Titel: | Ueber die Gewinnung des Thalliums aus dem Bleikammerschlamme der Schwefelsäurefabrik in Oker bei Goslar, und über einige Verbindungen dieses Metalles; von Professor Rud. Böttger. |
Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. CXVI., S. 438 |
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CXVI.
Ueber die Gewinnung des Thalliums aus dem
Bleikammerschlamme der Schwefelsäurefabrik in Oker bei Goslar, und über einige
Verbindungen dieses Metalles; von Professor Rud. Böttger.
Aus dem Jahresbericht des physikalischen Vereins
zu Frankfurt a. M. für das Rechnungsjahr 1861–1862.
Böttger, über Gewinnung des Thalliums aus dem Bleikammerschlamme
der Schwefelsäurefabriken.
Da über die Gewinnung des Thalliums aus dem Bleikammerschlamme der Schwefelsäurefabriken
meines Wissens zur Zeit noch keine speciellen Angaben in der chemischen Literatur
vorliegen, und wir bisher lediglich nur auf das von Crookes in den Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. CXXIV S. 205
mitgetheilte Verfahren der Darstellungsweise dieses neuen Elementarstoffes aus Schwefel und Schwefelkiesen
angewiesen sind, so dürfte die Mittheilung meiner seit mehreren Monaten gesammelten
hierauf bezüglichen Erfahrungen, insbesondere über die Gewinnungsweise des Thalliums
aus dem Bleikammerschlamme der Schwefelsäurefabrik in Oker, Manchem der sich mit
ferneren Untersuchungen dieses interessanten Metalles befassen möchte, nicht
unwillkommen seyn, zumal sich die Direction der genannten Schwefelsäurefabrik, auf
meine Anregung, in neuester Zeit bereit erklärt, den in ihrer Fabrik sich
ablagernden Bleikammerschlamm Jedermann zugänglich zu machen.Der Verkauf dieses Kammerschlammes ist der Handlung C. Lattmann und Comp. zu Goslar seit
kurzem übertragen worden.
Bis jetzt habe ich nur in dem Kammerschlamme zweier Schwefelsäurefabriken in
Deutschland, und zwar lediglich nur solcher, welche zur Erzeugung ihrer schwefligen
Säure sich statt des Schwefels der Schwefelkiese
bedienen, das Thallium spectralanalytisch nachweisen können. Ueberhaupt kann man
wohl, meinen Beobachtungen zufolge, da, wo solche Kiese
zur Verwendung kommen, welche bereits spectroskopisch sich einigermaßen als
thalliumhaltig zu erkennen geben, sicher auf das Vorkommen von Thallium im Schlamme
der Bleikammern rechnen, und dürfte dieses Metall wahrscheinlich in verhältnißmäßig
noch etwas größerer Quantität als bisher darin aufgefunden werden, wenn man nach dem
Vorschlage des Hrn.
Prof. Fr. Kuhlmann in LilleSiehe Comptes rendus, t. LVI p. 171; polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 455. die Vorsorge träfe, eine oder ein Paar geräumige Vorkammern anzulegen, welche die Reihe der nachfolgenden gewöhnlichen
Bleikammern eröffneten. In diesen Vorkammern würden sich dann vorzugsweise alle in
jenen Kiesen enthaltenen flüchtigen Stoffe, wie arsenige Säure, Selen, Thallium
u.s.w., ohne in die eigentlichen Bleikammern mit fortgerissen zu werden,
condensiren, und dadurch zugleich noch der wesentliche
Vortheil erzielt werden, daß man eine reinere Kammersäure erhielte.
Unter den bisher von mir untersuchten Bleikammer-Schlammsorten hat sich, außer
dem ungewöhnlich thalliumreichen Schlamme aus der Fabrik des Hrn. Kühlmann in Lille, nur der aus einer Schwefelsäurefabrik
bei Aachen, und, wie erwähnt, der aus der Fabrik in Oker
bei Goslar stammende (selenhaltige) Bleikammerschlamm geeignet, auf Thallium
verarbeitet zu werden, während in dem aus einer Fabrik in Griesheim bei Darmstadt,
deßgleichen in dem von Altsattel, von Davidsthal und von Außig in Böhmen, ferner in
dem von Zwickau, von Nürnberg, von Hettstädt u.s.w. stammenden Schlamme keine Spur
des genannten Metalles von mir hat entdeckt werden können. Bisher schien es, als sey
der neue Elementarstoff ein steter Begleiter des Selens,
indeß habe ich weder in dem thalliumhaltigen Aachener
Kammerschlamme eine Spur Selen, noch in dem so
außerordentlich selenreichen Schlamme der Zwickauer
Fabrik Thallium ausfindig machen können.
In der Schwefelsäurefabrik in Oker verarbeitet man lediglich Schwefelkiese aus dem
benachbarten Rammelsberge, in welchen sich mittelst des Spectroskops direct eine
schwache Thalliumreaction zu erkennen gibt. In der Aachener Fabrik hat man seit
kurzem angefangen, einen Pyrit von Theux, unweit Spaa in Belgien, auf schweflige
Säure zu verarbeiten, der die charakteristische smaragdgrüne Linie des Thalliums mit
großer Klarheit und Schärfe, besonders unter Zuhülfenahme einer
Wasserstoffgasflamme, statt der gewöhnlichen Leuchtgasflamme, im Spectralapparate
minutenlang hervortreten läßt. Da mir bald von solch thalliumreichem Kiese
stammender Schlamm eine größere Quantität zu verarbeiten Gelegenheit gegeben werden
wird, so hoffe ich, auch hierüber meine Erfahrungen demnächst mittheilen zu können,
indem eine jede Bleikammer-Schlammsorte, je nach der chemischen Constitution
der Kiese, aus der sie entstanden, bezüglich der Gewinnung von Thallium, anders
behandelt seyn will. So wird z.B. die von mir weiter unten näher erörterte, seither
bei der Inangriffnahme des Schlammes aus Oker befolgte Gewinnungsmethode des Thalliums, bei Verarbeitung
von aus anderen Bezugsquellen stammenden Bleikammerablagerungen wahrscheinlich in
manchen Punkten abgeändert werden müssen. In dem Schlamme von Oker finde ich z.B.
eine ziemliche Quantität von schwefelsaurem Quecksilberoxydul und von Selen, während
ich bisher in dem aus Aachen erhaltenen Bleikammerschlamme keinen dieser beiden
Stoffe habe entdecken können. Das in der Zwickauer Schwefelsäurefabrik zur
Verwendung kommende Rohmaterial besteht aus einer Art schwarzer Blende, die völlig
thalliumfrei, aber außerordentlich selenhaltig ist. Daß ferner der bei Verbrennung
von Kiesen überhaupt entstehende Kammerschlamm sich mehr oder weniger stark arsenikhaltig erweist, insbesondere wenn er einer der
vorhin erwähnten Vorkammern entnommen worden war, ist leicht erklärlich, da wohl
schwerlich ein Schwefelkies gefunden werden dürfte, in welchem sich nicht wenigstens
Spuren von Arsenik nachweisen ließen. Ja selbst in mancher aus Kiesen bereiteten Schwefelsäure des Handels habe ich, trotz ihrer Gewinnung
bei einem Kammersystem mit geräumiger Vorkammer, theils
Arsenik, theils Thallium
direct nachweisen können. Bisher war man fast allgemein der Ansicht, die Trübung,
respective der weiße Niederschlag, welcher entsteht, wenn man mancher Schwefelsäure
des Handels etwas reine Salzsäure zusetzt, rühre lediglich von einem Gehalte von
Blei her; in vielen Fällen mag dieß allerdings wohl der Fall seyn, aber in manchen
Fällen wird man bei genauer Prüfung, besonders wenn man sich angelegen seyn ließ,
eine etwas größere Quantität solcher Säure mit Salzsäure zu behandeln, finden, daß
der dabei resultirende weiße Niederschlag nicht aus Chlorblei, sondern vorwaltend
aus Chlorthallium besteht. In dem Schlamme, welcher sich
bei Verarbeitung von Rohschwefel, deßgleichen von Kupferschiefer oder von Blende
in den Bleikammern erzeugt hatte, habe ich niemals Thallium entdecken können.
Als nie trügender Wegweiser zur steten Verfolgung und Erkennung kaum wägbarer Spuren
des mehrgenannten interessanten Elementarstoffes, sey es in einem Schwefelkiese oder
in einem Bleikammerschlamme, hat sich mir seine bei der optischen Prüfung in so
charakteristischer Weise auftretende smaragdgrüne Spectrallinie erwiesen, die,
meinen Beobachtungen zufolge, mitten zwischen der Fraunhofer'schen Linie E und b, oder wenn ich die gelbe Hauptlinie von Natrium genau
auf den 100sten Theilstrich meiner Salleron'schen
photographischen Mikrometerscale einstelle, zwischen den 115ten und 116ten
Theilstrich zu liegen kommt, und sowohl mit einer der Baryumlinien, wie mit einer
der grünen Bleilinien coïncidirt, sich aber hinsichtlich ihrer
Farbenintensität, Schärfe und Helligkeit wesentlich von diesen beiden letzteren unterscheidet, und
auch nicht leicht mit der früher von mir entdeckten grünen Fluorlinie, die einen Grad weiter nach dem
violetten Ende des Spectrums hin, nämlich beim 117ten Theilstrich auftritt, verwechselt werden kann. Als ein ebenso feines
Reagens wie das optische auf thalliumhaltige feste
Verbindungen, habe ich eine Auflösung von Jodkalium für
kaum wägbare Spuren einer Thalliumverbindung auf sogenanntem nassem Wege erkannt. Salzsolutionen, die so wenig von einer
Thalliumverbindung enthielten, daß ein Paar Tropfen davon auf einem Platindrahtöhr
in die nicht leuchtende Gasflamme langsam eingeführt, mit dem Spectroskope keine
deutlich erkennbare Reaction hervorbrachten, gaben sich noch ganz deutlich bei
Zusatz eines einzigen Tropfens mäßig concentrirter Jodkaliumlösung durch
Gelbfärbung, respective Fällung eines hellgelben Niederschlags, als thalliumhaltig
zu erkennen.
Bezüglich mancher seiner chemischen Eigenschaften nähert
sich das Thallium, trotz seines großen specifischen Gewichts (11,8), doch auffallend
den Alkalien. Daß es eine außerordentlich große Verwandtschaft zum Sauerstoffe habe,
erkennt man schon an seinem Verhalten zu gewöhnlichem destillirten Wasser. Bewahrt
man es nämlich, etwa in Gestalt dünner bandartiger Streifen, oder noch besser in
ganz fein zertheiltem Zustande, sowie man es bei der Reduction einer concentrirten
Lösung seines schwefelsauren Salzes mittelst Zink hervorgehen sieht, einige Zeit
lang unter einer dünnen Schicht gewöhnlichen lufthaltigen destillirten (nicht Brunnen-) Wassers auf, so zeigt letzteres eine auffallend starke alkalische Reaction, in Folge der
Bildung von leichtlöslichem Thalliumoxyd. Diese Eigenschaft theilt es sonach mit dem
in mancher anderen Beziehung ihm wiederum verwandten Bleie, von dem bekannt ist, daß
es im reinen blankgescheuerten Zustande (etwa in Form einer dünnen Folie) circa 1/4 bis 1/2 Stunde in destillirtes Wasser einige
Zoll tief eingehängt, schon innerhalb dieser kurzen Zeit eine auffallend große Menge
unlöslichen Bleioxydhydrats an seiner dem Wasser ausgesetzten, respective
zugewandten Oberfläche absondert, während es in einem gewöhnlichen Kalkerdesalze haltigen Quellwasser (d.h. in jeder Art
gewöhnlichen Trinkwassers) keine Spur einer solchen Oxydabsonderung, wie lange die
Metallfolie auch in solchem Wasser verweilen mag, erkennen läßt.Man vergleiche die schon vor circa 35 Jahren in
Schweigger's Journal für Chemie und Physik
Bd. LIV S. 324 von Dr. Wetzlar hierüber mitgetheilten und von mir vollkommen bestätigt
gefundenen Beobachtungen. Bringt man absichtlich eine Portion solchen fein zertheilten Thalliummetalls
auf ein Papierfilter, auf welchem man es des Tags über unter dem Zutritte der Luft
mit etwa der doppelten Gewichtsmenge destillirten Wassers derart benetzt und
überschüttet, daß man die durch das Filter ablaufende Flüssigkeit immer wieder und
zwar so lange auf das Filter zurückgießt, bis endlich jede Spur des Metalls auf dem
Filter verschwunden, dann hat man eine concentrirte Lösung des reinsten, stark
alkalisch reagirenden, kohlensauren Thalliumoxyds erlangt, welche, meist schon ohne
fernerweite Einengung durch Abdampfen, in langen schneeweißen außerordentlich
zerbrechlichen Krystallnadeln anschießt. In einer verhältnißmäßig kurzen Zeit kann
man sich auf diese Weise besser und einfacher als auf irgend eine andere Art ein
außerordentlich reines Präparat, aus welchem sich nachher alle übrigen
Thalliumoxydsalze leicht darstellen lassen, bereiten.Man vergleiche bezüglich der Darstellung des kohlensauren Thalliumoxyds die
von F. Kuhlmann, Sohn, jüngst veröffentlichte
Methode im Journal für praktische Chemie Bd. LXXVIII S. 175. Die Angabe von Crookes (in den Annalen der Chemie
und Pharmacie Bd. CXXIV S. 211), daß sich bei Zusatz eines kohlensauren Alkalis zu
der sauren Lösung des Chlorthalliums, kohlensaures
Thalliumoxyd abscheide, beruht jedenfalls auf einem Irrthum, denn der auf diese
Weise entstehende Niederschlag ist kein kohlensaures Thalliumoxyd, sondern eine
andere complicirtere Verbindung. Völlig reine Thalliumoxydsalze, insbesondere das
schwefelsaure und salpetersaure Thalliumoxyd, werden, meinen Beobachtungen zufolge,
weder von caustischen, noch von kohlensauren Alkalien gefällt. – Das in
Wasser unlösliche, von Lamy näher beschriebene braune
Thalliumoxyd (man vergleiche Journal für praktische Chemie Bd. LXXXVIII S. 174),
welches man bei Fällung des Thalliumsesquichlorürs mittelst Aetznatrons entstehen
sieht, scheint dasselbe zu seyn, welches ich bei der elektrolytischen Zerlegung des
schwefelsauren Thalliumoxyds an der positiven, aus einem
Platinblech bestehenden Elektrode habe sich abscheiden sehen. Zersetzt man nämlich
eine wässerige Lösung des genannten Salzes durch 3 oder 4 Bunsen'sche Elemente, so bemerkt man, während an der Kathode metallisches
Thallium sich ablagert, sehr bald, daß sich die aus Platin bestehende Anode (ähnlich
wie bei der elektrolytischen Zerlegung von Blei- oder Mangansalzen) mit einem
braunen festhaftenden Ueberzuge bekleidet, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach mit
dem Lamy'schen braunen Oxyde identisch ist. –
Unter den seither vorgeschlagenen Methoden, das Thallium aus seinen Verbindungen im
metallischen Zustande abzuscheiden, habe ich keine praktischer befunden, als die,
eine Lösung von nicht zuvor angesäuertem schwefelsauren Thalliumoxyd durch
Hineinlegen von ganz reinen Zinkstäbchen zu reduciren. Die Ausscheidung des Metalls, nicht selten in
schönen hellglänzenden büschelförmig vereinigten Krystallnadeln, beginnt fast
augenblicklich, und ist, was leicht durch eine spectroskopische Prüfung der über dem
ausgeschiedenen Metalle befindlichen Salzsolution erkannt werden kann, gewöhnlich in
ganz kurzer Zeit schon beendet.
Was nun schließlich die Verarbeitung des mehrerwähnten Bleikammerschlammes aus der
Schwefelsäurefabrik in Oker auf Thallium anlangt, so habe ich die nachfolgende
Methode unter einer großen Anzahl anderer von mir versuchten als die am bequemsten
zum Ziele führende erkannt. Man überschütte in einer geräumigen Porzellanschale den
breiartigen röthlich gefärbten Schlamm mit der 4- bis 6fachen Gewichtsmenge
destillirten Wassers, erhitze das Ganze zum Sieden, füge nach und nach, unter
beständigem Umrühren mittelst eines Glasstabes, so viel gepulvertes, kohlensaures
Natron dazu, bis die Kohlensäureentwickelung gänzlich aufgehört und die Flüssigkeit
stark alkalisch reagirt. Man fährt hierauf mit dem Kochen, unter fortwährendem
Umrühren des Ganzen, so lange fort, bis die ursprüngliche
röthliche Farbe des Schlammes in eine mehr oder weniger intensiv schwarze (hauptsächlich von einem
Quecksilberoxydulsalzgehalte im Schlamme herrührend) übergegangen ist. Jetzt bringt
man den Schaleninhalt auf ein doppeltes Papierfilter, sammelt das Filtrat, süßt die
auf dem Filter befindliche schwarze Masse einige Mal mit Wasser, welches man dem
Filtrate nachgehends beifügt, aus, versetzt dann die gesammte Flüssigkeit mit einer
kleinen Quantität feingepulverten Cyankaliums, kocht das Ganze einmal auf, filtrirt
hierauf von neuem, und leitet nunmehr durch die klar filtrirte Flüssigkeit so lange
wohlgewaschenes Schwefelwasserstoffgas, als sich noch schwarzes Schwefelthallium, in
Gestalt voluminöser, am Boden des Gefäßes leicht zusammenballender Flocken,
abscheidet. Dieses reinigt man durch Decantiren und nachheriges Zinsfüßen mit Wasser
auf einem Papierfilter.
Nunmehr schreitet man zur ferneren Verarbeitung, respective Aufschließung des bereits
durch die Behandlung mittelst kohlensaurer Natronlösung in eine schwarze Masse
verwandelten Schlammes. Zu dem Ende kocht man denselben, erforderlichen Falles
einige Male, recht anhaltend mit einer mäßig concentrirten Lösung von Oxalsäure aus, überhaupt so oft, als der von der
Flüssigkeit getrennte und ausgesüßte Rückstand bei der spectroskopischen Prüfung die
charakteristische grüne Linie nur noch ganz schwach hervortreten läßt. Das gesammte
saure Filtrat wird hierauf in der Siedhitze durch Eintragen von gepulvertem
kohlensaurem Natron bis zu einer deutlich hervortretenden alkalischen Reaction
übersättigt, sodann eine hinreichende Quantität fein gepulverten Cyankaliums hinzugefügt, einige Mal
das Ganze aufgekocht, filtrirt, und das Filtrat dann schließlich, wie vorhin
angegeben, mit Schwefelwasserstoffgas behandelt. Das auf solche Weise gewonnene,
noch ziemlich viel Schwefelquecksilber enthaltende Schwefelthallium behandelt man in
der Siedhitze mit chemisch-reiner, schwacher Salpetersäure (von 1,20 spec.
Gewicht), wobei das Thallium in Lösung übergeht, während das Schwefelquecksilber
unangegriffen zurückbleibt. Die salpetersaure Lösung versetzt man hierauf mit
einigen Tropfen concentrirter Schwefelsäure, dampft das Ganze bis zur Trockne ab,
löst den trocknen Rückstand in der Siedhitze in Wasser, filtrirt, und gewinnt dann
aus der etwas eingeengten erkalteten schwefelsauren Thalliumoxydlösung durch
Einlegen von reinem Zink, das metallische Thallium in der vorhin erwähnten Gestalt.
Läge einem daran, selbst die letzten Spuren von Thallium noch aus der durch
Oxalsäure bereits fast erschöpften schwarzen Schlammmasse zu gewinnen, so müßte man
sich freilich zum Aufschließen derselben des Königswassers in der Siedhitze bedienen, ein Verfahren, was sich indeß
wegen der dabei massenhaft auftretenden erstickenden Dämpfe und der im Ganzen
genommen sich kaum lohnenden Ausbeute dabei schwerlich empfehlen dürfte.
Die directe Verarbeitung eines noch so thalliumreichen Schwefelkieses, nach der von Crookes
empfohlenen Methode, z.B. des bei Theux in Belgien vorkommenden, möchte ich, meinen
Erfahrungen zufolge, als eine kaum irgendwie nennenswerthe Ausbeute gebend,
Niemanden empfehlen.