Titel: | Selbstthätiger Speiseapparat für Dampfkessel, von Cleuet. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. II., S. 13 |
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II.
Selbstthätiger Speiseapparat für Dampfkessel, von
Cleuet.
Aus den Annales des mines,
6me série, t. II p. 415.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Cleuet's selbstthätiger Speiseapparat für Dampfkessel.
Dieser Apparat soll die Speisung der Dampfkessel ohne Hülfe einer Bewegungsmaschine
bewirken. Seine Hauptvorzüge sind:
1) Entbehrlichkeit der bisher angewandten Speisepumpen und anderer zum Speisen der
Kessel angewandten Apparate;
2) Unterhaltung eines constanten Niveau's des Kesselwassers;
3) von der Ueberwachung des Heizers ganz unabhängige Speisung, indem der Apparat
dieselbe bewirkt, sobald es nothwendig ist;
4) Wirksamkeit bei jedem Druck im Kessel.
5) Speisung mit Wasser von jeder beliebigen Temperatur.
Den wesentlichsten Theil des Apparates bildet ein hohler Körper oder Schwimmer,
welcher sich abwechselnd füllt und entleert, und dadurch schwerer oder leichter als
die umgebende Flüssigkeit wird; derselbe erhält so eine auf- und
niedergehende Bewegung, welche ihn nach einander in Verbindung mit dem Kessel und
mit dem allgemeinen Speisebehälter bringt, wodurch das zur Dampferzeugung
erforderliche Wasser von letzterem zum ersteren geführt wird.
Fig. 17
stellt einen solchen Speiseapparat für einen Dampfkessel von 50 Pferdekräften
dar.
A geschlossenes, durch das aus dem Speisewasserbehälter
zufließende Wasser stets gefülltes Gehäuse.
B cylindrischer Schwimmer in dem Gehäuse A; derselbe ist mit einer doppelten Wandung b versehen, um zu verhüten daß das Wasser in A zu heiß werde und verdampfe. Der freie Raum zwischen
beiden Wänden steht mit der Atmosphäre durch ein enges Kautschukröhrchen b' in Verbindung, um etwaigen Dämpfen den Ausgang zu
gestatten. – Ein Mittelrohr C ist an den Wänden
des Schwimmers befestigt und besitzt zwei Reihen von Oeffnungen d', d' und e', e'. Zwei
Röhren c, c', ebenfalls mit Oeffnungen d, d und e, e versehen,
verlängern die Achse des Schwimmers und gleiten dicht in den Stopfbüchsen G, G'.
F, F' sind ringförmige Verstärkungen mit Löchern, welche
in den Stopfbüchsen G, G' zwischen zwei Dichtungen von
Hanf oder dgl. liegen.
h ist das Austrittsrohr für den verbrauchten Dampf; es
ist an der oberen Stopfbüchse angebracht.
I ist der Kessel; J ist das
Dampfrohr, welches bis zum normalen Wasserspiegel N im
Kessel verlängert ist; K ist das Speiserohr für den
Kessel.
Spiel des Apparates. – Es sey der Kessel leer und
der Schwimmer B und das Gehäuse A voll Wasser; der Schwimmer ist halb so schwer wie das Wasser welches
sein Volum verdrängt, und seine Dimensionen sind so berechnet, daß seine
Steig- oder Fallkraft, je nachdem er leer oder voll ist, hinreicht um die
Reibung der Röhren c, c' in ihren Führungen zu
überwinden.
Unter diesen Verhältnissen ruht der Schwimmer auf dem Boden des Gehäuses A und ist mit dem Dampfrohr J durch die Oeffnungen d, d des Rohres c, und mit dem Wasserrohr K
durch die Oeffnungen e, e des Rohres c' in Verbindung. In Folge des
Niveau-Unterschiedes im Kessel und im Schwimmer fließt das Wasser aus
letzterem in den Kessel und wird durch die aus J
einströmende Luft ersetzt.
Hierdurch wird der Schwimmer immer leichter und endlich reicht seine Steigkraft zur
Ueberwindung der Reibung hin und hebt ihn, bis er den Deckel des Gehäuses A trifft. In dieser neuen Stellung treffen die
Oeffnungen d, d der Röhre c
auf das Ableitungsrohrs, welches mit der Atmosphäre oder mit dem Speisereservoir in
Verbindung steht, während die Oeffnungen e, e der Röhre
c' mit dem Gehäuse A
communiciren. Das Wasser aus letzterem tritt also in den Schwimmer und wird nach und
nach durch das mittelst des Rohrs R aus dem
Hauptreservoir kommende ersetzt. Indem sich nun der Schwimmer allmählich füllt, wird
derselbe schwerer und nimmt seine erste Stellung wieder ein; dieses Spiel dauert so
lange, bis die Oeffnung von J durch das steigende Wasser
gesperrt wird.
Wird nun im Kessel Dampf erzeugt, so wiederholen sich die eben beschriebenen
Erscheinungen, und das Wasser aus dem Schwimmer gelangt nur in den Kessel, wenn das
Sinken des Wassers bei N etwas Dampf aus dem Kessel in
den Schwimmer treten läßt und diesen erleichtert. Die Wärme des aus dem Schwimmer
abströmenden Dampfes wird durch seine Condensation im Hauptreservoir wieder
gewonnen.
Man könnte also auch das Wasser aus einem tiefer liegenden Behälter durch die
entstehende Luftleere saugen; allein es ist im allgemeinen besser, wenn derselbe
etwas höher als der Schwimmer steht, weil dann die Röhrenverbindungen leichter dicht
zu erhalten sind und auch heißes Wasser angewendet werden kann.
Man sieht, daß abgesehen von den leicht nach Willkür zu verringernden
Wärmestrahlungsverlusten, die Speisung ohne eigentlichen Brennstoffverbrauch
geschieht, da alle Wärme des Dampfes dem Kessel wieder zu Gute kommt.