Titel: Zur Anwendung der Centrifugalmaschine bei der Stärkefabrication; von Dr. C. Stammer.
Autor: Karl Stammer [GND]
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. CXX., S. 454
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CXX. Zur Anwendung der Centrifugalmaschine bei der Stärkefabrication; von Dr. C. Stammer. Stammer, über die Anwendung der Centrifugalmaschine bei der Stärkefabrication. Im polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 424 befindet sich ein Aufsatz über diesen Gegenstand, welcher mich veranlaßt, das Ergebniß eines hierher gehörigen Versuches mitzutheilen; dasselbe dürfte geeignet seyn, zur Lösung der in jenem Aufsatze besprochenen Schwierigkeit beizutragen, ohne daß dazu besondere mechanische Einrichtungen erforderlich wären. Als ich mich vor längerer Zeit mit Versuchen über Stärkefabrication aus Weizen, namentlich im Sinne der von Günsberg in diesem Journal Bd. CLXII S. 439 angegebenen Methode beschäftigte – wobei ich mich, beiläufig bemerkt, von der leichten Ausführbarkeit derselben, sowie von der Verwerthbarkeit des Klebers und der Kleien als Viehfutter in der bezeichneten Weise überzeugte – kam ich auf den sehr nahe liegenden Gedanken, das Austrocknen der Stärke durch Anwendung der Centrifugalmaschine zu beschleunigen. Eine solche Einführung von Maschinenkraft an Stelle der Einwirkung von Luftzug und mehr oder weniger Wärme, versprach namentlich da, wo Schutz vor Staub sehr umständlich war, einen so erheblichen Nutzen, daß derselbe wohl kaum hervorgehoben zu werden braucht. Zu den Versuchen benutzte ich die mir zur Verfügung stehenden Schleudermaschinen der Zuckerfabrik, wie sie zum Ausschleudern des Syrups aus den Zuckermassen dienen, ohne irgend welche Abänderung als die, daß das Metallsieb innen mit einer doppelten Lage des dichten Baumwollengewebes (Barchent) überzogen wurde, wie dasselbe zur Anfertigung der Sackfilter in der Zuckerfabrik gebraucht wird. Da bei der Darstellung der Stärke eine geringe Sorte Weizen verwandt worden war, so konnte Stärke von zweierlei Art zum Versuch verwendet werden, nämlich solche von der feinsten, Weißesten und solche von etwas graulicher Farbe, wie sie bei solchem Rohmaterial sich in größerer Menge oberhalb der ersteren abzusetzen Pflegt. Beide Stärkesorten wurden nach dem Absitzenlassen so trocken wie möglich d.h. nach sorgfältigem Abgießen des Wassers, in die Schleudertrommeln gebracht, und in beiden Fällen gieng das Ausschleudern des Wassers so vorzüglich und ohne jeden Anstand von Statten, daß einerseits in dem abfließenden Wasser kaum eine milchichte Trübung zu bemerken war und andererseits die herausgenommenen festen Stärkekuchen sofort unter Anwendung von künstlicher Wärme rasch getrocknet werden konnten; sie zeichneten sich nachher durch ihre schöne Stängelung aus, die im Kleinen sonst nicht leicht zu erreichen ist. Nach diesen Resultaten konnte an der Anwendbarkeit der Centrifugalmaschine ohne irgend welche Abänderung als die bezeichnete Ausfütterung nicht gezweifelt werden, und läßt sich wohl der scheinbare Widerspruch mit den oben erwähnten Mittheilungen durch die vorhergegangene Behandlung der Stärke erklären. Dieselbe war nämlich allerdings in hölzernen Rinnen abgelagert, dann aber, da sie augenscheinlich noch Kleber enthielt, wieder mit Wasser angerührt und der Gährung ausgesetzt worden. Erst nachdem diese vollkommen aufgehört hatte, war die Stärke nach den Centrifugen gekommen. Es stimmt dieß mit den in dem erwähnten Aufsatz (Bd. CLXVII S. 426) gegebenen Erörterungen überein; da es aber auf diese Weise so sehr leicht gelingt, die Stärke, nach ihrer Abscheidung aus dem Weizen nach dem Martin'schen Verfahren, von dem Rückhalt an Kleber zu befreien, so scheint dieser Weg, sie für das Centrifugiren passend vorzubereiten, keiner Abänderung bedürftig, und die Benutzung der gewiß sehr wichtigen rascheren mechanischen Trocknung nicht an eine geheime Modification der Maschine gebunden. Endlich möge noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß ein Auswaschen der Weizenstärke nach der Gährung – durch wiederholtes Anrühren mit Wasser, Absitzenlassen und Abgießen – bei Anwendung des nachherigen Ausschleuderns dadurch umgangen werden kann, daß man die Stärke nach dem Centrifugiren in den Trommeln selbst durch mehrmaliges Einspritzen von reinem Wasser auswäscht, also nach Art der Zuckerfabrication „ausdeckt;“ es steht zu vermuthen, daß sich das nachherige Trocknen durch die leicht herzustellende Einströmung von trockener warmer Luft in die Schleudertrommeln noch mehr beschleunigen lassen wird. Ohne Zweifel werden Versuche in der angedeuteten Richtung die hier ausgesprochene Ansicht bestätigen und dazu dienen, die Arbeit in den Weizenstärkefabriken abzukürzen und zu erleichtern.