Titel: | Sutton's modificirtes Verfahren zur Photographie auf Collodium. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXXXIX., S. 345 |
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LXXXIX.
Sutton's modificirtes
Verfahren zur Photographie auf Collodium.
Aus dem photographischen Archiv, August 1863, S.
175.
Sutton's modificirtes Verfahren zur Photographie auf
Collodium.
Thomas Sutton theilt in den Photographic Notes vom 1. Juni d. J. eine einfache Methode mit, die
Empfindlichkeit der präparirten feuchten Platten bedeutend zu vermehren. Sie besteht
lediglich darin, daß die Platte nach dem Empfindlichmachen gut in destillirtem
Wasser gewaschen und darauf zum zweitenmale in das Silberbad getaucht wird. An der
späteren Behandlung wird nichts geändert. Hierdurch wird die Empfindlichkeit um
50–100 Proc. vermehrt; das Negativ wird zarter und harmonischer, und zeigt
weniger Durchlöcherungen oder sonstige Fehler.
Dieß Resultat sucht Sutton in folgender Weise zu
erklären:
Wenn die Platte aus dem Silberbade kommt, enthält sie eine Quantität salpetersaures
Kali, Cadmiumoxyd oder Ammoniak (je nach der Jodirung des Collodiums), welche die
chemischen Veränderungen, die während der Belichtung vor sich gehen, mechanisch
unterbricht, angenommen, daß sie nicht noch in anderer Weise schädlich wirkt. Dieß
salpetersaure Salz wird durch das Abwaschen entfernt. Sodann mag die Schicht
unzersetztes Jodkalium, Cadmium oder Ammonium enthalten; daß diese Salze die
Empfindlichkeit stören, geht daraus hervor, daß eine Platte, die nicht hinreichend
lange im Silberbade war nicht so empfindlich ist als eine Platte, die lange genug
darin geblieben. Bei Anwendung von bromjodirtem Collodium enthält die Schicht eine
Menge unzersetztes Brodcadmium oder Ammonium, denn die Umwandlung der ganzen Menge
dieser Salze in Bromsilber erfordert nicht Minuten, sondern Stunden. Das untersetzte
Bromsalz muß aber die Empfindlichkeit der Platte bedeutend reduciren; das Abwaschen
der Schicht entfernt dasselbe.
Aus diesen Gründen sollte das Abwaschen und zweite Eintauchen die Schicht
empfindlicher machen; der Versuch beweist, daß das Resultat der Annahme vollkommen
entspricht.
Ein fernerer Vortheil dieser Behandlung ist, daß der Entwickler leichter über die
Platte fließt. Die Collodiumschicht stößt das Wasser ab, wie die öligen Streifen
zeigen, die sich beim Eintauchen der Schicht in das Silberbad bilden. Der Aether ist
nicht Ursache dieser Streifen, indem sie sich auch bei ätherlosen Alkoholen zeigen.
Die Aversion gegen Wasser ist noch größer als die gegen starke salzige Lösungen wie das
Silberbad. Deßhalb kommen beim Eintauchen der empfindlichen Platte in Wasser die
Streifen wieder zum Vorschein, und verschwinden erst nach einigen Minuten.
Es scheint auch, als kämen bei den abgewaschenen Platten weniger Löcher und Kometen
vor, als bei den nicht gewaschenen.
Das Abwaschen und Wiedereintauchen der Platten verursacht durchaus keine praktische
Schwierigkeiten, bietet vielmehr eine große Bequemlichkeit für größere Geschäfte.
Der Photograph kann im Voraus eine Anzahl von Platten präpariren und stundenlang im
Wasserbad verwahren, bis er sie gebraucht. Dann taucht er sie einfach in ein reines
filtrirtes Silberbad, und legt sie in die Cassette. So wird während der
Aufnahmestunden die Zeit des Collodiumaufgießens und Empfindlichmachens ganz
erspart, sowie auch die, welche durch fehlerhaft präparirte und nicht belichtete
Platten verloren geht.
Die Qualität des Negativs wird durch die vorgeschlagene Behandlung sehr verbessert,
indem die Contraste etwas reducirt und mehr Weichheit, Harmonie und Zartheit des
Details erreicht wird. Was die Zeit betrifft, wie lange die Platte zum zweitenmal im
Silberbad bleiben muß, so bedenke man, daß die Poren der Schicht mit Wasser gefüllt
sind; die Platte muß also so lange bleiben, bis die Silberlösung das Wasser
vertrieben hat. Bleibt sie aber zu lange darin, so wird das Jodsilber angegriffen.
Eine halbe Minute wird ungefähr die richtige Zeit seyn.