Titel: | Ueber die Gegenwart und die Rolle des Acetylens im Leuchtgase; von Berthelot. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XLI., S. 150 |
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XLI.
Ueber die Gegenwart und die Rolle des Acetylens
im Leuchtgase; von Berthelot.
Aus den Comptes rendus,
t. LIV p. 1070.
Berthelot, über die Gegenwart und die Rolle des Acetylens im
Leuchtgase.
1) Das Acetylen ist im Leuchtgase vorhanden, wovon ich mich überzeugte, indem ich
dasselbe daraus in der bekannten Verbindung mit Kupferoxydul abschied, aus dieser es
rein darstellte und analysirte. Die Eigenschaften des so erhaltenen Acetylens
stimmen vollständig mit denen überein, welche das Gas besitzt, wenn man es nach
anderen Methoden darstellt. Das Entstehen des Acetylens in dem Leuchtgase erklärt
sich leicht, wenn man sich erinnert, daß das letztere bei Rothglühhitze erzeugt
wird.Nach Berthelot bildet sich im Allgemeinen das
Acetylen stets, wenn eine organische Substanz durch eine zur Rothgluth
erwärmte Röhre streicht, aber es entsteht nicht, wenn man eine organische
Verbindung in einer Retorte nur der Destillation unterwirft.
2) Die Menge des Acetylens im Leuchtgas ist so gering, daß sie kaum einige
Zehntausendstel erreicht; trotzdem ist es nicht ohne Einfluß theils auf den Geruch,
theils auf die leuchtenden Eigenschaften des Gases.
Da nämlich das Acetylen in seiner procentischen Zusammensetzung nicht von dem Benzol
differirt, so genügt dieß um vorauszusehen, daß seine Flamme stark rußt und eine
kleine Menge desselben einem wenig leuchtenden Gase eine bedeutende Leuchtkraft
mittheilen kann; für gleiche Volume ist diese Leuchtkraft bei dem Acetylen bedeutend
stärker als bei dem ölbildenden Gase, mit welchem jenes bisher verwechselt
wurde.
3) Der Geruch des Acetylens verdient ebenfalls Beachtung, weil der charakteristische
Geruch des Leuchtgases vielleicht am meisten durch denjenigen des Acetylens bedingt
ist.
Vier Substanzen bewirken hauptsächlich den Geruch des Leuchtgases:
a) das Acetylen; es genügt, dieses Gas mit Spuren von
Schwefelwasserstoffgas zu mischen, um den specifischen Geruch des Leuchtgases
(Steinkohlengases) zu erzeugen;
b) der Schwefelkohlenstoff, welcher ebensowohl durch
seinen eigenen Geruch wirkt, als indem er unter dem Einfluß der Feuchtigkeit
Veranlassung zur Bildung anderer übel riechender Schwefelverbindungen gibt;
c) das Benzol; der Geruch dieses Körpers kann in seiner
Reinheit wahrgenommen werden, wenn man das Leuchtgas zuerst mit ammoniakalischem
Kupferchlorür und dann mit einer sauren Flüssigkeit wascht;
d) das Naphtalin; sein Geruch macht sich hauptsächlich
bemerkbar in den Krümmungen und Feuchtigkeitsansammlungen der Leitungsröhren, viel
weniger bei dem in Bewegung befindlichen Gase.