Titel: Ueber den umgeschlagenen Wein; von J. Nicklès.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XXXVIII., S. 152
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XXXVIII. Ueber den umgeschlagenen Wein; von J. Nicklès. Aus den Comptes rendus, t. LIV p. 1219. Nicklès, über den umgeschlagenen Wein. In seinem (vorstehenden) Aufsatz in diesem Betreff constatirt Béchamp unter Anderm: 1) daß durch das Umschlagen des Weines dessen Gehalt an Kali vergrößert wird; 2) daß der umgeschlagene Wein Propionsäure enthält. Ich will nun zeigen, daß diese Thatsachen die Folge einer und derselben Erscheinung sind, welche ich schon im Jahr 1846 erörtert habe, nämlich in meiner Abhandlung über die Gährung des rohen Weinsteins (Revue scientif. de Quesneville, décembre 1846). Der in den Weinfässern sich absetzende rohe Weinstein oder das doppelt-weinsteinsaure Kali enthält nämlich alle erforderlichen Elemente zur Erzeugung sowohl des Kalis, als einer Säure von der Formel C⁶H⁶O⁴ der Propionsäure oder der ihr isomeren Butteressigsäure,Ich habe gezeigt, daß die Butteressigsäure, obgleich sie die Zusammensetzung der Propionsäure hat, mit derselben doch nicht identisch ist (Journal de Pharmacie et de Chimie, t. XXXIII p. 351). weil einerseits die Weinsteinsäure zu gähren vermag (wobei unter anderen Säuren eine bei 140° C. siedende entsteht, welche die Zusammensetzung C⁶H⁶O⁴ sowie gewisse Eigenschaften der Propionsäure besitzt), und andererseits der rohe Weinstein nach seiner Veränderung durch die Gährung dem Wein das Kali wieder erstattet, welches er ihm im Augenblick seiner Fällung entzogen hatte. Die Annahme von Béchamp, daß die fragliche Säure von Glycerin herstammt, ist eine Hypothese, welche den Ursprung des im umgeschlagenen Wein enthaltenen überschüssigen Kalis nicht erklärt, auch gibt sie uns keinen Aufschluß was aus der Weinsteinsäure wird, wenn der Weinstein in Berührung mit dem so veränderten Wein verschwindet. Die von mir aufgestellte Theorie, welche sich auf die Gährung der Weinsteinsäure und ihre Umwandlung in die Säure C⁶H⁶O⁴ gründet, ergibt sich einfach aus den Thatsachen und erklärt den Zusammenhang der darin mitgetheilten Beobachtungen, nämlich: 1) daß der in den Fässern abgesetzte rohe Weinstein in Berührung mit dem umgeschlagenen Wein allmählich verschwindet; 2) daß der umgeschlagene Wein mehr Kali enthält als der ursprüngliche; 3) daß der umgeschlagene Wein Propionsäure enthält.