Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. , S. 447
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Miscellen. Miscellen. Neue Dampfmaschine mit gekrümmtem Cylinder. Der junge Prinz Polignac hat eine sehr sinnreiche Dampfmaschine construirt, die vielleicht für kleine Maschinenkräfte sich sehr vortheilhaft wird benutzen lassen. Auf einer Unterlage ist ein liegender Dampfcylinder mit Schiebekasten, Zu- und Ableitungsrohr für Dampf etc. angebracht, der indessen nicht gerade, sondern in einem flachen Kreisbogen gekrümmt ist. Die eben so gekrümmte Kolbenstange ist durch beide Cylinderdeckel geführt; ihre Enden stehen mit einem stehenden Dreieck in Verbindung, das mittelst einer querdurchgehenden Achse auf zwei Seitenständern gelagert ist. Die nöthigen Verstärkungen des Dreiecks durch Querstangen sind angebracht; die Achse so gelagert, daß sie als Mittelpunkt des Kreises dient, nach dessen Peripherie der Cylinder geformt ist. Die beiden davon ausgehenden, mit der Kolbenstange verbundenen Schenkel des Dreiecks, sind Radien dieses Kreises. Es wird somit eine einfache Pendelbewegung erzeugt; die Reibung ist gering, da sie nur eine drehende ist und der Kolben des Cylinders selbst getragen wird, womit der Haupteinwurf gegen das System der liegenden Dampfmaschinen wegfällt. An dem einen Schenkel des Dreiecks ist die Bleuelstange eingelenkt, die ohne weitere Leitung und Geradführung mit dem anderen Ende an einer gekröpften Achse angreift. Diese Achse trägt wie gewöhnlich die Excentrics und zwei leichte Schwungräder. Eine Maschine von 6 Pferdekräften, nach diesem System ausgeführt, hat sich gut bewährt, und ist diese Construction besonders deßhalb zu empfehlen, well sie einen sehr schnellen Gang der Maschine (500–700 Umdrehungen per Minute (?) erlaubt und sehr wenig Reibung darbietet. Diese Maschine soll von dem gebrauchten Dampfe bedeutend mehr Kraft realisiren, als die gewöhnlichen, im Verhältniß von 65 zu 75. Eine Maschine der Art von 6 Pferdekräften wiegt 20 Cent. und kostet 400 Thlr., natürlich ohne den Kessel. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 22.) Anwendung der Dampfkraft auf Canälen. Man kann hierzu weder Räder- noch Schraubendampfer verwenden, da diese die Seitenwände des Canals beschädigen würden und eine zu große Breite der Schleuse nöthig machten. Auf der Seine hat man jetzt Versuche mit einer neuen sinnreichen Vorrichtung gemacht, die man nun auf den bedeutenderen Canälen Frankreichs einführen will. Zwischen Paris und Ronen liegt auf dem Boden der Seine, inmitten der Fahrtrinne eine starke Kette. Die Dampfschlepper von 150–200 Pferdekräften mit Hochdruckmaschinen, analog den Locomotiven, tragen auf Deck eine große Seiltrommel, um welche die Kette mehrmals herumgeht, während sie vorn und hinten durch verstellbare Leitrollen geführt wird. Durch die Drehung der Seiltrommel wickelt sich die Kette von vorn auf, während das abgewickelte Ende nach unten in's Wasser zurückfällt. Dadurch wird eine ziemlich rasche und energische Fortbewegung bewirkt. An der Seite der Dampfschlepper sind mittelst Seile 8–10 Barken angehängt, die jede circa. 5000 Centner tragen können. Abwärts wird per Stunde eine Strecke von 6, aufwärts von 4 engl. Meilen zurückgelegt. Die Zugkosten sind bedeutend geringer, als bei der früher üblichen Verwendung von Pferden. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 23.) Das Bessemern des Roheisens. Auf der zweiten allgemeinen Versammlung von Berg- und Hüttenmännern zu Wien berichtete der k. k. Sectionsrath Tunner, ein eifriger Anhänger und Förderer des neuen VerfahrensMan s. Tunners Abhandlung über die Fortschritte in der Stahlerzeugung nach Bessemer's Methode in Schweden, im polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 364.A. d. Red., über die bisher damit errungenen Resultate, und es geht aus seinen Berichten hervor, daß dieselben die Bedeutung, welche dem Bessemern von vielen Seiten beigelegt wurde, vollständig rechtfertigen. Aus England, Schweden und Frankreich lauten die Urtheile übereinstimmend günstig. Die gedruckten Berichte des Hrn. Tunner (Berggeist, 1862, Nr. 89) stellen folgende Thatsachen über das Bessemern auf; auch ist es Hr. T., der diese Bezeichnung zuerst einführte. In England und Schweden kommt das Verfahren in immer erweitertem Betriebe zur Anwendung, und es sind, Frankreich eingeschlossen, große Anlagen noch im Baue begriffen. Viele tausend Centner Bessemerstahl und Stabeisen sind bereits in England und Schweden erzeugt und zu den verschiedensten Zwecken verwendet worden; selbst in Deutschland ist der Bessemerstahl bereits ein gangbarer Handelsartikel. Sobald das geeignete Rohmaterial verwendet wurde, gibt der Bessemerstahl den besten Gußstahlsorten und das Bessemereisen dem besten Herdfrischeisen nichts nach. Der Verlust durch Brand beträgt beim Bessemern bei Stahl 12–15, bei Stabeisen 18–22 Proc., also, weniger als beim bisherigen Frisch- und Schweißverfahren. In 5–10 Minuten werden 15–20 Ctr. flüssiges Roheisen ohne wesentlichen Brennmaterialaufwand und ohne Handarbeit in Stahl und Stabeisen umgewandelt. Die Windpressung beträgt dabei 1/2–1/2 Atmosphären, die Windmenge 800–1200 Kubikfuß kalten Windes von atmosphärischer Dichte. Es eignet sich nur gutes Holzkohleneisen zum Bessemern und die ersten Versuche scheiterten gerade an der Verwendung untauglichen Materials. England verwendet jetzt nur schwedisches Roheisen, wenn es sich um Darstellung guter Stahl- und Eisensorten handelt. In neueren Anlagen sucht man durch Nachtragen von flüssigem schwedischen Roheisen die bereits bis zur Gahre vorgeschrittene Masse des englischen Roheisens zu verbessern, gleichzeitig sollen auch manganhaltige Zuschläge zu gleichem Zwecke mitwirken. Die Abscheidung der, neben der Kohle im Roheisen vorhandenen fremden und schädlichen Bestandtheile ist jedoch noch immer eine ungelöste Aufgabe. Gutes Roheisen ist also die Hauptforderung und die Basis, anderntheils aber auch eine hohe Temperatur, welche man hauptsächlich dadurch erreicht, daß man große Massen Roheisen auf einmal bearbeitet. In Schweden betrachtet man 15 Centner als Minimalquantum; verwendet man jedoch 60–100 Ctr., so wird der Verlauf des Processes nur um so günstiger sich gestalten; ebenso vermindern sich durch Bearbeitung größerer Mengen die Productionskosten, während zugleich auch die Möglichkeit geboten ist; die massigsten Stahl- und Eisengüsse darzustellen. Es ist gerade ein Vorzug des Bessemerns, daß größere Quantitäten Material als beim bisher üblichen Frischproceß, pro Charge verarbeitet werden können, und das Quantum nicht zwischen enge Grenzen eingeschlossen ist. Von besonderer Wichtigkeit für das Zustandebringen der Temperatur muß bei einer gegebenen Roheisenmenge das entsprechende Windquantum seyn. Ist das Windquantum zu klein, so dauert der Proceß lange und es wird viel Wärme durch Strahlung nach außen verloren; viel Wind dagegen führt viel ungenützte Wärme mit fort, da die Windmenge nur zum Theile zur Wirkung gelangt und die Wärme, welche der unzersetzte Wind aufnimmt, für den Proceß verloren geht Die Pressung des Windes muß jedenfalls größer als der Druck der Eisensäule im Ofen seyn, damit derselbe das Eisenbad kräftig durchdringt und die ganze geschmolzene Masse in Bewegung versetzt. Wie die Versuche in Schweden ergeben haben, genügt jedoch schon eine Pressung von 1/2 Atmosphäre für gewöhnliche Verhältnisse, während man in England mit 1 1/2 Atmosphären Pressung manipulirte. Es ist also jedenfalls der Praxis ein Spielraum in dieser Beziehung gegeben. Von Bedeutung ist jedoch die größere Pressung bei erhitztem Winde. Würde man Wind in das Eisen einführen, der auf 200–3000 C., ja vielleicht sogar auf 500–6000 C. erhitzt worden wäre, so würde sich sicher der Proceß energisch und regelmäßig vollziehen und hauptsächlich die größeren Schwierigkeiten bei weichem Stabeisen und Stahl gehoben werden. – Zu berücksichtigen ist ferner, daß die Möglichkeit vorliegen muß, den Proceß des Bessemerns zu unterbrechen, wenn das Product die gewünschte Gahre erreicht hat; nur dann ist es überhaupt gegeben, gewisse Stahl- und Eisensorten mit Bestimmtheit erzeugen zu können. Die Beobachtung muß sich in dieser Beziehung auf die dem Fuchse entströmenden Gase und Funken beschränken, wie dieß ja auch bei der Herdfrischerei geschehen muß. Uebung macht auch hier den Meister, und schließlich dient noch das Bruchansehen als Anhalt zur genaueren Sortirung. Jedenfalls dürfte aber eine zeitweilige Untersuchung der gährenden Masse mit der Brechstange, die sogenannte Spießprobe der Herdfrischer, sich nützlich erweisen. – Die Reparaturkosten der Oefen fielen nach den jetzigen Erfahrungen nicht so bedeutend aus, als man erwarten konnte, wohl aber ist noch immer das große Procent an Abfällen, 20–30 Procent, bis zu den ausgereckten Stangen, Bedenken erregend, hauptsächlich deßhalb, weil man für diese ungleichartigen, mehr oder weniger reinen Abfälle noch keine Verwendung gefunden hat. Erwägt man jedoch, wie lange der Puddlingsproceß brauchte, um sich auf die Stufe seiner jetzigen Vollkommenheit zu erheben, und zieht man dagegen in Betracht, in welch kurzer Zeit sich das Bessemern respectabel machte, so liegen auch die Trostgründe dafür nicht fern, daß die noch vorhandenen Uebelstände auf ein Minimum gebracht werden können. Ueber Arsenverbindungen im Stabeisen, von Mrázek. Ein unvollkommen schweißbares ungarisches Stabeisen enthielt neben 0,63 Proc. von Schlacke herrührender Kieselsäure 0,055 Proc. Kohlenstoff, 0,290 Phosphor, 0,375 Arsen, 0,017 Kobalt, 0,021 Nickel und Spuren von Schwefel und Kupfer. Behandelt man das Eisen mit verdünnter Salzsäure, so bleibt eine unlösliche schwarze Verbindung von Arsen mit Eisen, Kobalt und Nickel zurück, welche demnach mit dem geschmeidigen Eisen vermengt ist. Bringt man das Eisen in Weißglühhitze, so haften die leichtflüssigen Arsenmetalle an den unschmelzbaren Eisenkrystallen, verhindern den Contact der zusammen zu schweißenden, schlüpfrig über einander gleitenden Eisenflächen, und bilden nach dem Erstarren gleichsam ein Loth zwischen denselben, welches wegen großer Sprödigkeit beim Daraufschlagen zerfällt. Daher das eigenthümliche Verhalten des Eisens, welches sonst auch noch kaltbrüchig erscheint. Da der Phosphorgehalt nicht hinreicht, um Kaltbruch zu erzeugen, so genügt dazu wahrscheinlich die Phosphor- und Arsenmenge zusammen. Daß Arsen die Schweißbarkeit des Eisens vermindert, hat schon Wehrle in seiner Hüttenkunde, Bd. II S. 23, erwähnt. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins.) Ueber emaillirte gußeiserne Kochgeschirre, von Dr. H. Eulenburg in Cöln. Alle Fabricate dieser Art aus der Rheinprovinz, Belgien und Frankreich enthalten in der Emaille so viel Bleioxyd, daß dasselbe durch Essigsäure oder Aetzkalilauge theilweise ausgezogen werden kann und die Bleiwirkung bei häufigem Gebrauch der Geschirre auf den menschlichen Organismus unausbleiblich seyn muß. Eine Glasur ergab z.B. 43,38 Kieselsäure, 39,12 Bleioxyd, 3,51 Phosphorsäure und 2,61 phosphorsauren Kalk. Statt der Phosphorsäure bedient man sich in neuerer Zeit häufig der billigeren arsenigen Säure, um bei Fabrication der Glasur Brennmaterial zu sparen und billigere Waare zu liefern. Man schmilzt nämlich Krystallglas, Kalisalpeter, Soda, Bleioxyd und wenig Kieselsäure zusammen, sticht die Masse in Wasser ab, trocknet sie und schmilzt sie mehrmals unter Beschüttung mit arseniger Säure bei mäßiger Hitze. Zwar bleibt demnächst in der Emaille kein Arsen zurück, aber bei den eben angeführten Schmelzungen leiden die Arbeiter sehr von den Arsenikdämpfen. – Zwar sind verschiedentlich, z.B. von Kenrick Polytechn. Journal Bd. CIII S. 369. im Jahre 1846, bleifreie Emaillen in Vorschlag gebracht, aber in der Praxis selten zur Anwendung gekommen, weil ihr Aufbrennen mehr Brennmaterial erfordert. Neuerdings werden gußeiserne Kochgeschirre mit bleifreier Emaille (Kieselsäure, Soda, Borax, Magnesia, Thon) von der Nievener Eisenhütte bei Bad Ems geliefert, welche zwar etwas theurer als die übrigen, aber neben völliger Unschädlichkeit auch sehr dauerhaft sind. (Monatsschrift des Gewerbeverereins zu Cöln, 1862 S. 120.) Darstellung von metallischem Antimon in Oberungarn, von Rößner. Rein geschiedenes Grauspießglanzerz wird in Quantitäten von 12 Pfd. in Töpfen gesaigert, das erhaltene Antimon. crudum gestampft, gemahlen und in Quantitäten von 3 Ctrn. in einem Muffelofen todtgeröstet, wobei 82 Proc. Röstmehl erfolgen. 5 Ctr. davon, mit 10 Proc. Kohlenklein und 3–6 Proc. Glaubersalz beschickt, werden im französischen Antimonschmelzofen langsam (während 20 Stunden) eingeschmolzen, dann die Schlacke vom Metallbade abgezogen und auf dieses die sogenannte Sternschlacke (20–25 Pfd. eines Gemenges von 50 Proc. todtgerösteten Ant. crud., 2 Proc. Kohlenpulver, 30 Proc. rohem Ant. crud. und 20 Proc. Potasche) getragen. Nach dem Einschmelzen schöpft man die Masse mit eisernen Löffeln so in Formen, daß auf jeden Regulus im Einguß höchstens 3 Linien Schlacke als Decke kommt. Diese springt von selbst beim Erkalten ab und die Metalloberfläche zeigt einen schönen Stern, wenn die Verunreinigungen nicht über 4 Proc. betragen. Ist dieses der Fall, so muß der zerschlagene Regulus nochmals mit einer durch einen Versuch zu bestimmenden Menge von Ant. crud. umgeschmolzen, je nach Erforderniß längere Zeit im Fluß erhalten, entschlackt und mit Sternschlacken versehen werden. Bei hohen Antimonpreisen kann man die Saigerschlacken von der Darstellung des Ant. crud. auf Stoßheroen aufbereiten, todtrösten, mit 10 Proc. Kohlenklein, 6–10 Proc. Glaubersalz und 10 Proc. reinem Ant. crud. einschmelzen, den erhaltenen König mit 20 Proc. Ant. crud., 1 Proc. Eisenkies und 3 Proc. Potasche umschmelzen, und nach Abzug der Schlacke Sternschlacke hinzufügen. (Verhandlungen des österreichischen Ingenieurvereins.) Ueber die Anwendbarkeit des amerikanischen Erdöls als Rohmaterial zur Gasbereitung. Das Journal of Gas-Lighting geht in seiner neuesten Nummer auf eine Erwägung der Frage ein, ob es wahrscheinlich sey, daß das amerikanische Erdöl für Großbritannien eine Bedeutung als Rohmaterial zur Gasbereitung erlangen werde, und gelangt zu dem Schluß, daß dieß durchaus nicht in der Wahrscheinlichkeit liegt. Bevor das Erdöl mit den Newcastle-Kohlen, die 16 Shill. per Tonne kosten, in Concurrenz treten kann, ist es nothwendig, daß sein Preis von 1 Shill. 6 Pence auf 6 Pence per Gallon herabfalle, und dazu ist um so weniger Aussicht, als die Vorschriften, die neuerdings für seine Lagerung ins Leben getreten sind, nicht dazu dienen, den Preis zu ermäßigen. Wie, möchten wir fragen, wenn selbst der Preis des Erdöls billig genug gestellt werden könnte, wenn selbst nachgewiesen wäre, daß der große Consum der Gasfabrication den Preis nicht erhöhen würde, wenn selbst die Gefahren und Schwierigkeiten, die sich der Verarbeitung des Erdöls entgegenstellen, glücklich überwunden worden wären, würde sich Europa von einem Material abhängig machen können, bei dem ihm sowohl für den regelmäßigen sicheren Bezug, als selbst für seine Existenz in genügendem Umfange jede Bürgschaft mangelt? Die Verwendung des Erdöls zur Gasfabrication im Großen halten wir für Europa, und namentlich für den Continent, für eine Chimäre. (Journal für Gasbeleuchtung, November 1862, S. 374.) Eine Gasexplosion in London. Aus London wird wieder über eine Gasexplosion berichtet, die auch für uns in Deutschland als warnende Lehre dienen kann. In einer kleinen Straße in Shoreditch war zum Zweck eines Sielbaues (Canalbaues) der Straßenkörper aufgegraben, und zu beiden Seiten auf dem Trottoir eine große Steinmasse aufgehäuft. Unter dem Trottoir lief auf jeder Seite ein 6zölliges Gasrohr entlang. Durch die Last der Steine wurde auf der einen Seite das Rohr abgedrückt, und das Gas strömte in den Keller und in die Küche eines alten Hauses, wo es wahrscheinlich durch das Küchenfeuer entzündet wurde. Die Explosion zerstörte das Haus sowie einen Theil des anstoßenden Hauses, eine Frau wurde getödtet, mehrere andere Personen verwundet, die Fenster in der ganzen Nachbarschaft zerschmettert, ein Theil des Gasrohres fortgeschleudert, und das Gas brannte mit einer ungeheuren Flamme aus den offenen Rohrenden, bis man Blasen einsetzte und den Zufluß absperrte. Die Schuld lag nicht an der Gasgesellschaft, sondern lediglich an dem Uebernehmer der Sielarbeit. Auch bei uns in Deutschland werden die Straßenbauten nicht immer mit der gehörigen Sorgfalt ausgeführt, und es wäre dringend zu wünschen, daß darin eine Aenderung einträte, bevor auch hier einmal ein ähnlicher beklagenswerther Vorfall vorkommt. (A. a. O.) Ueber Grundeis, von Richard Adie. Der Verf. erklärt sich gegen die übliche Ansicht, daß das Grundeis sich am Grunde der Flüsse, deren Wasser in Folge heftiger Strömung gleichmäßig auf 0° abgekühlt sey, durch Wärmeausstrahlung bilde, indem er oft bemerkt hat, daß es sich an schattigen Orten, ja unter steinernen Brückenbogen bilde. Er glaubt, daß es sich an der Oberfläche bilde, durch die Strömung herabgedrückt werde und sich dann unten festsetze. – Frankland bemerkt hierzu, daß allerdings der Theil der gewöhnlichen Hypothese, der sich auf die Wärmestrahlung bezieht, unhaltbar sey, da das Wasser für dunkle Wärmestrahlen ganz undurchdringlich sey. Es scheint ihm daß die Grundeisbildung einfach darauf beruhe, daß das Eis so gut wie andere krystallinische Körper sich leichter an rauhen Körpern ansetze und in der That an solchen Oberflächen bei etwas höherer Temperatur sich bilde als in der Masse der Flüssigkeit selbst. Wenn also die Wirbel und Strömungen eines rasch fließenden Wassers, indem sie die Bildung einer kälteren Oberflächenschicht verhindern, eine Abkühlung der ganzen Wassermasse auf den Gefrierpunkt bewirkt haben, so werden sich an den Kieseln und anderen Gegenständen im Flußbette Eiskrystalle ansetzen, die, indem sie die Anlagerung anderer Krystalle veranlassen, die Kerne für größere Massen Grundeis bilden. – Er hebt hervor, daß die Beobachtung Adie's, daß das Grundeis vorzugsweise an schattigen Stellen sich bilde, auf eine gewisse Diathermansie des Wassers und Eises für leuchtende Wärmestrahlen deute, die übrigens auch aus Tyndall's Versuchen hervorgehe, der gezeigt habe, daß die inneren Theile eines Eisblocks durch leuchtende Wärmestrahlen geschmolzen werden können, die schon durch eine erhebliche Dicke von Eis gedrungen sind. An einem den Sonnenstrahlen ausgesetzten Platze würde daher am Tage wenigstens ein Theil des über Nacht gebildeten Grundeises wieder geschmolzen werden, und es seyen daher unbeschattete Plätze, die die Bildung des gewöhnlichen Eises begünstigen, der des Grundeises ungünstig. (Chem. Soc. Quart. Journ. t. XIV. p. 111; chemisches Centralblatt, 1862, Nr. 46.) Steinkohlentheerpech und künstlicher Asphalt. Steinkohlentheerpech und künstlichen Asphalt bereitet Progosky auf einfache und billige Weise, und gewinnt ein Material, welches außer zu sämmtlichen Arbeiten, die aus dem fast doppelt so theuren natürlichen Asphalt hergestellt werden, als Isolirschichten jeder Art, Fußböden in Pferdeställen, Wasch- und Schlachthäusern, Färbereien etc, sich ganz vorzüglich zur Herstellung gemauerter wasserdichter Bassins eignet, wenn es an Stelle des Cements nicht nur zum Putz, sondern zugleich als Bindemittel der Steine verwendet wird, wobei die einzige Sorgfalt nur darauf zu richten ist, daß die Steine vollkommen trocken und angewärmt verarbeitet werden. Zur Herstellung des Theerpechs wird der Steinkohlentheer in einem offenen Kessel bei ruhigem Feuer so weit eingedampft, daß eine Probe, mit einem Eisenstäbchen herausgenommen, an der Luft sofort erhärtet und glatt (wie kalter Siegellack) ohne Biegung bricht. Man erreichte dieß in einem Fall bei 5 Centner nach achtstündigem Sieden, und der Verlust beträgt bei möglichst wasserfreiem Theer noch nicht volle 25 Proc. In einem zweiten Kessel wird Ziegelmehl erhitzt, um es völlig trocken zu haben und eine innige Mischung mit dem Theerpech herbeizuführen, von diesem letzteren dann, gleichgültig ob flüssig oder in Stücken, das halbe Gewicht des Ziegelmehls zugesetzt und das Ganze überüaer dem Feuer fortwährend durchgearbeitet, bis es eine dickflüssige, gleichmäßig kochende Masse zeigt, welche dann in Lehm oder in flache, etwas conische Kasten von Eisenblech gegossen und so in eine für den Transport oder die Aufbewahrung passende Form gebracht wird. Die Anwendung von Ziegelmehl macht das Fabricat weniger empfindlich für Temperaturwechsel, so daß es nicht „in der Sonnenhitze klebt und in der Winterkälte zerspringt.“ Rechnet man per Centner für den rohen Steinkohlentheer 1 Thlr. und für 1 Centner Ziegelmehl 10 Ngr., so stellen sich die Kosten für den fertigen Asphalt in Tafeln einschließlich Brennmaterial und Arbeitslohn auf etwa 25 Sgr. per Centner, obwohl bei dieser unvollkommenen, aber einfachen Fabricationsweise die werthvollen leichten und schweren Theeröle mit den Dämpfen aus den offenen Kesseln verloren gehen und eigentlich nur der pechartige Rückstand einer regelmäßigen Destillation in Benutzung kommt. Zu einer Verwendung für Isolirschichten als Bindemittel (Mörtel) bei Herstellung von wasserdichtem Mauerwerk ist ein weiterer Zusatz von Sand nicht rathsam. Für Trottoirs und Fußböden gewinnt jedoch das Material bedeutend an Festigkeit und Billigkeit, wenn ein Zusatz von staubfreiem, gewaschenem, grobem Sand oder seinem Kies gemacht und damit wie bei der Legung von natürlichem Asphalt verfahren wird. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure.) Anfertigung von Darmsaiten.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 230. Die Benutzung der Därme zu Saiten ist noch lange nicht genug verbreitet; Vieles von den Eingeweiden der verschiedenen Thiere, welche die Saiten für musikalische Instrumente liefern, als der Ziegen, Schafe, Lämmer, auch der Katzen etc., geht noch unbenutzt verloren; und doch ist die Herstellung der Darmsaiten mit keinerlei Schwierigkeiten verknüpft. Die frischen Därme werden nämlich zunächst vollständig ausgestreift, von den Unreinigkeiten, dem anhängenden Fette, der äußeren Haut und der inneren Schleimhaut befreit und gereinigt, indem sie 10 bis 12 Stunden in reinem Wasser eingeweicht und mit einem stumpfen Messer von außen und innen geschabt werden. Dieses Schaben geschieht stets von dem dünnen gegen das dicke Ende des Darmes. Die abgezogene Oberhaut kann noch zu ordinären Saiten benutzt werden. Nach dieser Operation kommen die Därme wieder dieselbe Zeit lang (12 Stunden) ins Wasser, dann werden sie zu 3 bis 4 Stück herausgenommen und diese zusammen nochmals geschabt. Hierauf legt man die Därme 3–4 Stunden in eine Lauge aus 30 Pfund Wasser und 16 Loth Potasche, der etwas Alaun zugesetzt wird, erneuert die Lauge einige Male und schabt sie wiederholt während des Auslaugens. Man bedient sich hierbei eines großen, offenen messingenen Fingerhutes, der auf den Daumen gesteckt wird und gegen welchen die Därme mit dem Zeigefinger ausgedrückt werden. Nun werden die Därme wieder in reinem Wasser ausgewaschen und auf einen Rahmen gespannt, der ungefähr 5 Fuß lang und 2 Fuß breit und an der schmalen Seite mit Stiften besetzt ist, über welche die Därme hin und hergezogen werden, derart, daß für jede Saite so viel Lagen übereinander gelegt werden, als es die Dicke derselben erheischt, z.B. von 1 bis 120 Därmen. Vor dem gänzlichen Trocknen der Därme werden sie gesponnen, indem man das eine Ende der Saite in den Haken eines Drehrades hängt, während das andere Ende am Stifte des Rahmens angeschlungen bleibt. Der Apparat zum Spinnen der Saiten gleicht einem Seilergeschirre. Nach dem Spinnen werden sie gebleicht; sie kommen zu diesem Zwecke, in den Rahmen eingespannt, in eine hermetisch verschlossene Kammer, in welcher sie durch angezündeten Schwefel gebleicht werden; dieß wird wiederholt, nachdem sie mit Schachtelhalm abgerieben und von der andern Seite gedreht worden sind. Endlich wird den Saiten mit einem Reibholze, zwischen dem sie hin und her bewegt werden, eine gewisse Glätte gegeben; eine dritte Schwefelung erfolgt und dann werden sie an die freie Luft behufs des völligen Trocknens gebracht. Zuletzt werden sie mit etwas Mandelöl eingerieben, um sie vor Nässe zu schützen und ihnen ein schönes Ansehen zu geben, sortirt und verpackt. Auch Pferdedärme werden zu dicken Saiten verarbeitet, indem sie über ein kreuzförmiges Messer gezogen und der Länge nach in 4 Theile getheilt werden; sie werden jedoch nur zu groben Saiten, zu Schnurenwirteln für Drehbänke etc. verwendet, auch weder in Lauge gelegt noch geschwefelt, überhaupt wird weniger Sorgfalt auf ihre Verarbeitung verwendet. (Deutsche Industriezeitung, 1862, Nr. 31.) Anthemis cotula, die Hundschamille, ein Surrogat des persischen Insectenpulvers. Nach einer Notiz im Journal de Pharmacie d'Anvers verdient die Anthemis cotula, die auch bei uns unbenutzt in großer Menge wächst, alle Beachtung. Es ist daselbst gesagt: Aus vergleichenden Versuchen, welche mit verschiedenen Arten Pyrethrum und Anthemis, besonders mit Anthemis cotula, angestellt sind, ergab sich, daß das Pulver des Blüthenköpfchens der letzteren Pflanze eben solche insectentödtende Eigenschaften besitzt als das persische Insectenpulver des Handels. Seine Wirkung steht in einem gleichen Verhältnisse zu seiner frischen und guten Beschaffenheit. Seine Wirkung gegen Wanzen, Flöhe, Fliegen bestätigt sich, sie war aber Null gegen den Getreidewurm und verschiedene andere Raupen. Die Ameisen werden davon nicht beunruhigt, indeß haben sie dennoch einigemale ihre Nester, in welche das Pulver eingeblasen wurde, verlassen. Die Blattläuse widerstehen aber am wenigsten. Die Wirkung dieses Pulvers, auf damit besetzte Stachelbeersträucher und Pfirschenbäumchen gestreut oder geblasen, ist außer allem Zweifel. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1862, Nr. 43.)