Titel: | Ein Elaeometer neuer Construction; von Prof.Dr. August Vogel. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXVIII., S. 267 |
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LXXVIII.
Ein Elaeometer neuer Construction; von Prof.Dr.
August Vogel.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Vogel's Elaeometer neuer Construction.
Von großem Einfluß auf den Brennwerth der fetten Oele ist deren Flüssigkeitsgrad; je
dünnflüssiger ein Oel ist, um so leichter wird es in den Haarröhrchen des Dochtes in
die Höhe steigen; indem aber im Vergleich zu einem dickflüssigen Oele eine größere
Menge eines dünnflüssigen Oeles in einer gegebenen Zeit zur Verbrennung gelangt, so
muß dadurch die Leuchtkraft in diesem Verhältnisse erhöht werden. Es ist somit nicht
ohne Interesse, diese Eigenschaft der Oele bestimmen zu können, was am einfachsten
bisher dadurch geschah, daß man den Grad der Flüssigkeit nach der Zeit schätzte,
welche eine gemessene oder gewogene Menge Oeles bedurfte, um aus einem Gefäße
auszufließen. Nach den Versuchen über diesen Gegenstand, welche meines Wissens
zuerst von Schübler und Ure
schon vor längerer Zeit ausgeführt worden sind, bediente man sich hierzu eines
gewöhnlichen geräumigen Trichters von bekannter Ausflußöffnung. Daß diese allerdings
sehr einfache Vorrichtung keine ganz sicheren Bestimmungen zuläßt und überdieß in
der Praxis, da hierzu eine genaue Secundenuhr erfordert wird, nicht besonders
geeignet ist, bedarf kaum ausführlich hervorgehoben zu werden.
Mit einer technischen Untersuchung der fetten Oele beschäftigt, habe ich namentlich
ihren auf den Brennwerth so bedeutend einwirkenden Flüssigkeitsgrad berücksichtigt,
und da mir nach zahlreichen vorläufigen Versuchen der oben erwähnte Trichter, wie
ihn Schübler und Ure zur
Bestimmung des
Flüssigkeitsgrades der fetten Oele angewendet hatten, nicht entsprach, so habe ich
einen etwas abgeänderten Apparat für diesen Zweck construirt, den ich im Folgenden
beschreibe. Man könnte denselben vielleicht mit dem der Natur seiner Anwendung
entsprechenden Namen: „Elaeo-Pachometer,“ d. i.
Oeldichtigkeitsmesser bezeichnen.
Zunächst schien es nothwendig, die mit Schwierigkeiten verbundene und daher für die
Praxis nicht wohl anwendbare Zeitbestimmung nach einer Secundenuhr zu umgehen. Zu
dem Ende ist der Versuch in der Weise umgeändert worden, daß nicht die Ausflußzeit
einer bestimmten Menge Oeles, sondern die außfließende Menge des Oeles in einer
gegebenen Zeit beobachtet werden kann. Bei dieser Abänderung hat man den Vortheil,
statt der kostspieligen Secundenuhr eine überaus billige Sanduhr, welche auf 30
Secunden eingestellt ist, benutzen zu können.
Der Apparat besteht daher nach Figur 31 aus einem in
Kubikcentimeter eingetheilten Glasrohre von 4 Centimeter Weite und 34 Centimeter
Höhe, welches unten conisch zuläuft. Die Ausflußöffnung ist 3,5 Millimeter weit und
mit einem am unteren Ende n in die Mündung
eingeschliffenen Glasstabe B verschließbar, so daß beim
Aufheben des Glasstabes an dem Ringe m der Inhalt des
graduirten Rohres sich entleert. Indem man durch Niedersenken des Glasstabes die
untere Oeffnung schließt, kann das Außfließen augenblicklich und vollkommen
unterbrochen werden. Das Zeitmaaß wird, wie schon erwähnt, durch eine kleine
Sanduhr, welche genau eine halbe Minute läuft, angegeben.
Um somit einen Versuch auszuführen, füllt man das durch den Glasstab geschlossene
Rohr bis an den obersten Theilstrich mit dem zu untersuchenden Oele, und hebt in dem
Augenblicke, als man der Sanduhr eine senkrechte Stellung gibt, den Glasstab aus der
Oeffnung. Sobald das letzte Sandkorn abgelaufen ist – ein Moment, welcher mit
größerer Sicherheit beobachtet werden kann, als der Ablauf einer halben Minute durch
den Secundenzeiger – senkt man den Glasstab wieder und liest nun ab, wie
viele Kubikcentimeter in der halben Minute ausgelaufen sind. Die Eintheilung des
Apparates, welcher auf einem Stativ mit Verschiebung ruht, ist in der Art
hergestellt, daß ein Kubikcentimeter noch mit Sicherheit bestimmt werden kann.
Nach oft wiederholten Versuchen laufen von destillirtem Wasser, bis zum obersten
Theilstrich in das graduirte Rohr gefüllt, bei gewöhnlicher Temperatur 272
Kubikcentimeter in einer halben Minute ab, dagegen z.B. von raffinirtem Repsöl 144
Kubikcentimeter, von rohem Repsöle 122 Kubikcentimeter. Setzt man nun die Menge des
abgelaufenen destillirten Wassers = 100, so ergeben sich für den Flüssigkeitsgrad der beiden
untersuchten Oele folgende Zahlen:
raffinirtes Repsöl
52
rohes Repsöl
44
Man erkennt hieraus, daß sich sehr bedeutende Unterschiede herausstellen, so daß
daher diese Zahlen bei der Beurtheilung einer Flüssigkeit, in diesem Falle der Oele,
deren Flüssigkeitsgrad von technischem Interesse ist, sehr wohl in Betracht zu
ziehen sind. Ich habe indeß hier vorläufig nur die Beschreibung des neu construirten
Apparates beabsichtigt und behalte mir vor, demnächst in einer weiteren Mittheilung
auf den Einfluß der Temperatur und des specifischen Gewichtes der Flüssigkeiten auf
diese Versuche speciell zurückzukommen, um so mehr, als der hier beschriebene
Apparat noch andere Seiten der praktischen Anwendung gestattet, wie z.B. zur
Bestimmung des für photographische Zwecke wichtigen Dünnflüssigkeitsgrades des
Collodium. Zu erwähnen ist noch, daß Hr. Mechaniker Greiner in München den beschriebenen Apparat in sehr entsprechender Weise
anfertigt.