Titel: Der Sonnenbrenner.
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. IX., S. 24
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IX. Der Sonnenbrenner.Aus einer Abhandlung über Ventilation und Heizung von Dr. C. Böhm im Wochenblatt der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, Jahrgang 1862 Mit einer Abbildung auf Tab. I. Der Sonnenbrenner. Wo es gilt größere Räume, z.B. Lese- und Versammlungssäle, Theater u. dgl. möglichst hell und zweckmäßig zu erleuchten, da ist die allgemein übliche Anwendungsweise des Leuchtgases mit vielen Mängeln behaftet und von zahlreichen Unannehmlichkeiten gefolgt. Die große Anzahl zerstreuter oder zusammengruppirter, unsteter, flackernder Flammen belästigt nicht nur das Auge, und verdirbt – ist nicht für eine ausgiebige Ventilation gesorgt – in hohem Grade die Luft, sondern erhöht auch die Temperatur des Raumes in bedeutendem oft unerträglichem Maaße. In England ist zu dem angeführten Behufe ein Apparat ziemlich verbreitet, welcher Sonnenbrenner (sun burner) genannt wird und zugleich zur Beleuchtung und Ventilation dient. Die besonderen Vortheile, welche der Sonnenbrenner unter Umständen gewährt, veranlaßten den Beschluß, einen solchen im Operationshause der chirurgischen Klinik der k. k. Josephs-Akademie (im Garnisonspitale Nr. 1) anzubringen. Eine gleichmäßige, stetige, sehr helle, das Auge in keiner Weise belästigende Beleuchtung, frei von der sonst so unangenehmen Erwärmung durch die in Anwendung stehenden Gasflammen, und verbunden mit ausgiebiger Lüftung des Raumes, sind der Erfolg dieses einfachen, an der Decke des Saales angebrachten Apparates, ein Erfolg, der sich vollkommen nur durch den Augenschein erkennen und würdigen läßt. Diese Leistung wird durch eine sehr einfache Anordnung ermittelt, welche in Folgendem besteht: Das über der Decke angebrachte Gasrohr A, Fig. 9, ist an betreffender Stelle senkrecht abgebogen und geht in etwa sieben gleichfalls senkrecht hängende dünne Gasröhren a, a über, an deren Enden horizontal befestigte runde und flache Kapseln angebracht sind, welche zur Aufnahme von 5 bis 9 horizontal gestellten Fischschwanzbrennern b, b dienen. Diese Brenner sind von einem Conus B umgeben, welcher sich oben in eine einige Fuß lange Röhre C fortsetzt. Diese Röhre führt die VerbrennungsproducteVerbrennunngsproducte sofort ab, und ist mit einer Klappe C versehen, um die Luftströmung reguliren und so die größte Intensität des Lichtes erzielen zu können. – Bekanntlich hängt die Intensität des Lichtes außer von dem genügenden Luftzutritt, hauptsächlich von der Temperatur ab, welche bei der Verbrennung des Leuchtstoffes erzeugt wird. Je höher unter gleichen Umständen dieselbe ist, desto intensiver und weißer ist das erzeugte Licht. Der Sonnenbrenner genügt den angeführten Forderungen in hohem Grade und das weiße Licht, welches derselbe entsendet, ist das Resultat seiner rationellen Construction. Vermöge seiner Situation ergießt der Apparat sein Licht von oben herab, und ist eine vorzügliche Lichtquelle in Arbeitssälen, Hörsälen und dergl. Sollte derselbe in Localitäten in Anwendung gezogen werden, wo man nicht nur sehen, sondern auch gesehen seyn will, so dürfte es zweckmäßig seyn, die durch jedes Oberlicht erzeugten stärkeren Schatten im Gesichte etc. durch zweckmäßig an den Wänden angebrachte Flammen zu mildern und aufzulösen. Der einzelne Brenner des Apparates wird bei erhöhter Leistung etwa nur die Hälfte, höchstens 2/3 jener Gasmenge consumiren, die er für sich allein brennend in derselben Zeit verbrauchen würde. Dieser der Beleuchtung dienende Theil des Apparates ist von einem weiten Blechcylinder D umgeben, welcher in entsprechender Entfernung über dem Conus in ein bis über das Dach reichendes Rohr E übergeht. Die untere Oeffnung desselben ist bis zum Conus hin durch eine zierlich und reichlich durchbrochene Platte g von angemessener Form verkleidet. Eine zweite und nach Umständen selbst eine dritte, jedoch nur in Abständen von 2 Zoll angebrachte und nur bis zur Verengung des großen Cylinders emporragende Hülle F umgibt den Apparat, welcher am Plafond befestigt und beliebig decorirt wird. Sollte derselbe durch einen wohlverschlossenen Bodenraum führen, so kann das Rohr an der Durchgangsstelle durch das Dach J mit einem zweiten oben und unten offenen, doch entsprechend gedeckten Rohre umgeben werden, um der Luft einen passenden Weg für ihre Bewegungen zu eröffnen. Während die äußeren Cylinder, insbesondere die Decke, vor der intensiven vom Conus ausstrahlenden Hitze zu schützen und jede Gefahr zu beseitigen die Bestimmung haben, dient der Hauptcylinder mit seinem bis über das Dach reichenden Rohre der Ventilation, in einer einfachen, der näheren Erläuterung nicht weiter bedürfenden Weise.

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Tafel Tab. I
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