Titel: | Die Erscheinungen der Uebertragung durch die porösen Körper und ihre Anwendung zur Dialyse (unmittelbaren Analyse); von E. Guignet. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XIII., S. 60 |
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XIII.
Die Erscheinungen der Uebertragung durch die
porösen Körper und ihre Anwendung zur Dialyse (unmittelbaren Analyse); von E. Guignet.
Aus den Comptes rendus,
t. LV p. 740.
Guignet, über die Erscheinungen der Uebertragung durch die porösen
Körper und ihre Anwendung zur Dialyse.
Thomas Graham kommt in seiner wichtigen Abhandlung über
die Diffusion von Flüssigkeiten (polytechn. Journal Bd. CLXII S. 223) zu folgenden
Resultaten:
„Nicht alle Körper sind in den Flüssigkeiten gleich diffusibel, das heißt:
verschiedene Körper, an den unteren Theil einer Flüssigkeitssäule gebracht,
nachdem sie vorher in einer kleinen Menge derselben Flüssigkeit aufgelöst
wurden, gelangen an die Spitze der Säule nach sehr ungleichen
Zeiten.“
„Gewisse unkrystallisirbare Körper, welche gallertartige Hydrate bilden
können, diffundiren so langsam in den Flüssigkeiten, daß Graham sie in eine besondere Classe eingereiht und Colloide genannt hat, im Gegensatz mit den
krystallisirbaren Körpern, welche viel diffusibler sind und die er Krystalloide benennt.“
Endlich nennt er Dialyse die von ihm entdeckte sinnreiche
Methode um diese zwei Classen von Körpern mittelst einer Scheidewand von
Pergamentpapier zu trennen.
Graham betrachtet das Pergamentpapier als ein Colloid,
durch welches andere Colloide nicht dringen können, das aber von den Krystalloiden
leicht durchdrungen wird, und schreibt demselben eine active Rolle zu.
Ich stieß bei der Anwendung des Pergamentpapiers auf Schwierigkeiten, weil dasselbe
von gewissen Lösungen angegriffen wird, und versuchte daher den Dialysator (einen an
einer Seite mit Pergamentpapier bespannten Reif aus Gutta-percha von etwa 10
Zoll Durchmesser) durch ein poröses Gefäß aus schwach gebranntem Pfeifenthon zu
ersetzen, wie sie für die galvanischen Batterien im Handel von allen Dimensionen
vorkommen.
Mit einem solchen, so bequem anzuwendenden Dialysator wiederholte ich mit dem besten
Erfolge die Hauptversuche von Graham und stellte auch
andere an, welche mit dem Pergamentpapier nicht ausführbar gewesen wären.
Ich will nun einige dieser Versuche mittheilen:
Auflösung von Gummi und Zucker, in die ein poröses Gefäß taucht, welches reines
Wasser enthält. Nach 24 Stunden ist ein großer Theil des Zuckers durch das poröse
Gefäß gedrungen und hat sich im Wasser aufgelöst, welches keine Spur von Gummi
enthält.
Auflösung von Caramel und zweifach-chromsaurem Kali. Dieses Salz geht allein
durch das poröse Gefäß; die Trennung erfolgt schnell. Wenn man einen Tropfen der
gemischten Auflösung auf ein poröses Gefäß fallen läßt, so erhält man einen braunen
Fleck von Caramel, welcher mit einem gelben Kreise von zweifach-chromsaurem
Kali umgeben ist, ein augenscheinlicher Beweis für die viel leichtere Diffusion des
letzteren Salzes.
Baumwolle in Kupferoxyd-Ammoniak aufgelöst. Das im porösen Gefäße enthaltene
Wasser wird blau, indem es ammoniakalisches Kupferoxyd auflöst; die Baumwolle bleibt
im äußeren Gefäß. Dieser Versuch hat offenbar zum Zweck, die Baumwolle als lösliche
Modification darzustellen; da aber das ammoniakalische Kupferoxyd langsam
diffundirt, so muß ich wenigstens einen Monat warten um ein Resultat zu erhalten. Es
ist klar, daß dieser Versuch mit dem Pergamentpapier nicht gemacht werden könnte,
weil dasselbe vom Kupferoxyd-Ammoniak angegriffen wird.
Bei ferneren Versuchen wurde das Wasser durch andere Flüssigkeiten, z.B.
Schwefelkohlenstoff und Terpenthinöl, ersetzt.
Die Diffusibilität im Schwefelkohlenstoff ist für die verschiedenen Krystalloide bei
weitem nicht die gleiche. Löst man z.B. Jod, Schwefel und Naphtalin in
Schwefelkohlenstoff auf, so gehen die beiden letzteren viel früher als ersteres
durch ein poröses Gefäß, welches mit reinem Schwefelkohlenstoff gefüllt ist.
Ich versuche gegenwärtig die Dialyse vermittelst poröser Gefäße zur Trennung
verschiedener Körper anzuwenden, welche nur bei hoher Temperatur schmelzbar sind,
mit anderen Worten die Dialyse auf trocknem Wege zu realisiren.
Ich glaube die von Graham entdeckten Erscheinungen dadurch
erklären zu dürfen, daß das Pergamentpapier oder die porösen Gefäße wie ein Sieb
wirken, durch welches die dünnsten Molecule leichter hindurchgehen: denn die
Colloide haben im Allgemeinen ein hohes Aequivalent und ein beträchtliches Atomvolum
(specifisches Volum). Das Gegentheil findet bei den Krystalloiden statt, und die
wenigst diffusiven unter den Krystalloiden sind diejenigen, welche dem größten
Atomvolum entsprechen; ein solches ist das Jod, welches viel weniger diffusiv ist
als der Schwefel.