Titel: | Schornsteinaufsätze. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXXXV., S. 334 |
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LXXXV.
Schornsteinaufsätze.
Aus dem Gewerbeblatt für das Großherzogthum
Hessen, 1863, Nr. 15.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber Schornsteinaufsätze.
Hr. Carl Gräff, Spenglermeister in Pfungstadt bei
Darmstadt, richtete an den großherzogl. Gewerbeverein folgende Mittheilung:
„Es ist schon länger als 20 Jahre, daß ich stets mit rauchenden Kaminen zu
thun hatte, und ich habe deßhalb vielfache Vorrichtungen und Versuche gemacht,
um das Zurücktreten des Rauches aus den Feuerungen in die Wohnräume etc. zu
verhindern; aber Alles ohne den gewünschten Erfolg. Da bekam ich zufällig ein
Buch in die Hand, worin zu meiner Freude verschiedene Apparate von Blech für
Rauchfänge verzeichnet und beschrieben waren; allein bald erfuhr ich, daß auch
meine hiernach gemachten Versuche und Bemühungen erfolglos waren. Am besten
bewährte sich dabei ein aufgesetzter dreimal so weiter Cylinder mit Löchern von
der Form eines Küchenreibeisens; allein bald verstopften sich die Löcher derart,
daß er unbrauchbar wurde, trotz mehrmaliger wöchentlicher Reinigung. Später
machte ich noch mehrere Versuche nach der in der Holzmindener Zeitschrift für
Bauwesen gegebenen Beschreibung von Kaminaufsätzen; allein auch hier ganz ohne
den gehofften Erfolg. Mein Bestreben war nun darauf gerichtet, einen sich leicht
nach dem Winde drehenden Aufsatz zu verfertigen, was mir bis jetzt auch insofern
gelungen zu seyn scheint, als ich jetzt schon sechs Stück zur großen
Zufriedenheit der Besitzer angefertigt habe.
Fig. 17
stellt eine Skizze dieses Schornsteinaufsatzes dar. Ich habe jedoch die
Bemerkung gemacht, daß, wenn die Dachfläche eine Neigung von ungefähr einem
halben rechten Winkel hat, der Aufsatz mindestens 8 bis 10 Fuß Höhe, von der
hinteren Wand des Schornsteins gemessen, haben muß. Ist dieß nicht der Fall, so
wird die Vorrichtung durch einen im rechten Winkel auf die Dachfläche auffallenden und
von da abprallenden Luftstrom (Wind) festgehalten, wie dieß durch die in der
Zeichnung angegebenen Pfeile verdeutlicht wird. Kann der Apparat in der
bemerkten Höhe über der Dachfläche angebracht werden, so verrichtet die
Vorrichtung vollkommen ihren Dienst und beseitigt das Rauchen der Kamine, d.h.
das Zurücktreten des Rauches in die Wohnräume. Der Preis einer solchen
Vorrichtung richtet sich nach der Höhe derselben und der Weite der Kamine; für
gewöhnliche russische Schornsteinröhren dürfte der Preis 6 fl. nicht übersteigen
und somit Jedem die Anschaffung leicht gemacht seyn.“
An die vorstehende Mittheilung des Hrn. Gräff in
Pfungstadt anschließend, theilen wir noch in Fig. 18 die Skizze eines
Schornsteinaufsatzes aus der Londoner Ausstellung mit. Derselbe wurde für Benhams und Froud in London
patentirt, ist von Zinkblech hergestellt und kostet, bei einer Höhe von 1, 1 Meter,
25 Shilling oder 15 fl. In Deutschland wird derselbe wohl billiger hergestellt
werden können. Nach den Angaben der Patentinhaber sichert dieser Schornsteinaufsatz
den gehörigen Zug in den Kaminen, insbesondere in solchen, welche dem Winde sehr
ausgesetzt sind. Der Zug vergrößert sich im Verhältniß der Stärke des Windes. Indem
der Wind zwischen den diagonalen Platten ein- und ausströmt, verursacht er im
Innern des Rohres einen luftverdünnten Raum und erzeugt somit innerhalb des Rohres
einen Strom von unten nach oben, weil dasselbe oben geschlossen ist. Die Pfeile
deuten den Durchzug des Windes und Rauches an.
Der Aufsatz hat eine achteckige Form; die diagonalen Platten sind nur an den
Achteckkanten durch Stege befestigt.
Zum Schluß theilen wir noch aus Harres, „Schule
des Maurers“ einen gemauerten Schornsteinhut für einen besteigbaren
Schornstein mit. Bei unbesteigbaren engen Schornsteinen von rundem Querschnitt, bei
welchen Hr. Harres ebenfalls mit dem besten Erfolge
ähnliche Schornsteinmäntel angewendet hat, wird der Mantel, anstatt wie hier nach
oben erweitert, verengt oder zusammengezogen, so daß derselbe die Form eines
kegelförmigen Hutes erhält. Der aus gestellten Backsteinen gemauerte Mantel ruht,
wie Fig. 19
zeigt, auf Tragsteinen, welche in die Umfassungswände des Schornsteins eingemauert
sind und so weit von einander abstehen, daß sie die als Läufer der Länge nach
gestellten Steine der ersten Mantelschicht an den Stoßfugen unterstützen. Ueber den
Tragsteinen, wozu auf die Hochkante gestellte Backsteine dienen, werden die
Umfassungswände des Schornsteins um so viel höher geführt, daß diese Aufmauerung der
Last des äußeren Mantels das Gleichgewicht erhält. Innerhalb des Mantels wird der
besteigbare Schornstein nach oben so zusammengezogen, daß die Weite der Röhre an der
Ausmündung etwa dem Querschnitte eines unbesteigbaren Schornsteins für die auf den
besteigbaren Schornstein bezügliche Feuerung entspricht. Bei dieser Verengung der
Schornsteine wird der Zug des Rauches weniger durch einfallende Sonnenstrahlen
gemindert und es nimmt die Einwirkung der Winde, welche in horizontaler oder abwärts
gekehrter Richtung den Rauch in den Schornstein zurück drängen, in demselben
Verhältnisse ab, in welchem die Schornsteinöffnung kleiner wird. Die nachtheilige
Einwirkung der Sonne auf den Zug der Schornsteine läßt sich dadurch erklären, daß
entweder die Sonnenstrahlen, welche die Dachfläche stark treffen, die Luft in der
Umgebung der Ausmündung allzusehr verdünnen, wodurch es dem weniger erhitzten Rauche
im Schornsteine schwer wird, sich empor zu schaffen, oder daß bei hochstehender
Sonne die Strahlen derselben in den Schornstein einfallen und in demselben zunächst
der Mündung eine Säule stark verdünnter Luft erzeugen, welche den Rauch am Austreten
verhindert. Der höher geführte Mantel schützt nun einerseits die Ausmündung des
Schornsteins gegen die horizontalen und abwärts gerichteten Windströmungen und
andererseits gegen die zu starke Erhitzung der Luft zunächst der Mündung, indem der
durch die Oeffnungen zwischen den Tragsteinen einströmende Wind anhaltend kältere
Luft zuführt und dem Rauche zugleich eine ansteigende Richtung gibt. Bewegen sich
die Winde horizontal oder abwärts, so werden sie durch den erhöhten Mantel
verhindert, den Rauch direct in den Schornstein zurückzudrängen; es wird derselbe,
wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit, sich in dem Raume zwischen dem Mantel und
dem Schornsteine abwärts bewegen und aus den Oeffnungen zwischen den Tragsteinen
nach außen entweichen.