Titel: | Ueber die quantitative Bestimmung des Kupfers und über dessen Aequivalent; von E. Millon und Commaille. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XCIII., S. 351 |
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XCIII.
Ueber die quantitative Bestimmung des Kupfers und
über dessen Aequivalent; von E. Millon und Commaille.
Aus den Comptes rendus,
t. LVII p. 145.
Millon, über die quantitative Bestimmung des Kupfers und über
dessen Aequivalent.
Quantitative Bestimmung des Kupfers. – Das Kupfer
wird gewöhnlich als Oxyd bestimmt; so einfach diese Operation anscheinend ist, läßt
sie sich doch nicht ohne einigen Verlust ausführen. Wenn man das Kupferoxyd durch
Kali fällt und glüht, so reducirt das Filter, worin das Oxyd enthalten ist und von
welchem man es nicht abzulösen vermag, einen Theil des Kupfers; man muß dann das
Metall wieder oxydiren. Durch das Glühen an freier Luft oder selbst in einem Strom
reinen Sauerstoffgases wird aber das Oxyd nicht vollständig wiedergebildet; die
Oxydation des Metalls bleibt unter dem CuO, man mag die Einwirkung des
Sauerstoffgases noch so lang dauern lassen. Deßhalb ist man genöthigt die
Salpetersäure zu Hülfe zu nehmen, deren oxydirende Wirkung eine vollständige ist;
hierbei zeigt sich aber ein anderer Uebelstand. In dem Zeitpunkt wo das
salpetersaure Kupfer vollständig zersetzt wird, reißt der Strom salpetrigsaurer
Dämpfe Kupferoxyd mit sich fort. Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man die
Operation in einem kleinen Glaskolben von 100 Kubikcentimeter Inhalt ausführt,
welcher mit einem 7 bis 8 Centimeter langen Halse versehen ist. Wenn man die
Erhitzung des salpetersauren Kupferoxyds behufs seiner Zersetzung auch mit der
größten Vorsicht bewerkstelligt, so überzieht sich doch nicht nur das Innere des
Kolbens, sondern auch sein ganzer Hals mit einem höchst zarten Pulver von
Kupferoxyd; letzteres entweicht sogar in bestimmbarer Menge aus dem Kolben.
Als wir die Operation mit der größten Vorsicht in einem Platintiegel von
verhältnißmäßig sehr großem Fassungsraum ausführten, welcher durch seinen Deckel gut
geschlossen war, hatten wir ebenfalls einen merklichen Verlust: 1,3305 Grm. reines
Kupfer gaben nur 1,6605 Kupferoxyd, anstatt 1,6675 Grm. Dieser Verlust ist der
geringste, welcher sich bei vielfacher Abänderung der Umstände des Erhitzens uns
ergeben hat.
Um diesen Schwierigkeiten zu entgehen, haben wir es vorgezogen das Kupfer in
metallischem Zustande zu bestimmen. Das Kupferoxyd wird durch Kali gefällt, der
Niederschlag mit heißem Wasser ausgewaschen, getrocknet und dann mit dem Filter in
einer weiten Platinschale verbrannt. Der verbleibende Rückstand haftet den Wänden der Schale
gar nicht an und man bringt ihn aus dieser in einen Platinnachen, um ihn darin durch
einen Strom reinen Wasserstoffgases zu reduciren.
Diese Bestimmungsmethode gestattete uns die gegenwärtigen Ansichten über die
Zusammensetzung mehrerer kupferhaltigen Verbindungen zu berichtigen, wovon wir
einige Beispiele folgen lassen.
Die schöne violette Verbindung, welche man erhält wenn man eine Lösung von
essigsaurem Kupferoxyd mit Zucker kochen läßt, und die man als reines Kupferoxydul
betrachtet, enthält stets 2 Proc. Kupferoxyd, welches 1/2 Proc. organischer, dem
Zucker oder Caramel analoger Substanz einschließt.
Das gelbe Kupferoxydulhydrat entfernt sich noch mehr von der ihm zugeschriebenen
Zusammensetzung, denn es enthält niemals weniger als 4 Proc. Oxyd.
Die Existenz des kohlensauren Kupferoxyduls ist sehr zweifelhaft; dieses Salz bildet
sich wenigstens niemals bei der Einwirkung der einfach- oder
doppelt-kohlensauren Alkalien auf das Kupferchlorür.
Aequivalent des Kupfers. – Nachdem es uns gelungen
war, einerseits das Kupfer in reinem Zustande darzustellen,Man sehe die Abhandlung der Verfasser „über die Reinigung des
Kupfers“ in diesem Bande des
polytechn. Journals S. 200.A. d. Red. andererseits dasselbe mit Genauigkeit quantitativ zu bestimmen, schien es
uns nicht überflüssig, über das Aequivalent dieses Metalls eine Untersuchung
anzustellen.
Da das mit dem salpetersauren Kupfer dargestellte Oxyd nach mehrmaligem Glühen über
einer Weingeistlampe sein Gewicht nicht ändert, so wählten wir dieses Oxyd zur
Bestimmung des Aequivalents: es wurde durch einen trockenen Wasserstoffstrom
reducirt, welchen wir vorher behufs seiner Reinigung durch eine lange Säule zum
Rothglühen erhitzter Kupferdrehspäne geleitet hatten; außerdem wurde das durch die
Reduction des Oxyds erzeugte Wasser gesammelt und gewogen.
Zwei Versuche mit Wasserstoffgas, welches aus Wasser mittelst Zink und Schwefelsäure
entbunden war, gaben die folgenden Resultate:
Erster Versuch.
Grm.
Angewandtes Kupferoxyd
6,7145
reducirtes Kupfer
5,3565
erzeugtes Wasser
1,5325
theoretische Wassermenge
1,5302
Zweiter Versuch.
Grm.
Kupferoxyd
3,3945
reducirtes Kupfer
2,7085
erzeugtes Wasser
0,7680
theoretische Wassermenge
0,7717
Bei einem dritten Versuch mit Wasserstoff von der Zersetzung des Wassers durch die
galvanische Säule, wurde das erzeugte Wasser nicht gesammelt.
Dritter Versuch.
Grm.
Angewandtes Kupferoxyd
2,7880
reducirtes Kupfer
2,2240
Man findet so für das Gewicht des Kupfer-Aequivalents:
erster Versuch
394,31
zweiter Versuch
394,80
dritter Versuch
994,55
––––––
im Mittel
394,55
Erdmann und Marchand hatten
396,60 angegeben, anstatt der Zahl von Berzelius, welche
395,55 ist.