Titel: Ueber die Neutralisation der Farbe bei der Mischung gewisser Salzlösungen; von F. Field.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XXXVIII., S. 143
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XXXVIII. Ueber die Neutralisation der Farbe bei der Mischung gewisser Salzlösungen; von F. Field. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, 1861, Bd. CXX S. 344. Field, über die Neutralisation der Farbe bei der Mischung gewisser Salzlösungen. Maumené machte Wohl zuerst darauf aufmerksam, daß bei dem Mischen der Lösungen von salpetersaurem Kobaltoxydul und salpetersaurem Nickeloxydul, nach gewissen Verhältnissen, die rothe und die grüne Farbe der einzelnen Lösungen sich gegenseitig auslöschen und die Flüssigkeit farblos wird oder doch nur eine schwache neutrale Färbung zeigt. Uebrigens muß, seitdem die Oxyde von Nickel und Kobalt auf nassem Wege aus der sogenannten „Speiße“ dargestellt werden, wie dieß in Birmingham seit einer Reihe von Jahren geschieht, diese Thatsache von den mit dieser Fabrication Beschäftigten wahrgenommen worden seyn; einem mit jener Thatsache Unbekannten, welcher sich auch nur wenig mit dieser Art chemischer Scheidungen beschäftigt hat, muß es auffallen, daß eine Lösung der „Speiße“ obgleich sowohl an Kobalt wie an Nickel sehr reich, fast farblos seyn und weder die rothe Kobalt- noch die grüne Nickelfarbe zeigen kann. Liebig Polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 376. hat bezüglich der Wirkung des Braunsteins als Entfärbungsmittels des Glases die Ansicht ausgesprochen, daß diese Wirkung wohl nicht auf der Oxydation des Eisenoxyduls durch das Mangansuperoxyd beruht, da weder salpetersaures Kali noch andere kräftige Oxydationsmittel denselben Effect hervorbringen, sondern darauf, daß die dem Glase durch das Mangan mitgetheilte violette Färbung zu der durch das Eisen hervorgebrachten grünen complementär ist, und durch die Neutralisation beider Farben eine farblose Masse entsteht. Ich glaube, daß die Richtigkeit dieser Ansicht unzweifelhaft ist, denn wenn Borax mittelst Eisenoxydul gefärbt, das resultirende Glas in einem Platintiegel geschmolzen, und etwas von demselben dem vorher mit Mangan gefärbten Salz vorsichtig zugesetzt wird, so tritt ein Zeitpunkt ein, in welchem die Mischung weder die eine noch die andere Färbung zeigt und ein fast farbloses Glas erhalten wird. Liebig erwähnt auch, daß bei Zusatz einer schwach rosenroth gefärbten concentrirten Lösung von schwefelsaurem Manganoxydul zu einer schwach grün gefärbten Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul eine ganz farblose Mischung erhalten wird. Ich habe einige Versuche über das Verhalten auch anderer Lösungen und Verbindungen angestellt. Bei allmählichem Zusatz von salpetersaurem Kobaltoxydul zu einer kalten Lösung von doppelt-kohlensaurem Natron wird eine schön amethystfarbige, manchmal dem Violett in der Farbe nahe kommende Flüssigkeit erhalten. Die Flüssigkeit hat nichts von dem reinen Rosenroth des salpetersauren oder des schwefelsauren Manganoxyduls, sondern in die Zusammensetzung ihrer Farbe geht offenbar beträchtlich viel Blau ein. Wird die so erhaltene Flüssigkeit in 2 gleiche Theile getheilt und dem einen derselben einige wenige Tropfen von wässerigem unterchlorigsaurem Natron zugesetzt, so geht die Farbe dieser Flüssigkeit in ein intensives Grün über, das keine Spur von Blau, aber einen schwachen Stich in's Gelbe hat und der Farbe einer Lösung von Kupferchlorid in starker Salzsäure sehr ähnlich ist. Wird nun die violette (unverändert gebliebene) Flüssigkeit mit der grünen zusammengegossen, so erhält man eine farblose Mischung in vielleicht noch auffallenderer Weise als bei dem Zusammengießen der Lösungen von Kobalt- und Nickelsalzen; das Blau in der Farbe des doppeltkohlensauren Kobaltoxyduls bildet mit dem Gelb in der Farbe der durch den Zusatz von unterchlorigsaurem Natron hervorgebrachten höher oxydirten Verbindung Grün, und letzteres, zusammen mit dem übrigen Grün dieser Flüssigkeit, wird durch das reine Rosenroth vollständig neutralisirt. Eine verdünnte Lösung von schwefelsaurem Nickeloxydul (Blaßgrün) löst krystallisirtes schwefelsaures Manganoxydul (Hellroth) unter Bildung einer farblosen Flüssigkeit. In der Farbe einer Lösung von übermangansaurem Kali sind offenbar Roth und Blau enthalten, durch deren Vereinigung das für die Lösung dieses Salzes so charakteristische Violett hervorgebracht wird. Wenn man einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd etwas Kochsalz zusetzt, so wird in Folge wechselseitiger Zersetzung Kupferchlorid gebildet und die Flüssigkeit nimmt eine rein grüne Farbe an. Fügt man dieser Flüssigkeit vorsichtig übermangansaures Kali zu, so geht die Farbe in ein schönes reines Blau über; das Roth wird durch das Grün neutralisirt, und das Blau bleibt allein sichtbar. Der Versuch läßt sich auch unter Anwendung von Kupferchlorid an der Stelle des schwefelsauren Kupferoxyds ausführen. Die Lösung des säurefreien Chlorids in Wasser hat eine blaßblaue Farbe, welche auf Zusatz von einem Tropfen der Lösung von übermangansaurem Kali in Dunkelblau übergeht. Wird die Lösung des Kupferchlorids mit etwas Säure versetzt und die des übermangansauren Kalis wie vorher zugefügt, so zeigt sich eine ähnliche Wirkung, aber nach etwa 1/2 Stunde verschwindet das reine Blau und die Flüssigkeit wird grün; in diesem Falle ändert die Säure zuerst die blaue Farbe der Kupferchloridlösung in Grün um und zersetzt später das übermangansaure Kali, und so wird durch Zerstörung des Roths, welches durch das Grün neutralisirt wurde, und des zuerst unversehrt gebliebenen Blau's das ursprüngliche Grün wieder sichtbar. Wird eine Lösung von übermangansaurem Kali vorsichtig zu einer Lösung von doppelt-chromsaurem Kali gesetzt, so entsteht eine hellrothe Flüssigkeit. Doch müssen die Lösungen verdünnt angewendet und mit Vorsicht gemischt werden. Das Gelb in der Lösung des doppelt-chromsauren Kalis bildet mit dem Blau in der Lösung des übermangansauren Kalis Grün, welches mit dem in beiden Lösungen enthaltenen Roth sich zu Farblosigkeit neutralisiren würde, wäre dieses Roth nicht im Ueberschuß vorhanden. Die meisten Chemiker haben wohl schon beobachtet, daß bei der volumetrischen Bestimmung des Eisens mittelst übermangansauren Kalis der letzte Tropfen der Lösung des letzteren Salzes, bei dessen Zusatz man die Beendigung der Reaction erkennt, der Flüssigkeit eine rosenrothe Farbe ertheilt, welche von dem Bläulichroth der Lösung des übermangansauren Salzes etwas verschieden ist. Das Blaßgelb des Eisenchlorids hat sich mit dem Blau des übermangansauren Kalis vereinigt, und da das resultirende Grün das stärkere Roth nicht ganz auslöschen konnte, ist ein Theil des letzteren sichtbar geblieben. Nach Gibbs gibt die von Walter Crum entdeckte schöne Reaction auf Mangan, mit Salpetersäure und Bleisuperoxyd, nicht die charakteristische Färbung, wenn sehr viel Nickel und nur wenig Mangan zugegen ist; das Nickelsalz zerstört oder modificirt wenigstens jedenfalls die auf der Bildung der Uebermangansäure beruhende Färbung. Ist jedoch auch Kobalt zugegen, oder wird eine Lösung eines Kobaltsalzes nachher noch zugesetzt, so wird die Farbe des Nickelsalzes neutralisirt und die für das Mangan charakteristische Färbung sichtbar. Wenn Rothfeuermischung, aus salpetersaurem Strontian, chlorsaurem Kali u.s.w. zusammengesetzt, mit Grünfeuermischung, welche salpetersauren Baryt enthält, gemengt und das Gemenge entzündet wird, so sind die rothen und die grünen Strahlen nicht mehr sichtbar, sondern die Flamme ist weiß oder richtiger bläulich weiß; in dem Carmoisinroth der Strontianflamme ist etwas Blau enthalten, welches bei dem Auslöschen des Roths durch das Grün sichtbar wird. Wird die Mischung zu Rosenrothfeuer (aus 34 Theilen kohlensaurem Kalk, 52 Theilen chlorsaurem Kali und 14 Theilen Schwefel, oder besser wohl noch aus 23 Theilen trocknem Chlorcalcium, 61 Theilen chlorsaurem Kali und 16 Theilen Schwefel) mit der gewöhnlichen Grünfeuermischung gemengt und entzündet, so wird rein weißes Licht hervorgebracht.