Titel: Werthbestimmung zweier englischen Thone, besonders in feuerfester Hinsicht; von Dr. Carl Bischof.
Autor: Carl Bischof [GND]
Fundstelle: Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XIV., S. 41
Download: XML
XIV. Werthbestimmung zweier englischen Thone, besonders in feuerfester Hinsicht; von Dr. Carl Bischof. Bischof's Werthbestimmung zweier englischen Thone. I. Hellgefärbter Thon. Er findet sich 6–8 Fuß unter der Erdoberfläche in anscheinend großer Mächtigkeit. Physikalische Eigenschaften. – Ist von gelblich-grauer Farbe; zeigt häufig kleine eisengelb gefärbte Nester. – Fühlt sich wenig zart an. – Schneidet sich körnig mit rauher Schnittfläche. – Der Bruch ist erdig. – Haftet an der Zunge. – Zerfällt in Wasser unter Entwickelung von Luftbläschen, die mit singendem Zischen entweichen; gibt, damit angefeuchtet, eine bindende Masse. Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser bedeutend. – Braust, mit Säure übergossen, nicht; damit digerirt, wird merklich Eisen wie Kalk ausgezogen. Wird dunkler beim Glühen über der Weingeistlampe; enthält daher organische Reste. Bestimmung des Grades der Strengflüssigkeit (Feuerfestigkeit) und des Bindevermögens (Magerkeit oder Fettigkeit). a) Des rohen Thones. Auf Grund des in diesem Journal (Bd. CLIX S. 54, und Bd. CLXI S. 208 und 291) beschriebenen Verfahrens geprüft, wornach die Menge des chemisch reinen Quarzzusatzes das Maaß für die Strengflüssigkeit des Thones im umgekehrten und für das Bindevermögen im geraden Verhältniß gibt, ist der fragliche Thon der bezeichneten Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt: völlig großblasig, aufgebläht.    In geringerer Hitze, lebhafter Ofenrothglühhitze, schwindet er wenig, ohne zu reißen oder zu springen, zu einer gelblichen, steinartigen, anhaftenden Masse.    Pröbchen Nr. 1 (d.h. versetzt mit 1 Theil chemisch reinem Quarzpulver) Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt, ist aufgeschwellt und von fast rein weißer Farbe. – Die nachtheilige Einwirkung des Eisens in dem Thone ist kaum noch sichtbar, was sich aus der verhältnißmäßig bedeutenden Zunahme der Strengflüssigkeit der Eisensilicate mit der steigenden Menge der Kieselsäure erklärt.    Pröbchen Nr. 2 (d.h. versetzt mit 2 Th. Quarzpulver etc.) ist fast nicht aufgeschwellt.    Pröbchen Nr. 3 ist wenig glasirt, und Stourbridge Nr. 1 (d.h. dem besten Stour-bridge-Thon versetzt mit 1 Th. Quarzpulver) gleich zu setzen.    Pröbchen Nr. 4 ist körnig etc. Statt des Garnkirker Thones, als Normalthon, wurde der von Stourbridge genommen, welcher in der bezeichneten Gußstahlschmelzhitze folgendes Verhalten ergab: Der Stourbridge-Thon für sich, zeigt keine Formveränderung, aber Anfänge von Schwellung. St. Nr. 1 zeigt stellenweise kleine Flußstellen. St. Nr. 2 ist theilweise körnig. St. Nr. 3 ist körnig zu nennen etc. Selbst St. Nr. 10 zeigt noch einen leisen, sehr feinen glasartigen Ueberzug. Es ist demnach der beste Stourbridge-Thon dem besten Garnkirker Thone hinsichtlich der Strengflüssigkeit nachzustellen. Die Strengflüssigkeit beträgt mindestens einen halben Grad der genannten Scala weniger. Die Strengflüssigkeit des vorstehenden Thones ist demnach, St. Nr. 1 als Einheit gesetzt, = 3, d.h. er ist um zwei Grade leichtflüssiger als der Stourbridge-Thon. Sein Bindevermögen, in der bezeichneten Weise geprüft, ist = 3, d.h. ein geringes. b) Des geschlämmten Thones. Als der Thon in der früher beschriebenen Weise geschlämmt wurde, wobei im Mittel aus zwei Bestimmungen 34 Proc. Sand etc. als Schlämmrückstand verblieben, und man die Strengflüssigkeit wie vorhin bestimmte, ergaben sich folgende Resultate.    Der abgeschlämmte Thon, Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt, ist sinterig-blasig. Pröbchen Nr. 1 (d.h. wie oben etc.) ist stark glänzend glasirt und wenig geschwellt.      Nr. 2 ist fast nicht glasirt, nähert sich schon St. 1.      Nr. 3 ist körnig etc. Die Strengflüssigkeit des abgeschlämmten Thones, dessen Menge 66 Proc. betrug, ist also = 2 – 3, d.h. circa 1/2 Grad höher als die des rohen Thones. Das Bindevermögen des abgeschlämmten Thones ist = 4 – 5, d.h. es hat um circa 1 1/2 Grad zugenommen. Der Schlämmrückstand, bestehend aus Quarzsand, der zum Theil eisengelb gefärbt war, wenige Glimmerblättchen und schwarze Körnchen enthielt, schmolz in Gußstahlschmelzhitze zur sinterigen Schlacke. c) Des mit Salzsäure behandelten Thones. Nachdem der Thon längere Zeit mit verdünnter Salzsäure digerirt worden war, wodurch das Eisen und der Kalk ausgezogen wurden, erhielt man nach dem Auswaschen eine fast weiße Masse mit einem Stich ins Graue. Dieselbe, der Prüfungshitze ausgesetzt, war aufgebläht, aber mehr sinterig und nicht in der Weise wie der rohe Thon. Pröbchen Nr. 1 ist glasirt, aber kaum geschwellt.      Nr. 2 fast körnig, ist St. Nr. 1 gleichzusetzen.      Nr. 3 ist körnig etc. Die Strengflüssigkeit des mit Salzsäure behandelten Thones ist also = 2, d.h. hat um einen Grad zugenommen. Das Bindevermögen des mit Salzsäure behandelten Thones ergab sich = 2 – 3, d.h. hat abgenommen. Der in Rede stehende Thon gehört demnach zu den ziemlich strengflüssigen aber wenig bindenden; er ist unrein, enthält viel Sand beigemengt und ziemliche Mengen von Kalk und Eisen. Er ist durch, Schlämmen, resp. Absonderung eines Schlämmrückstandes von 34 Proc., zu verbessern; dabei nimmt jedoch die Strengflüssigkeit nur wenig, das Bindevermögen aber mehr zu. Durch Behandlung mit Salzsäure, resp. Ausziehen des Eisens und Kalkes, wird die Strengflüssigkeit in höherem Grade vermehrt, wobei das Bindevermögen sich, wenn auch nicht bedeutend, vermindert. Die praktische Verwendbarkeit dieses Thones zu sogenannten feuerfesten Zwecken betreffend, dürfte er mit Gewähr nur für die gewöhnlichen zu gebrauchen seyn, nämlich für Feuerungsanlagen, Essen, Kohks- und Gasöfen etc. Sind auch schon aus dem rohen Thone, ohne daß ein bedeutendes Schwinden statt findet, und ohne ein Reißen und Springen im Feuer, bei richtiger Behandlung haltbare Steine anzufertigen, so ist doch durch Schlämmen für besondere Verwendungen, welche die vermehrten Kosten tragen können, eine empfehlenswerthe Verbesserung zu erreichen. Durch Schlämmen wäre die Strengflüssigkeit, noch mehr aber das Bindevermögen zu erhöhen, wodurch der Thon zu einer größeren Aufnahme feuersten Zusatzes geeigneter würde. Der geschlämmte Thon würde im Stande seyn, 1–1 1/2 Maaßtheil reinen Quarzsandes oder bis 2 Maaßtheile Chamotte aufzunehmen. Gebrannt, liefert der Thon einen Chamotte von kantigem, nicht rundlichem Korn. Die Menge der Aufnahme des Chamottes richtet sich stets einigermaßen nach der Größe des Korns. Reines Quarzpulver würde sich speciell empfehlen, weil dadurch verhältnißmäßig mehr der nachtheilige Einfluß des nicht geringen Eisengehaltes paralysirt wird, wenn auch überhaupt strengflüssiger Chamottezusatz dem Quarze vorzuziehen ist. II. Dunkelgefärbter Thon. Das Vorkommen desselben ist ähnlich wie das des vorigen Thones. Physikalische Eigenschaften. – Ist von blaugrauer Farbe; enthält nicht selten kleine Nester von Roth- und Gelbeisenstein. – Fühlt sich fettig und zart an. – Schneidet sich glatt mit glänzender Schnittfläche. – Der Bruch ist unvollkommen muschlig und es zeigen sich vereinzelte Ablösungen. – Haftet an der Zunge. – Zerfällt in Wasser langsam unter sparsamer Entwickelung von Luftbläschen; gibt, damit angefeuchtet, eine sehr bindende, plastische Masse. Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser unmerklich; zwischen die Zähne gebracht, ist Staubsand wahrzunehmen. Braust nicht in Säure; damit digerirt, wird viel Eisen und Kalk ausgezogen. Schwärzt sich beim Glühen über der Weingeistlampe; enthält daher organische Reste. Bestimmung des Grades der Strengflüssigkeit und des Bindevermögens (wie oben). a) Des rohen Thones.    In Gußstahlschmelzhitze bläht er sich völlig auf zu einer blasigen Masse.    In Kirschrothglühhitze schwindet er beträchtlich (von 100 auf circa 80) zu einer steinigen, dunkelgefärbten, kaum anhaftenden Masse, welche viele Risse und Sprünge zeigt. Pröbchen Nr. 1 ist aufgebläht und von schmutzig gelber Farbe.      Nr. 2 ist noch aufgebläht.      Nr. 3 ist glasirt.      Nr. 4 nähert sich Stourbridge Nr. 1 etc. Seine Strengflüssigkeit ist demnach nahezu = 4, d.h. er ist um circa 3 Grade leichtflüssiger als der Stourbridge-Thon. Sein Bindevermögen ist = circa 7, d.h. er gehört zu den sehr bindenden, fetten Thonen. b) Des geschlämmten Thones. Der Thon wurde wie oben geschlämmt, wobei im Mittel aus zwei Bestimmungen, nach längerem Erweichen des Thones durch Kochen und kräftiges Abspülen der thonigen Theile, 26 Proc. Schlämmrückstand verblieben. Die Bestimmung der Strengflüssigkeit des abgeschlämmten Thones ergab folgende Resultate: er bläht sich zur sinterig-blasigen Masse auf. Pröbchen Nr. 1 ist gleichfalls aufgebläht.      Nr. 2 ist nicht mehr aufgebläht.      Nr. 3 nähert sich St. Nr. 1.      Nr. 4 ist körnig etc. Die Strengflüssigkeit des abgeschlämmten Thones ist = 3–4 zu setzen. Das Bindevermögen ist = 8. Der Schlämmrückstand, welcher noch immer die Thonfarbe zeigt, besteht aus Sandkörnchen und wenigen gelb und schwarz gefärbten Theilchen. Derselbe zerfloß in Gußstahlschmelzhitze völlig. c) Des mit Salzsäure behandelten Thones. Nachdem durch Digeriren mit verdünnter Salzsäure das Eisen und der Kalk ausgezogen waren, wobei etwas Thonerde mit gelöst wurde, verblieb eine hell-blaugraue Masse. Diese hierauf der Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt, war die Probe    kaum sinterig aufgebläht, also augenscheinlich strengflüssiger geworden.    Der Thon war durch die Behandlung ansehnlich aufgequollen und verhielt sich gallertartig. Pröbchen Nr. 1 ist weniger aufgebläht.      Nr. 2 ist fast nicht aufgebläht.      Nr. 3 nähert sich St. Nr. 1.      Nr. 4 ist körnig etc.    Die Strengflüssigkeit des mit Salzsäure behandelten Thones ist also = 3–4, d.h. hat zugenommen. Das Bindevermögen ist = 8. Der vorstehende Thon gehört demnach zu den weniger strengflüssigen, aber sehr bindenden, fetten Thonen. Er enthält Sand in nicht bedeutender Menge beigemengt, aber viel Eisen und beträchtlich Kalk. Er ist durch Schlämmen, d.h. Absonderung eines leichtflüssigen Schlämmrückstandes von circa 26 Proc., sowie durch Behandlung mit Salzsäure, resp. Entfernung hauptsächlich des Eisengehaltes, in gleicher Weise zu verbessern. Von Erheblichkeit ist jedoch die Verbesserung nicht. Hinsichtlich seiner praktischen Verwendungsweise zur Darstellung feuerfester Fabricate ist der Thon als solcher unter den vorigen zu stellen; doch vermag er wegen seines großen Bindevermögens weit mehr feuerfesten Zusatz aufzunehmen und sind daher vermittelst desselben, bei entsprechendem Zusatze, strengflüssigere feuerfeste Producte, und selbst schon für höhere Anforderungen als die gewöhnlichen, daraus darzustellen. Bei einem Zusatze von 2–3 Theilen reinem Quarzsand oder 3–4 Theilen Chamotte sind daraus feuerfeste Steine, Platten etc. anzufertigen, welche schon für Cupolöfen genügen, besonders nach vorheriger Behandlung des Thones mit Salzsäure, resp. Entfernung des beträchtlichen Eisengehaltes, wiewohl sie selbst dann z.B. für Schweißöfen nicht ausreichend zu empfehlen sind. Ehrenbreitstein a. Rh., den 20. Mai 1863.