Titel: | Quer-Walzwerk von E. Martin, Ingenieur in Paris. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. X., S. 29 |
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X.
Quer-Walzwerk von E. Martin, Ingenieur in Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, December 1862, S. 295.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Martin's Quer-Walzwerk.
Der Ingenieur Martin in Paris ließ sich am 12. August 1861
ein Walzwerk patentiren, in welchem man schmiedeeiserne Stücke quer, d.h.
rechtwinkelig zu deren Achsen auswalzt.
Das Princip dieser Maschine beruht auf der Wirkung zweier horizontalen Platten, die
sich übereinander bewegen und an ihren inneren, sich gegenüber liegenden Flächen die
auf einander folgenden Profile enthalten, welche der zu walzende Gegenstand annehmen
muß, ehe er mit seiner definitiven Form den Apparat verläßt.
Fig. 1 ist die
vordere Ansicht des ganzen Walzwerkes und theilweise ein Längendurchschnitt
desselben;
Fig. 2 ist ein
Querdurchschnitt durch die Mitte;
Fig. 3 zeigt
die Einrichtung der im Inneren der Walzplatten anzubringenden Profile, mittelst
welcher das Auswalzen bewirkt wird.
Als Beispiel für die Anordnung der Cannelirungen in den Walzplatten ist eine Achse
gewählt worden. Man läßt hierbei das Profil des Achskörpers von dem Mittelpunkte des
Eisenstückes aus entstehen, indem man auf jeder Walzplatte zwei gebrochene Linien
(Spiralen mit Vorsprüngen, Ecken) bildet. Die aufeinander folgende Höhe der Ecken
(Vorsprünge) richtet sich je nach der Entwickelung der mit dem zugehörigen hohlen
Raume der Achse correspondirenden gebrochenen Linie. Der vorspringende Rand dieser
gebrochenen Linie beginnt am Mittelpunkte C der Achse
(man sehe die verschiedenen Durchschnitte in Fig. 3) und geht auf der
einen Seite bis zur Stelle M der Achse, auf der anderen
bis zu M'. Haben nun z.B. die Walzplatten einen Weg von
40 Centimetern in senkrechter Richtung zu der Achsenmittellinie zurückgelegt, so ist
die nöthige Menge Eisen von der zu walzenden Achse (dem Arbeitsstücke) nach den
Tragflächen m derselben hingedrängt worden und man
erhält nach einem weiteren Durchlauf von ungefähr 40 Centimetern auch die Form
dieser Tragflächen. Zuletzt werden nach einem abermaligen Durchgang von 40
Centimetern ebenso die Achszapfen m' gebildet, und die
Achse nimmt, nachdem auch die Anläufe (Verjüngungen) allmählich eine senkrechte
Richtung zu der Mittellinie erhalten haben, ihre bleibende Form.
Nach dieser Beschreibung der Wirkungsweise der Walzplatten soll nun im Nachstehenden
auch mitgetheilt werden, wie das Walzen unter der combinirten Einwirkung der
verschidenen Organe, aus welchen der Apparat gebildet ist, bewirkt wird.
Letzterer besteht zunächst aus einem starken Maschinengestell, welches aus zwei
symmetrischen Ständern f gebildet wird, in denen die
Pfannen für die Hauptwellen angebracht sind. Diese Ständer sind auf eine starke
Unterlage von Schwellen K festgebolzt, welche durch
Streben zusammen verbunden sind.
Die beiden Platten A und B,
mit denen das Walzen bewirkt wird, sind von Gußeisen. Dieselben liegen zwischen
starken Rollen n mit Spurkränzen und erhalten bei ihrer
hin und her gehenden Bewegung ihre Führung durch die Ansätze z, welche mit den beiden horizontalen Wellen h
und h' ein Stück bilden. Auf den Außenflächen der
Platten ist eine doppelte Reihe von Zahnstangen o und
o' aufgeschraubt, in welche die Stufenräder r und r' eingreifen, welche
schrägstehende Zähne haben und auf den Wellen h und h' festsitzen. Die Seitenränder der beiden Platten
passen auf einander, indem die untere Platte in die Vertiefungen der Ansätze a und b der oberen tritt,
welche die Platten in der Länge haben.
Auf die in der Mittellinie des Walzwerkes liegende Welle Y, welche auf der einen Seite von dem Ständer f und auf der anderen von einem besonderen Bocklager f'
getragen wird, ist ein conisches Rad d befestigt,
welches in ein gleiches, auf die Transmissionswelle befestigtes Rad eingreift. Diese
Welle ist mit einer Zahnscheiben-Kuppelung e und
e' versehen, deren eine Scheibe mit dem Getriebe g aus einem Stücke gegossen und unbeweglich ist, während
sich die andere verschieben läßt. Durch den Eingriff des Getriebes g in die Getriebe i und 1 wird den Wellen h und h' die Bewegung mitgetheilt und folglich auch den
Stufenrädern r und r',
welche bei ihrer Umdrehung die Zahnstangen o und o' fortschieben, die auf die Walzplatten A und B befestigt sind.
Für den Rücklauf der beiden Walzplatten wird eine ähnliche Vorrichtung wie bei den
Hobelmaschinen angebracht, welche die Muffe e und e' ein- und ausrückt, sobald die Platten ihren
Weg zurückgelegt haben. Dieselbe besteht aus den Hebeln p und p², welche durch die Stange p' verbunden sind; der Hebel p wird durch einen kleinen, auf denselben Drehpunkt befestigten Arm
bewegt, der in einer Spur x steckt (Fig. 1 und 3), welche einen Theil
ihrer Länge gerade läuft, dann aber in x' von der
Geraden abweicht, um das Ausrücken zu bewirken. Ist die Ausrückung erfolgt, so
werden die Platten vermittelst des Handrades x²
an der Welle h¹ rückwärts gedreht.
Eine andere, aus den verticalen Stangen q und q', den Hebeln s und s' und dem Gegengewichte v
bestehende Vorrichtung dient in der Weise zur Ausgleichung des Gewichtes der
Platten, daß sie die Berührung derselben bei ihrer gleitenden Bewegung geschmeidig
macht. Die Pfannen in den Ständern werden, wie bei den gewöhnlichen Walzwerken,
mittelst der Sprossenschrauben u, und die
Rollen-Führungen n durch die Schrauben t höher und niedriger gestellt.