Titel: | Ueber Gautron's Lager für Centrifugalmaschinen; Bericht von Fauré. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXIV., S. 255 |
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LXIV.
Ueber Gautron's Lager
für Centrifugalmaschinen; Bericht von Fauré.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, April 1863, S. 193.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Gautron's Lager für Centrifugalmaschinen.
Bekanntlich haben die Centrifugal- oder Schleudermaschinen eine
Geschwindigkeit von 1500–2500 Umdrehungen in der Minute, und es ist daher die
Herstellung der Lager für die senkrechte Welle nicht ohne Schwierigkeit, namentlich
auch deßhalb, weil die Maschine oben leicht zugänglich bleiben muß.
Bei der Eigenthümlichkeit der durch die Umstände bedingten Bewegung der Trommel auf
dem Spurzapfen und in den Halslagern findet stets ein ungleicher, schief gerichteter
und verschieden starker Druck auf die einzelnen Lagertheile statt, in Folge dessen
stellenweise eine ungleichmäßige und rasche Abnutzung sich bemerklich macht.
Außerdem bedingt die rasche Bewegung der Maschine ein reichliches Schmieren, welches
aber eben deßhalb schwierig und unzureichend bleibt.
Hr. Gautron, Maschinenconstructeur in Paris (rue des Écluses Saint-Martin, 23) hat
daher ein neues Material für die Lager angewandt, nämlich die sogenannten
Ochsenziemer (das getrocknete männliche Glied eines Ochsen). Bekanntlich zeigt diese
Substanz, wenn sie vorher getrocknet und dann quer durchgeschnitten wird, auf dem
Querschnitt eine große Härte; außerdem hat Hr. Gautron
beobachtet, daß sie, in Oel getaucht, dieses aufsaugt und dann mit großer Kraft
zurückhält, um es selbst bei starkem Druck nur langsam ausfließen zu lassen. Hierauf
hat er die Construction der ihm patentirten Lager basirt.
Eine gußeiserne, nicht weiter bearbeitete Schale bildet das Lager und zugleich den
Oelbehälter.
Eine Linse aus gehärtetem Stahl bildet den Boden der Schale, deren cylindrische Wand
drei, vier oder mehr rechtwinkelige Oeffnungen enthält, deren Achsen senkrecht auf
der Achse der Schale sind. Jede dieser Oeffnungen bildet eine hohle rechteckige
Kammer, deren geschlossener Hintergrund der äußeren Wand
der Schale entspricht. Durch diesen hindurch geht eine Druckschraube, welche auf
eine kleine Blechplatte wirkt, die gegen einen Würfel von vulcanisirtem Kautschuk
drückt, welcher seinerseits mit einem anderen aus Ochsenziemer in Berührung steht.
Die vordere Seite des
letzteren ist nach der Oberfläche der Trommelwelle rund geschnitten. Nachdem nun
mittelst der Stellschrauben die Stellung der einzelnen, das Lager bildenden Würfel
regulirt worden ist, welche seitlich die Welle oder den Zapfen führen, wird die
Schale mit Oel gefüllt und die Maschine in Thätigkeit gesetzt.
In Folge des von beiden Seiten ausgeübten Druckes bietet sonach jedes
Ochsenziemerstück der zu schmierenden metallenen Welle eine stets und gleichmäßig
geölte Fläche dar.
Diese neuen Lager zeichnen sich durch Dauerhaftigkeit, Unveränderlichkeit und
Wohlfeilheit aus, und erheischen auch erheblich weniger Betriebskraft. Ihre
Zweckmäßigkeit ist schon durch eine Anzahl von mehr als 80 Schleudermaschienen
erwiesen worden.
Die Art wie Hr. Gautron die Ochsenziemer zubereitet, ist
zum Theil noch Geheimniß. Er unterwirft sie einer starken Austrocknung, preßt sie
dann in einer hydraulischen Presse zusammen, schneidet sie in kleinere Stücke und
fügt diese letzteren, welche nur 2–3 Millim. dick sind, zu den erforderlichen
Würfeln zusammen u.s.w.
Solche Lager haben in einzelnen Fällen fast drei Jahre lang ohne Reparatur mit
geringem Oelbedarf gearbeitet und sich dabei durch sanften Gang ausgezeichnet.
Beschreibung der
Abbildungen.
Die neuen Lager sind in Fig. 25 im Aufriß und in
Fig. 26
im verticalen Durchschnitt dargestellt.
D ist die kupferne innere Trommel, B der gußeiserne äußere Mantel, F ein schalenförmiger, die Trommel D dicht
schließender Deckel von Schmiedeeisen.
G ist eine kupferne, an der stählernen Drehungswelle H befestigte Hülfe zur Aufnahme der Trommel D. G' ist eine ähnliche Hülse, in der Mitte des Deckels
F angebracht, mit welchem sie verbunden ist; sie
paßt in die Oeffnung der Mittelröhre der Trommel. Der Deckel wird durch die mit
Flügeln und einem Schmiergefäße versehene Mutter I
festgeschraubt.
J ist eine conische, an dem Gestelle der Maschine
befestigte Büchse, welche in das Fundament hineinreicht und als Oelbehälter dient;
auf ihrem Grunde läuft auf drei stählernen Frictionsrollen der Spurzapfen der
Trommel.
K ist ein gußeiserner Oelbehälter, welcher fest an dem
Boden des Mantels B, concentrisch mit der Welle H, angebracht ist und die Außenwand des nach dem neuen
System construirten Lagers bildet.
L sind die vier Kammern oder Löcher von rechteckigem
Querschnitt, M die Futter aus Ochsenziemer in diesen
Kammern, und N die auf einen kleinen Blechstreifen
drückenden Stellschrauben.
O ist ein dreiarmiges, um O'
drehbares Kreuz, welches über den Deckel F niedergelegt
wird und den oberen Theil der Welle mittelst eines dem eben beschriebenen ähnlichen
Halslagers umfaßt. Beim Zurückschlagen des Kreuzes legt sich dasselbe gegen den
Vorsprung P an (s. die punktirte Zeichnung), beim
Niederlegen wird der Arm O durch die Gabel Q mit horizontal eingeschobenem Keil festgehalten.
R ist das Halslager mit Schmiervorrichtung, welches an
dem Kreuz O befestigt ist und die Welle H umfaßt. S sind die drei
aus Ochsenziemer bestehenden Futter des Halslagers, welche wie die Futter M construirt sind und gegen die Welle durch Schrauben
angedrückt werden.