Titel: | Verbessertes Spectroskop, von Dr. W. Gibbs. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XV., S. 47 |
Download: | XML |
XV.
Verbessertes Spectroskop, von Dr. W. Gibbs.
Aus dem American Journal of
science and arts, Januar 1863, S. 110.
Gibbs' verbessertes Spectroskop.
Das Spectroskop, welches ich von den Optikern J. und W. Grunow in New-York ausführen ließ, ist nach einem zum erstenmale
angewandten Princip construirt. Das Flintglasprisma hat einen Brechungswinkel von
nur 37°; die von dem Schlitz divergirenden Strahlen werden wie gewöhnlich
durch eine achromatische Linse parallel gemacht, in deren Hauptfocus der Schlitz
befindlich ist. Das Strahlenbündel fällt dann senkrecht auf die erste Fläche des
Prismas und bildet daher einen Winkel von 37° mit der zweiten Fläche. Hierbei
findet die Brechung unter einem dem Grenzwinkel so nahe liegenden Winkel statt, daß
die gebrochenen Strahlen fast parallel mit der zweiten Fläche des Prismas austreten.
Dadurch wird die Zerstreuung sehr stark, während der Lichtverlust, welcher durch
Reflexion an der Oberfläche der 60grädigen Prismen bewirkt wird, die nach der
geringsten Abweichung aufgestellt sind, vermieden ist.
Das so erhaltene Spectrum ist von bemerkenswerter Intensität, und die dunkeln Linien
erscheinen in zahlloser Menge und mit großer Klarheit. Das Instrument ist in dieser
Construction für alle chemischen Zwecke ausreichend; es
gestattet jedoch auch die Anwendung eines zweiten Prismas, wodurch natürlich die
Länge des Spectrums noch erhöht wird. Obwohl die Fernröhren nur 6'' lang sind und
eine etwa sechsfache Vergrößerung geben, so hält doch das Spectrum mit Vortheil den
Vergleich mit demjenigen
eines großen Apparates aus, welcher Fernröhren von 18'' Focallänge und 1 1/2''
Oeffnung, aber ein Prisma von 60° besitzt.
Zu bemerken ist, daß die Mitte der zweiten Prismenfläche in die Verticalachse des
Instrumentes fällt, und daß bei einem Prisma dieser Art die gebrochenen Strahlen wie
von einem einzigen strahlenden Punkt ausgehen, was bei Prismen der gewöhnlichen
Construction nicht der Fall ist, indem zugleich die Winkelzerstreuung viel größer
ist.
Meines Wissens ist diese Form für Prismen zuerst von Matthiessen angewandt worden. In Regnault's
(lithographirten) Vorlesungen über Optik am Collège de
France vom J. 1848 sind solche Prismen von verschiedener Gestalt sowie die
dadurch erzeugten Spectra abgebildet und beschrieben. Die letzteren zeigen eine
außerordentliche Ausdehnung des violetten Endes. Ein Matthiessen'sches Prisma von Flintglas, dessen erste Fläche concav ist, so
daß mit demselben eine doppelconvexe Linse von Kronglas angewandt werden kann,
scheint für das Spectroskop wegen der Lichtersparniß den Vorzug zu verdienen.