Titel: | Untersuchung der Braunkohle von Ellbogen in Böhmen hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit zur Photogen- und Paraffinfabrication; von Dr. Georg Thenius, Chemiker aus Dresden. |
Autor: | Georg Thenius [GND] |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. CXIX., S. 468 |
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CXIX.
Untersuchung der Braunkohle von Ellbogen in
Böhmen hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit zur Photogen- und Paraffinfabrication;
von Dr. Georg Thenius, Chemiker aus Dresden.
Thenius, Untersuchung der Braunkohle von Ellbogen.
Die mir von der Photogen- und Paraffinfabrik zu Ellbogen in Böhmen zur näheren
Untersuchung übergebene Braunkohle wird, wie ich mich persönlich überzeugte, in
verschiedenen Schächten der Umgebung von Ellbogen bei Carlsbad bergmännisch gewonnen
und gehört zu den sogenannten Pechkohlen, welche sich schon durch ihr schönes,
glänzend schwarzes Aussehen auszeichnen. Die zu Tage geförderte Kohle ist, wie
gewöhnlich, theils in größeren, theils in kleineren Stücken, so wie die sogenannte
Lösche, um deren Untersuchung es sich eigentlich hier handelte, indem obengenannte Fabrik dieselbe auf
Theer, Photogen und Paraffin verarbeitet.
Diese klare Kohle, auch Lösche genannt, zeigt verhältnißmäßig wenig Verunreinigungen
von Sand und holzigen Theilen, enthält dagegen Schwefelkies in Körnern und in die
Kohle eingesprengt. Sie zeigt einen glänzend schwarzbraunen Bruch und läßt sich
leicht pulvern. Das Pulver ist von brauner Farbe. Entzündet brennt die Kohle mit
rußender Flamme ohne früher zu verlöschen, als bis das darin enthaltene Bitumen
vollständig verzehrt ist, was immer als ein Zeichen großer Reichhaltigkeit an Theer
gilt. Der Schwefelgehalt der Kohle gibt sich bei der Verbrennung durch die
Entwickelung von schwefliger Säure zu erkennen.
Es folgen hier die zur näheren Kenntniß der Kohle nöthigen Untersuchungen.
Feuchtigkeitsbestimmung. – Die lufttrockene Kohle
wurde zu wiederholtenmalen bei 100° Celsius 6 Stunden im Lufttrockenbade
getrocknet und verlor dabei durchschnittlich 13,2 Proc. Wasser.
Specifisches Gewicht. – Die Bestimmung desselben
wurde mit bei 100° C. im Lufttrockenbade getrockneter Kohle vorgenommen und
zwar mit Stücken von 0,4 bis 0,5 Grammen; es ergab sich ein spec. Gewicht von
1,352.
Kohksbestimmung. – 100 Theile bei 100° C.
getrockneter Kohle gaben:
42,32
Kohks,
57,68
Verlust
––––––
100,00.
Aschenbestimmung. – 100 Theile bei 100°
Cels. getrockneter Kohle gaben:
4,12
Asche,
95,88
Verlust
––––––
100,00.
Bestimmung des Kohlenstoff- und Wasserstoffgehaltes
durch die Elementaranalyse. – 100 Theile bei 100° C.
getrockneter Kohle gaben:
71,68
Kohlenstoff,
6,76
Wasserstoff,
4,10
Asche,
17,46
Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel
––––––
100,00.
Bestimmung von Theer, Ammoniakwasser und Kohks. –
100 Theile bei 100° C. getrockneter Kohle gaben:
19,2
Theer,
6,9
Ammoniakwasser,
42,3
Kohks,
31,6
Gase
–––––
100,0.
Specifisches Gewicht des Theeres. – Derselbe besaß
ein spec. Gewicht von 0,986; sein Schmelzpunkt lag bei 26° C.
Destillation des Theeres zur Bestimmung der Rohöle und des
Asphalts. – 100 Theile möglichst von Wasser befreiter Theer
gaben:
rohes leichtes Oel
16,2
spec.
Gewicht
von
0,845
„ schweres
Oel
18,3
„
„
„
0,865
„ paraffinhaltiges
Oel
32,0
Asphalt
18,7
Gase, Wasser, Verlust
14,8
–––––
100,0.
Bei wiederholter Destillation und Reinigung der Rohöle ergaben 100 Theile Theer:
leichtes Photogen
10,5
spec.
Gewicht
von
0,820
schweres „
10,2
„
„
„
0,850
Schmieröl
5,5
Paraffin
2,1
rohes Kreosot
20,0
Asphalt
18,0
Gase und Verlust
33,7
–––––
100,0.
Bestimmung des Ammoniaks im Ammoniakwasser in Form von
schwefelsaurem Ammoniak. – Das mit Schwefelsäure neutralisirte
Ammoniakwasser von 100 Theilen bei 100° C. getrockneter Kohle ergab beim
Abdampfen zur Trockne, wiederholten Auflösen, Filtriren und nochmaligen Eindampfen
zu Trockne 0,318 Proc. schwefelsaures Ammoniak.