Titel: Ueber die Festigkeit des wolframhaltigen Gußeisens; von Le Guen.
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXXII., S. 282
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LXXXII. Ueber die Festigkeit des wolframhaltigen Gußeisens; von Le Guen. Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 593. Le Guen, über die Festigkeit des wolframhaltigen Gußeisens. Die Versuche, welche ich im Militärhafen zu Brest anstellte, lieferten folgende Resultate: Gußeisen, welches aus neuem Roheisen und altem Gußeisen in solchen Verhältnissen zusammengeschmolzen war, daß ihm eine große Zerreißungsfestigkeit verliehen wurde, erlangte eine noch größere Festigkeit durch einen Zusatz von weniger als 2 Proc. Wolframerz. Bei einem Gußeisen, welches aus gleichen Theilen neuem englischen Roheisen von Yfera-Anth und altem halbirten Roheisen hergestellt war, beträgt die Zunahme der Zerreißungsfestigkeit mit französischem Wolframerz, 44,4 Kilogr. per Quadratcentimeter. Bei einem andern, welches aus 1/3 desselben englischen Roheisens und 2/3 Stücken alter Kanonen zusammengeschmolzen war, betrug die Zunahme mit deutschem Wolframerz, in demselben Verhältniß angewandt, 67,9 Kilogr. per Quadratcentimeter. Beim Umschmelzen behielt das wolframhaltige Gußeisen seine größere Zerreißungsfestigkeit im Vergleich mit dem entsprechenden gewöhnlichen Gußeisen. Nach dieser Operation betrug die Differenz zu Gunsten des ersteren wolframhaltigen Gußeisens 26,2 Kil., war also etwas geringer; dieselbe Differenz zu Gunsten des zweiten Gußeisens betrug 69,15 Kil. Das deutsche Wolframerz, welches sich schon beim ersten Schmelzen wirksamer zeigte als das französische, blieb demselben also nach dem zweiten Schmelzen noch überlegen. Nach dem dritten Schmelzen derselben Gußeisensorten, welches direct in einem Cupolofen, anstatt wie vorher im Tiegel vorgenommen wurde, besaß das wolframhaltige Gußeisen noch eine größere Zerreißungsfestigkeit als das entsprechende gewöhnliche Gußeisen. Daraus kann man schließen, daß das Wolframerz seine Wirkung auch dann ausübt, wenn das Schmelzen direct in einem Ofen stattfindet, und daß sie nach mehreren aufeinander folgenden Schmelzungen fortdauert. Bei dem wolframhaltigen Gußeisen, welches aus 1/3 Roheisen von Yfera-Anth und 2/3 Stücken von alten Kanonen zusammengeschmolzen war, war die Zerreißungsfestigkeit nach dem zweiten Schmelzen fast um ein Drittel größer als diejenige des entsprechenden gewöhnlichen Gußeisens. Für dasselbe Gußeisen übertraf diese Festigkeit, nach dem ersten Schmelzen, um 20,8 Kil. per Quadratcentimeter diejenige des zähesten Gußeisens, welches früher in der Gießerei des Hafens von Brest durch Mischung verschiedener Sorten erzielt wurde, und nach dem zweiten Schmelzen übertraf sie dieselbe um 42 Kilogramme. Auch der Widerstand gegen das Zerbrechen ist bei dem wolframhaltigen Gußeisen größer, wie die Untersuchung der durch gleiche Gewichte hervorgebrachten Einbiegungen ergab; sie sind weniger groß als bei dem entsprechenden gewöhnlichen Gußeisen. In allen Fällen, wo es von Wichtigkeit ist dem Gußeisen eine größere Festigkeit zu ertheilen, als es bisher thunlich war, kann man dieses also sehr leicht durch Legiren desselben mit einem geringen Verhältniß von Wolfram erzielen. Das Wolframerz braucht hierzu nur pulverisirt, nicht reducirt zu seyn. Das französische Wolframerz wird überdieß geröstet, um es so viel als möglich von dem darin enthaltenen Schwefel und Arsenik zu befreien. Das deutsche Wolframerz wurde bloß pulverisirt und erhielt keine andere Vorbereitung. Die Reduction des Wolframerzes erfolgt in der flüssigen Masse auf Kosten des Kohlenstoffs des Gußeisens, welches sich durch die Verminderung seines Kohlenstoffgehaltes und das Legiren mit dem Wolframmetall der Natur des Stahls annähert.