Titel: | Untersuchungen über den Stahl; von H. Caron. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XII., S. 38 |
Download: | XML |
XII.
Untersuchungen über den Stahl; von H. Caron.
Aus den Comptes rendus,
t. LVI p. 1017.
Caron's Untersuchungen über den Stahl.
Vierte Abhandlung.Die vorhergehenden Abhandlungen wurden im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
36 und 380 mitgetheilt.
Ueber das Austreiben des Phosphors aus dem Roheisen.
– Das Roheisen, welches Schwefel oder Phosphor enthält, gibt ein roth-
oder kaltbrüchiges Stabeisen; verfrischt man aber ein geeignetes Gemisch von
beiderlei Roheisen, so erhält man ein Stabeisen, bei welchem diese Fehler viel
weniger fühlbar sind. Daraus hat man ziemlich allgemein geschlossen, daß der
Schwefel und der Phosphor sich gegenseitig zerstören, oder vielmehr eine feste oder gasförmige
Verbindung bilden, welche entweder mit den Schlacken oder mit den Ofengasen
verschwinden kann. Es schien mir interessant, durch Versuche zu erforschen, ob es
wirklich ein Mittel gibt, den Phosphor aus dem Roheisen auszutreiben. Ein
schwefelhaltiges und ein phosphorhaltiges Roheisen, welche hierzu direct dargestellt
worden waren, wurden analysirt; sie enthielten in 100 Theilen:
Schwefelhaltiges Roheisen.
Schwefel
1,04
Phosphorhaltiges Roheisen.
Phosphor
0,85
Gleiche Gewichte von beiderlei Roheisen wurden zusammengeschmolzen und gegossen; der
Zain enthielt:
Schwefel in 100 Roheisen
0,51
Phosphor in 100 Roheisen
0,42
Es war weder Schwefel noch Phosphor merklich verschwunden, sondern nur jeder dieser
Körper in der doppelten Metallmenge vertheilt.
Der Zain von gemischtem Roheisen wurde durch Umschmelzen mit einem Zusatz von
Eisenoxyd gefrischt; nach diesem Frischen enthielt er noch:
Schwefel in 100 Roheisen
0,49
Phosphor in 100 Roheisen
0,40
Das Frischen hatte also auf den Schwefel und Phosphor fast gar keine Wirkung.
Endlich wurde letzterer Zain mit 6 Proc. metallischem Mangan umgeschmolzen, um zu
sehen, ob dieser Körper, welcher die Eigenschaft hat den Schwefel zu beseitigen,
nicht gleichzeitig den Phosphor austreibt; das Roheisen gab bei der Analyse:
Schwefel in 100 Roheisen
0,15
Phosphor in 100 Roheisen
0,39
Der Schwefel war großentheils verschwunden, aber der Phosphor war
zurückgeblieben.
Wenn man also auf den Hütten schwefelhaltiges Roheisen mit phosphorhaltigem
vermischt, um sie hernach zusammen zu verfrischen, so bringt man dadurch in keiner
Weise weder den Schwefel noch den Phosphor zum Verschwinden, sondern zertheilt nur
die schädlichen Metalloide in einer größeren Metallmasse; mit anderen Worten,
anstatt ein sehr rothbrüchiges oder sehr kaltbrüchiges Stabeisen zu erhalten, hat
man ein Stabeisen, welches gleichzeitig diese beiden Fehler besitzt, aber in
geringerem Grade, welcher dasselbe vortheilhafter in der Technik anzuwenden
gestattet.