Titel: | Neues Verfahren, um mittelst des Lichtes Zeichnungen jeder Art, gravirte, gedruckte, photographirte etc. auf lithographischen Stein zu reproduciren; von Morvan. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XC., S. 347 |
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XC.
Neues Verfahren, um mittelst des Lichtes
Zeichnungen jeder Art, gravirte, gedruckte, photographirte etc. auf lithographischen
Stein zu reproduciren; von Morvan.
Aus den Comptes rendus,
t. LVII p. 154.
Morvan's neues Verfahren, um mittelst des Lichtes Zeichnungen zu
reproduciren.
Mein Verfahren, welches einfach, schnell und leicht ausführbar ist, läßt sich mit
wenig Worten auseinandersetzen. Auf einen lithographischen Stein, welcher vorher an
einem dunklen Orte mit einem aus Eiweiß und zweifach-chromsaurem Ammoniak
bestehenden Firniß überzogen wurde, lege ich die rechte Seite des zu reproducirenden
Bildes, sey es ein Bild auf Glas, Leinwand oder auf (etwas transparentem) Papier.
Hierauf setze ich meinen
Stein der Einwirkung des Lichtes aus, nämlich nur 30 Secunden bis 2 oder 3 Minuten
lang in der Sonne, hingegen 10 bis höchstens 25 Minuten im Schatten. Nach Verlauf
dieser Zeit nehme ich das Bild weg und wasche den Stein, anfangs mit Seifenwasser,
hernach mit reinem Wasser, und schwärze ihn sofort mit der Druckwalze ein. Die
Zeichnung ist schon fixirt, denn das Bild beginnt sich in Schwarz auf weißem Grund
zu zeigen. Alsdann gummire ich, lasse einige Minuten trocknen, und die Operation ist
beendigt; man kann nun von dem Stein Abzüge in der Presse machen.
Man begreift, daß das Licht den Firniß überall wo es ihn traf, fixirt und
unauflöslich gemacht hat; daß hingegen alle vom Bild beschatteten Theile des Steines
löslich geblieben, folglich durch das Natron und durch die Fettsäure der Seife
angreifbar sind, abgesehen davon daß sie die Substanz der Seife zurückhalten.
Die Vortheile dieses Verfahrens sind: daß es einfach und schnell ausführbar ist; daß
die Reproduction eine genaue ist; daß es keine negative
Copie auf Glas oder Papier erheischt: das positive
Original wird positiv erhalten; das Original
bleibt vollkommen unversehrt; die Abzüge sind wenigstens ebenso dauerhaft wie
eigentliche Lithographien; endlich ist das Verfahren höchst ökonomisch, wegen des
niedrigen Preises der angewandten Substanzen.
(Die französische Akademie der Wissenschaften hat einige ihrer Mitglieder beauftragt
dieses Verfahren zu prüfen und ihr darüber Bericht zu erstatten.)