehende Pommade anzuwenden. Sofort verschwand aller Gestank und die eiterige Beschaffenheit des Fleisches verminderte sich beträchtlich. Wir wollten nur einige Stunden lang die Anwendung unserer Pommade aussetzen, und fast sogleich erschienen wieder die mephitischen Ausdünstungen und eine reichliche eiterige Absonderung. Diese Erscheinungen stellten sich bei verschiedenen Kranken constant ein, so oft wir den Versuch wiederholten. Wenn man das Campecheholz-Extract in Fällen von Gangräne, von Spitalfäulniß, anwendet, so verschwindet das Uebel wie durch Zauber. Wir haben uns desselben auch bedient, um den in Folge von Amputationen oder Verwundungen eintretenden Rothlauf zu verhüten und aufzuhalten. Auf den Krebsgeschwüren mit charakteristischen übelriechenden Ausdünstungen, auf den stinkendsten Wunden verschwindet der Fäulnißzustand; das Campecheholz-Extract wirkt daher fäulnißwidrig, antiseptisch. Diese Substanz hat den großen Vortheil, daß sie blutstillenden Arzneimitteln, wie Eisenchlorid, schwefelsaurem Eisenoxyd etc. beigemischt werden kann. Man kann sie auch als Pulver und als Waschmittel anwenden. Zum Auflösen des Campecheholz-Extracts (welches bekanntlich zum Gebrauch der Färbereien einen sehr wohlfeilen Handelsartikel bildet) muß man heißes Wasser anwenden.