Titel: Verfahren zur Fabrication des Zinnobers auf nassem Wege; von Gautier-Bouchard.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XXXIII., S. 141
Download: XML
XXXIII. Verfahren zur Fabrication des Zinnobers auf nassem Wege; von Gautier-Bouchard. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1862, t. XXXII p. 258. Gautier-Bouchard's Verfahren zur Fabrication des Zinnobers auf nassem Wege. Auf Grund zahlreicher Versuche verwende ich bei der Fabrication des Zinnobers auf nassem Wege geschwefeltes Ammoniumsulfhydrat oder Ammoniumpolysulfuret. Die Operation ist leicht ausführbar und gelingt immer. Das Product ist sehr schön und läßt zwar, in Bezug auf seine Haltbarkeit im Vergleich mit den besten Producten dieser Art vielleicht noch etwas zu wünschen übrig, ich zweifle aber nicht, daß ich durch fortgesetzte Erfahrungen ein noch haltbareres Product erzielen werde. Das Ammoniumpolysulfuret wurde bisher nicht zur Zinnoberfabrication verwendet, ist aber, wie Macquer in seinem Dictionnaire de chimie von 1778 anführt, schon von Hoffmann vorgeschlagen worden; in der neuesten Zeit wurde es auch von Liebig empfohlen. Dieser Vorschlag scheint nicht befolgt worden zu seyn, oder infofern es (vielleicht in England) geschah, ist das Verfahren wenigstens nicht veröffentlicht worden. Ich verfahre folgendermaßen: In eine thönerne Flasche oder einen thönernen Krug von etwa 1 1/2 Litern Inhalt bringe ich 200 Gramme Schwefelblumen, 400 Kubikcentimeter geschwefeltes Schwefelammonium von 1,034 specifischem Gewicht, und 1000 Gramme Quecksilber. Ich verkorke die Flasche sofort und binde einen Faden über den Kork, welcher ohne diese Vorsicht durch den im Innern der Flasche entwickelten Druck herausgetrieben würde. Die Mischung in der Flasche wird nun 7 Stunden lang lebhaft geschüttelt und dann 3 bis 4 Tage lang bei einer Temperatur von 50 bis 60° C. stehen gelassen. Nach Verlauf dieser Zeit, oder selbst noch früher, hat sie sich in eine dicke Masse von sehr schöner rother Farbe verwandelt. Ich entkorke nun die Flasche, gieße warmes Wasser hinein, schüttle um, und lasse die so verdünnte Masse herausfließen, worauf ich den Zinnober mit warmem Wasser wasche, bis er keine Spur von Schwefelammonium mehr enthält. Nach dieser ersten Reinigung schlämme ich den Zinnober, wobei die gröberen Theile zu Boden fallen, während die feinen Theile mit dem Wasser fortgehen, aus welchem man sie in anderen Gefäßen sich absetzen läßt. Man sammelt den Absatz und läßt ihn abtropfen, womit die Operation beendet ist. Es ist jedoch gut, den Zinnober noch mit Salpetersäure zu behandeln, wie Leuchs in seiner Farbenkunde angerathen hat, weil er dadurch haltbarer zu werden scheint. Nach dieser Behandlung wasche ich ihn erst mit warmem, dann mit kaltem Wasser, bis das Waschwasser nicht mehr sauer reagirt, lasse ihn abtropfen und bringe ihn in die Trockenkammer. Der nach diesem Verfahren erhaltene Zinnober übertrifft durch seine lebhafte rothe Farbe alle Zinnobersorten, welche ich gesehen habe.