Titel: | Ueber die in England gebräuchlichen Apparate zum Aufnehmen und Abgeben der Briefbeutel während des vollen Laufes der Eisenbahnwagenzüge; von J. Morandière. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXXIX., S. 325 |
Download: | XML |
LXXIX.
Ueber die in England gebräuchlichen Apparate zum
Aufnehmen und Abgeben der Briefbeutel während des vollen Laufes der Eisenbahnwagenzüge;
von J. Morandière.
Nach den Annales des
mines, 1863 S. 345; aus dem polytechnischen Centralblatt, 1863 S.
927.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Apparate zum Aufnehmen u. Abgeben der Briefbeutel während des
Laufes der Bahnzüge.
Dieser Apparat, mit welchem in England alle Eisenbahnstationen, sowie alle
Eisenbahnpostwagen versehen sind, enthält ziemlich viele Theile, arbeitet aber,
kräftig construirt, ganz nach Wunsch. Der Briefbeutel wird an einem Träger
aufgehängt und von einem angemessen geschlossenen Netz aufgefangen. Zu diesem Zwecke
muß, wie Fig.
26 bis 28 der betreffenden Abbildungen zeigen, der Wagen ein Netz A zur Aufnahme der Beutel und einen Arm B zur Abgabe derselben haben, und in gleicher Weise muß
die Eisenbahnstation mit einem Arm a zur Abgabe und
einem Netz b zur Aufnahme versehen seyn. Diese Theile
liegen jedoch in verschiedenen Höhen, und zwar so, daß das Netz des Wagens oberhalb
des Netzes der Station sich fortbewegt. Die Entfernungen sind derart bestimmt, daß
das Netz der Station von den Wagentritten nicht getroffen wird und ebenso der Arm
a außer dem Bereich der Wagen liegt. Die Arme und
Netze der Postwagen springen weit vor und werden jedesmal erst kurze Zeit vorher,
ehe der Zug die Station passirt, in diese Lage eingestellt; während des Ganges
zwischen je zwei Stationen befinden sie sich in gehobenem Zustande, wie Fig. 29 zeigt.
Fig. 30
bis 32
veranschaulichen die Einrichtung der Netze. Ein solches Netz ist vorn und oben
offen, an den übrigen vier Seiten aber geschlossen; darüber sind Lederriemen gespannt, welche das
Netz halten, zugleich aber eine Gabel a bilden, um den
aufzunehmenden Briefbeutel zu fangen. Sobald der begleitende Postbeamte den
Briefbeutel aus dem Netze des Wagens herausgenommen hat, erfaßt er den Handgriff p und klappt das Netz um das Scharnier l in die Höhe; dreht er es dann noch um das Scharnier
n, so legt es sich flach an die Seitenwand des
Wagens an, wie Fig.
29 und in punktirten Linien Fig. 31 zeigen. Der mit
dem Wagen verbundene Arm (Fig. 33 und 34) geht durch
einen Einschnitt in einem am Wagen befestigten eisernen Bügel und dreht sich um eine
hohle Achse p; letztere enthält in ihrem Inneren ein
Gegengewicht, durch welches der Arm gehoben wird, sobald der Briefbeutel sich nicht
mehr an demselben befindet. Der Hals des Briefbeutels schließt sich an ein Stück
Flacheisen o (Fig. 37) mit einem oben
angestauchten Kopf; dieses Stück Eisen wird in einen Einschnitt am Arm des Wagens
eingelegt und durch eine übergeschlagene Klinke mit Federdruck festgehalten, so daß
die Erschütterungen während der Bewegung nicht im Stande sind, den Beutel abzulösen;
dem Stoße gegen die Gabel des Netzes kann aber der Federdruck nicht widerstehen, die
Verbindung wird gelöst und der Briefbeutel fällt herunter. An den feststehenden Arm,
der viel stabiler ist, hängt man den Beutel nur zwischen zwei an den Arm
angeschweißte Bunde (Fig. 35 und 36). Der Arm
ist innerhalb der Säule, auf welcher er aufgestellt ist, um eine verticale Achse
drehbar und wird seitwärts umgeschlagen, so lange er nicht in Benutzung ist.
Der Stationsapparat befindet sich gewöhnlich nicht unmittelbar auf dem Bahnhof,
sondern in einiger Entfernung von demselben; öfter ist er in zwei Exemplaren, einem
vor und einem hinter dem Bahnhof, aufgestellt. Für den Beamten, der den Zug
erwartet, ist ein Wachthäuschen aufgestellt.
Häufig findet man auch Doppelpostwagen; die beiden Wagen sind in diesem Falle durch
eine blasebalgartige Lederkuppelung C (Fig. 26) mit einander
verbunden.