Titel: Beschreibung zweier neuen Schraubenschlüssel.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LX., S. 255
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LX. Beschreibung zweier neuen Schraubenschlüssel. Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, Mai 1862, S. 101. Mit Abbildungen auf Tab. V. Beschreibung zweier neuen Schraubenschlüssel. Fig. 13 und 14. Schraubenschlüssel von Joh. Keßler, Ingenieur (Chef der Staats-Eisenbahn-Werkstatt in Bruck a. d. L.). Die fixe Backe ist am Ende eines kurzen Armes, der mit dem Ende des Schlüsselschaftes durch einen Bolzen drehbar verbunden ist; die bewegliche Backe ist auf dem kurzen Arme verschiebbar, und wird durch das herzförmige Ende (Excenter) des Schaftes an die Flächen der Mutter angepreßt. Die Schlüsselweite wird um so größer, je mehr der bewegliche Ann gegen den Schaft gedreht wird, und ist am größten, wenn die Richtung der beiden gegeneinander einen rechten Winkel bildet. – Der Schlüssel nach der in der Hälfte der wirklichen Größe ausgeführten Zeichnung entspricht für Schlüsselweiten von 4''' bis 13'''. Dieser sinnreiche Schlüssel hat den besonderen Vortheil, daß die Muttern oder Köpfe der Schrauben, welche damit angezogen werden sollen, sehr geschont werden, denn indem sich die Backen fest an die Flächen der Schraubenmutter anpressen, ist eine Beschädigung der Ecken (Kanten) der Mutter nicht denkbar; der Schlüssel empfiehlt sich vorzüglich für solche Verschraubungen, wo ein großer Kraftaufwand beim Anziehen der Muttern oder Schrauben nöthig ist, und wo der Raum für die Manipulation nicht beschränkt ist. Für die Fälle, wo zum Drehen der Schraube oder der Schraubenmutter ein Umstecken des Schlüssels nöthig ist, ist der Schlüssel in seiner Handhabung indeß nicht so bequem wie der französische Schraubenschlüssel oder der folgende Schlüssel von E. Schwarz. Das Gewicht eines Schlüssels in der doppelten Größe der Zeichnung ist 2 Pfund 9 Loth. Fig. 15 und 16 Schraubenschlüssel von Edm. Schwarz, Hütten-Ingenieur in Janowitz. Die fixe Backe ist am Ende des Schaftes, und mit demselben aus einem Stück. Die verschiebbare Backe erscheint als eine Hülse am Schlüsselschaft, an welchem sie ihre Führung hat, und durch Zähne stellbar ist. Die Verschiebung dieser Backe kann sehr leicht und zwar mit dem Daumen derselben Hand welche den Schaft hält, bewerkstelligt werden; der Schlüssel kann daher ganz mit einer Hand dirigirt werden. Dieser Schraubenschlüssel empfiehlt sich sowohl durch seine Leichtigkeit (nämlich geringes Gewicht) als durch seine zweckmäßige Form, er ist leicht und bequem zu handhaben, und zu allen Verschraubungen, welche bei beschränktem Raume ausgeführt werden müssen, gut zu gebrauchen, indem man mit demselben, sowie mit dem einfachen deutschen Schraubenschlüssel, überall leicht zukommen kann. Wird der Zahnung (resp. Zahn-Eintheilung des Schlüsselschaftes) die Maaß-Einheit der Scala zu Grunde gelegt, nach welcher die Schraubenbolzen und sonach auch die Schraubenköpfe und Muttern ausgeführt werden, so lassen sich die, den verschiedenen Schraubenköpfen und Muttern eines und desselben Schraubensystems genau entsprechenden Schlüsselweiten mit dem Schraubenschlüssel dieser Construction erzielen. Wegen seines geringen Gewichtes ist der Schlüssel nicht so leicht der Gefahr ausgesetzt, als Hammer benützt zu werden, wie dieß gerne bei Benützung anderer Schraubenschlüssel, namentlich des französischen Schlüssels, geschieht. Der Schlüssel in der doppelten Größe der gegebenen Zeichnung reicht noch bis zu Schlüsselweiten' von 18–20''' ganz gut aus. Mit zwei Größen reicht man für alle Gattungen Schrauben der gewöhnlich vorkommenden Dimensionen vollkommen aus. Solche Schraubenschlüssel werden in der Maschinenwerkstätte des gräfl. Harrach'schen Eisenwerkes und zwar aus Gußstahl erzeugt. Bei dem in Fig. 15 und 16 gezeichneten Schlüssel ist die Länge eines Zahnes am Schafte = 1'''. Das Gewicht eines solchen Schraubenschlüssels ist = 29 Loth.

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