Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 230
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Miscellen. Miscellen. Miller's und Bell's Methode, Dämme in tiefem Wasser zu construiren. Eine Hauptaufgabe des Wasserbaues, besonders an Seeküsten, ist die Construction von Häfenmolen und Schutzdämmen gegen den Wellenschlag. Es werden solche Dämme an Flußmündungen oft Tausende von Fußen weit ins Meer hineingetrieben, einmal um die Versandung der Hafenmündung zu verhindern, andererseits um die Schiffe im Hafen vor dem Wellenschlag des Oceans zu schützen. Es sind zu diesen höchst kostspieligen Bauten verschiedene Systeme in Anwendung gebracht worden. Man schlägt entweder Pfahlroste, die bis zum Wasserspiegel (zur Zeit der Ebbe) heraufreichen und mauert auf diese den eigentlichen Damm auf, oder man schließt die Baustelle mit wasserdichten Fangdämmen ein, oder endlich man mauert unter Wasser mit Hülfe von Taucherapparaten. Die erste Methode ist unanwendbar, wenn die Gefahr der Zerstörung des Holzes durch Bohrwürmer vorliegt. Die zweite Methode ist sehr kostspielig, obwohl dadurch ein sehr gutes Resultat erreicht werden kann; die dritte Methode endlich fördert sehr langsam. Ein Fortschritt besteht darin, daß man z.B. bei Brückenpfeilern den ganzen Baugrund mit dicht nebeneinander eingeschlagenen Pfählen einschließt und den eingeschlossenen Raum nur mit zerschlagenen Steinen und hydraulischem Mörtel ausfüllt, der unter Wasser zu einem soliden Block erhärtet. Statt der vergänglichen Holzpfähle hat man z.B. bei der Westminsterbrücke weite gußeiserne Säulen angewendet, die mit solchem Beton ausgefüllt werden. Der Beton wird indessen meistens nur zu Fundamentirungen, selten als wirkliches Baumaterial benutzt. Man hat aus solchem Beton auch erst große Blöcke gebildet und diese nachträglich versenkt, besonders dort, wo es an hinreichend großen natürlichen Blöcken fehlte, wie z.B. bei den Marseiller Hafenbauten. Die Herren Miller und Bell haben nunmehr bei den Hafenbauten zu Greenock (dem Seehafen von Glasgow) ein neues, sehr sinnreiches System angewendet. Ohne uns hier auf die dort errichteten ausgedehnten Werke einzulassen, führen wir nur an, wie die gedachten Herren ihre Aufgabe gelöst, einen sehr breiten und langen Seedamm meist in tiefem Wasser, ohne jeden Fangdamm zu construiren. In der Linie dieses Dammes wurden zuerst mittelst Baggervorrichtungen zwei parallele Gruben ausgehoben bis zu einer Tiefe von 14 Fuß unter dem Wasserstand zur Zeit der Ebbe. Auf provisorisch eingerammten Holzpfählen wurde nun ein Gerüst zur Aufnahme der Dampframmen, beweglichen Krahne, kurz zum Transport der Bauwerkzeuge und Materialien errichtet. Hierauf wurden mittelst der Dampframmen gußeiserne Pfähle 7 Fuß von einander auf den äußeren Linien des Dammes, also in 2 parallelen Reihen, eingerammt, bis ihre Köpfe bei niedrigster Ebbe eben den Wasserspiegel erreichten. Die gegenüberstehenden Pfähle wurden durch Spannstangen verbunden. Die Pfähle selbst besaßen zwei angegossene Flangen auf jeder Seite, und unten, nahe am Boden, einen Vorsprung. Es wurde nun zuerst der Boden zwischen ihnen durch eine Schicht Beton geebnet, alsdann Granitplatten (von Roß Mull) zur Ausfüllung des Raumes zwischen zwei neben einander stehenden Pfählen benutzt. Dieselben waren genau 7 Fuß lang und paßten mit ihren zugearbeiteten Längskanten in die durch die Flangen gebildeten Furchen der eisernen Pfähle genau hinein, wie die Füllung einer Thür in das Thürgewände. Bei einer verbesserten Construction sind die Granitplatten so gearbeitet, daß sie die Pfeiler umfassen und nur eine schwache Fuge zwischen sich lassen, die mit Cement ausgegossen wird. Die eingeschobenen Granitplatten ruhen auf dem Betonbett und dem unten angegossenen Ansatz auf. Sie sind 18 Zoll bis 2 Fuß dick und so hoch, daß nur drei Platten über einander nöthig waren, die zusammen eine Höhe von 16 Fuß ausfüllten. Hinter diesen Platten wurde nun Beton in Kästen mit beweglichem Boden herabgelassen. Damit derselbe nicht nach innen abfloß ehe er erhärtete, wurde dahinter ein Wall von zerschlagenen Steinen unter Wasser aufgehäuft. Der Kern des Dammes wurde durch grobe zerschlagene Granitbruchstücke gebildet. Als nun auf diese Art der ganze Damm bis zum Ebbewasserstand aufgefüllt war und sich gesetzt hatte, wurde er mit einem Pflaster von großen Granitplatten belegt und auf diese nun mit Mauerwerk und hydraulischem Mörtel der obere Dammkörper aufgeführt, natürlich nur an den Außenwänden, während der Kern durch Schutt und zerschlagene Steine ausgefüllt wurde. So erhielt man einen sehr festen und sehr billigen Seedamm. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 14.) Wärmehaltender Ueberzug für Dampfkessel, Rohrleitungen etc.; von J. Spence in Portsmouth. Zur Darstellung der als Ueberzug dienenden Masse wird gemahlener und gestampfter Thon mit Wasser zu einem Teig angemacht. Diesem setzt man dann Oelkuchen, Thran, Kuhhaare und kohlige Stoffe zu, um ihm mehr Festigkeit und Haltbarkeit zu geben. Das Kuhhaar ist vorher gut auszuzupfen und zu klopfen, und Alles zu einer gleichförmigen Masse von der erforderlichen Steifigkeit zu mischen. Für Dampfkessel nimmt der Patentträger 1000 Pfd. Thon, so viel Wasser wie zur Herstellung des Teiges erforderlich ist, dann 24 Pfd. Oelkuchen, 3 Gallons Fischthran, 24 Pfd. Kuhhaare, 24 Pfd. Ruß und 3 Pfd. Knochenasche oder Knochenmehl. Für Dampfröhren oder Dampfmaschinen-Cylinder nimmt man auf 1000 Pfd. Thon etwa 30 Pfd. Oelkuchen, 2 Gallons Thran, 36 Pfd. Kuhhaare, 14 Pfd. Ruß, 18 Pfd. Knochenmehl und 14 Pfd. gemahlene kohlige Stoffe. Um die eben beschriebenen Ueberzugmischungen nochmals zu bestreichen, kann man sich folgender Mischung bedienen: 1000 Pfd. Thon, 1 1/2–2 Gallons Thran, etwa 32 Pfd. Kuhhaare, 1/2 Gallon Leinöl, 24 Pfd. Holzkohlenpulver, 8 Pfd. Leim und 8 Pfd. von irgend einer Farbe. Dampfkessel können während ihres Gebrauches überkleidet werden; nachdem man von der Ueberzugmasse eine Schicht von etwa 3/4 Zoll darauf angebracht hat, läßt man diese trocknen, körnt oder streift sie und bringt dann noch eine oder mehrere Schichten desselben Ueberzuges darauf an. Röhren umgibt man am besten mit schmalen Heu- oder Strohbändern, welche vorher mit der Masse gehörig imprägnirt wurden und schmiert die Zwischenräume schließlich noch mit dieser aus. Auch kann man hölzerne Latten in die Bänder einführen und schließlich einen beliebigen Verband anwenden. (Mechanics' Magazine, Juni 1863, S. 412.)Man s. die zu demselben Zweck dienende Composition von Basset und Comp. zu Laeken im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 314. Ueber Aluminiumbronze. In neuerer Zeit werden diese mit so vielen ausgezeichneten Eigenschaften begabten Legirungen des Kupfers mit Aluminium häufig in der Praxis angewandt. So stellt man gegenwärtig in der weitbekannten Fabrik von Christofle in Paris aus einer Legirung von 2–3 Proc. Aluminium und 98–97 Proc. Kupfer Kunstwerke dar, welche eine sehr schöne, goldgelbe Farbe besitzen und sich ausgezeichnet mit dem Grabstichel und Meißel bearbeiten lassen. – Eine andere Legirung des Kupfers mit Aluminium, von 90 Proc. Kupfer und 10 Proc. Aluminium, ist mit einer außerordentlichen Zähigkeit begabt, die nach den Versuchen von Gordon nur von derjenigen des gezogenen Stahldrahtes übertroffen wird; sie wird sicherlich vermöge dieser Eigenschaft, ist einmal der Preis des metallischen Aluminiums gesunken, eine vielfache praktische Anwendung finden. Was die Entdeckung der Aluminiumbronze anbelangt, so müßte man nach Deville (l'Aluminium par Deville 1859 S. 135 oder dessen Bericht über die Londoner allgemeine Industrie-Ausstellung im J. 1862) als den ersten Darsteller derselben Debray betrachten, während derselbe Autor einige Jahre früher (Annales de Chimie et de Physique, 3me série, 1856, t. XLVI p. 448) Dr. Percy in London als denjenigen bezeichnet, welcher zuerst die Legirungen des Aluminiums mit Kupfer darstellte und deren Eigenschaften untersuchte. Es gibt uns dieser Fall wieder ein Beispiel, wie gerne französische Schriftsteller Verdienste, welche ihrer Nation nicht gebühren, doch derselben zuschreiben möchten. G. H. Wiedergewinnung von Mangansuperoxyd aus den Rückständen von der Chlorfabrication, nach C. Binks und J. Macqueen. Die von den Verfassern benutzte Methode besteht darin, die Lösung des Manganchlorürs durch eine Basis zu zersetzen und zugleich einen Strom von Luft durch die Flüssigkeit zu leiten, welche das sich ausscheidende Manganoxydul zu Mangansuperoxyd oxydirt. Die Reaction geht zwar schon in der Kälte von statten, sie wird indessen durch Erwärmung (der Lösung und der durchzuleitenden Luft) sehr beschleunigt. Man bringt zunächst die zur Zersetzung dienende Basis, Kalkmilch, in geringem Ueberschusse in die Reactionsbottiche, erhitzt durch Einleiten von Dampf, läßt Luft hindurch strömen und fügt hierauf die Manganlösung in kleinen Portionen zu. Die Zersetzung und Oxydation ist rasch vollendet. Man zieht die Lösung des Chlorcalciums ab, wäscht den Braunsteinniederschlag mit etwas Salzsäure aus und trocknet ihn. Man gibt der durchströmenden Luft eine Temperatur von 100–300° C., je nach der gewünschten Intensität der Reaction. Man kann auf gleiche Weise auch die übrigen wasserhaltigen oder wasserfreien Oxydationsstufen des Mangans in Mangansuperoxyd umwandeln. Auch die Bereitung desselben aus künstlichem kohlensauren Manganoxydul geht nach dieser Methode (bei einer Temperatur der durchstreichenden Luft von 268–300°) sicherer als durch die bisher angewendete Erhitzung bei Luftzutritt von statten. Da das künstliche Mangansuperoxyd seiner feinen Zertheilung wegen das Chlor sehr rasch und stürmisch entwickelt, so hat man es durch starken Druck comprimirt. Man erreicht nach den Verfassern denselben Zweck, wenn man das Oxyd mit einer heißen gesättigten Salzlösung, z.B. Manganchlorür, durchfeuchtet; diese krystallisirt beim Erkalten und verkittet das Pulver. Die Verfasser beschreiben schließlich noch eine zur Darstellung des Chlors taugliche chemische Reaction. Zersetzt man nämlich 1 Aeq. Manganchlorür durch 1 Aeq. gebrannte Magnesia in der oben für den Kalk beschriebenen Weise, und fügt hierauf noch 1 Aeq. Chlormagnesium hinzu, so erhält man eine Mischung von 1 Aeq. Mangansuperoxyd und 2 Aeq. Chlormagnesium. Diese gibt beim Eindampfen und Calciniren 2 Aeq. Magnesia und 1 Aeq. Manganchlorür unter Entwicklung von 1 Aeq. Chlor. Wird der Rückstand wieder der Behandlung mit heißer Luft unterworfen und hierauf 1 Aeq. Salzsäure hinzugefügt, so resultirt wieder das Gemisch von 2 Aeq. Chlormagnesium und 1 Aeq. Mangansuperoxyd. (Technologiste, September 1862, S. 627; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1659.) Ueber die blaue Tinte aus Berlinerblau; von August Vogel. Bekanntlich löst sich das Berlinerblau in Kleesäure zu einer klaren dunkelblauen Flüssigkeit. Diese interessante Erfindung von Stephen und Rasch (patentirt in England im J. 1837) darf als eine wichtige Bereicherung der Farbenchemie betrachtet werden, indem es hierdurch in einfacher Weise möglich geworden, das Berlinerblau als Saftfarbe zu verwenden. Um das käufliche Berlinerblau in Kleesäure zu lösen, muß es in der Weise vorbereitet werden, daß man es mit concentrirter Salzsäure oder Schwefelsäure, welcher nach dem Vermischen mit Berlinerblau eine gleiche Gewichtsmenge Wasser zugesetzt wird, 48 Stunden stehen läßt und hierauf die Säure durch sorgfältiges Auswaschen möglichst vollständig entfernt. Statt dieses, wie man sieht, etwas umständlichen und langwierigen Verfahrens ist es vorzuziehen, frisch gefälltes Berlinerblau anzuwenden, welches dieser Vorbereitung durch concentrirte Säure nicht bedarf. Im Folgenden theile ich eine Vorschrift mit, nach welcher ich stets eine ganz entsprechende und haltbare blaue Tinte aus Berlinerblau und Kleesäure erhalten habe. 10 Grm. oder 2/3 Loth Eisenvitriol werden in einem Kolben mit vielem Wasser gelöst und unter Zusatz von Salpetersäure gekocht, bis alles Eisenoxydul in Eisenoxyd übergeführt ist, was man daraus erkennt, daß eine Lösung von rothem Blutlaugensalz davon nicht mehr blau gefärbt wird. Diese Eisenoxydlösung setzt man einer verdünnten Auflösung von 10 Grm. gelben Blutlaugensalzes hinzu und läßt den Niederschlag absetzen. Nachdem die überstehende klare FlüssigkeitFüssigkeit abgegossen, bringt man den Niederschlag aufs Filtrum, wäscht mit kaltem Wasser nach und läßt vollkommen abtropfen. Den noch feuchten, nur so weit getrockneten Niederschlag, daß man ihn leicht mit dem Messer vom Filtrum abnehmen kann, vermengt man in einem Porzellanmörser mit 2 Grm. oder 1/4 Loth Kleesäurekrystallen, läßt ihn eine Stunde stehen und setzt nach und nach 400 Kubikcentimeter oder 2/5 Maaß Wasser hinzu. Hierdurch erhält man eine tiefblaue Lösung, in welcher auch nach längerem Stehen kein Absatz zu bemerken ist. Es mag noch erwähnt werden, daß diese blaue Tinte durchaus keine Vermengung mit gewöhnlicher schwarzer Gallustinte verträgt, ja daß sogar eine Feder, welche nur Reste von Gallustinte enthält, zum Schreiben mit Berlinerblautinte nicht verwendet werden kann. (Bayerische Gewerbezeitung, 1863, Nr. 7.) Leichte Darstellung einer reinen Salzsäure. Die Darstellung einer reinen officinellen Salzsäure ist gewiß eine sehr leichte Operation, und dennoch wird sie selten in pharmaceutischen Laboratorien ausgeführt. Der Grund davon mag wahrscheinlich die Zusammenstellung des nöthigen Apparates seyn, an dem der Verschluß des Kolbens, in welchem die Gasentwickelung vorgenommen wird, der umständlichste Theil ist. Wir machten uns daher die Aufgabe, den Apparat so viel als möglich zu vereinfachen, und waren auch so glücklich, unseren Zweck zu erreichen. Der ganze Apparat besteht in einer Tubulatretorte und einem Kolben, die beide ohne Lutirung mit einander verbunden sind und zwar in der Art, daß die Mündung des Retortenhalses bis in den Bauch des als Vorlage dienenden Kolbens hineinragt und sich in der Nähe der Oberfläche des Absorptionswassers befindet. Die Retorte wird mit 3 Theilen reinem Kochsalz beschickt, so daß sie damit ungefähr zu 1/4 bis 1/3 ihres Rauminhalts gefüllt ist, in ein Sandbad gesetzt, die Vorlage mit vier Theilen destillirtem Wasser beschickt angelegt und nun durch den Tubulus der Retorte mit Hülfe eines gläsernen Trichters eine erkaltete Mischung aus 5 Theilen arsenikfreier englischer Schwefelsäure (1,830 spec. Gewicht) und ein Theil Wasser eingegossen. Die Entwickelung des Chlorwasserstoffgases beginnt sofort. Man nimmt den Trichter heraus, verschließt den Tubulus mit dem Glasstopfen und befördert die Gasentwickelung durch gelinde Heizung des Sandbades. Das Chlorwasserstoffgas wird bei seinem Austreten aus dem Retortenhalse sofort von dem vorgelegten Wasser absorbirt, und so lange das Wasser nicht warm wird, ist an der Mündung des Kolbens auch nicht die geringste Spur Chlorwasserstoff wahrzunehmen. Tritt die Erwärmung des Absorptionswassers ein, so kühlt man den Kolben durch Auffließenlassen von Wasser oder durch Hineinlegen in kaltes Wasser ab. Die Gasentwickelung geht unter dem Siedepunkte des Wassers ruhig von statten und erst im letzten Drittel der Operation ist eine Steigerung der Temperatur bis auf 110° C. nöthig. Sobald das Sandbad eine Temperatur von 120° C. angibt, kann man das Feuer ausgehen lassen und die Operation beendigen. Man könnte die Verdünnung der Schwefelsäure noch abkürzen und nur 1/2mal soviel Wasser nehmen, weil dieses Verhältniß auch ausreicht, das blasige Aufsteigen der Mischung beim Aufgießen der Schwefelsäure auf das Kochsalz zu verhindern, dennoch ist es besser das oben angegebene Verdünnungsverhältniß beizubehalten. Enthält nämlich die Schwefelsäure Selen und selenige Säure, so entsteht bei zu geringer Verdünnung der Säure Selenchlorür. Dieses destillirt als eine braungelbe Flüssigkeit über, sammelt sich auf dem Wasser in der Vorlage und zersetzt sich nach wenigen Minuten mit dem Wasser in Berührung in Chlorwasserstoff, selenige Säure und Selen. Das ausgeschiedene Selen gibt, so lange es sich in Suspension befindet, der Salzsäure eine rothe Färbung. Ist die Schwefelsäure gehörig verdünnt, so ist auch die Bildung des Selenchlorürs gehindert. (Hager's Centralhalle.) Nachweisung der Salpetersäure im Trinkwasser etc. mit Brucin; von R. Kersting. Bei Gelegenheit von Trinkwasserprüfungen fand ich folgende Form für obigen Zweck sehr vortheilhaft. Das Brucin löste ich in 1000 Theilen Wasser. Von dieser Lösung goß ich 1 Kubikcentimeter in ein Champagnerglas, mischte 1 Kub. C. des zu prüfenden Trinkwassers hinzu, und ließ 1 Kub. C. concentrirte Schwefelsäure langsam, von der Wand aus durch die Mischung fließen, so daß sie sich unter das Wasser schichtete, wie bei der Salpetersäurereaction mit Eisenvitriol. Auf der Schwefelsäureschicht bildet sich bei Anwesenheit von Salpetersäure sogleich eine rosenrothe Zone von einer halben Linie Dicke; diese wird nach einer Minute am unteren Rande gelb und bleibt dann Stunden lang unverändert. Durch vorsichtiges Schütteln zeigt sich über der gelben Zone später von neuem eine Röthung. Auf solche Weise behandelt, zeigte 1 Kub. C. Wasser mit 1/10000 Salpetersäure (d. i. 1/10 Milligramm) eine sehr deutliche Reaction. Selbst 1 Kub. C. Wasser mit 1/100000 NO⁵ gab eine zarte rosenrothe Zone, die sich deutlich zu erkennen gab durch Nebenstellung einer ganz gleich behandelten Probe mit reinem Wasser. War hingegen 1 Millionstel NO⁵ zugemischt, so konnte man mit 1 Kub. C. Wasser keine Röthung mehr beobachten. Bei meiner Untersuchung konnte ich anfangs keine ungeröthete Mischung von Brucin, Schwefelsäure und destillirtem Wasser erhalten. Es fand sich, daß alle drei Stoffe mit Salpetersäure verunreinigt waren. Ich reinigte nun jeden für sich. Das Wasser destillirte ich nochmals über Kali. Das Brucin wusch ich mit solchem Wasser mehrmals ab, um das leichter lösliche salpetersaure Salz zu entfernen. Die englische Schwefelsäure wurde mit etwa 5 Proc. kohlensaurem Ammoniak gemischt, und 3/4 davon in Glasgefäßen über der Weingeistlampe abdestillirt (etwa 1/4 Pfund). Nun erst bekam ich eine farblose Mischung mit Brucin, welche bei Zusatz der genannten Mengen Salpetersäure sich röthete. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1863, Bd. CXXV S. 254.) Wirkung des Ammoniaks auf Schießbaumwolle; neue Reaction auf die salpetersauren Salze. P. Thenard und Schützenberger haben bekanntlich gefunden, daß bei Einwirkung von Ammoniak auf gewisse neutrale organische Körper sehr stickstoffreiche braune Producte entstehen. G. Guignet (Comptes rendus, t. LVI p. 358) hat eine ähnliche Beobachtung an der Schießbaumwolle gemacht, die sehr leicht und ohne Anwendung von Druck bei 100° C. von Ammoniak verändert wird. Kocht man Schießbaumwolle mit Ammoniakflüssigkeit, so ist sie nach Verlauf von zwei Stunden in eine braune Flüssigkeit verwandelt, aus welcher nach fernerem Kochen zur Vertreibung des Ammoniaks und auf Zusatz einiger Tropfen Essigsäure der größte Theil der braunen Masse fällt. Letztere löst sich bei Behandlung mit kalter Aetznatronlauge unter Zurücklassung vou etwas nicht zersetzter Schießbaumwolle und wird durch Essigsäure abermals ausgefällt. Der mit Wasser gewaschene Niederschlag ist sehr stickstoffreich; er ist löslich in concentrirten Alkalien und Säuren, nur sehr wenig löslich in Wasser. Die vom braunen Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit hat noch eine braune Farbe; sie gibt mit neutralem-essigsaurem Bleioxyd einen braunen Niederschlag und ein sehr schwach gelbes Filtrat, das mit basisch-essigsaurem Bleioxyd einen außerordentlich reichlichen weißen Niederschlag gibt, der zum größten Theil aus dem bekannten zweibasischen salpetersauren Bleioxyd besteht: NO⁵, 2. PO, HO. Dieses Salz entsteht auch direct aus basisch-essigsaurem Bleioxyd und irgend einem salpetersauren Salz. Es ist wenig löslich in kaltem Wasser und fällt in Form eines krystallinischen Pulvers, krystallisirt übrigens auch beim Erkalten aus einer kochenden Auflösung. Diese Erscheinung könnte zur Auffindung, ja sogar zur Abscheidung der Salpetersäure benutzt werden. Eine Flüssigkeit, welche 1 Proc. Salpeter enthält, gibt einen merklichen Niederschlag mit dem Bleisalz. Fällt man das basisch-essigsaure Bleioxyd mit salpetersaurem Bleioxyd, so enthält die Mutterlauge ein Doppelsalz von essigsaurem und salpetersaurem Bleioxyd, welches in langen Nadeln krystallisirt. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 251.) Explosives Glycerin (Pyroglycerin). Man erhält dasselbe nach A. Sobrero, wenn man 2 Vol. Schwefelsäure von 66° B. und 1 Vol. Salpetersäure von 40° B. mischt und nach dem Erkalten ungefähr den sechsten Theil vom Volumen der ganzen Flüssigkeit Glycerin hinzufügt. Dieses löst sich sofort; bald aber trübt sich die Flüssigkeit und ein gelbliches klares Oel sammelt sich an der Oberfläche. Man wäscht mit dem 15–20fachen Vol. kalten Wassers und fährt damit so lange fort, bis das abfließende Wasser frei von Säure ist. Schließlich trocknet man unter der Luftpumpe. Das Pyroglycerin hat ein spec. Gewicht von 1,60, ist geruchlos, schwach gelb gefärbt; diese Farbe rührt wahrscheinlich von öligen, im Glycerin ursprünglich enthaltenen fremden Beimengungen her. Es hat einen süßlichen angenehmen Geschmack, ist aber giftig, wie man durch Versuche an Thieren festgestellt hat. Bringt man einen Tropfen auf die Zunge, so trägt man, selbst wenn man ihn sofort wieder ausspeit, Kopfschmerzen von mehrstündiger Dauer davon. Auf Papier macht es einen Oelfleck; es ist noch bei 20° C. flüssig, unlöslich in Wasser, sehr löslich in Alkohol und Aether; aus der alkoholischen Lösung wird es durch Wasser niedergeschlagen; es ist nicht flüchtig und verträgt eine Temperatur von 100° C. Wenn man einen Tropfen dieser Flüssigkeit langsam auf Platinblech erhitzt, so zersetzt er sich unter Entwickelung salpetriger Dämpfe. Bei höherer Temperatur tritt die Zersetzung plötzlich, unter Verpuffung und Entzündung ein. Es bleibt dann wenig Kohle zurück. Wenn man eine kleine Menge von Pyroglycerin sehr schnell bis zu dem Punkte erhitzt, so erfolgt eine heftige Detonation. Ein Tropfen von einigen Decimalgrammen vermag einen Knall wie einen Pistolenschuß zu geben. Wenn das Gefäß, in dem die Detonation stattfindet, nicht sehr fest ist, wird es zertrümmert. Das Experiment läßt sich ohne Gefahr ausführen, wenn man einen Tropfen der Substanz auf ein Uhrglas bringt und ihn dann mit einem rothglühenden Drahte erhitzt. Trockenes Pyroglycerin detonirt auch durch einen Schlag. Ein Tropfen auf einem Amboß zersetzt sich mit großer Heftigkeit und verwandelt sich gänzlich in gasförmige Producte, sobald man mit einem Hammer darauf schlägt. (Journal de Chimie médicale, Juni 1862, S. 367; chemisches Centralblatt, 1863, Nr. 28.) Ueber die Verbrennung des Schießpulvers in der Leere und in verschiedenen Gasen; von Bianchi. Bei den Versuchen, welche der Genannte in diesem Betreff gemacht hat (Comptes rendus, t. LV p. 97) geschah die Entzündung in einem luftleeren Ballon mittelst der elektrischen Säule. 1) Das gewöhnliche Schießpulver, die knallsauren Salze und alle Zündpulver, in Körnern oder in compacten Massen in die Leere gebracht, d.h. in einen Raum, dessen Volum zum Volum des Pulvers sehr beträchtlich ist, und rasch auf mehr als 2000° C. erhitzt, verbrennen langsam und ohne Verpuffung. 2) Wenn dagegen das Pulver in einem Pistolenlauf eingeschlossen ist und durch einen glühenden Platindraht oder besser durch eine Zündkapsel in der Leere entzündet wird, so verbrennt es fast eben so schnell wie in der Luft. 3) Die Schießbaumwolle verbrennt langsam in der Leere von den Theilen aus, die dem entzündenden Körper am nächsten liegen; die Verbrennung, einmal begonnen, erfolgt aber vollständig, ohne daß die Baumwolle mit dem Feuerherde in Berührung zu seyn braucht. Endlich beobachtet man selbst in der vollständigsten Dunkelheit kein Licht bei dieser Verbrennung. 4) Die Producte der Verbrennung sind nicht dieselben wie in der Luft. 5) Die Verbrennung des Schießpulvers erfolgt in Stickstoff, Kohlensäure und anderen zur Verbrennung ungeeigneten Gasen fast eben so rasch und lebhaft wie in der Luft. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 250.) Das schwefelsaure Eisenoxydul-Ammon als Entwickler der Lichtbilder. Ein Correspondent der Photographie News theilt nachstehende Vorschriften mit. Als Vorzüge des Doppelsalzes vor dem Eisenvitriol bezeichnet er, daß in den Schatten kein Niederschlag entsteht, daß eine kürzere Belichtung erforderlich, daß die Krystalle sich gut halten und daß die Lösung, wenn nicht zu alt, mit Silberlösung gemischt werden kann, ohne daß sie sich gleich trübt. Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon     5 Gramme, Essigsäure     3       „ Wasser 100       „ Alkohol, eine hinreichende Menge Obige Lösung ist gut für Portraits und Ansichten; sie hält sich lange. Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon     7 Gramme, Essigsäure     4       „ Wasser 100       „ Alkohol, wie oben. Diese Verhältnisse eignen sich für schwächer beleuchtete Gegenstände, Interieurs u.s.w. Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon   20 Gramme, Essigsäure     6       „ Wasser 100       „ Alkohol, wie oben. Diese Lösung eignet sich zu augenblicklichen Aufnahmen; sie entwickelt klar und gleichmäßig, und kann einige Minuten auf der Platte gehalten werden, wenn das Bild nicht gleich zum Vorschein kommt. (Photographisches Archiv, Juli 1863, S. 162.) Uebertragen der Albuminschicht mit dem Bilde von Papier auf andere Stoffe. Hr. Terreil, vom naturhistorischen Museum in Paris, präsentirte der französischen photographischen Gesellschaft (am 10. April d. J.) Albuminschichten, die von dem positiven Papier abgelöst worden waren, sammt dem photographischen Bilde. Er taucht, um die Ablösung zu bewerkstelligen, das Bild einige Minuten lang in concentrirte Schwefelsäure oder eine sehr concentrirte Auflösung von Chlorzink, und wascht darauf sorgfältig. Nach dieser Operation theilt sich das Bild sehr gut in zwei Theile. Die Schwefelsäure oder das Chlorzink pergamentisiren nämlich nur die Oberflächen des Papiers und des Albumins, während das Papier im Innern bleibt wie es war, nämlich nicht geleimt, also vom Wasser leicht zu durchdringen. Es ist folglich leicht von der Albuminschicht zu trennen. Die so abgelösten Albuminbilder sind dünne Häutchen von großer Festigkeit. Man kann sie leicht auf jeden beliebigen Stoff übertragen. (Photographisches Archiv, Juli 1863, S. 163.) Verbesserte Bereitung des Albuminpapiers für photographische Zwecke; von Thomas Sutton. Um das Albuminpapier darzustellen, läßt man gewöhnlich ein Papierblatt auf der Oberfläche flüssigen Albumins schwimmen; das Albumin wird daher je nach der Leimung des Papiers von demselben mehr oder weniger eingesogen. Bei den nachfolgenden Photographischen Operationen durchdringen die verschiedenen gebräuchlichen Lösungen das Papier in derselben Weise. Die Lichtbilder sind daher weniger kräftig und lebhaft und auch weniger dauerhaft, als wenn das Albumin nur auf der Oberfläche des Papiers angebracht worden wäre, oder auf einem Papierblatt, welches vorher mittelst einer wasserdichten Leimung für Flüssigkeiten undurchdringlich gemacht worden ist. Um diesem Fehler abzuhelfen, tränke ich das Papier vor dem Auftragen des Albumins mit einer Auflösung von Kautschuk oder Gutta-percha in Benzin. Eine sehr gute Lösung zu diesem Zweck besteht aus fünf Gran Kautschuk in einer Unze Benzin aufgelöst. Nachdem das Papier in diese Lösung eingetaucht und getrocknet worden ist, wird es in gewöhnlicher Weise albuminirt. – Patentirt in England am 28. October 1862. (London Journal of arts, Juli 1863, S. 6.) Verfahren zur Reproduction alter oder neuer Lithographien auf Stein; von Rigaud. Ich lege die Lithographie mit ihrer verkehrten Seite einige Minuten lang auf eine Schicht reinen Wassers; sie befeuchtet sich gleichförmig, das Wasser netzt aber die Schatten nicht. Ich hebe das Blatt ab und lege es zwischen Fließpapier, welches die überschüssige Flüssigkeit absorbirt. Dann breite ich das Blatt auf dem lithographischen Stein mit seiner rechten Seite aus, welchem es mittelst einer schwachen Pressung an allen Stellen anhaftet. Ich nehme hernach ein Blatt gewöhnlichen Papiers und breite es über schwacher Salpetersäure (käuflicher Salpetersäure mit ihrem zehnfachen Volum Wasser verdünnt) aus. Dieses mit Salpetersäure imprägnirte Blatt wird zwischen Fließpapier gebracht, welches die überschüssige Salpetersäure absorbirt. Ich lege es dann auf das lithographische Blatt, welches dem Stein vollkommen anhaftet, und übe einen gleichförmigen Druck auf die beiden Blätter aus. Die Salpetersäure dringt so nur langsam durch das feuchte lithographische Bild; sie wirkt daher gleichförmiger auf den Stein; die Kohlensäure welche sich entbindet, dringt langsam durch die Poren der Papierblätter, in dem Maaße als sie frei wird; das lithographische Bild wird durch sie nicht gehoben und der Stein wird so gleichförmig als möglich angegriffen. (Comptes rendus, t. LVI p. 1137.) Verfahren zum Bleichen der Gutta-percha. Man löst die Gutta-percha in ihrem 20fachen Gewicht kochenden Benzins auf, und setzt der Auflösung gebrannten Gyps von sehr guter Qualität zu, indem man besorgt ist das Gemisch von Zeit zu Zeit umzurühren. Nach zweitägiger Ruhe hat sich der Gyps abgesetzt und alle im Benzin unlöslichen Unreinigkeiten mitgerissen. Die klare Flüssigkeit wird decantirt und dann in kleinen Portionen unter beständigem Umrühren in ein Gefäß gegossen, welches das Doppelte ihres Volums Alkohol von 90° Tralles enthält. Während dieser Operation wird die Gutta-percha in Form einer teigigen Masse von vollkommener Weiße gefällt. Zum Austrocknen muß die so gereinigte Gutta-percha mehrere Wochen lang der Luft ausgesetzt bleiben; dasselbe läßt sich aber sehr beschleunigen, wenn man sie in einem Mörser zerreibt und das sich von ihr abscheidende Wasser beseitigt. A. K. (Répertoire de Chimie appliquée, April 1863, S. 137.) Conservirung des Holzes durch dünne Verkohlungsrinde. Die Wirkung der oberflächlichen Verkohlung des Holzes zur Erhaltung desselben besonders in feuchter Erde und im Wasser ist allgemein anerkannt, wie sich denn die Unzerstörbarkeit der Kohle im Wasser, in der Erde und an feuchter Luft durch Jahrtausende zu oft bewährt hat, als daß man sie in Abrede stellen kann, und im Vertrauen darauf legt man Kohlenstücke unter Rainsteine, daß sie ewiges Zeugniß über die Grenze abgeben; allein was die Anwendung der oberflächlichen Verkohlung des Holzes sehr beeinträchtigt, ist die Schwierigkeit einer streng begrenzten Verkohlung des Holzes selbst. Einen Holzpfahl kann man an dem unteren Ende leicht anbrennen, um seine Oberfläche zu verkohlen, aber wie dann eine Eisenbahnschwelle nach ihrer ganzen Oberfläche, oder ein Fußdielenbret oder eine Parkettafel, eine Schiffsplanke und sonst geschnittenes und behauenes Holz, welches durch die oberflächliche Verkohlung seine Form, seine scharfen Kanten nicht verlieren darf? Nach einem Bericht von A. Brull in den Annal. forestières hat Hr. v. Lapparent ein zweckmäßiges Verfahren entdeckt, welches diese Art der Holzconservirung wieder in Aufnahme zu bringen und seine Anwendung ungemein auszudehnen scheint. Der Genannte wendet zur Verkohlung nicht die wilde Flamme des offenen Feuers, sondern die Flamme von Leuchtgas, Wasserstoffgas oder sonst von einem Brennstoffe an, deren Größe und Stärke man vollkommen in seiner Gewalt hat, um eine beliebig dicke Verkohlungsschicht an jeder Stelle des Holzstückes zu erzeugen. Wenn man sich in Erinnerung bringt, daß man mit so geregelten Flammen die Fasern von Baumwollengeweben abzusengen im Stande ist, ohne dem Stoff zu schaden, so erscheint diese künstliche Rindenverkohlung des Holzes auch leicht ausführbar. Die conservirende Wirkung solcher dünn verkohlten Hölzer soll sich sehr gut bestätigt haben und ihre Anwendung auf Eisenbahnschwellen, Rebstöcke, Hopfenstangen, Zaunpfähle, für Schiffbauholz, Breterdielen, Wasserleitungsröhren, Wassertröge u.s.w. zeigt den Kreis, wohin sich der Nutzen dieser Erfindung ausbreiten kann. (Nach Stamm's illustrirter Wochenschrift, 1863 S. 141.) Ueber die Zuckerbildung in der Kartoffelmaische; von Dr. Grouven in Salzmünde. Gelegentlich einer Prüfung der hiesigen Kartoffelmaische, unmittelbar bevor sie in den Bottich zur Vergährung kommt, fanden wir darin noch ungefähr die Hälfte der Stärke der eingemischten Kartoffeln und des Gerstenmalzes im ursprünglichen Zustande und nicht verwandelt in den allein vergährbaren Zucker. Es wunderte uns dieß sehr, weil hier die allgemeine Annahme, daß zur Erzielung einer ordentlichen Alkohol-Ausbeute eine sorgfältige Umwandlung der Stärke in Zucker im Maischprocesse nothwendig sey, in offenbarem Widerspruche stand mit der musterhaften Einrichtung der großen Salzmünder Brennerei und den günstigen Betriebsresultaten, welche dieselbe seit Jahren beständig aufzuweisen hat. Wir beschlossen daher, die Sache ein wenig näher zu untersuchen, wenigstens so weit, bis wir befriedigende Aufklärung darüber hätten. Es wurden zu dem Ende Proben der Maische sowohl unmittelbar vor der Vergährung als auch nach Beendigung derselben an 5 verschiedenen Tagen sorgfältig von meinem ersten Assistenten – Hrn. Schultz – aus hiesiger Brennerei vorigen Winter genommen und jedesmal auf Stärke und Zucker untersucht. Wir fanden bei allen, von unbedeutenden Abweichungen abgesehen: Procent Stärke Traubenzucker Trockensubstanz. In der unvergohrenen Maische 6,9 8,4 25–26 In der vergohrenen Maische 0,2 0,5 11–13 daraus folgt: daß während der Gährung eine Umwandlung von Stärke in Zucker erfolgt und daß es daher nicht nothwendig ist, beim Maischen alle Stärke in Zucker zu verwandeln, falls man für einen kräftigen Hefensatz größere Sorge trägt. So konnte z.B. hier in Salzmünde, wo der Brennerei-Meister sich gerade auf seine Hefenbereitung etwas zu Gute thut, die Hälfte der Stärke unzersetzt in den Gährbottich gehen, ohne der Alkohol-Ausbeute zu schaden. Man kann sogar vermuthen, daß letztere eben durch die unzersetzte Stärke begünstigt wird, indem dadurch die Vergährung anfänglich keine zu stürmische wird, sondern gleichmäßiger mit der allmählichen Umwandlung der Stärke in Zucker verläuft. Das Salzmünder Resultat scheint uns auch noch dadurch bedeutsam, daß es erzielt wird unter der höchstmöglichen Dickmaischung, nämlich bei einem Trockensubstanzgehalt der Maische von etwa 25 Proc. Diese Dickmaischung mag schuld an der unvollkommenen Umsetzung der Stärke seyn, aber da sie schließlich kein schädliches Resultat gibt, so muß man sie wohl der bedeutenden Maische-Steuer-Ersparniß halber gegen die Dünnmaische vertheidigen, welche zu ihren Gunsten nicht mehr die Thatsache anführen kann, daß bei ihr schon anfangs, vor Eintritt der Gährung, eine vollkommene Umwandlung der Stärke in Zucker stattfindet. Ich habe nun noch kurz die analytische Methode zu beschreiben, welche der Erangung jener Resultate zu Grunde liegt. 1) 100 Gramme Maische wurden im Dampftrockenschranke bei 105° C. zur Trockniß gebracht und die Trockensubstanz gewogen. 2) 100 Gramme Maische wurden mit Wasser verdünnt bis auf 1 Liter und nach guter Mischung zur freiwilligen Klärung 2 Stunden lang stehen gelassen. Es ließen sich dann ziemlich klar 100 Kub. Centim. abheben, die mit Bleiessig gefällt und vom überschüssigen Blei durch schwefelsaures Natron befreit wurden. Im klaren Filtrat wurde nach Kalizusatz und Fehling'scher Kupferlösung der Traubenzucker in der Wärme zerstört und dessen Menge durch das ausgeschiedene Kupferoxydul mittelst Chamäleon gemessen. 3) Die in der Maische vorhandene Stärke wurde in Zucker verwandelt und mit dem sub 2 gefundenen Zucker zusammen bestimmt. Zu dem Ende nahm man wieder 100 Gramme Maische und digerirte dieselbe mit 500 Kub. Centim. 2 1/2procentiger Schwefelsäure während 8 Stunden im Wasserbade. Die Flüssigkeit darnach bis auf 1 Liter verdünnt, diente zu 1/10 zur Zuckerbestimmung gerade wie sub 2. Mehrere Versuche, die Stärke mittelst starker Malzinfusion in Zucker zu verwandeln, gaben uns trotz achtstündiger Digestion bei 70° C. so wenig übereinstimmende Resultate, daß wir diese Methode für unbrauchbar halten, um in einer Maische 0,2 Proc. Stärke neben 0,5 Proc. Zucker zu ermitteln. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 12.) Weinschönungsmittel. Die „Aargauer Mittheilungen“ enthalten folgendes Recept zum Schönen von 400 Maaß Wein, welches ein Hr. Karl Baumann von Reckingen verkauft und welches der Einsender mehrmals bewährt gefunden hat: „Man nimmt 1 Pfund Alaunleder oder Abfall von weißgegerbtem Schafleder, welches bei den Weißgerbern oder Schustern zu erhalten ist, 4 Loth Gummi Chind, 4 Loth Tormentillenwurzel (gestoßen) und bei rothen Weinen noch 2 Loth Ratania. Dieß wird sodann mit 3 Maaß Wasser in einem Topf aufs Feuer gesetzt, Alles mit einander verkocht und die Flüssigkeit auf die Hälfte einsieden gelassen. Hernach seiht man sie durch rohes Emballage, drückt dieses aus, schüttet sie nach 3–5 Minuten oben ins Faß und arbeitet sie dann mit dem Weine recht unter einander.“ Das künstliche Ausbrüten der Eier in Frankreich. Um zu erfahren, wie sich das künstliche Ausbrüten der Eier in der Praxis bewähre, wurde im Auftrag des kgl. preußischen Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten nach Paris um genaue Auskunft geschrieben, in der Voraussetzung, daß dort Erfahrungen vorliegen würden, weil die Hühnerzucht im nördlichen Frankreich eine große Bedeutung hat. Es ist uns gestattet, aus dem eingegangenen Berichte das Wesentliche hier mitzutheilen. Darnach hat sich keiner der bisher gemachten Versuche mit dem künstlichen Ausbrüten aufmunternd erwiesen; noch Niemand hat eine eigentlich gewerbliche Unternehmung darauf begründet. Wirkliche Anwendung findet augenblicklich nur der Apparat eines Hrn. Vallée, Wächter bei den Reptilien im Jardin des plantes, der sich auch selbst praktisch mit dem künstlichen Ausbrüten beschäftigt, aber nur im Kleinen, indem er Eier für den zoologischen Garten in seinem Apparate ausbrüten läßt. Auf eine Reihe, im dießseitigen Auftrage an den Hrn. Vallée gestellter Fragen, hat derselbe folgendermaßen geantwortet: 1) „Es gibt kein Mittel, im Voraus zu erkennen, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht. Erst nach 4tägiger Bebrütung kann man, wenn man das Ei in einem dunklen Zimmer gegen das Licht hält, einen beweglichen Punkt wahrnehmen, der die stattgefundene Befruchtung andeutet. Nicht befruchtete Eier bleiben klar. 2) „Die Brutzeit dauert für Hühner 21, für Enten 28–30, für Truthühner 30, für Tauben 17–18 Tage. 3) „Der Procentsatz der wirklich zum Ausbrüten kommenden Eier ist ein sehr wechselnder. 4) „Bei guter Wartung sind alle ausgekommenen Küchlein leicht groß zu ziehen; bei kalter Witterung müssen sie etwas länger im Apparate bleiben, aus dem sie in den ersten Tagen überhaupt nicht entlassen werden dürfen. Insecten werden durch Bestreichen der Küchlein mit Brennöl getödtet. 5) „Die künstlich ausgebrüteten Hühner schmecken ebenso, wie auf natürlichem Wege erzogene. 6) „Die Küchlein werden mit Hirse, Brod und gehackten Eiern gefüttert. 7) „Künstlich ausgebrütete Hühner verhalten sich im Eierlegen, Brüten etc. wie andere. 8) „Ein Apparat für 120 Eier kostet, aus Eichenholz gefertigt, 120 Frcs. (32 Thlr.), der Regulator (der Wärme) dazu 18 Frcs. (4 Thlr. 24 Sgr.). 9) „Der Apparat kann in jedem Raume aufgestellt werden; doch muß daselbst Ruhe herrschen und im Winter geheizt werden. 10) „Die Heizung des Apparates kostet täglich 2 Sgr. (20 Lth. Brennöl). 11) „Zum Heizen dient eine Oellampe. Nach Hrn. Vallée ist eine Anzahl kleinerer Apparate besser, als ein großer.“ (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 29.) Im Jahrgang 1862 des polytechn. Journals, Bd. CLXV S. 432, wurde der in mehreren deutschen Staaten patentirte Brütapparat des Hrn. C. A. Alte zu Bernau beschrieben und abgebildet. Erfahrungsresultate liegen uns bezüglich desselben noch nicht vor. Die Redact. Chinesische Baumwolle. Noch vor kurzer Zeit führte China für seine Südprovinzen Baumwolle aus der Gangeshalbinsel ein. Jetzt werden beträchtliche Mengen chinesischer Baumwolle ausgeführt. Im Jahre 1862 betrug die Ausfuhr nicht weniger als 130,000 Ballen oder 7,800,000 Kil., und zwar nur für das erste Halbjahr; fast die ganze Menge gieng nach England. Diese Baumwolle kommt aus dem Norden und trägt zweierlei Namen je nach den Häfen Schang-hai und Ningpo. (Armengaud's Génie industriel, Mai 1863, S. 277.) Anstrich für Drahtgehege. Von Hrn. Albrecht, Inspector des Hrn. Baron von dem Knesebeck auf Karwe geht uns folgende Mittheilung zu: Im ökonomischen Vereine des Ruppiner Kreises und des Ländchens Bellin wurde von dem Maler Huckenbroich die Zusammensetzung eines Anstriches für Drahtgehege angegeben und dieser Anstrich in Karwe zur Anwendung gebracht, wo er seinen Zweck, Rost vom Eisendraht abzuhalten, vollständig zu erfüllen scheint. Die Darstellung des Anstriches ist folgende: 1) Grundfarbe. Man löst 8 Loth Gummi elasticum (auch alte Gummischuhe) in 10 Loth Terpenthinöl und 5 Loth Mohnöl über gelindem Feuer; zur Lösung setzt man 4 Pfund geriebenes Zinkweiß, 5 Loth Damarrh-Harz (besser Damarrh-Lack) 2 Loth Siccatif und 1/4 Loth Lavendelöl. Nachdem man die ganze Masse gut durcheinander gerührt hat, setzt man so viel Mohnöl zu, daß sich der Lack mit einem Pinsel verarbeiten läßt. 2) Deckfarbe. Wird wie die Grundfarbe bereitet, nur darf man keine alten Gummischuhe benutzen, sondern 5 Loth recht reines Gummi elasticum (Kautschuk). (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 27.)