Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 153 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Die österreichische Schnellzuglocomotive
„Duplex“.
Eine von der österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft in den
Werkstätten zu Wien nach der Construction des Hrn. Haswell angefertigte Schnellzuglocomotive – welche sich auf der
Londoner Industrie-Ausstellung vom Jahre 1862 befand – führt den
bezeichnenden Namen „Duplex“, weil
dieselbe 2 Cylinderpaare, sowie die damit zusammenhängenden Theile in Paaren
besitzt. In Gemeinschaft mit 11 anderen, welche wie üblich bloß 2 Cylinder hatten,
wurde diese Maschine versuchsweise mit 4 Cylindern versehen und doppelte Kurbeln
angewendet, so daß letztere einen Winkel von 180° bilden, folglich die Kolben und die damit verbundenen Theile in
entgegengesetzten Richtungen sich bewegen müssen; diese Anordnung hat den
Zweck, die sich namentlich bei größeren Geschwindigkeiten äußernden, durch die
bewegenden Theile der Maschine erzeugten störenden Bewegungen auf ein Minimum
herabzuziehen. – Bei den zum Vergleiche der beiden Anordnungen angestellten
Versuchen entsprachen die Resultate ganz den Erwartungen und betrug bei der Maschine
mit 4 Cylindern die störende Bewegung in verticaler Richtung bei Geschwindigkeiten
von 52 bis 96 engl. Meilen 0,065'' bis 0,259''; in horizontaler Richtung bei
denselben Geschwindigkeiten 0,034'' bis 0,087'', während bei einer Locomotive mit 2
Cylindern unter Geschwindigkeiten von 31 bis 52 engl. Meilen die störende Bewegung
in verticaler Richtung 0,777'' bis 1,642'' und in horizontaler Richtung 0,173'' bis
0,259'' betrug. – Die Aufgabe, große Geschwindigkeiten mit Sicherheit zu erreichen,
scheint hiermit praktisch gelöst zu seyn, wenn auch nicht auf sehr einfache Weise,
und es muß kommenden Erfahrungen überlassen bleiben, ob die erreichten Vortheile der
vergrößerten Sicherheit, sowie der verminderten Zerstörung des Schienenweges und der
Radbandagen, im Vergleich mit den durch die Construction eingegangenen Opfern,
wirkliche Vortheile sind.
Bezüglich der Details muß hier auf die von der österreichischen
Staats-Eisenbahn-Gesellschaft veröffentlichten vollständigen
Beschreibungen und Zeichnungen dieser Locomotive verwiesen werden.Mittheilungen über die zur Londoner Ausstellung im Jahre 1862 von der k. k.
priv. österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft gesendeten
Gegenstände. Wien, Zamarski und Dittmarsch. (Civilingenieur, 1863, Bd. IX S. 167.)
Ueber Rowan's Maschine zum Brechen
und Schwingen des Flachses.
Diese Maschine (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 19), von welcher wir
die Hoffnung ausgesprochen haben, daß sie eine großartige Umwälzung in der
Zubereitung des Flachses zu veranlassen im Stande seyn würde, hat bis jetzt sehr
widersprechende Resultate geliefert.
Zuerst sagt uns eine Privatnachricht aus Leeds (England), daß man mit Rowan's Maschine besonders deßhalb unzufrieden sey, weil
es schwer halte die Schäbe aus der Mitte des Flachses ohne zu großen Verlust fortzuschaffen.
Zweitens sind uns Versuche im Braunschweig'schen (mit dort nachgebauten Rowan'schen Maschinen) bekannt geworden, die in keiner
Art zufriedenstellend ausgefallen sind. Gleiche Resultate hat man in einer Fabrik
unweit der Residenzstadt Hannover erhalten.
Etwas günstiger berichtet dagegen ein uns vorliegender Brief aus einer Provinz des
Königreichs Hannover, woselbst die betreffende Stelle folgendermaßen lautet:
„Es ist mir nach vielen Proben gelungen eine Flachsmaschine nach Rowan'schem Principe herzustellen, die in jeder
Beziehung den Anforderungen entspricht, jedoch wohlbemerkt, wenn deutscher Flachs verarbeitet wird, der sehr
verschieden vom englischen Flachse, namentlich nicht so zäh und stark wie
letzterer ist und demnach nicht so scharf (wie der englische) angegriffen werden
muß.“
„Eine Rowan'sche (Original?) Maschine, wovon
mir bekannt wurde, daß sie in der Gegend von Mannheim arbeitet, soll nur einen
Reingewinn von 14 Procent bei der Verarbeitung deutschen Flachses liefern, wogegen meine Maschinen nach wiederholten
Proben 22, 24, 25 ja selbst 27 Procent Ausbeute gaben.“
Wir werden nicht unterlassen, diese Maschine im Auge zu behalten und fernere
zuverlässige Nachrichten und Arbeitsresultate mitzutheilen. (Monatsblatt des
hannoverschen Gewerbevereins, 1863, Nr. 3 und 4.)
Ueber Fabrication der Panzerplatten.
Dieselbe kann geschehen:
a) Durch bloßes Schmieden
(Thames Iron-Works), indem man aus
Abfall- und Alteisen gefertigte 1–1 1/2 Ctr. schwere Pakete der
Schweißhitze aussetzt, 3–4 Pakete hinter einander mit nur wenigen Schlägen zu
einem flachen Stück zusammenschmiedet, dieses entweder für sich oder mit einem
darauf gelegten zweiten Stück schweißwarm macht und nun die Schmiedung vollendet,
indem man das flache rechteckige Stück an einer schmalen und einer langen Seite
keilförmig abnehmen läßt. Die ganze Platte wird nun allmählich aus solchen einzelnen
Stücken zusammengesetzt, indem man die keilförmigen Ränder beim Schweißen über
einander legt. Zuletzt wird die Platte in mäßiger Glühhitze unter öfterem Aufgießen
von Wasser zu der erforderlichen Dicke ausgeschmiedet unter Dampfhämmern von
200–400 Ctr. Gewicht mit 8–12 Fuß Hub, während zum ersten Vorschmieden
Hämmer von 50–100 Ctr. Gewicht ausreichen.
b) Durch Walzen (Atlas Iron-Works in Sheffield). Die Puddelluppen
werden zu Platten von 1 Zoll Dicke, 12 Zoll Breite und 30 Zoll Länge ausgewalzt,
5–6 davon paketirt und zu einer Platte von 4 Fuß Breite und Länge ausgewalzt
und aus deren 5–6 wieder Platten von 8 Fuß Länge, 4 1/2 F. Breite, 2 1/2 Zoll
Dicke und 30 Ctr. Schwere hergestellt. Vier solcher Platten mit genau
abgeschnittenen Rändern werden über einander gelegt, in einem besonders construirten
Ofen geschweißt und die 120 Ctr. schwere Platte zu 4 1/2–5 1/2 Zoll Dicke
unter einem Walzwerk mit sehr zweckmäßig eingerichteten Vor- und
Rückwärtswalzen (Leoben. Jahrb., neue Folge VI, 239) ausgewalzt. Solche gewalzte
Platten sind zwar billiger herzustellen als geschmiedete; kommt aber beim letzten
Walzen ein Fehler zum Vorschein, so ist das ganze Stück Ausschuß, während bei den
geschmiedeten etwa wahrgenommene Fehlstellen so lange geschweißt und gehämmert
werden können, bis diese verschwunden sind. Auf den Bruchflächen der Walzplatten
sieht man noch mehr oder weniger deutlich die einzelnen Blätter, während bei
geschmiedeten der Bruch gleichförmiger ist. Da bei Walzplatten die Fasern bloß nach
der Länge liegen, so werden dieselben nach dieser Richtung sehr zähe und fest seyn,
aber nicht nach der Breite quer den Fasern. Kaltbrüchiges Eisen gibt keine guten
Panzerplatten, weßhalb man dieselben auf dem oben erwähnten Werke aus gutem
schwedischen Eisen darstellt.
c) Durch Schmieden und Walzen (Codner Park in
Derbyshire). Zwei vorgeschnittene und über einander gelegte Platten werden unter dem
Hammer geschweißt und schließlich bei gelinder Hitze zu den richtigen Dimensionen
ausgewalzt, das Richtigste zur Erzielung guter Qualität und eines hübschen
Fabricates. Im Vergleich mit den bloß geschmiedeten Platten ist jedoch der Nachtheil
vorhanden, daß bei dem letzten Zusammenschweißen eine große Schweißfläche in der
Mitte vorhanden ist, über deren vollkommene Schweißung man keine Sicherheit hat.
(Tunner's Bericht über die metallurgischen
Gegenstände der Londoner Weltindustrie-Ausstellung von 1862, Wien 1863, S.
83.)
Ueber das beim Bessemer-Proceß erzeugte Spectrum; von
Roscoe.
Das Spectrum dieser sehr leuchtenden Flamme zeigt während einer gewissen Phase ihrer
Existenz eine complicirte, aber sehr charakteristische Folge heller Linien und
dunkler Absorptionsstreifen. Unter ersteren sind am meisten bemerkbar die
Natrium-, Lithium- und Kaliumlinien, welche aber von einer Anzahl zur
Zeit nicht bestimmter Linien begleitet werden, während unter den Absorptionsstreifen
die von Natriumdampf und Kohlenoxyd leicht zu erkennen sind. Roscoe glaubt, daß diese erste praktische Anwendung der Spectralanalyse
sich von hoher Wichtigkeit bei der Anfertigung des Gußstahles erweisen wird. (Philosophical Magazine, Bd. V S. 318; Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, Bd. VII S. 310.)
Ueber krystallisirtes Natronhydrat; von Otto Hermes.
Man hat bis jetzt die Zusammensetzung eines krystallisirten Natronhydrats nicht mit
Sicherheit gekannt.
Berzelius gibt an, daß dasselbe aus einer concentrirten
wässerigen Auflösung bei starker Kälte in vierseitigen Tafeln krystallisire, welche
bei Erhöhung der Temperatur wieder schmelzen, und deren Wassergehalt nicht
untersucht sey. Etwas Aehnliches sagt Leopold Gmelin.
Die ersten Krystalle eines krystallisirten Natronhydrats erhielt ich aus einer
concentrirten Lösung desselben bei einer Temperatur von – 8° C. Bei
fortgesetzten Versuchen gelang es mir, sie aus einer Natronlösung von dem spec.
Gewicht 1,385 bei 0° zu erhalten. Die Krystalle schießen oft in bedeutender
Größe an; sie bilden rhombische Prismen, sind glasartig, vollkommen durchsichtig und
farblos. Schon bei einer Temperatur von + 6° C. fangen sie an zu schmelzen, ziehen
schnell Kohlensäure aus der Luft, langsamer Wasser an. Das bei 6° C.
geschmolzene krystallisirte Natronhydrat hat das spec. Gewicht von 1,405. Es kann
das Hydrat auch sehr rein aus Lösungen desselben erhalten werden, welche nicht rein
sind, und schwefelsaures Natron und Chlornatrium enthalten.
Die Bestimmung des Wassergehaltes ergab für das krystallisirte Natronhydrat die
Formel: NaO + 8 HO, welche 30,09 Proc. Natron verlangt.
Als die Krystalle sechs Wochen hindurch im luftleeren Raume über Schwefelsäure
gestanden, hatten sie gerade die Hälfte des Wassers verloren und enthielten 4 Atome
Wasser. (Poggendorff's Anualen der Physik, 1863, Bd. CXIX S. 170.)
Vortheilhafte Bereitung von Chromgelb und Chromroth; von
Joseph Fanzoy in Klagenfurt.
Ich nehme 100 Pfd. Bleiglätte (Bleioxyd), gebe diese in einen hinreichend großen
Trog, mische dann 10 Pfd. Kochsalz dazu, darauf bringe ich so viel warmes Wasser
hinzu, daß Alles ein Brei wird. In beiläufig 24 Stunden bläht sich das Gemisch auf;
man rührt es gut um. Ist es dicker geworden, so gibt man Wasser dazu, bis es die
frühere Consistenz erreicht. Dieses wiederholt man so oft, bis der Brei ganz
zersetzt ist, was man an seiner Weiße, die er bekommt, erkennt. Dieser Proceß ist
bei einer Temperatur von 16 bis 18° R. in 4 bis 5 Tagen vollendet und das
Gemenge ist in Chlorblei umgewandelt. Darauf gibt man 12
Pfd. Salpetersäure hinzu, rührt es gut um und läßt es einige Stunden in Ruhe. Dann
bringt man eine gesättigte Alaunlösung in Wasser, welche 15 Pfd. Alaun enthält,
dazu, und rührt nochmals gut um. Das Chlorblei hat sich jetzt in schwefelsaures Bleioxyd umgewandelt. Nach einigen Stunden
bringt man dieses schwefelsaure Bleioxyd, ohne die Mutterlauge abzugießen, unter
beständigem Umrühren, in eine Lösung von doppelt-chromsaurem Kali. Diese
letztere soll nicht ganz concentrirt seyn, sondern man nimmt auf 1 Pfd.
doppelt-chromsaures Kali 15 Pfd. Wasser.
Will man das Chromgelb von einer helleren Nüance haben, so gießt man die chromsaure
Kalilösung ganz kalt und in kleinem Strahle, unter stetem Umrühren, zum
schwefelsauren Bleioxyd, welches sich sogleich in schönes lichtes Chromgelb
verwandelt.
Bei den übrigen Nüancen wird die Chromsalzlösung mehr oder weniger warm verwendet. Bei Orange nimmt man statt des Alauns
kohlensaures Natron. Bei Chromroth gibt man unmittelbar in das Chlorblei ohne
weitere Umstände eine concentrirte Lösung von doppelt-chromsaurem Kali und
rührt es gut um; in 24 Stunden hat man das schönste Chromroth.
Zuletzt werden die Chromfarben entlaugt, ausgewaschen, das übrige Wasser durch
Pressen entfernt, dann geformt und getrocknet. (Stamm's
illustrirte Wochenschrift, 1863 S. 156.)
Verfahren, um den alkoholischen Extracten der Parfümerie die
zurückgehaltenen fetten Oele zu entziehen; von Ed. Sichel, Parfümeur in Paris.
Der Alkohol, welcher mit Fetten in Berührung blieb, löst immer eine kleine Menge
derselben auf, und das gebräuchliche Verfahren, um ihn von denselben zu befreien,
ist die Destillation. Diese Methode eignet sich aber nicht mehr, wenn der Alkohol
zum Auflösen flüchtiger, in der Wärme veränderlicher Körper benutzt worden ist, wie
bei den Operationen der Parfümerie, wo man sich bei der Anfertigung der Riechwasser
der fetten Oele bedient, um die ätherischen Oele aus den Blumen auszuziehen.
Diese parfümirten fetten Oele werden mit Alkohol in Berührung gebracht, an welchen
sie ihr Parfüm abgeben und welcher sie in geringer Menge auflöst. Es ist
vortheilhaft, den Alkohol von diesen fetten Oelen zu befreien, denn sie schaden der
Frische des Parfüms,
indem sie demselben einen Fettgeruch ertheilen, welcher leicht ranzig wird. Zu
diesem Zweck wende ich folgendes Verfahren an: ich tauche den Alkohol einige Stunden
lang in eine Kältemischung, welche ihn auf beiläufig – 18° Cels.
abkühlt, und nachdem das aufgelöste fette Oel sich von der Flüssigkeit getrennt hat,
entferne ich dasselbe durch Decantiren oder Filtriren. Bei meinen Versuchen habe ich
ein Gemenge von zerstoßenem Eis und Kochsalz benutzt, in der Folge werde ich mich
des Carré'schen Apparates bedienen. (Répertoire de Chimie appliquée, Mai 1863,
S. 178.)
Violette's Verfahren zur
Destillation des Terpenthins und des Harzes.
Diese Abhandlung ist einer franz. Broschüre entlehnt, welche von Violette in Lille
herausgegeben, viel Interessantes über den fraglichen Gegenstand enthält. Man
bezeichnet mit dem Namen Terpenthin den harzartigen Saft, welcher von selbst oder
aus künstlich bewirkten Oeffnungen den Stämmen einiger Arten Bäume aus der Familie
der Coniferen entquillt. Die Masse erscheint als eine weißliche, undurchsichtige,
teigartige und honigähnliche Materie, welche aus einem flüchtigen Oele und einem
darin aufgelösten Harze gebildet wird. Die Trennung beider Substanzen ist Aufgabe
der Harzindustrie. Unter Galipot oder Fichtenharz wird speciell dasjenige Terpenthin
verstanden, welches sich an den Rändern der Einschnitte am Stamme festsetzt; mit
Colophonium, Spiegelharz, Griechisches Pech werden die Substanzen bezeichnet, die
nach der Destillation zurückbleiben, während das flüchtige Oel abgeschieden wurde.
Die jährliche Production von Terpenthin beträgt in Frankreich an 450,000 Faß zu je
350 Klgr. und es repräsentirt dieser Rohstoff der Harzindustrie, beim mittleren
Preise von 60 Frcs. pro Faß, einen Werth von etwa 27
Millionen Frcs.
Die Operationen der Schmelzung, Filtration und Destillation werden noch in sehr
unrationeller Weise ausgeführt. Da die Erwärmung meist noch über offenem Feuer
stattfindet, so steigt die Temperatur viel zu hoch, denn statt daß sie 100°
C. betragen sollte, steigt sie meist auf 150 bis 200°. Es ist daher durchaus
nöthig, statt des directen Feuers durchgängig Wasserdampf anzuwenden. Indem derselbe
das geschmolzene Terpenthin durchzieht, nimmt er den ganzen Antheil des darin
enthaltenen flüchtigen Oeles, also etwa 18 bis 22 Proc. desselben mit sich fort; mit
Hülfe des Wasserdampfes wird es daher möglich, die ganze Quantität des im
Rohterpenthin enthaltenen Terpenthinöls und zwar im reinsten Zustande zu gewinnen,
während das Harz in keinerlei Weise schädlich afficirt wird.
Der Apparat, dessen sich Violette bei der Verarbeitung des
Rohterpenthins bedient, um Schmelzung, Filtration und Destillation durch Anwendung
des Wasserdampfes zu bewirken, besteht aus zwei kupfernen, eiförmigen Gefäßen, die
durch ein kurzes Rohr, mit einander in Verbindung gesetzt sind; mittelst desselben
läßt sich ein Quantum von etwa 4000 Kilogr. auf einmal in Arbeit nehmen. Das untere
Gefäß ist an der unteren Hälfte mit einem gußeisernen Mantel, außerdem aber noch im
Inneren mit einem Schlangenrohre versehen; die Füllung und Reinigung des Apparates
erfolgt durch ein Mannloch, und ein Abzugsrohr für die Destillationsproducte
communicirt mit einem Kühlapparat; das Ablassen der breiartigen Rückstände erfolgt
durch ein im unteren Theile angebrachtes Zapfenloch, welches mittelst einer
kupfernen Stange, die sich in einer Mutter im gußeisernen Mantel einschrauben läßt,
geschlossen wird. Der Wasserdampf kann durch 8 Röhren, die durch ein den Apparat
umschließendes Rohr vereinigt sind, in die Terpenthinmasse im Apparat eingeleitet
werden, um die Destillation direct zu vollziehen. Die Operation wird überhaupt in
folgender Weise ausgeführt. Man trägt durch das Mannloch 4000 Kilogr. Rohterpenthin
ein und schließt den Apparat wiederum; hierauf läßt man Dampf in die Schlange und
den Mantel eintreten, wobei dem Condensationswasser genügender Abzug zu verschaffen
ist. Nach etwa 2 Stunden ist die Harzmasse im Flusse. Sobald sich die vollständige
Schmelzung vollzogen hat (wovon man sich vielleicht durch ein angebrachtes Fenster
unterrichten könnte), läßt man den Dampf durch die vorerwähnten 8 Röhren in den
Apparat einströmen, die Destillation beginnt und gibt sich durch den Austritt von
Wasser und Oel am Condensator kund. Die Dampfeinströmung ist mit Rücksicht darauf,
daß keine harzigen Bestandtheile mit in den Condensator übergerissen werden, zu
regeln und überhaupt mit Vorsicht in's Werk zu setzen. Während der Destillation läßt man
fortwährend Dampf in die Schlange und den Doppelboden einströmen. In dieser Weise
vollzieht sich dieselbe in etwa 8 Stunden. Sobald alles Oel ausgetrieben ist, was
daran zu merken, daß nur noch reines Wasser am Condensator ausfließt, schließt man
die Dampfeinströmungsrohre, erwärmt aber den Apparat mittelst der Schlange und des
Doppelbodens so lange, bis alles Wasser aus den Rückständen ausgetrieben ist.
Nachdem dieß erfolgt, ist es nöthig, die Harzmasse, welche alle Unreinigkeiten des
Rohstoffes noch enthält, zu filtriren. Das Filter befindet sich unter dem
Destillationsapparat, um letzteren direct in dasselbe entleeren zu können, und ist
folgendermaßen angeordnet: Es besteht im wesentlichen aus einem eisenblechenen
Cylinder von 1,4 Mtr. Durchmesser und 1,5 Mtr. Höhe; der obere Theil desselben ist
mit einem Mannloche, einem Dampfeinlaß- und einem Dampfablaßrohre versehen.
Unterhalb ist ein durchbohrter beweglicher Boden mit dem Cylinder durch 8 Oesen mit
Vorsteckern verbunden; dieser Boden besteht aus zwei Scheiben von 1 Centim. starkem
Eisenbleche; sie sind 6 Cent. von einander entfernt und werden von einer 12 Centim.
im Durchmesser haltenden Abtheilung durchsetzt, durch welche die filtrirte Substanz
entweicht. Auf die oberste Scheibe ist ein durchbohrtes Blech und auf dieses
wiederum ein grobes Tuch gelegt. In den Raum zwischen den Scheiben läßt man Dampf
einströmen, welcher die Harzmasse erwärmt und die zur Filtration geeignete
Consistenz derselben erhält. Bevor man die Harzmasse aus dem Destillationsapparat in
das Filter einläßt, erwärmt man letzteres mittelst einer Dampfschlange; überhaupt
ist bei der Destillation dafür Sorge zu tragen, daß die zähe Harzmasse stets gehörig
erwärmt wird. Wenn das Filter gefüllt ist, schließt man das Mannloch im Deckel
desselben und läßt Dampf einströmen, der durch seinen Druck die Filtration bewirkt.
Die Harzmasse fließt dann vollkommen rein und klar, als gereinigtes Colophonium
durch den Boden des Filters ab; die Filtration ist beendigt, sobald Dampf unterhalb
ausströmt, worauf man das Dampfzuführungsrohr sogleich schließt. Hierauf löst man
die Vorstecker und läßt den Boden, der durch Ketten mit dem Filter verbunden ist,
herab, worauf man das verunreinigte Filtertuch entfernt und durch ein neues ersetzt.
Der Boden wird dann wieder an seinem Platze befestigt und die Filtration von neuem
begonnen. Praktische Versuche, welche mit Violette's
Apparaten in Frankreich angestellt wurden, haben deren Zweckmäßigkeit angeblich
genügend bewiesen. (Deutsche Industriezeitung, 1863, Nr. 26.)
Ueber den Bienenhonig; von C. Kraut.
Hr. Dr. Kemper in Bissendorff hat auf meine Veranlassung
Bienen ausschließlich mit käuflichem Traubenzucker gefüttert. Er erhielt einen
harten gelbweißen Honig, welcher weit weniger süß schmeckt als der gewöhnliche.
– Hr. Röders hat in meinem Laboratorium die
Untersuchung desselben 'vorgenommen und festgestellt, daß der Honig keine Spur
Invertzucker oder Rohrzucker, sondern nur Rechtstraubenzucker enthielt. Dagegen
hielt Heidhonig nur Invertzucker, d. i. Rechtstraubenzucker und Linksfruchtzucker zu
gleichen Atomen; Cubahonig, welcher nicht ganz frisch zur Untersuchung vorlag, hielt
außer Invertzucker etwas Rechtstraubenzucker überwiegend, aber wie auch der
Heidhonig keinen Rohrzucker. – Berücksichtigt man Buignet's Untersuchungen über den in Früchten vorkommenden Zucker, so
ergibt sich hieraus, daß die Bienen die Beschaffenheit des Zuckers, welchen sie zu
Honig verarbeiten, nicht zu verändern vermögen, es sey denn, daß von den Bienen
gesammelter Rohrzucker eine Spaltung in Rechtstraubenzucker und Linksfruchtzucker
erlitte. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1863 S. 359.)
Phosphorfreie Zündhölzer von Hjerpe,
Simdsledt und Holmgrün.
In Armengaud's
Génie industriel, Mai 1863, S. 257 werden zwei
Vorschriften für die Herstellung phosphorfreier Zündhölzer mitgetheilt, welche sich
die in der Ueberschrift genannten Herren patentiren ließen. Dieselben lauten:
1.
2.
Chlorsaures Kali
6–8
Gewichtsth.
Chlorsaures Kali
4–6
Gewichtsth.
zweifach-chroms. Kali
2
„
zweifach-chromsaures Kali
2
„
Glaspulver
2
„
Schwefelantimon (statt dessen
Gummi oder Leim
2
„
auch Schwefel, Bleisuperoxyd
oder Mangankupferoxyd)
2
„
Glaspulver
2
„
Gummi (Leim)
2–3
„
Dabei wird auch noch eine Vorschrift zur Anfertigung der zum Anstreichen der
Zündhölzchen sich besonders eignenden Reiben angegeben. Die zweckmäßigste Mischung
besteht aus Schwefelantimon (5), Chromsalz (2–4), Glaspulver (2), Gummi
(2–3). Außer den, den phosphorfreien Zündhölzern überhaupt zukommenden
Vortheilen, wird von diesen Zündmassen noch eine sehr geringe Hygroskopität
gerühmt.
Nachschrift. Die obigen Vorschriften sind im Principe
nichts anderes, als die schon von CanouilPolytechn. Journal Bd. CLI S. 231. vorgeschlagenen Zündmassen. Sie unterscheiden sich nur von denselben durch
die Gewichtsverhältnisse der einzelnen Bestandtheile, die nicht einmal immer eine
Verbesserung sind; so ist z.B. in der ersten Vorschrift die Menge des chlorsauren
Kalis jedenfalls im Verhältnis zu der geringen Quantität Gummi zu hoch und die
eigentliche Canouil'sche Vorschrift der größeren
Festigkeit der Masse wegen vorzuziehen. Die zweite Vorschrift ist etwas besser und
steht in ihrer Wirksamkeit der von Vaudaux und Paignon
Polytechn. Journal Bd. CLXI S. 148. ziemlich gleich. Beide Zündmassen finde ich aber, den Angaben der
Patentträger entgegen, merklich hygroskopisch. Daß alle derartigen Zündmassen denen,
welche mit Anwendung von unterschwefligsaurem Bleioxyd bereitet werden, nachstehen,
habe ich schon früher ausführlich nachgewiesen und brauche hier wohl nur darauf zu
verweisen.Man s. polytechn. Journal Bd. CLXI S. 221 und 268, Bd. CLXIII S. 203 und
296. Ueberhaupt bezweifle ich sehr, daß es auf Grund des Canouil'schen Principes je gelingen dürfte, die der Einführung
phosphorfreier Zündrequisiten entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Diese
letzteren bestehen vorzugsweise darin, daß es sich darum handelt, ein Fabricat zu
ersetzen, welches allen Anforderungen des Publikums entspricht und dessen
Nachtheile, welche in der Giftigkeit des Phosphors und der allzugroßen
Leichtentzündlichkeit bestehen, bisher nicht genügend gewürdigt wurden. Der
Unterschied in dem Grad der Entzündlichkeit zwischen den leichtentzündlichsten
phosphorfreien Zündhölzern, wie solche in einzelnen Fabriken in sehr guter Qualität
hergestellt werden, und den gewöhnlichen Phosphorzündhölzchen besteht darin, daß,
während bei ersteren eine wirkliche Reibung, d.h. ein gewisser Strich erforderlich
ist, es bei den letzteren genügt, nur eine Stelle in der Masse wund zu machen, um
die Entzündung herbeizuführen. An diesen Umstand hat man sich einmal gewöhnt. In
zweiter Linie sind der Einführung hinderlich (der wahrscheinlich vorübergehende)
etwas höhere Preis der Zündhölzchen und die allzugroße Aengstlichkeit vieler
Fabrikanten in der Anwendung des chlorsauren Kalis. Trotzdem dauern die Bestrebungen
für die Einführung phosphorfreier Zündrequisiten fort und werden sich wohl auch
durch leere Redensarten nicht beseitigen lassen. Ob sie überhaupt einen Erfolg haben
werden, darüber kann und wird nur die Zeit ein gültiges Urtheil fällen. Dr. Wiederhold. (Neue
Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863. Nr. 12.)
Eisenholz dem Cigarrenkistenholz ähnlich zu färben; von Dr. Emil Jacobsen.
Für die billigsten Cigarrensorten schneidet man die Kistenbretchen meistens aus
Eisenholz. Um diesem ein dem ächten Cigarrenkistenholz ungemein ähnliches Aussehen
zu geben, kann man die
Bretchen mit einem Anstriche versehen, der wie folgt bereitet wird. Man löst Catechu
in der 20fachen Menge seines Gewichts kochenden Wassers auf, seihet die Flüssigkeit
durch, erhitzt sie nochmals zum Kochen und fügt derselben dann unter Umrühren eine
concentrirte Lösung von doppelt-chromsaurem Kali zu. Je nach Verdünnung
dieser Mischung und der Quantität des zugefügten doppelt-chromsauren Kalis
(auf 1 Pfund Catechu genügen 1 bis 2 Loth desselben) erhält man eine Anstrichfarbe,
die hellere oder dunklere Nüancen zeigt. Man muß dieselbe jedesmal frisch bereiten
und heiß auftragen. Noch ist zu bemerken, daß das Eisenholz durchaus ein gut ausgetrocknetes seyn muß, da frisches Holz so
behandelt, eine völlig andere und nicht gewünschte Farbe annimmt. (Aus des
Verfassers chemisch-technischem Reperatorium, Jahrgang 1862, zweites
Halbjahr, S. 38.)
Verfahren zur Conservirung des Hopfens; von A. B. Freeland.
Um dem Hopfen das Aroma zu erhalten und zugleich ein möglichst kleines Volumen zu
geben, preßt der Verfasser denselben mittelst einer hydraulischen Presse zwischen
Metallplatten zusammen, befestigt dann diese Platten durch Klammern, so daß sie in
der gegebenen Lage bleiben und setzt sie mit dem Hopfen einer Temperatur von 80 bis
100° C. in einem Ofen oder einer Trockenstube aus. Nachdem die Pakete hierauf
wieder ausgekühlt und die Metallplatten entfernt sind, bildet der Hopfen einen
dichten Kuchen, läßt sich leicht verpacken und kann nun lange aufbewahrt werden,
ohne an seinem Aroma beträchtliche Einbuße zu erleiden. (London Journal of arts, Februar 1863, S. 77; polytechnisches Centralblatt,
1863 S. 556.)
Zur Desinfection; von Dr. Le Voir in Leiden.
Der englische Landwirth Mechi, welcher sich durch seine
großartigen Drain- und Bewässerungssysteme so verdient und berühmt gemacht
hat, gibt in einem seiner Aufsätze an, daß er die reinigenden Eigenschaften des Dampfes benutzt, um seine großen Compostkeller oder
Cisternen geruchlos zu machen. Dieß gelingt vorzüglich.
Ich habe dabei bemerkt, daß man – ohne Dampfkessel – mit einer Bedeckung von stets benetztem Gewebe jeden üblen Geruch
wegnehmen kann. Vielleicht ist dieß eine bekannte Thatsache und dann lenke ich die
Aufmerksamkeit nur neuerdings darauf, da es zur Benutzung der Fäcal-Stoffe
aus den Städten in der Landwirthschaft ein bequemes und ganz kostenloses
Desinfectionsmittel ist. Ein nasses Tuch wirkt in einem schnellen Luftstrome so
kräftig desinficirend, daß Schwefelwasserstoff, von welchem sich in jeder Minute ein
halber Kubikcentimeter per Quadratcentimeter Tuch
darunter entwickelt, ganz unbemerkbar gemacht wird.
Faulende thierische Abfälle können auch vorzüglich mit einer Lösung von
schwefelsaurer Thonerde, worin feines Knochenkohlenpulver aufgerührt ist, geruchlos
gemacht werden. Dieß scheint mir dem Düngerwerth nicht zu schaden. (Journal für
praktische Chemie, 1863, Bd. LXXXIV S. 147.)
Mittel gegen die Schwaben.
Als Mittel gegen die Schwaben (Blata orientalis) wendet
Björklund eine mit gleichen Gewichtstheilen
Zuckersyrup verdünnte Phosphorpaste an, die er entweder auf einem Teller aussetzt,
oder an die Stellen ausstreicht, wo sich die Thiere aufhalten. Die Thiere sollen den
Brei mit solcher Begierde fressen, daß sie binnen einigen Tagen aussterben.
(Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland.)