Titel: | Die Feuerbeständigkeit der Thone nach den Resultaten synthetischer Versuche, analytischer Untersuchungen und der Erfahrung in technischer wie mineralogischer Beziehung; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. CXVIII., S. 455 |
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CXVIII.
Die Feuerbeständigkeit der Thone nach den
Resultaten synthetischer Versuche, analytischer Untersuchungen und der Erfahrung in
technischer wie mineralogischer Beziehung; von Dr. Carl Bischof.
(Fortsetzung von S. 359 des vorhergehenden
Heftes.)
Bischof, über die Feuerbeständigkeit der Thone.
Analytische Untersuchungen.
Selbstverständlich läßt sich bei den äußerst verbreitet, aber stets unrein in der
Natur vorkommenden Thonen, deren Feuerbeständigkeit meist
gleichzeitig durch mehrere verschiedenartige Verhältnisse modificirt wird,
eine geltende Gesetzmäßigkeit besonders schwierig erkennen.
Bei einer Mannichfaltigkeit von Verhältnissen und Bedingungen überhaupt, kann man nur
aus einem sich ergebenden Zusammenstimmen im Allgemeinen oder aus einem mittleren
vorwiegenden Resultate, mit einer gewissen Sicherheit einen Schluß ziehen. Besteht
eine Gesetzmäßigkeit, so müßte sie um so leichter sich zu erkennen geben bei einer
Auswahl von Thonen, die von demselben Vorkommen und
überhaupt einander ähnlich, aber dennoch hinsichtlich der
Strengflüssigkeit verschieden sind.
Ich wählte zu dem Zwecke sechs Thonsorten von Audenac in Belgien, sämmtlich
vorkommend in der Umgegend von Namur an sechs verschiedenen Fundpunkten, und im
Vergleiche damit wurde der bestbekannte, strengflüssigste schottische Thon, der von
Garnkirk, analysirt.
Bekanntlich findet sich der feuerfeste belgische Thon im Uebergangskalke in Mulden,
deren Durchmesser bis zu circa 200 Fuß steigt und die
circa 100 Fuß tief sind, nach unten gewöhnlich durch
eine Sandschicht abgeschlossen und nach oben allmählich in gewöhnlichen Ziegelthon
übergehend.
Der schottische Thon ist, wie bekannt, ein grauer, wenig bindender, kohlenhaltiger
Schieferthon, welcher sich in der Steinkohlenformation zu Garnkirk bei Glasgow
findet und verschiedene Schichten von wechselnder Güte bildet. Der vorzüglichste feuerfeste
Thon kommt in einer mittleren Schicht von 30 Zoll Mächtigkeit vor.
Physikalische Eigenschaften. – Die untersuchten
belgischen Thone gehören sämmtlich zu den fetten, die an
der Zunge stark anhaften, im Wasser zerfallen unter
Entwickelung kleiner mit Zischen entweichender Luftbläschen, und die damit
angefeuchtet, eine sehr bindende, plastische Masse geben.
– Sie fühlen sich fettig an. – Mit Säure übergossen brausen sie nicht,
nur Nr. 2 ein wenig. – Ueber der Spiritusflamme geglüht, schwärzen sie sich,
enthalten daher organische Reste.
In dem Achatmörser zerrieben, knirschen sie alle, Nr. 3 am meisten, in Folge einer
Beimischung gröberer Sandkörnchen.
In der Farbe sind sie etwas verschieden von einander:
Nr. 1 ist von hell-schieferblauer Farbe, das Pulver bläulich-grau.
Nr. 2 ist von derselben nur ein wenig helleren Farbe.
Nr. 3 ist hell-blaugrau, das Pulver schmutzig-gelblichgrau.
Nr. 4 ist blaugrau, das Pulver hell-blaugrau.
Nr. 5 ist von gleichfalls hell-blaugrauer Farbe, das Pulver
gelblich-grau.
Nr. 6 ist gelblich-grauweiß und das Pulver ebenso.
Der Grad der Strengflüssigkeit wie des Bindevermögens der fraglichen Thone wurde auf
Grund des in diesem Journal (Bd. CLIX S. 54 und Bd. CLXI S. 208 und 291)
beschriebenen Verfahrens geprüft, wonach die Menge des chemisch reinen Quarzzusatzes
das Maaß für die Strengflüssigkeit des Thones in umgekehrtem und für das Bindevermögen in geradem Verhältniß gibt, indem die resp. Proben einer bestimmten
Prüfungshitze ausgesetzt werden im Vergleich zu dem Garnkirker Thon, welcher,
vermengt mit 1 Theil chemisch reinem Quarz, als Einheit gesetzt ist.
Die Analysen wurden in derselben Weise, wie früher beschrieben (dieses Journal Bd.
CLXVII S. 35), ausgeführt und bemerke ich besonders, daß auf eine genaue Bestimmung
der Kieselsäure und der Thonerde die größte Sorgfalt verwendet und letztere durch
Decantiren bis zur 20,000fachen Verdünnung ausgewaschen wurde. Die Menge der
Thonerde mußte daher stets eher zu niedrig als zu hoch
gefunden werden.
Im Allgemeinen geht aus den in den nachfolgenden Tabellen A und B mitgetheilten Analysen hervor, daß die
Zusammensetzungsweise dieser sechs Thone, mit etwaiger Ausnahme von Nr. 5 und Nr. 3,
eine ähnliche ist.
Hebt man unter den Thonen die beiden strengflüssigsten, Nr. 1 u. 2, hervor, so sind
sie auch die verhältnißmäßig thonerdehaltigsten, selbst
wenn man (vergl. d der Tabelle B) das Verhältniß der Gesammtmenge der Kieselerde zur Thonerde, abgesehen
von der untergeordneten Menge der übrigen Basen und nach Abzug des Glühverlustes, in
Betracht zieht. Die Gesammtmenge der Kieselsäure ist aber
für einen feuerfesten Thon, dessen Werth nach seinem endgültigen Verhalten im Feuer
geschätzt wird, schließlich stets entscheidend.
Setzt man demzufolge (vergl. e der Tabelle B) die Gesammtmenge der Kieselsäure = 100, so beträgt
die Thonerde bei dem Thon Nr. 1 50,96, bei dem Thon Nr. 2 aber 52,63 und bei dem
besten schottischen Thon selbst 81,32.
Der Thon Nr. 2, wiewohl er weniger strengflüssig, wenn auch nur um ein Geringes, ist
dennoch thonerdehaltiger, eine Ausnahme von dem in Rede stehenden Gesetze, welche
aber durch die doppelt so große Menge an flußbildenden Basen sich genügend erklären
dürfte.
Andererseits steht den übrigen Analysen zufolge keineswegs
die Ab- oder Zunahme der flußbildenden Basen in unbedingtem Zusammenhange mit der Strengflüssigkeit. So enthält gerade der
weit strengflüssigste, der Garnkirker Thon, eine größere Menge an flußbildenden
Bestandtheilen, und der leichtflüssigste Thon, Nr. 6, keineswegs dieselben in größter Menge.
Will man die Zusammensetzung des Thones Nr. 4, der wenig strengflüssig, als Beweis
für das aufgestellte Gesetz in umgekehrter Weise gelten lassen, so ist
bemerkenswerth, daß er auch die geringste Menge Thonerde
(auf 100 Kieselsäure nur 32,97 Thonerde) enthält.
Um wo möglich herauszufinden, worin zwischen den in ihrer Zusammensetzung im Ganzen
sehr ähnlichen, und doch hinsichtlich der Strengflüssigkeit ebenso verschiedenen
Thonen, Nr. 1 und Nr. 6, die analytischen Kennzeichen liegen, erschien es nicht
uninteressant von beiden die Analysen sorgfältigst zu wiederholen, um aus
Durchschnittszahlen Schlüsse ziehen zu können.
TabelleA.
a. Gefundene
procentische Zusammensetzung der bei 100° C. getrockneten Thone.
Textabbildung Bd. 169, S. 458
Gesammtmenge der Kieselsäure. Durch Auskochen mit kohlensaurer Natronlösung
ließ sich freie Kieselsäure oder Kieselsäurehydrat ausziehen bei Thon
1–0,45 Proc, bei Thon 6–0,59 Proc. und bei dem Garnkirker Thon
– 0,25 Proc.
Gesammtmenge der sogenannten flußbildenden Bestandtheile:
a) Wasser und Spuren pflanzlicher Reste.
b) Wasser und pflanzliche Reste.
c) Wasser und viel pflanzliche Reste.
d) Wasser, Spur von Kohlensäure und
Organischem.
e) Wasser, Organisches und Spur von
Kohlensäure.
f) Darin 4,5 Procent Kohle.
Außerdem enthielten die Thone 3, 4 und 5 sehr geringe Mengen Gyps oder
schwefelsaure Thonerde und die übrigen Spuren davon. Thon 3 und 4 enthielten
Spuren von Kupfer.
Nr.; Strengflüssigkeit = weniger
als 2; Bindevermögen = 8; Garnkirker Thon; Thonerde; Kieselsäure, chemisch
gebund.; Kieselsäure, als Sand; Eisenoxyd; Eisenoxydul; Kalk; Alkalien;
Magnesia; Glühverlust; Mittel daraus
b. Berechnete
procentische Zusammensetzung der bei 100° C.
getrockneten Thone.
Textabbildung Bd. 169, S. 459
Thonerde; Kieselsäure, chemisch
gebund.; Kieselsäure als Sand; Eisenoxyd; Eisenoxydul; Kalk; Alkalien; Magnesia;
Glühverlust
TabelleB.
c. Procentische
Zusammenstellung der Thonerde, der Gesammtmenge der Kieselsäure und derjenigen
der flußbildenden Bestandtheile in den Thonen.
Nr. 1.
Nr. 2.
Nr. 3.
Nr. 4.
Nr. 5.
Nr. 6.
GarnkirkerThon.
Thonerde
29,96
30,34
25,73
27,99
22,30
27,87
36,32
Kieselsäure
58,80
57,65
63,61
56,98
67,60
61,19
44,67
Flußbildende Bestandtheile (Eisen, Kalk
und Alkalien)
1,64
3,32
2,97
4,55
2,19
2,46
3,03
d. Procentische
Zusammenstellung der Thonerde, der Gesammtmenge der Kieselsäure und derjenigen
der flußbildenden Bestandtheile nach Abzug des Glühverlustes.
Thonerde
33,07
33,13
27,80
31,11
24,04
30,34
42,80
Kieselsäure
64,90
62,95
68,72
63,34
72,91
66,62
52,63
Flußbildende Bestandtheile
1,81
3,62
3,21
5,05
2,36
2,67
3,57
Magnesia
0,22
0,30
0,27
0,50
0,69
0,37
1,00
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
e. Zu je 100
Theilen der Gesammtmenge der Kieselsäure gehörende Thonerde nach Abzug des
Glühverlustes und ohne Rücksicht auf die beigemengten Basen.
Gesetzt
die Gesammtmenge der
Kieselsäure
= 100
Dazu gehörende
Thonerde
50,96
52,63
40,46
49,12
32,97
45,54
81,32
Chemische Constitution.
f. Procentische
Zusammensetzung der Thone nach Abzug des Sandes.
Thonerde
40,32
38,59
40,65
35,57
38,36
38,15
39,99
Kieselsäure, chemisch gebundene
44,60
46,15
42,54
45,37
44,26
46,91
44,05
Eisenoxyd
0,60
0,85
–
0,77
0,86
0,99
1,10
Eisenoxydul
–
–
0,94
0,56
0,69
0,28
–
Kalk
0,04
0,71
0,09
0,35
0,14
0,13
0,46
Alkalien
1,54
2,65
3,64
4,08
2,08
1,77
Magnesia
0,25
0,35
0,39
0,57
1,10
0,46
0,94
Glühverlust
12,65
10,70
11,75
12,73
12,51
11,14
11,69Wasser nach Abzug der Kohle.
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––
––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
g. Berechnete
Sauerstoffmengen der chemisch gebundenen Kieselsäure, der Thonerde und des
Wassers.
O
O
O
O
O
O
O
Kieselsäure
44,60–23,16
46,15–23,96
42,54–22,09
45,37–23,56
44,26–22,98
46,91–24,36
44,05–22,87
Thonerde
40,32–18,85
38,59–18,04
40,65–19,00
35,57–16,63
38,36–17,93
38,15–19,83
39,99–15,69
Wasser
12,65–11,24
10,70– 9,51
11,75–10,44
12,73–11,31
12,51–11,12
11,14– 9,90
11,69–10,39
h. Berechnete
Sauerstoffmengen der Gesammtmenge der Kieselsäure und der Thonerde nach Abzug
des Glühverlustes.
O
O
O
O
O
O
O
Kieselsäure
64,90–33,70
62,95–32,69
68,72–35,68
63,34–32,89
72,91–37,86
66,62–34,59
52,63–27,33
Thonerde
33,07–15,46
33,13–15,49
27,80–12,99
31,11–14,54
24,04–11,24
30,34–14,18
42,80–20,01
Da im Ganzen die Resultate für die Thone Nr. 1 und Nr. 6, die beide genau in derselben Weise
analysirt wurden, annähernd stimmen, so ist es wohl bei Annahme einer wenigstens
relativen Zuverlässigkeit gestattet, folgende sich darbietende vier Gesichtspunkte
aufzustellen:
1) Bei dem Thon Nr. 1 findet sich mehr
Thonerde, als bei dem Thon Nr. 6, und zwar in absoluter wie relativer
Hinsicht.
2) Bei dem Thon 1 findet sich weniger
Sand mechanisch beigemengt.
3) Die Menge der flußbildenden Bestandtheile ist bei dem Thon 1
eine geringere.
4) Der Wassergehalt ist bei dem Thon 1 ein größerer. – Die Menge der freien Kieselsäure oder der durch
kochende Sodalösung ausziehbaren ist bei Thon 1 eine geringere als bei Thon 6,
noch weniger beträgt sie bei dem Garnkirker Thon.
Will man diese Resultate, die für den belgischen Thon und
solche, die ihm ähnlich, maaßgebend seyn dürften, allgemein ausdrücken, so läßt sich daraus folgern:
Von zwei oder
mehreren Thonen, die übrigens einander in der Zusammensetzung sehr ähnlich, ist
derjenige der strengflüssigere, welcher
1)der thonerdehaltigere,
2)am wenigsten Sand mechanisch beigemengt
enthält;
3)wird der strengflüssigere auch weniger flußbildende
Bestandtheile enthalten, doch ist dabei zu beachten, daß deren nachtheilige
Wirkung eine qualitativ verschiedene, und
4)dürfte der größere Wassergehalt auf eine größere
Strengflüssigkeit deuten.In Betreff des Sandgehaltes oder der Kieselsäure überhaupt, dieses nach
H. Rose in seinen Eigenschaften mehrfach
rätselhaften Körpers, gibt es einige Erscheinungen, die auch in
feuerfester Hinsicht auf eine gewisse Abhängigkeit von den verschiedenen
Zuständen der Kieselsäure, dem amorphen oder krystallinischen,
deuten.
Um nicht den Vorwurf der Einseitigkeit oder Voreiligkeit zu verdienen, wovor ich mich
um so mehr bewahren möchte, je größer die Verschiedenartigkeit des Vorkommens der
Thone, wie deren Zusammensetzung und Eigenschaften, behalte ich mir ausdrücklich vor, die genannten Ergebnisse noch weiter
und umfassender zu verfolgen.
Soll eine Formel für vorstehende Thone aufgestellt werden und vergleicht man zu dem
Zwecke die Sauerstoffmengen zwischen Kieselsäure, Thonerde und Wasser, und zwar
nach Abzug des Sandes, so ergeben sich die unter lit. g
der Tabelle B angeführten und bezeichneten Zahlen.
Setzt man die Sauerstoffmenge der Kieselsäure = 4, so erhält man für den Thon
Kieselsäure
Thonerde
Wasser
Nr. 1.
4
3,24
1,94
Nr. 2.
4
3,00
1,59
Nr. 3.
4
3,40
1,89
Nr. 4.
4
2,84
1,92
Nr. 5.
4
3,12
1,93
Nr. 6.
4
2,92
1,63
Garnkirk Thon
4
3,27
1,82
Es dürfte hiernach das Verhältniß des Sauerstoffs der Kieselsäure und desjenigen in
der Thonerde seyn 4 : 3 oder 12 : 9, und die kieselsaure Thonerde ist somit in
diesen Thonen eine basische und hat die Formel 3
Al²O³, 4 SiO³.
Nimmt man die Sauerstoffmenge im Wasser zu 2/3 der in der Thonerde enthaltenen an, so
erhalten wir demnach die Formel
3 Al²O³, 4 SiO³ + 6 HO
was genau entspricht der von Brogniart und Malaguti für den Kaolin
aufgestellten Formel.
Bekanntlich fand Fresenius bei seinen ausgezeichneten
Untersuchungen von fünf nahe bei einander vorkommenden
Thonen aus dem Nassauischen, daß der reine Thon neutrale
kieselsaure Thonerde, während Forchhammer gleichfalls
eine basische Formel
(2 Al²O³, 3 SiO³ + 6 HO)
aufstellte.
Es bestehen demnach bis jetzt drei bis vier verschiedene
Formeln für die Thone, welche dem Vorkommen dieses ungemein, namentlich durch alle
sedimentären Formationen bis in die jüngsten Alluvionen verbreiteten sehr
verschiedenartigen, bald mehr bald weniger fortgeschrittenen Endzersetzungsproductes
entsprechen dürften.
Faßt man die Sauerstoffmengen der Gesammtmenge der
Kieselsäure zur Thonerde, nach Abzug des Glühverlustes, ins Auge – ein
Verhältniß, das, wenn auch nicht zur Aufstellung einer Formel berechtigt, doch im
Feuer endgültig maaßgebend ist – so ergeben sich die sub lit. h der Tabelle berechneten Zahlen.
Setzt man die Sauerstoffmenge der Kieselsäure = 2, so erhält man:
Kieselsäure
Thonerde
Nr. 1.
2
0,92
Nr. 2.
2
0,96
Nr. 3.
2
0,74
Nr. 4.
2
0,88
Nr. 5.
(2
0,58
Nr. 6.
2
0,82
Garnkirk Thon
2
1,43
oder
3
2,13
Im Allgemeinen ergibt sich hieraus, mit Ausnahme des Garnkirker Thons, daß wir es
schließlich im Feuer mit neutraler oder gar saurer kieselsaurer Thonerde zu thun haben, woraus sich
erklärt und gerade beweisen läßt, warum wir die genannten belgischen Thone nicht zu
den ausgezeichnetsten feuerfesten Thonen rechnen
können.
Die strengflüssigsten Thone, Nr. 1 u. 2, bilden, besonders wenn wir den übrigen Basen
einen Theil der Kieselsäure zumessen, alle Kieselsäure mit der Thonerde in
chemischer Verbindung gedacht, wenigstens neutrale Verbindungen.
Bei dem schottischen Thone haben wir selbst in diesem Falle ganz entschieden eine basisch-kieselsaure Thonerde vor uns, eine Erklärung für die
einzige Vorzüglichkeit dieses schottischen Thones in feuerfester Hinsicht, und
gleichzeitig ein Beweis für das aufgestellte Gesetz, der nicht gering in die
Waagschale fallen dürfte.
Versucht man aus den verschiedenen, in der Literatur sich vorfindenden Analysen von
feuerfesten Thonen das gewonnene Resultat darzuthun, so erscheint hier in der That
Thür und Thor geöffnet für jedwede fast beliebige
Behauptung.
Wir finden unter den als höchst feuerfest gerühmten Thonen die
allerverschiedenartigste Zusammensetzungsweise, namentlich was das relative
Verhältniß zwischen der Kiesel- und Thonerde angeht, wovon erstere jedoch im
Ganzen einer meist vorherrschenden Bestimmung sich zu erfreuen scheint. Abgesehen
von manchen darunter befindlichen älteren und unsicheren Analysen, gehört nicht nur
eine genaue Silicatanalyse, wie allbekannt und häufig auch deren Ausführung, und
besonders die scharfe Scheidung der Kieselerde von der Thonerde, nicht zu den leichten Aufgaben der analytischen Chemie, sondern die
Bestimmung der einen auf Kosten der anderen, ist wohl
abhängig von der Uebung des Analytikers. Ferner sind es noch andere Umstände, die
das Auffinden einer Gesetzmäßigkeit unter dieser wirklichen und scheinbar noch
größeren Verwirrung, erschweren.
Das Beurtheilungsmaaß für die feuerfesten Thone ist ein außerordentlich variirendes. Die gestellten
Anforderungen sind höchst verschiedenartig und je nach den Umständen, unter denen
ein Thon geprüft worden ist, fällt die Entscheidung sehr wechselnd aus. Anderntheils
ist die Verschiedenartigkeit der Thone selbst in demselben Lager meist groß genug,
um beliebige Proben, je nach dem leitenden Vorurtheil entnehmen zu können, und mag
daher auch der Zufall seine Rolle mitspielen.
Ich werde mich daher auf berühmte und allgemeiner bekannte feuerfeste Thone oder auch Fabricate
daraus beschränken, worunter von bewährten Analytikern untersuchte sind.
Vorerst hebe ich die Analyse eines englischen feuerfesten Steines von Fresenius hervor.
Die Analyse 1) der Zusammensetzung des ganzen Steines und 2) der darin enthaltenen
Chamotte ergab:
1.
2.
Kieselsäure
54,63
47,98
Thonerde
40,27
46,94
Eisenoxyd
2,67
2,94
Kalk
1,53
2,32
Magnesia
1,03
Spur
–––––––––––––––
100,13
100,18
Berechnet aus beiden Bestimmungen die Sauerstoffmenge der Kieselsäure und der
Thonerde, so ergibt
1.
O
2.
O
Kieselsäure
54,63
–
28,37
47,98
–
24,91
Thonerde
40,27
–
18,82
46,94
–
21,94
Ohne allen Zweifel bestand demnach der zur Grundmasse
dieses Steins (wovon mir zufällig Stücke zu Händen gekommen sind, welche denselben
als ausgezeichnet strengflüssig, gleich den bestbekannten
schottischen feuerfesten Steinproben erwiesen) und noch mehr der zur Chamotte
verwendete Thon aus basisch-kieselsaurer
Thonerde.
Unter den besten feuerfesten Thonen Englands und
Schottlands finden sich überhaupt mehrere basische
Thonsilicate.
So enthalten 1) der Thon von Stannington bei Sheffield, analysirt a. von Le Play und b. von Humbly, 2) von
Brierley Hill, Staffordshire, erste Qualität, analysirt von T. H. Henry, 3) von Poole, Dorsetshire, analysirt von Weston, 4) der Chinathon, Kaolinit aus Cornwall,
analysirt von R. A. Cooper, 5) von Stourbridge, analysirt
a. von Le Play und b. von Salvetat, und 6) von
Grangemouth, analysirt von Penny, Sorte a.
1.
2.
3.
a. O
b. O
O
O
Thonerde
40,9–19,12
34,47–16,11
30,40–14,21
32,11–15,01
Kieselsäure
42,0–21,80
48,04–24,94
51,80–26,90
48,99–25,44
(im Ganzen)
4.
5.
6.
O
a. O
b. O
O
Thonerde
39,74–18,58
38,8–18,14
28,77–13,45
35,65–16,66
Kieselsäure
46,32–24,05
46,1–23,94
45,25–23,49
62,85–32,63
(im Ganzen)
Da die doppelte Sauerstoffmenge der Kieselsäure im
Gegensatze zu derjenigen der Thonerde der neutralen
Verbindung entspricht, so gehören sämmtliche genannte Thone, ungeachtet der Angabe
der Kieselsäure nur in der Gesammtmenge, zu den mehr oder
weniger basischen.
Unter den belgischen Thonen besteht der von Maizerouille, welcher wegen seiner großen
Strengflüssigkeit besonders geschätzt wird, analysirt von Coste, aus:
O
Thonerde
33,0–15,42
Kieselsäure
56,0–29,08
(im Ganzen)
Unter bekannteren Thonen enthält der hessische Thon von Groß-Almerode,
analysirt a. von Berthier und
b. von Salvetat:
a. O
b. O
Thonerde
34,9–16,31
34,37–16,07
Kieselsäure
46,5–24,14
47,50–24,66
(im Ganzen)
Ferner der Passauer Thon, analysirt a. von Forchhammer, b. von Fuchs und c. von Salvetat:
a. O
b. O
c. O
Thonerde
33,56–15,69
35,93–16,80
28,10–13,14
Kieselsäure
43,30–22,48
43,65–22,66
45,79–23,77
(im Ganzen)
Ferner unter den böhmischen Thonen (dieses Journal Bd. CLXII S. 122) die
Porzellanerde von Gieshübl bei Carlsbad, analysirt von Joh. Czjzek im k. k. polytechnischen Institute zu Wien:
O
Thonerde
37,99–17,76
Kieselsäure
47,50–24,66
(im Ganzen)
Unter den französischen Thonen finden sich gleichfalls solche, so die Thone von:
Abondant.
Montunis(Saone u. Loire)
Journay.
O
O
O
Thonerde
40,0–18,7
45,0–21,0
31,0–14,5
Kieselsäure
(im Ganzen)
52,0–27,0
55,0–28,6
53,0–27,5
Schließlich erwähne ich noch die Analysen verschiedener, wenn auch weniger bekannten
Kaoline und eines rothen Thones der Provinz Almeria in Spanien, analysirt von Terreil (dieses Journal Bd. CLXV S. 440):
Kaolinvon Almanzor.
Kaolinvon Moabdil.
Gewöhnlicherrother Thon.
Sehr feinerrother Thon.
O
O
O
O
Thonerde
31,07–14,52
30,13–14,08
35,42–16,56
48,26–22,56
Kieselsäure
37,99–19,72
47,17–24,49
26,84–13,94
15,17– 7,88
(im Ganzen)
A. Terreil bemerkt von dem rothen Thon, daß er sich durch
seine Zusammensetzung von den gewöhnlichen Thonen unterscheide; er enthalte viel
Thonerde und wenig Kieselerde, daher er im höchsten Grade feuerbeständig sey.
Unter den vielen herrschenden entgegengesetzten Ansichten,
welche der Kieselerde die Hauptrolle beimessen, steht die ausgesprochene vereinzelt
da, woran sich nur wenige ähnliche, so von Leschen und
Andeutungen von Anderen, anschließen.
Verhältnißmäßig kommen demnach unter den wegen der ausgezeichnetsten Feuerfestigkeit
sehr gesuchten englischen Thonen die meisten basischen
Thonsilicate vor; wir finden jedoch auch solche, und gerade unter den berühmten, in
Deutschland, in Böhmen, in Belgien, in Frankreich etc.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)