Titel: Ueber englische und deutsche Feuerspritzen; von Professor Rühlmann.
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. CX., S. 410
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CX. Ueber englische und deutsche Feuerspritzen; von Professor Rühlmann. Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1862 S. 356. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Rühlmann, über englische und deutsche Feuerspritzen. I. Dampfspritzen. Zu den Neuigkeiten im Maschinenfache, worin sich die Londoner Industrie-Ausstellung von 1862 von der des Jahres 1851 unterschied, gehörten auch die Dampffeuerspritzen, und waren Sachverständige und sonst Betheiligte in der Regel eifrig mit dem Studium derjenigen Exemplare beschäftigt, welche die Ausstellung aufzuweisen hatte. Leider nur wurde man nicht in dem Maaße befriedigt, wie von vielen Seiten erwartet worden war, namentlich wenn man das in Betracht zog was englische und besonders nordamerikanische Blätter vorher über Dampfspritzen veröffentlicht hatten. Wie überhaupt der unglückselige amerikanische Bürgerkrieg Seitens der Nordamerikaner eine höchst geringe Betheiligung an der diesmaligen Welt-Industrieausstellung zur Folge gehabt hatte, so fand sich aus diesem Lande auch nur eine einzige beachtenswerthe und zwar kleine DampffeuerspritzeEin zweites Exemplar amerikanischer Dampffeuerspritze fand sich noch nach Beendigung der Jury-Arbeiten ein, blieb jedoch unvollständig montirt in einem Winkel der äußersten südöstlichen Ecke des Ausstellungsgebäudes im Staube und derart verbarrikadirt stehen, daß sie fast aller Beachtung entgieng. Uebrigens versprach ihr Aeußeres sehr wenig. vor, welche Lee und Larned in New-York (Nr. 31, Classe VIII) eingesandt hatten. Material und Ausführung dieser Spritze war ausgezeichnet zu nennen, minder die Construction, am allerwenigsten aber konnte man die Anwendung einer Centrifugal-Wasserpumpe gut heißen, die man nicht einmal nach rationellen Grundsätzen construirt hatte. Leider war der Aussteller nicht zu bewegen eine Probe mit seiner Spritze vornehmen zu lassen. Eine speciellere Beschreibung und Skizze dieser Spritze findet sich im polytechnischen Journal Bd. CLXVI S. 7. Von englischen Dampfspritzen verzeichnete der officielle illustrirte Katalog zwei Exemplare. Eins unter Nr. 1928 von Merryweather und Sohn in London (Abbildungen auf Seite 48 des Katalogs) und ein zweites unter Nr. 1984 von Shand und Mason (Abbildung ebendaselbst S. 68). So sehr bei Merryweather Material und Ausführung, namentlich sein Stahlblechkessel, belobt werden konnte, so viel ließ die Anordnung des Ganzen zu wünschen übrig. Am wenigsten gelungen fand man die Gestellconstruction und den Steuerungsmechanismus der horizontalen Dampfmaschine. Letztere hatte 9 Zoll Kolbendurchmesser und 15 Zoll Hub, während die eincylindrige ebenfalls horizontalliegende doppeltwirkende Pumpe nur 6 1/2 Zoll Durchmesser, jedoch denselben Hub hatte. Die Dampfmaschine war nach amerikanischer Idee ohne Schwungrad construirt. Shand und Mason's Dampfspritze erschien leider nicht in der Ausstellung und wurde man zur Besichtigung derselben in die Office der Londoner Fire Brigade (68 Watling Street, St. Paul) gewiesen, wo allerdings der höchst zuvorkommende Director Capitän Shaw nicht nur den Zutritt gern gestattete, sondern auch jede erwünschte Auskunft ertheilte. Die erwähnte Katalogmaschine von Shand und Mason in London (245 Black Friars road) ist nach einer Lithographie der Fabrik auf Tab. VII in Fig. 25 abgebildet. Dabei ist a der senkrecht stehende Röhrenkessel, b die Stelle, wo der Dampfmaschinen-Cylinder placirt ist, c der Ort der Stangenführung, hier die sog. Schleifenbewegung (Krummzapfenanordnung wie bei der Carett'schen Dampfpumpe), wo auf der Krummzapfenwelle das Schwungrad e sitzt. Die Wasserpumpe, deren Kolben (wie bei den Dampfpumpen) gleichsam in der Verlängerung der Dampfkolbenstange angebracht ist, liegt mit der Dampfmaschine in einer Ebene und zwar an der Stelle, wo man darüberdaüber in unserer Skizze den Windkessel d sich erheben sieht. Wie man leicht erkennt, ruht der ganze Wagenkörper mit Kessel, Dampfmaschine und Pumpe auf Federn, wobei überdieß ein kräftiger Blechkegel die Verbindung zwischen Vordertheil und dem Drehschemel der Vorderräder bewirkt. Zwischen den Hinterrädern hat man ferner einen Kohlenkasten h, so wie (wahrscheinlich) einen Wasserbehälter g placirt. Unter dem Kutscherbocke q ist ein Geräthkasten p angebracht, sowie an den Langseiten des Wagens in bekannter Weise Saugschläuche s befindlich sind. Die Deichsel z, das Ortscheit y, sowie die Befestigungsstelle x am Rahmen der Vorderräder bedürfen jedenfalls keiner Erklärung. Ebenso erkennt man bald, daß i das Dampfzuführrohr und k das Dampfabführrohr bezeichnet, welches letztere den gebrauchten Dampf durch eine Verengung (das Blasrohr) in den Schornstein führt, um dort gleichzeitig den erforderlichen Luftzug für die Verbrennung auf dem Feuerrost des Kessels zu erzeugen. Der Kessel besteht aus 199 senkrecht stehenden Messingröhren von 1 1/4 Zoll Durchmesser, bei 15 Zoll Länge; er folgt auf eine Feuerbüchse von 3 Fuß 4 Zoll Durchmesser. – Gearbeitet wird gewöhnlich mit einem Dampfdrucke von 100 Pfund pro Quadratzoll (fast 7 Atmosphären über den Luftdruck). Uebrigens fanden sich in der Hausflur der Office der Londoner Feuerbrigade zwei Exemplare Dampfspritzen der Herren Shand und Mason vor, nämlich die bereits besprochene große und eine kleine von zugleich etwas verschiedener Anordnung. Diese kleinere Maschine war mit zwei einfach wirkenden Dampfmaschinen und zwei ebenfalls einfach wirkenden Pumpen ausgestattet, die Cylinder der letzteren aus einem einzigen Rothgußkörper gebildet. Die Dampfcylinder hatten 6 1/2 Zoll Durchmesser, die Pumpencylinder nur 5 Zoll. Die Wirkung war direct, daher auch der Hub beider Kolbensysteme derselbe, und zwar 8 Zoll. Diese Maschine sollte bei Anwendung eines Mundstücks von 1 Zoll lichter Weite pro Minute 200 Gallons oder 32 Kubikfuß Wasser liefern und letzteres 150 Fuß weit werfen, die Dampfspannung im Kessel zu 100 Pfd. pro Quadratzoll vorausgesetzt. Der Verkaufspreis (in London) wurde zu 370 Pfd. St. (2516 Thlr.) notirt. Vom Capitän Shaw wurde diese kleine Maschine sehr belobt, und unter dem Dampfkessel derselben stets eine so große Leuchtgasflamme unterhalten, daß dessen Wasser immer in einer Temperatur verblieb, welche ein sehr rasches Dampferzeugen möglich machte. Die zweite größere Maschine, Fig. 25, welche oben beschrieben wurde, war mit einer doppeltwirkenden horizontalliegenden Dampfmaschine von 8 1/2 Zoll Kolbendurchmesser und 9 Zoll Hub ausgerüstet, während die ebenfalls eincylindrige, doppeltwirkende Pumpe 7 Zoll Kolbendurchmesser und denselben (9 Zoll) Hub hatte. Das Gewicht dieser Maschine wurde leer zu 2 3/4 Tonnen (55 engl. Centner) und ihr Verkaufspreis zu 650 Pfd. St. (4420 Thlr.), offenbar nicht wohlfeil, angegeben.Außer den beiden genannten Spritzen hatten Shand und Mason für die Londoner Fire Brigade auch eine schwimmende Dampfspritze geliefert, auf welche man die Besucher der Office besonders aufmerksam zu machen die Güte hatte. Zur Zeit der Ausstellung war diese Floating Steam Fire Engine an der Southwark Bridge stationirt zum Schutze der Waarenhäuser und anderer Gebäude mit werthvollem Inhalte, zwischen bemerkter Brücke und der London Bridge. Ihre Pumpen sollten pro Minute 2000 Gallons oder 320 Kubikfuß Wasser liefern, wozu man vier getrennte Ausgußschläuche und vier Mundstücke in Anwendung brachte. Nach einem (unterm 9. Juli 1862) von den Herren Shand und Mason an den Referenten gerichteten Briefe, worin der angeführte Preis der Spritze verzeichnet war, garantirten die Verkäufer, daß dieselbe pro Minute 400 Gallons oder 64 Kubikfuß Wasser, unter Anwendung eines Mundstückes von 1 1/4 Zoll Weite auf 180 Fuß verticale Höhe triebe, oder auf 225 Fuß Weite würfe. Das Material dieser Spritzen war wieder vorzüglich, die Ausführung gut, wenn auch nicht gerade elegant; die Construction ließ hinsichtlich der gewählten Verhältnisse Manches zu wünschen übrig, bestätigte übrigens nur die bekannte Thatsache, daß die Engländer keine rationellen Hydrauliker sind. Von äußerst großem Interesse waren die Versuche, welche am 1. Juli 1862 von den Ingenieur-Mitgliedern der Classe VIII, im Hyde Park (am Serpentine River) mit den drei bis jetzt aufgeführten englischen Dampfspritzen angestellt wurden und wozu man mich einzuladen die Güte gehabt hatte. Alle drei Spritzen waren gleich günstig in gehöriger Entfernung neben einander aufgestellt, und hatten übereinstimmend ihr Wasser aus dem angeführten Flusse auf etwa 6 Fuß Höhe aufzusaugen. In drei Reihen hinter einander, und zwar in Distanzen von 60, 80 und 100 Fuß, waren hohe Rüstbäume (je drei in einer Verticalebene) aufgerichtet und an Querbäumen derselben Flaschenzüge befestigt, um daran drei aus Segeltuch gefertigte weite Schläuche (Säcke) aufhängen und diese beliebig hoch oder tief stellen zu können. Das eine (obere) Ende eines jeden dieser Schläuche war in einem kreisförmigen eisernen Rahmen oder Ring gespannt, so daß eine Kreisöffnung von 6 Fuß Durchmesser gebildet wurde. Während sich diese Mündung in verticaler Ebene befand, setzte sich der Schlauch auf etwa 1/3 seiner Länge in gebogener Gestalt fort und die übrigen 2/3 Schlauchlänge hiengen vertical gerichtet frei herab. Um den gebogenen Theil in Wünschenswerther Form und Steife zu erhalten, hatte man vom erwähnten Mündungsringe ausgehend starke Drahtgerippe gebildet und den Schlauch darüber gezogen. Das untere Ende des Schlauches fiel wie gesagt schlaff herab und reichte tief genug in ein genau kubicirtes hölzernes Meßgefäß von parallelepipedischer Gestalt, dessen Grundfläche ein Quadrat von 4 Fuß Seite (im Lichten gemessen) bildete, während seine Tiefe 5 Fuß, folglich sein kubischer Inhalt 80 Kubikfuß oder 500 Gallons betrug. Beim gleichzeitigen Arbeiten aller drei erwähnten Spritzen mußte der Schlauchführer das Mundstück so richten, daß er möglichst viel Wasser in die Mündung desjenigen Schlauches brachte, welcher der Spritze genau gegenüber in bestimmter Höhe und Entfernung aufgehangen war. Nachdem man die Versuche kurze Zeit fortgesetzt hatte, zeigten sich leider bald kleinere oder größere Störungen durch Loswerden, Biegen, Brechen etc. nicht unwesentlicher Theile, Verstopfung der Saugrohre etc. und zwar allermeist bei Merryweather, welche die Erlangung sicherer vergleichender Leistungs-Resultate unmöglich machten. Das kleinere Exemplar der Spritzen von Shand und Mason wirkte recht gut, jedoch nicht so, daß die Leistung nicht auch durch eine von Menschen getriebene Spritze hätte hervorgebracht werden können. Man gelangte daher zu der Ansicht, daß Dampfspritzen von derartig (verhältnißmäßig) geringen Dimensionen im Allgemeinen nicht rathsam seyen. Am meisten Beifall überhaupt erwarb sich die größere Spritze derselben Firma, deren bedeutendste Leistung während meiner Anwesenheit die war, daß unter Anwendung eines 1 3/8 Zoll weiten Mundstückes binnen drei Minuten 603 Gallons oder pro Minute 201 Gallons oder 32 Kubf. Wasser in die 6 Fuß weite Mündung des Fangschlauches geworfen wurden, wobei dessen Mitte 18 Fuß über dem horizontalen Standpunkte der Spritze aufgehangen war. Ferner betrug die zwischen Spritze und Mundstück vorhandene Schlauchlänge 30 Fuß und der Abstand der Ausgußstelle bis zur Verticalebene der Fangschlauchöffnung 60 Fuß, die Totalentfernung der letzteren also von der Dampfspritze 90 Fuß. Der mittlere Dampfdruck war 100 Pfd. pro Quadratzoll und die größte Zahl der Schwungradumdrehungen 180 pro Minute. Beachtet man hierbei, daß am Versuchstage ein nicht ganz sanfter Wind wehte, der die Wasserstrahlen oft von der normalen Richtung abtrieb, und auch die Geschicklichkeit des Mundstückführers offenbar eine sehr bedeutsame Rolle mitspielte, so sind 32 Kubikfuß pro Minute, als wirklich in den Fangschlauch getriebene Wassermenge, ein nicht ungünstiges Resultat zu nennen.Die Herren Shand und Mason geben in ihren Preiscouranten an, daß die fragliche Dampfspritze unter den oben angegebenen Umständen pro Minute 64 Kubikfuß Wasser werfen soll, woraus hervorgehen würde, daß bei obigem Versuche gerade nur die Hälfte des überhaupt von der Spritze gelieferten Wassers in den Fangschlauch getrieben worden wäre. Indeß sind die bemerkten 64 Kubikfuß jedenfalls zu hoch gegriffen. Berechnet man nämlich den Inhalt eines der Pumpenstiefel, so ergibt sich dieser zu 364 Kubikzoll, was mit 2 × 180 (der doppelten, größten Zahl von Schwungradumläufen pro Minute) multiplicirt, 124,560 Kubikzoll, oder 72 Kubikfuß pro Minute liefert. Hiernach betrüge der sogenannte Ausgußcoefficient, d. i. das Verhältniß des wirklich geförderten Wasserquantums zu dem theoretischen 64/72 = 0,9 d. i. 90 Proc., was bei Feuerspritzenpumpen, wenn ihre Constructionsverhältnisse und Ausführungen nicht vollkommener als bei der Versuchsmaschine sind, jedenfalls zu hoch gegriffen seyn dürfte. Hätte man das Spritzwasser statt direct aus dem Serpentine River aus einem ebenfalls kubicirten Gefäße entnommen, so würde ein Vergleich erhalten worden seyn, der Alles in sich gefaßt hätte, was zur Beurtheilung der Spritze und ihrer Wirkung wünschenswerth war. Auf die Schnelligkeit, womit die drei fraglichen Spritzen Dampf machten (in welcher Beziehung der Vorzug Merryweather zuerkannt werden mußte, da er in höchstens 15 Minuten Dampf von 4 Atmosphären Spannung hatte) dürfte kein zu hoher Werth zu legen seyn, indem sich auch bei der Londoner Feuerbrigade mein bereits früher ausgesprochener Satz bestätigt, daß die Dampfspritzen die Handspritzen mit Druckbäumen etc. nicht überflüssig machen, sondern sie nur unterstützen sollen, wenn Menschenkräfte erschöpft sind oder das Feuer bereits so mächtig geworden ist, daß man sich demselben nur in großem Abstande nähern kann und dünne Wasserstrahlen beinahe mehr schaden als nützen. Unter Zusammenfassung aller bis jetzt erlangten Erfahrungen mit den zuletzt gemachten Bemerkungen, hat der Magistrat der Residenzstadt Hannover bereits die Anschaffung einer Dampfspritze beschlossen, deren Hauptdimensionen mit der zuletzt besprochenen englischen Spritze übereinstimmen. Seiner Zeit werden wir nicht unterlassen, über diese Dampfspritze und ihre Leistungen zu berichten. II. Handfeuerspritzen. Die englischen Feuerspritzen construirt man zur Zeit noch immer so, daß die Druckbäume parallel zur Längenachse des ganzen Baues liegen, wie solche auch vom Referenten im Artikel Feuerspritze der Supplemente zu Prechtl's technologischer Encyklopädie (Bd. III, Taf. 69, Fig. 13, 14, 15) beschrieben und abgebildet wurden. Die einzige und gewiß nicht unwichtige Verbesserung, welche namentlich sämmtliche Ausstellungs-Spritzen, sowie die der Londoner Fire Brigade zeigten, war die Anbringung eines Windkessels am Saugrohre, wodurch das Schlagen der Ventile vermindert und die zu liefernde Wassermenge vermehrt wird.Meines Wissens sind hierüber von den Herren Kirchweger und Prüsmann in Hannover angestellte werthvolle Versuche etc. in deutschen Zeitschriften ganz unbeachtet geblieben. Vollständig abgedruckt finden sich dieselben in Armengaud's Génie industriel, Tome III (1852) p. 221 und daraus im Auszuge in dem von mir verfaßten Artikel Pumpen des Handbuchs der Gewerbkunde von Karmarsch und Heeren, Bd. II, S. 911. Dem aus verschiedenen Druckhöhen herabkommenden Wasser wurde durch einen (von Menschenhand bewegten) Hahn der Abfluß gestattet, wobei man die Zahl der Pumpenkolbenhübe durch die Menge der Hahnumdrehungen nachahmte. Der (a. a. O. abgebildete) Versuchsapparat war übrigens so construirt, daß der Zustand eines Pumpensaugrohrs eintrat, wenn in demselben Wasser emporsteigt. Die Resultate dieser Versuche enthält nachstehende Tabelle:Textabbildung Bd. 168, S. 416Zahl der Hahnumdrehungen pro Minute; Ausgeflossene Wassermenge pro Minute in Litern unter den Pressungen von Wassersäulenhöhen von; Mt.; Bemerkungen; Mit Windkessel; Die Ausflußmengen, welche 80 u. 100 Umgäng, entsprechen, sind die Mittel aus vier, die übrigen Mittelzahlen aus drei Versuchen; Ohne Windkessel Von mancher Seite her wurde eine vom Ingenieur-Capitän Fowkes (dem Erfinder der seltsamen Architektur des Ausstellungsgebäudes von 1862) angegebene Militär-Feuerspritze gerühmt, ihr auch von der Jury (Classe VIII, Katalognummer 2536) eine Medaille zuerkannt, welcher jedoch deutsche Sachverständige nicht Beifall schenken konnten, indem mindestens die Wasserpumpenconstruction kein besonderes Lob verdiente. Eine perspectivische Abbildung der Fowkes'schen Spritze befindet sich übrigens im Illustrirten Kataloge der Ausstellung von 1862, unter Classe VIII, Seite 69. Weit größere Fortschritte als in England haben von Menschen zu bewegende Feuerspritzen (Balancierspritzen mit Druckbäumen, welche letztere rechtwinkelig zur Länge des Wagens liegen) in Deutschland gemacht. Abgesehen von mehrfachen Verbesserungen in der Anordnung des ganzen Baues, hat man besonders dahin gestrebt, die Ventile zugänglicher zu machen, ohne dabei die Fehler zu veranlassen, welche die ähnlichen englischen Constructionen an sich tragen. Beispiele hierzu liefern unter andern die vierrädrigen Feuerspritzen von Paul Stumpf in Mainz,Preisverzeichniß vom Jahre 1854, Seite 53. die seiner Zeit von Schmidt in Wien gefertigten und auf der Münchener Industrie-Ausstellung (1854) prämiirten Spritzen,Prechtl, Supplementbd. III, Taf. 69, Fig. 1012. die von Tidow und Wellhausen in HannoverIm Königreich Hannover vielfach verbreitet und im Spritzenhause der Residenzstadt für Jedermann sichtbar. u. m. a. Am allermeisten Aufmerksamkeit dürften aber die Spritzen mit sogenannten Ventilhähnen verdienen, worauf bereits unterm 17. December 1851 der Mechaniker und Spritzenfabrikant W. Knaust (früher Fricke) in Wien (Leopoldstadt, Augartenstraße Nr. 672) ein k. k. österr. ausschl. Privilegium erhalten hat. Dem Referenten ist nur (durch mündliche Angabe) eine einzige Gattung der Knaust'schen Ventilhähne, und zwar von der Anordnung zugekommen, welche auf Tab. VII Fig. 14a im Durchschnitte abgebildet ist. Zum Verständniß der Skizze wird die Bemerkung hinreichen, daß v das Saug- und a das Steigventil ist, das Wasser durch das Rohr S angesogen und nach W (zum Windkessel) hin gedrückt wird, während nach P zu der Ort des Pumpenstiefels liegt.In dem mir vorliegenden Preiscourante der Knaust'schen (vormals Fricke'schen) Fabrik, wird Seite 1 über diese Ventilhähne Nachstehendes angeführt:Ein Hauptaugenmerk richtete die Fabrik auf die Ventile. Die wichtigsten und zugleich zartesten, empfindlichsten Bestandtheile einer Spritze sind nebst Kolben, die Ventile; da die regelmäßige Erfüllung ihrer Functionen vom leichten Spiel und dichten Schluß abhängt, während die durchgehende Flüssigkeit öfters durch angesetzte Incrustationen, durch mitgeführte gröbere Unreinigkeiten, durch Verstopfung, oder namentlich durch Sand und Schlamm, Undichtheit der Ventile und mithin Unwirksamkeit der ganzen Maschine veranlaßt, wodurch diese oft in einem Augenblicke untauglich wird, wo ihr Wirken die Rettung der Habe vieler Menschen, ja selbst von Menschenleben bedingt.Diese Uebelstände können nur durch eine möglichst vollkommene Construction und Anbringung der Ventile gehoben werden, welchen die Fabrik mit Glück durch die Erfindung sogenannter Ventilhähne begegnete. Die hohe k. k. österr. Regierung hat der Fabrik bereits unterm 17. December 1851 ein k. k. ausschl. Privilegium auf diese Erfindung ertheilt.Diese Ventilhähne, welche bei Spritzen sowohl wie bei Pumpen, auf Klappen-, Kegel-, Muschel- oder Kugelventile gleich anwendbar sind, bieten folgende Vortheile:1) Das Ventil einer Feuerspritze kann durch bloße Lösung einer einzigen Schraube oder eines Keils, aus der Maschine herausgenommen, besichtigt, zerlegt, eingeschliffen oder sonst gereinigt, und hernach eben so schnell ohne Kitt, Lederscheiben, Stellschrauben oder andere Zwischenmittel wieder eingesetzt werden.2) Jede damit versehene Spritze gewinnt an Einfachheit, da diese im Verhältniß zu den bisherigen Ventilen in Ventilkästen weniger Raum erfordern.3) Reparaturen an Feuerspritzen reduciren sich auf das Minimum der Kosten, indem alle Arbeitslöhne für das Bloßlegen der Ventile welche oft die meisten Auslagen verursachen, wegfallen, da keine Zerlegung der Spritze nothwendig ist um die Ventilhähne herauszunehmen.4) Der Eigenthümer einer Spritze mit Ventilhähnen an einem von mechanischen Werkstätten entfernten Orte kann im Falle einer Schadhaftigkeit dieselben zur Reparatur versenden, und erspart dabei außer den Zerlegungskosten auch die theuren Transportspesen für die ganze Maschine.5) Viele Reparaturen werden geradezu vermieden, weil wegen der leichten Zugänglichkeit der Ventilhähne, diese weit öfter nachgesehen und jede Unregelmäßigkeit im Entstehen beseitigt werden kann.Wenn sich die Beschaffungskosten von Maschinen mit solchen Ventilhähnen auch etwas höher belaufen, als bei Spritzen mit gewöhnlichen Ventilen, so gewinnen die Eigenthümer dennoch wesentlich dabei, wenn man berücksichtigt, daß jede Feuerspritze mit dieser Einrichtung doppelten Werth erhält, dadurch, daß jede während des Ganges derselben eintretende Verstopfung der Ventile gleich an Ort und Stelle in zwei Minuten gehoben werden kann. Bekannt geworden sind, meines Wissens, Feuerspritzen mit Ventilhähnen (jedoch ohne Angabe der Detailconstruction) zuerst durch die Herren Voigt und Guthmann in Chemnitz, welche in der sächsischen Industrie-Zeitung vom 24. Mai 1861, Seite 246, eine Besprechung dieser Spritzengattung unter Beifügung eines Holzschnittes lieferten, wobei letzterer jedoch nur die allgemeine Anordnung, nicht aber die Einrichtung des wesentlichsten Theiles, nämlich die des Ventilhahnes, erkennen läßt. Es dürfte daher nicht unangemessen seyn, wenn wir auf Tab. VII mit Fig. 14b die bezeichnete Skizze liefern, welche den Ventilhahn im Verticaldurchschnitte darstellt (den Hahnkörper mit horizontal liegender Achse gedacht) und woraus hervorgeht, daß hier alle vier Ventile in einem und demselben Körper aufgenommen sind. Stehen die Stiefel der sonst vorhandenen einfach wirkenden Pumpen beziehungsweise in P₁ und P₂ und wird das Wasser von S aus angesogen und nach W hin fortgedrückt, so erklärt sich das Spiel der Saugventile u, v eben so von selbst wie das der Steigventile a und b. Das Vollkommenste seiner Art, was mir bis jetzt bekannt wurde (wie schon erwähnt, habe ich eine speciellere Einsicht von den Knaust'schen Ventilhähnen nicht erlangen können), ist unstreitig der Ventilhahn der Herren Dürkoop und Comp., Mechaniker und Spritzenfabrikanten in Braunschweig, wovon sich in Fig. 1522 so viel Ansichten gezeichnet vorfinden, als dessen Verständniß erfordert. Wie bei Knaust sind auch hier zwei Hähne hh₁ und hhFig. 15 vorhanden, nur liegen jetzt die Ventile eines jeden hintereinander. Ihr Ort in Bezug auf das Saugrohr S, auf die Stiefel P₁ und P₂, sowie auf den Windkessel W und das Steigrohr T, erhellt ohne weiteres aus der gedachten Grundrißfigur, die übrigens auf völlige Richtigkeit keinen Anspruch machen kann.Ich bin nur in den Besitz eines Dürkoop'schen Hahnes gelangt, welcher der Maschinen-Modellsammlung der polytechn. Schule in Hannover gehört, habe aber weder eine zugehörige Spritze noch die Zeichnung einer solchen zu Gesicht bekommen. Vor dem Chemnitzer Hahne dürfte der Dürkoop'sche den Vorzug haben, daß der Raum zwischen dem Pumpenkolben und den Ventilen möglichst klein wird, auch die sonstigen Dispositionen der Spritze, namentlich das Verhältniß der Hebellängen zwischen Kolbenstangen und Druckbäumen, sich nicht ungünstig gestaltet, kein zu geringer Kolbenhub erzeugt wird etc. Die Lage und Gestalt vom Saugventil k, wie Druck- oder Steigventil k₁ erhellt hinlänglich aus den Durchschnittsfiguren 20 und 21, die beziehungsweise nach den Linien ab und cd von Fig. 16 und 19 genommen sind. Die Richtung der Spindeln (Achsen), um welche sich beide Klappenventile k und k₁ drehen, sind in Fig. 22 durch die Linie gg angedeutet, wobei noch auf die oben und unten sichtbaren Schrauben aufmerksam zu machen seyn dürfte, nach deren Entfernung die Ventilspindeln wie die Klappen k, k₁ herausgenommen werden können. Mit Ausnahme der Mutter r, r besteht der ganze übrige Körper aus einem einzigen Messinggußstücke. Bei dem mir vorliegenden Dürkoop'schen Hahnexemplare weiß man nicht, was man mehr beloben soll, den vortrefflichen Guß oder die ganz vorzügliche Ausführung. Gleich günstige Urtheile sind mir über die Dürkoop'schen Feuerspritzen überhaupt bekannt geworden. Schließlich wird es nicht ohne Interesse seyn, ein den Mechanikern Tidow und Wellhausen in Hannover patentirtes Wagengestell für Feuerspritzen vorzuführen, welches die Vortheile vier gleicher und hoher Räder mit großer Gelenkigkeit und Festigkeit vereinigt, und in Fig. 23 und 24 abgebildet ist. In der Aufrißfigur 23 hat man die vier Räder r, r weggelassen, welche im Grundrisse Fig. 24 sichtbar sind. Uebrigens bemerkt man leicht, daß das Hauptprincip der Construction in der Anordnung eines zweitheiligen Langbaumes LL₂ besteht, dessen Vereinigungs- und Drehpunkt ein Bolzen M bildet. Wie das Wagengestell mit der Hauptbohle A des Wasserkastens der Feuerspritze verbunden ist, die Anordnung der Drehschemel m, deren Reibnagel B, der Zugschwengel o nebst Waage (Sprengwaage) q und deren eisernen Stützstäben (Streitstangen) p, p erhellt ohne weitere Beschreibung aus unserer in 1/32 der wahren Größe ausgeführten Zeichnung.Zur Begrenzung der Einschlagungsgröße (des Lenkungswinkels) der beiden Gestelltheile, ist (wie Fig. 24 punktirt angegeben) an der Bohle A eine Knagge i befestigt, gegen welche beim Einschlagen der Langbaum L₂ tritt.

Tafeln

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Tab. VII