Titel: | Herstellung von Eisenkunstguß in bleibenden Formen; von R. Gyßer, großherzoglich badischem Hüttenverwalter in Haußen i. W. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XXVII., S. 121 |
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XXVII.
Herstellung von Eisenkunstguß in bleibenden
Formen; von R. Gyßer, großherzoglich badischem
Hüttenverwalter in Haußen i. W.
Gyßer, über Herstellung von Eisenkunstguß in bleibenden
Formen.
Die Darstellung von Kunstguß ist immer mit größeren Kosten verbunden, und deßhalb
leicht erklärlich, daß man da, wo solcher gesucht ist, auf Mittel dachte, ihn
möglichst billig zu beschaffen, namentlich bei Hohlguß Kerne zu vermeiden. Dieß ist
mit auch auf eine sehr einfache Weise gelungen.
Statt daß der Feingießer seine sogenannten falschen Theile in Sand formt, macht er
sich dieselben aus Gyps, mit der Vorsicht, daß er allenthalben die Keilform einhält,
welche ihn vor dem Einsinken einzelner Theile schützt.
Hat derselbe sämmtliche Theilstücke dem Modell schön angepaßt, so umfaßt er die
Gesammtheit seiner Formstücke mit zwei Hauptschalen, deren jede die Hälfte dieser
Einzelstücke zusammenhält und auf deren Zusammenstoßfläche sich die, schon zuvor an
einem passenden Orte des Modelles angebrachte Eingußöffnung befindet.
Diese sorgfältig auseinander genommenen Theile werden nun sämmtlich in Sand geformt
und abgegossen. Sind dieselben vorsichtig geformt und war das Modell scharf, so hat
der Ciseleur nicht mehr viel daran nachzuholen und der Schlosser mit dem
Zusammenpassen der Schnittflächen keine besonderen Schwierigkeiten.
Ist auf diese Weise die Form vollendet, so wird dieselbe zusammengesetzt, in einen
passenden Schmiedeeisenring eingekeilt – der schnellen Oeffnung wegen ziehen
wir das Einkeilen dem Festhalten mit Schrauben vor – und dieser Ring ist mit
zwei einander gegenüberstehenden Umdrehungsachsen versehen, mittelst welcher er auf
den Wänden eines eisernen Kastens in Lagern ruht, welcher Kasten zur Aufnahme des
überflüssigen Eisens bestimmt ist.
Diese Form wird nun, unter Vermeidung von Staub, vorgewärmt, etwa auf Schlacken, und
wenn die Form eine Temperatur von 50-60° R. erreicht hat, das flüssige
Eisen sanft aber rasch eingegossen. Je nach dem Hitzegrad des Eisens läßt man
dasselbe 2-3 Minuten darin und gießt dann, durch Umdrehen der Form, rasch
aus.
Es hat sich nun eine Schale von 1 bis 2 Linien gebildet, welche, wenn vorsichtig
eingegossen wurde, alle Eindrücke der Form wiedergibt. Rasch muß man aber nun die
Formtheile lösen, damit durch das Schwinden des Eisens keine Einklemmungen und
dadurch Risse entstehen. Man legt sofort das ausgeschälte Gußstück auf trockene
Kohlenlösche bis zu seinem Erkalten, und wenn die Gußnathen, was gewöhnlich der Fall
ist, hart und unfeilbar geworden sind, so setzt man das Gußstück in einem mit seinem
Hammerschlag gefüllten Kästchen, welches allenthalben gut mit Thon verstrichen wird,
einer 12–16 stündigen Glühhitze aus, und kann nun mit der Feile leicht alle
Gußnathen entfernen.
Wie natürlich, lassen sich auf diese Weise Ornamente für Gebäude etc., Büsten und
alle die Feingußarbeiten, welche eine breite Basis und wenig hervorragende
Einzeltheile, wie Arme, Füße u.s.w., haben, am leichtesten anfertigen.
Wir haben aber auch schon auf der hiesigen Hütte größere und complicirtere Stücke mit
bestem Erfolg in solchem Schwenkguß ausgeführt, z.B. ein
3 Fuß großes Christusbild für Straßenkreuze, Statuetten von 1 Fuß Höhe mit
freistehendem Arm und Füßen etc.
Wenn man nun den Einwurf machen wollte, die Form werde kostspielig, so weise ich nur
darauf hin, wie lange Zeit auch ein gewandter Feinformer braucht, um einen
vielleicht aus 150–160 falschen Theilen bestehenden Engel oder dergl. schön
zu formen, den Kern regelrecht und passend herzustellen, und wie dann nach
drei- und mehrwöchentlicher Arbeit erst noch das Gelingen des Gusses in Frage
gestellt ist, wenn etwa der Kern nicht gehörig zieht, oder irgend etwas beim Zulegen
der Form fällt. Eine oft unwesentlich scheinende Kleinigkeit kann die Arbeit von
mehreren Wochen in Fehlguß umwandeln.
Verwendet der Feingießer diese Zeit zur Anfertigung seiner Schalen, so kann er, wenn
dieselben gehörig zusammengepaßt sind, auch hundert und mehr Abgüsse in denselben
machen, mit einem jeweiligen Aufwände von etwa einer halben Stunde. Fehlt ein
Schwenkguß, so habe ich in der nächsten halben Stunde einen zweiten.
Dabei zeichnet sich derselbe durch Leichtigkeit aus, und kann selbstredend zu einem
verhältnißmäßig äußerst billigen Preise erstellt werden.
Zu näherer Auskunft ist der Verfasser dieses gerne bereit, wie auch von diesseitiger
Hütte (im badischen Wiesenthal) Muster bezogen werden können, z.B. Rehköpfe in
natürlicher Größe, zum Einsetzen von natürlichen Gewichtchen gerichtet, kleine
liegende Pferde, eine kleine Büste von Hebel, eine
mittelgroße von demselben, oben berührte Christusbilder für Straßen- oder
Kirchenkreuze, ein kleineres von nur 1 Fuß Höhe etc.