Titel: | Ueber einige Varietäten des Gerbstoffs; von Dr. J. Stenhouse. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XLII., S. 150 |
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XLII.
Ueber einige Varietäten des Gerbstoffs; von Dr.
J. Stenhouse.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, März 1862, S. 150.
Stenhouse, über einige Varietäten des Gerbstoffs.
Bei unserer noch nicht ganz sicheren Kenntniß von der Natur der verschiedenen
Gerbstoffe, schien mir eine nähere Untersuchung derselben nicht ohne Interesse;
dieselbe lieferte folgende Ergebnisse:
Sumach. – Der Gerbstoff des Sumachs kann durch die
Aetherextractionsmethode nicht rein erhalten werden; ich habe daher eine andere
Methode befolgt, welche wenigstens einigermaßen befriedigende Resultate liefert. Ein
starkes Sumachextract wurde mit essigsaurem Bleioxyd gefällt; der Niederschlag war
hellgelb und wurde durch Schwefelwasserstoff zersetzt, abfiltrirt und darauf das
Filter mit verdünnter Schwefelsäure gekocht. Nach einiger Zeit zeigten sich
Krystalle von unreiner Gallussäure. Nach ihrer Abscheidung lieferte die mit
kohlensaurem Kalk neutralisirte Mutterlauge bei der Gährung reichliche Spuren von
Traubenzucker.
Eine andere Sumach-Abkochung wurde in der Kälte mit Schwefelsäure behandelt;
es bildete sich ein reichlicher Niederschlag, der beim Kochen gleichfalls
Gallussäure und Zucker lieferte. Der Gerbstoff des Sumachs ist folglich mit
demjenigen der Galläpfel identisch.
In lange Zeit aufbewahrtem Sumach ist der Gerbstoff in Folge einer natürlichen
Gährung großentheils in Gallussäure und Traubenzucker umgesetzt, und man kann
letztere nur in sehr unreinem Zustande daraus darstellen, so daß also der Sumach zur
Gewinnung derselben nicht geeignet ist. Außerdem enthalten die verschiedenen
Sumach-Arten auch sehr verschiedene Mengen Gerbstoff.
Chinesische Galläpfel. – Diese durch ihre eckige
Form und ihr durchscheinendes Ansehen sich auszeichnenden Galläpfel sollen von einer
in China und Japan wachsenden Pflanze gesammelt werden. Sie enthalten wenig
Farbstoff und eignen sich daher vorzugsweise zur Darstellung der Gallussäure. Eine
Abkochung dieser Galläpfel verhielt sich wie die entsprechende des Sumachs. Auch
Pyrogallussäure konnte erhalten werden. Der Gerbstoff der chinesischen Galläpfel ist
also derselbe wie derjenige des Sumachs.
Thee. – Der Gerbstoff des grünen wie des schwarzen
Thees enthält stets eine geringe Menge Gallussäure, die jedoch nicht von der
Zersetzung des Gerbstoffs, wie bei den Galläpfeln und dem Sumach, herrührt.
Durch die kalte Behandlung mit Schwefelsäure erhält man den Gerbstoff als
dunkelbraunen Bodensatz. Beim Kochen mit Schwefelsäure lieferte er aber keine Spur
Zucker oder Gallussäure, sondern verwandelte sich in eine dunkelbraune, im Wasser
fast unlösliche Substanz. Sie war auch in Alkohol löslich, gab aber keine
Krystalle.
Rinde der Eiche (Quercus
pedunculata). Ein Absud dieser Rinde, nacheinander mit essigsaurem Blei,
Schwefelwasserstoff und Schwefelsäure behandelt, gab Zucker und einen braunrothen
Niederschlag, aber keine Gallussäure. Der Gerbstoff dieser Eichenrinde ist also
nicht identisch mit dem des Thees.
Velanifrucht (Frucht von Quercus
aegilops). Der Gerbstoff dieser Eichelart ist glänzend gelb; bei der
mehrerwähnten Behandlung liefert er Zucker, aber keine Spur Gallussäure. Noch
mehrere andere Früchte gaben ganz ähnliche Resultate.
Eisengrünende Gerbstoffe. – Der Gerbstoff der
Rinde von Salix triandra und undulata gab bei der mehr erwähnten Behandlung reichliche Spuren von
Zucker. Mit Salpetersäure wurde bloß Kleesäure erhalten.
Die Rinde von Alnus glutinosa lieferte dagegen keine
Anzeige von Zucker.
Ebenso verhielt sich der Catechu-Gerbstoff sowie der Gerbstoff der Lärche
(Pinus larix) und der Rhizophora mangle. Alle diese Gerbstoffe finden indessen in der Gerberei
Anwendung, wenn auch nur in beschränktem Maaße.
Es folgt aus diesen Versuchen, daß alle Gerbstoffe, welche mit Eisensalzen
blauschwarze Niederschläge geben, bei ihrer Zersetzung Zucker liefern, also
Glykoside sind, während von den eisengrünenden nur der Weidengerbstoff bei der
Spaltung Zucker gab.