Titel: | Die Gypsmühle von Minich in Paris; Bericht von Tresca. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXXXIII., S. 332 |
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LXXXIII.
Die Gypsmühle von Minich in Paris; Bericht von Tresca.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, April 1863, S. 200.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Minich's Gypsmühle.
Den Haupttheil der Gypsmühle von Minich in Paris (rue des Tournelles, 41) bildet eine kreisförmige
gußeiserne Scheibe, deren beide Seiten mit facettirten Zähnen versehen sind.
Diese Scheibe befindet sich zum Theil in einem Trichter und ist unten mit einem Arm
versehen, an dessen Ende zwei Stangen eingreifen, welche durch zwei parallele, auf
einer Welle aufgezogene Kurbeln bewegt werden. Dadurch erhält die Scheibe
abwechselnd nach der einen und der andern Richtung eine Bewegung von 1/4 Umdrehung
um ihren Mittelpunkt.
Der gußeiserne Trichter ist rechteckig und an den der Scheibe zugekehrten Seiten
ebenfalls mit einer vorspringenden Verzahnung versehen; diese Seiten sind um 25°
gegen die Scheibenflächen geneigt und die Gypsstücke können nur nach hinreichender
Zerkleinerung auf den Boden des Trichters hinabgelangen.
An demjenigen Theile der Scheibe, welcher sich abwechselnd in dem Trichter und
außerhalb desselben befindet, sind die Zähne durch tiefe Furchen ersetzt, welche
einer ähnlichen Verzahnung an den Trichterwänden entsprechen, so daß hier der Gyps
nur nach vollkommener Zerkleinerung durchfallen kann.
Damit die Zähne der Scheibe nie auf diejenigen der Trichterwände treffen, sind alle
diese Verzahnungen kreisförmig um den Schwingungs-Mittelpunkt vertheilt und
entsprechen die Vorsprünge des einen Theils genau den Vertiefungen des anderen.
Uebrigens ist der Trichter in zwei, durch Bolzen und Schrauben verbundenen Theilen
gegossen, so daß man die Entfernung zwischen ihm und der Scheibe vergrößern oder
verkleinern kann.
Die Ausführung der vom Berichterstatter geprüften Maschine läßt freilich noch Manches
zu wünschen übrig, aber die Anordnung ihrer Organe muß als zweckmäßig bezeichnet
werden und verspricht bei geringen Abänderungen ohne Zweifel die Herstellung einer
starken Maschine nach dem in Anwendung gekommenen neuen Princip.
Nach den mit der Minich'schen Mühle angestellten Versuchen
wird der Gyps ebenso gut wie mit den besten Maschinen zerkleinert; wenn ein zu
großes Stück vorkommt, so gleitet der Riemen ohne weiteren Unfall ab.
Die Maschine bedarf einer starken Betriebskraft; leer erheischt sie nicht weniger als
eine halbe Pferdekraft für die Normalgeschwindigkeit von 40 Umdrehungen in der
Minute; dieß rührt ohne Zweifel von der Aufeinanderfolge der Bewegungen nach
entgegengesetzter Richtung her, wobei jedesmal die lebendige Kraft der gezahnten
Scheibe erst aufgehoben werden muß. Bei passender Beschickung erfordert die Maschine
eine Kraft von 48 Kilogrammmetern in der Secunde oder 2/3 Pferdekraft. Sie liefert
dann in der Minute 12 Kil. gepulverten Gyps und verbraucht im Mittel 225
Kilogrammmeter Arbeit per Kilogramm gepulverten
Gypses.
Diese Resultate sind gewiß sehr günstig und diese kleine Mühle, welche in der Stunde
12 × 60 = 720 oder 700 Kilogr. Gyps liefert, ist somit als ein für die
Industrie wichtiges Werkzeug zu betrachten.
Allerdings bedingt die Hin- und Herbewegung der Scheibe einen ganz abnormen
Kraftverbrauch; die Erfahrung allein kann aber lehren, ob ein solcher zur Vermeidung
jeder Verstopfung der Verzahnung an der Reibscheibe nothwendig ist.
Beschreibung der Abbildung. – Fig. 24 und 25 stellen die
Mühle in zwei auf einander senkrechten Durchschnitten dar.
A, A' ist die bei A, A mit
einzelnen Zähnen, bei A', A' mit Furchen versehene
Scheibe; B ist der Trichter mit entsprechender
Verzahnung; C ist der Schlauch des Trichters, dessen
Wandungen der Scheibe mehr oder weniger genähert werden können.
D ist der zur Bewegung dienende Arm der Scheibe; E, E sind die Treibstangen der Reibscheibe; F, F sind die Kurbeln; G ist
die Treibwelle mit den Kurbeln und dem Schwungrad, H der
Kurbelgriff, I das Gestell der Maschine.