Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 314 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber das City-Mühlenetablissement in London.
Die City Flour Mills in London, eines der bedeutendsten,
wenn nicht überhaupt das bedeutendste Mühlenetablissement in England, enthalten 32
Mahlgänge mit 4 und 4 1/2füßigen, theils französischen, theils belgischen Steinen.
Sämmtliche Gänge mit den dazu gehörigen Reinigungsmaschinen, Elevatoren,
Ventilatoren etc., werden durch zwei Maschinen von zusammen circa 350 Pferdekräften betrieben und sind nebst 7 Dampfkesseln in einem
einzigen Gebäude aufgestellt. Jedem einzelnen Gange wird der zur Kühlung des
Mahlgutes erforderliche Windstrom durch einen besonderen Canal oder Schlauch
zugeführt, und der Wind dann von allen Gängen zusammen in eine große Kammer mit
Wänden von Gaze geleitet, wo er durch die Oeffnungen der letzteren entweichen kann,
während die Mehltheilchen, die er immer, wenn auch in kleinen Quantitäten, von den
Steinen mitnimmt, in der Kammer, und zwar meist an den Wänden derselben,
zurückbleiben. Es sammeln sich auf diese Weise innerhalb 24 Stunden circa 2 Säcke Mehl in jener.
Von Kornreinigungsmaschinen von verschiedener Construction scheinen namentlich die
von Child, deren vier im Betriebe sind, zur besonderen
Zufriedenheit der Besitzer zu arbeiten. Im übrigen aber ist es vorzugsweise eine
„Enthülsungsmaschine,“
Unbranner genannt, die ich hier erwähnen zu müssen
glaube, und durch deren erst seit kurzer Zeit in der genannten Mühle erfolgte
Anwendung man die Leistungsfähigkeit der Gänge, auf denen der damit vorgearbeitete
Weizen vermahlen wird, beträchtlich vergrößert und die Qualität des Mehles
vortheilhaft verändert findet. Der Zweck der Maschine ist, die feine Schale von den
Körnern zu entfernen, und sie so zum Mahlproceß geeigneter zu machen. Die
Construction dieser Enthülsungsmaschine ist im Wesentlichen folgende: Ein
gußeisernes Gestell trägt zwei horizontale, über einander liegende Cylindermäntel,
in deren oberem, der innen gerippt ist, sich eine nach Art der
Dreschmaschinentrommeln mit Schlagstäben versehene Trommel mit einer Geschwindigkeit
von circa 400–500 Umdrehungen per Minute bewegt und die in den Cylinder geschütteten
Körner enthülst, indem sie dieselben gegen die gerippte Cylinderfläche schlägt.
Gleichzeitig aber wirken die Schläger, in Folge ihrer schrägen oder
schraubengangförmigen Stellung, als Schnecke, bringen nach und nach die Körner an
das andere Ende des Cylinders und lassen sie dort durch einen Canal in die untere
Trommel fallen. Letztere enthält eine Schnecke, die die Körner langsam nach der
Ausflußmündung führt und ist mit dem Gebläse in Verbindung gesetzt, so daß erstere
von den abgeschlagenen Hülsen gesondert werden. Die Maschine ist nur für Weizen im
Gebrauch, und dieser wird im angefeuchteten Zustande von ihr verarbeitet. Man läßt
ihn dann in der Regel, ehe er vermahlen wird, durch eine Trockenmaschine gehen, die
in rotirenden Siebcylindern besteht, welche in einer mit Dampf geheizten Kammer
liegen. Eine Maschine von der Größe derjenigen in dem Mühlenetablissement, d.h. mit
Cylindern von etwa 2 bis 2 1/2 Fuß Durchmesser und circa
6 Fuß Länge, ist im
Stande, 80 Bushels (etwa 60 Schäffel) Weizen in der Stunde zu enthülsen. Man hat
gegenwärtig davon nur eine im Gebrauch, ist aber im Begriff, eine zweite
aufzustellen. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr.
31.)
Gautron's Anwendung der
Centrifugalmaschine zur Kartoffelstärke-Fabrication.
Gautron in Paris benutzt die Centrifugalmaschine (mit den
verbesserten, in diesem Heft S. 255 beschriebenen Lagern) in folgender Weise zur
Kartoffelstärke-Fabrication: Das Stärkmehl wird, nachdem es mit viel Wasser
gewaschen worden ist, in einen Sack aus Hirschleder (am besten Damhirschleder,
nöthigenfalls auch Schafleder) gebracht, welcher den Fassungsraum der Trommel
ausfüllt. Bei der Umdrehung derselben fließt das Wasser durch das Leder aus und die
Stärke bleibt zurück, und zwar unter dem Einfluß der Centrifugalkraft in einer Form,
welche deren Reinigung von fremden Beimischungen sehr leicht macht: die schwereren
Körper nämlich, wie Sand etc. werden nach außen, die leichteren wie Staub etc. nach
innen abgesetzt und können daher durch Abkratzen der Stärkeschicht leicht entfernt
werden. (Bulletin de la Société
d'Encouragement, April 1863, S. 197.)
Ueber verkupfertes Eisen, von F. Storer.
Die vermehrte Benutzung des Eisens in der Schiffsbaukunst gibt den Vorschlägen von
Mitteln gegen die Zerstörung jenes Metalls durch das Meerwasser eine große
Wichtigkeit. Eine neue Methode, das Eisen vor der raschen Auflösung zu schützen,
besteht darin, dasselbe mittelst einer Säure vollkommen blank zu ätzen und dann in
geschmolzenes und auf einer sehr hohen Temperatur erhaltenes Kupfer zu tauchen, so
daß das letztere sich nicht bloß über das Eisen legt, sondern sich anlöthet, dem
Eisen incorporirt. Das so verkupferte Eisen verträgt das Abreiben, Hämmern,
Ausstrecken, ohne daß der Kupferüberzug abgeblättert oder zerrissen wird; dasselbe
zeigte sich nach mehr als neunmonatlicher Berührung mit Seewasser unangegriffen und
ließ sich wie neues Metall hämmern und strecken. Vor reinen Kupferplatten haben die
verkupferten Eisenplatten den Vorzug einer größeren Härte und Widerstandsfähigkeit
neben dem geringeren Preis.
Die Anwendung von verkupfertem Eisen anstatt des verzinkten zu Telegraphendrähten
verspricht gleichfalls große Vortheile. (Répertoire de
Chimie appliquée, März 1863, S. 99; polytechnisches Centralblatt,
1863 S. 969.)
Ueber vortheilhafte Benutzung des Thonerdenatrons zur
Erzeugung von Lackfarben.
Paul Morin empfiehlt das Thonerdenatron zur Erzeugung von
Lackfarben. Zu diesem Behufe fügt man die Farbstoffauflösung der Lösung des
Thonerdenatrons hinzu und schlägt die Mischung durch Schwefelsäure nieder. Man
erhält auf diese Art im Allgemeinen Lacke von reicherer Farbe als mit Alaun,
namentlich mit Gelbholz, welches einen in Orange ziehenden, und mit Brasilienholz,
welches einen in Violett ziehenden Lack liefert. Man kann übrigens den Ton der
Lackfarben nach Belieben ändern, indem man den Säurezusatz so einrichtet, daß die
Flüssigkeit entweder alkalisch bleibt, oder neutral oder sauer wird. Der Umstand,
daß Zinnsalz und Thonerdenatron sich gegenseitig niederschlagen, wenn sie mit
einander zusammengebracht werden, kann bei der Bereitung solcher Lackfarben, zu
denen Zinnsalz verwendet wird, ohne Zweifel benutzt werden. Das Thonerdenatron
bietet jedoch bei der Bereitung von Lackfarben einen Uebelstand dar. Die Lackfarben
setzen sich nämlich nicht leicht ad, mag man in der Kälte oder in der Wärme operiren, oder den
Farbstoff der Säure oder dem Thonerdenatron hinzufügen. Diese Schwierigkeit läßt
sich jedoch in folgender Art beseitigen: Wenn man z.B. zum Waschen einer gewissen
Quantität Lackfarbe 3 Liter Wasser nöthig hat, so läßt man die Lackfarbe in einem
Flüssigkeitsvolumen von nur 1 Liter entstehen. Nachdem dieselbe gebildet und die
Mischung angemessen umgerührt ist, fügt man die übrigen 2 Liter Wasser hinzu und
rührt wieder um. Die Lackfarbe setzt sich dann nachher wieder ab und nimmt nur den
dritten Theil des Volumens der Flüssigkeit ein. (Wagner's
Jahresbericht für 1862, S. 592.)
Ueber die zweckmäßigste Bereitungsweise des sogenannten
Chlornatrons (der Javelle'schen Lauge).
Es ist keineswegs gleichgültig, ob man sich zur Bereitung der Javelle'schen Lauge, eines bekanntlich außerordentlich kräftig wirkenden
Bleichmittels für die Pflanzenfaser, einer Auflösung von einfach- oder von
dopelt-kohlensaurem Natron bedient. Zerlegt man nämlich eine Lösung von
Chlorkalk mit doppelt-kohlensaurem Natron im Ueberschuß, so entsteht ein
Niederschlag von kohlensaurem Kalk in Gestalt eines krystallinischen, sich ungemein
leicht absetzenden Pulvers, während bei Anwendung einer Auflösung von gewöhnlichem
einfach-kohlensauren Natron zur Zerlegung des Chlorkalks ein Magma entsteht,
aus dem sich nur schwierig die Bleichflüssigkeit durch Decantiren trennen läßt.
Außerdem erweist sich ein kleiner Ueberschuß von doppelt-kohlensaurem Natron
in der in Rede stehenden Bleichflüssigkeit in mehrfacher Hinsicht als höchst
vortheilhaft. Alte vergilbte Kupferstiche, Holzschnitte und Drucksachen aller Art
lassen sich durch bloßes minutenlanges Einlegen darin vollkommen bleichen, ohne daß
die Papierfaser dabei im mindesten an Haltbarkeit leidet, besonders wenn man die
Vorsicht anwendet, die gebleichten Gegenstände schließlich mit Wasser auszuwaschen,
dem man etwas saures schwefligsaures Natron (sogenanntes Antichlor) beigemischt hat.
Ungefärbte, wenngleich noch so schmutzige leinene und baumwollene Gewebe und
Gespinnste aller Art werden in kürzester Zeit durch bloßes Einlegen in genannte
Flüssigkeit schneeweiß. (Böttger's polytechnisches
Notizblatt, 1863, Nr. 15.)
Ueber das Verhalten des Chlorkalks zu Zucker und
Stärkmehl.
Aehnlich wie ein angefeuchtetes Gemisch von circa
gleichen Raumtheilen fein gepulverten doppelt-chromsauren Kalis und Weinsäure
beim Zusammenreiben bei gewöhnlicher mittlerer Temperatur, innerhalb weniger
Augenblicke, unter Ausstoßung einer großen Menge von Wasserdampf und Spuren von
Ameisensäure, in's heftigste Sieden und Aufbrausen geräth, so verhält sich auch ein
schwach angefeuchtetes Gemisch von Chlorkalk und Zucker, einerlei ob Rohrzucker, Stärkezucker oder
Milchzucker, mit dem einzigen Unterschiede, daß beim Zusammenreiben von gleichen
Raumtheilen Stärkezucker und Chlorkalk schon im unbenetzten Zustande diese heftige Reaction nach einiger
Zeit einzutreten pflegt. Stärkmehl und Chlorkalk wirken im trockenen Zustande nicht
aufeinander, rührt man indeß Chlorkalk mit einem dicken, steifen Stärkekleister
zusammen, so verflüssigt sich letzterer augenblicklich, während das Stärkmehl mit
dem Kalksalze eine Verbindung einzugehen scheint. (A. a. O.)
Chamäleonbeize, um verschiedenen Holzarten das Ansehen von
Palisander- oder Nußholz zu ertheilen.
Eine concentrirte Auflösung von übermangansaurem Alkali (mineralisches Chamäleon)
eignet sich ganz vorzüglich zum Beizen des Holzes. Man bestreicht die zu beizende
Fläche mit einer concentrirten Lösung des Pulvers und läßt dieselbe je nach der
beabsichtigten Nüance
eine längere oder kürzere Zeit einwirken. Meistens genügen 5 Minuten um eine starke
Beizung hervorzurufen. Verschiedene Holzarten verhalten sich übrigens verschieden.
Birnbaum- und Kirschbaumholz lassen sich am leichtesten beizen. Durch ein
Paar Probeversuche kann man in der kürzesten Zeit die betreffenden Verhältnisse
kennen lernen. Die Wirkung der Beize besteht darin, daß die Holzfaser das
übermangansaure Alkali zersetzt, wobei sich braunes Mangansuperoxydhydrat
niederschlägt, welches unter Beihülfe des gleichzeitig frei werdenden Alkalis
dauernd auf die Faser fixirt wird. Nach beendigter Einwirkung wird das Holzstück mit
Wasser sorgfältig abgewaschen und getrocknet. Das Holz wird hierauf geölt und in
gewöhnlicher Weise polirt. Der Effect der Beize ist bei manchen Hölzern wirklich
überraschend, namentlich bei Kirschholz, dessen Farbe einen sehr schönen röthlichen
Ton annimmt. Die Chamäleonbeize ertheilt den Hölzern eine in Licht und Luft
beständige Farbe, die Beizung erfordert eine sehr kurze Zeit und ist auch auf schon
geleimte Gegenstände anwendbar. Durch diese Eigenschaften zeichnet sich die
Chamäleonbeize vor den meisten ähnlichen Beizen vortheilhaft aus. Dr. Wiederhold. (Neue
Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863, Nr. 13.)
Entfernung alter Oelfarbe.
Die Frage: „Wie löst man Oelfarbe, vor vielen Jahren
auf Holz aufgetragen, der Art ab, um die Gegenstände wieder neu anstreichen
zu können
? beantwortet Hr. F. Fink im Gewerbeblatte für das
Großherzogthum Hessen (1863 Nr. 23.) wie folgt:
1) Man brennt die Farbe weg. In Frankreich geschieht dieß mittelst angezündeter
Strohbüschel. Oder man streicht die alte Oelfarbe mit Terpenthinöl an und entzündet
dieses.
Ein anderes, von Hof-Weißbindermeister Rühl in
Darmstadt erprobtes Verfahren besteht darin, daß man den Gegenstand (z.B. eine
ausgehobene Thür) über einer breiten Kohlenpfanne, wie solche die Schreiner
brauchen, herführt und somit erhitzt. Hierdurch wird der alte Oelfarbenüberzug ganz
blasig, löst sich vielfach vom Holze ab und kann nun leicht und schnell so
vollständig abgeschabt werden, daß keine Spur zurückbleibt.
Diese Methoden sind nicht überall anwendbar; auch leiden bei dem Abbrennen die
scharfen Kanten von Profilirungen u.s.w. leicht Schaden. Man bedient sich deßhalb
besser folgender Mittel:
2) Man streicht die zu reinigenden Möbel oder sonstigen Gegenstände mit erwärmtem
Terpenthinöl an, wodurch die alte Farbe leicht und vollständig aufgelöst wird, und
weggeputzt werden kann. Dieses Verfahren wurde früher von Deninger empfohlen, ist aber theurer als die folgenden Methoden.
3) Man reibt die Gegenstände mit einer Auflösung von Soda ab. Nach Mittheilung von
Rühl muß die Auflösung sehr concentrirt seyn; man
nimmt ungefähr gleiche Theile Soda und Wasser, und die Wirkung wird beschleunigt,
wenn man etwas Aetzkalk zusetzt. Mit dieser Auflösung reibt man so lange ab, bis
alle Oelfarbe entfernt ist.
4) Soll die alte Oelfarbe entfernt und kein neuer Anstrich gegeben, vielmehr die
ursprüngliche Holzfarbe, z.B. die von Eichenholz wieder hergestellt werden, so ist
das Abreiben mit Sodaauflösung nicht zu empfehlen, weil dadurch die Holzfarbe
verändert wird. Für diesen Fall empfahl Schlemmer von
Mainz zuerst die Schmierseife. Die zu reinigenden
Gegenstände werden zu dem Ende mit Schmierseife überstrichen; dieselbe löst die
Farbe nach 15 bis 20 Stunden so auf, daß sie mit kaltem Wasser abgewaschen werden
kann.
5) Nach einer anderen Vorschrift wird Potasche in Milch aufgelöst (1 Messerspitze
voll in 5–6 Löffeln) und hiermit der Gegenstand überstrichen. Nach einigen
Stunden ist der Oelfarbenanstrich zersetzt und kann, solange er noch feucht ist,
leicht abgewischt werden.
6) Frische Oelfarbe, die z.B. aus Unvorsichtigkeit beim Anstreichen auf angrenzende,
nicht anzustreichende Holzflächen gebracht oder verspritzt worden ist, entfernt man
mit dem sogenannten Fleckenwasser (Benzol).
Anwendung der Photographie zur Herstellung von Druckformen,
nach C. Thierry-Mieg
jun.
Der Verfasser schlägt zur leichteren Uebertragung der Zeichnung auf die Holz-
(oder Kupfer-) Platte vor, die Zeichnung zu photographiren, die erhaltenen
Photographien auf die Platten aufzuleimen und sodann die zu vertiefenden Stellen der
Platten auszuarbeiten, anstatt, wie es jetzt geschieht, die Zeichnung selbst auf den
verschiedenen Platten vor dem Graviren mit der Hand zu reproduciren, welche Methode,
namentlich bei großen Zeichnungen, mühsam und zeitraubend ist. Man kann auch das
positive photographische Bild sofort auf der zu gravirenden Platte selbst
hervorbringen, sowie es leicht zu bewirken ist, die Photographien der Zeichnungen in
verschiedenem Maaßstabe herzustellen. (Technologiste,
März 1863, S. 302.)
Färben und Drucken mit Kohlentheerfarben.
Nach einem verbesserten, in England patentirten Verfahren von Perkins erfolgt das Färben und Drucken mit Anilin- und
Kohlentheerfarben überhaupt mit arseniger Säure oder deren Salzen und Verbindungen,
und mit Thonerde. Zum Drucken wird empfohlen: arsenigsaures Natron, essigsaure
Thonerde und Farbstoff, gemischt oder auch einzeln nach einander zu verwenden,
worauf die Waare gedämpft wird. Der Patentträger bezieht sein Verfahren
hauptsächlich auf Anilinpurpur, Violet imperial, Reginapurpur, Bleu de Lyon und
Magenta. Wenn mit Anilinpurpur oder Violet imperial gedruckt werden soll, so wird
die Beize folgendermaßen bereitet: Zu 100 Theilen essigsaurer Thonerde, deren Lösung
100 Baumé zeigt, werden 80 Theile arsenigsaures Natron hinzugefügt, nachher
gut gemischt, und der Farbstoff entweder in der Form eines feinen Präcipitats oder
in passender Lösung eingetragen, so daß 16 Theile davon in fester Substanz zur
Mischung kommen. Verwendet man den Farbstoff als Niederschlag, so ist derselbe am
besten im feuchten Zustande der Beizelösung zuzufügen. Wird Magenta verwendet, so
erhält man das beste Resultat, wenn man zur vorigen Lösung statt 80 Theile
arsenigsauren Natrons 136 Thle. nimmt. Die so erhaltene Lösung wird schließlich,
also nach dem Eintragen des Farbstoffes, mit Stärke, Gummi oder einem anderen
passenden Material verdickt und auf den Stoff aufgedruckt, welcher dann ganz in
gewöhnlicher Weise gefärbt, gedämpft und gewaschen wird. (Deutsche Industriezeitung,
1863 S. 192.)
Rosa und Carmoisin mittelst Fuchsin auf Baumwolle.
Das Färben der Baumwolle mit den Anilinfarbstoffen ist weit schwieriger, als das von
Wolle und Seide. Die vegetabilische Faser bedarf einer Beize, um sich genügend fest
mit dem Farbstoff zu verbinden. Man wendet bei vorliegender Farbe meistens die
Oelbeize an.
Man bringt in ein Porzellan- oder Steingefäß 1 Pfund Olivenöl, setzt demselben
nach und nach 4 Loth Schwefelsäure und 1 1/2 Loth Weingeist hinzu, verdünnt diese
Mischung mit 10 Pfund Wasser und beizt hierin die Baumwolle. Nach dem Beizen wird
dieselbe abgewunden und in gelinder Wärme getrocknet. Die getrocknete Baumwolle wird
dann in handwarmem, mit etwas krystallisirter Soda versetztem Wasser genetzt und
darauf handwarm mit Fuchsinlösung ausgefärbt. Nach dem Färben spült man nicht,
sondern trocknet sogleich.
Um Carmoisin zu erhalten, muß man die Operation des Beizens zweimal vornehmen und
natürlich mehr Fuchsinlösung in Anwendung bringen.
Lila und Violett färbt man ganz in derselben Weise, nur daß man eine Auflösung von
Anilinviolett anwendet. (Deutsche Musterzeitung.)
Das Drucken und Färben mit Indigo
bestand früher darin, den fein pulverisirten Indigo mit
Operment oder Zinnchlorür und caustischem Alkali zu mischen, die so erhaltene Lösung
von reducirtem Indigo zur Vermeidung der Oxydation in einer Atmosphäre von Leuchtgas
aufzudrucken und dann der Oxydation auszusetzen. Die von Fritsche angegebene Reductionsmethode ist jetzt von Hrn. J. Leese praktisch zum Drucken verwendbar gemacht worden.
Der feingepulverte Indigo wird mit Traubenzucker, Kalk, caustischer Soda und
Gummiwasser in der Kälte innig gemischt, wo die Substanzen wenig aufeinander
reagiren. Nach dem Drucken führt man das Stück durch einen mit Dampf gefüllten
Kasten, wo dann binnen 30 bis 60 Secunden die vollständige Reduction des Indigos
erfolgt, der sich nun beim Hängen an der Luft oder beim Eintauchen in eine
oxydirende Flüssigkeit, z.B. eine Auflösung von Kupfervitriol, wieder oxydirt und
auf der Faser befestigt.
Will man bei gewöhnlichem Küpenblau aus einer Eisenvitriolküpe weiße Muster
darstellen, so wird eine sogenannte Reservage vorher aufgedruckt, die aus einer
verdickten Auflösung von Kupfervitriol besteht. Indem dieses Salz das mit der Faser
in Berührung tretende Indigweiß sofort oxydirt und in Indigblau zurückführt, wird
die feste Verbindung mit der Faser an dieser Stelle vollständig gehindert.
Nachträglich werden dann die Zeuge durch verdünnte Schwefelsäure genommen, um das
Indigblau durch Entfernung des abgesetzten Eisenoxyds zu schönen; es löst sich dann
auch das gebildete Kupferoxydul wieder auf. In der Fabrik des Hrn. Leese wird das Kupfer daraus wieder durch Eisenabfälle
niedergeschlagen, um daraus von neuem Kupfervitriol darzustellen. Um eine Idee von
der Ausdehnung derartiger Fabricationen in England zu geben, führt der Verfasser nur
an, daß die dadurch bewirkte Ersparniß bei einer einzigen Firma jährlich 3000 Pfd.
Sterl. beträgt.
In den erschöpften Eisenvitriolküpen bleibt eine grüne flockige Substanz zurück, die
Prof. Calvert als eine Verbindung von Eisenoxyd und
Indigblau erkannte. Um den Indigo daraus zu gewinnen, sammelte man den Absatz, zog
daraus den Kalk durch verdünnte, das Eisenoxyd durch concentrirte Salzsäure aus, und
erhielt so eine beträchtliche Menge reinen Indigblaues wieder, das unmittelbar zum
Färben benutzt werden konnte. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 7.)
Bereitung der Ameisensäure.
In eine Retorte von 2 Liter Inhalt gibt man ein Kilogramm Oxalsäure, 100 Grm. Wasser
und ein Kilogrm. Glycerin. Man destillirt bei einer Temperatur zwischen 88 und
höchstens 94° C.; von Zeit zu Zeit setzt man 1/2 Liter Wasser zu, bis 6 oder
7 Liter verbraucht worden sind. Die resultirende Ameisensäure ist ganz rein. J. Reynolds. (Photographisches Archiv, August 1863, S.
180.)
Bereitung von Schwefelcyanammonium und von
Schwefelcyankalium.
Schwefelcyanammonium – In eine starke Quartflasche
bringt man:
Schwefelkohlenstoff
16
Unzen
(gewogen)
Weingeist
12
„
(gemessen)
Ammoniakflüssigkeit (von 0,880 spec. Gew.)
36
„
Wasser, genug um die Flasche zu füllen.
Nachdem man die Substanzen in dieser Reihenfolge in die Flasche gebracht (nach jedem
Zusatz ist gut umzuschütteln), verkorkt man die Flasche sehr gut und läßt sie in
einer Temperatur von 32 bis 38° C. stehen, oder bis der Schwefelkohlenstoff
gelöst ist; dieß wird durch Umschütteln erleichtert. Die dunkelorangegelbe
Flüssigkeit wird in eine Retorte gegossen, und abdestillirt, bis sich Schwefel
ausscheidet; jetzt wird die Flüssigkeit in eine Abdampfschale gegossen und
Schwefelsäure hinzugesetzt, bis die Mischung sich gegen Lacmuspapier entschieden
sauer verhält. Man läßt etwa zwei Stunden stehen, damit sich der Schwefel
ausscheiden kann, filtrirt darauf die Flüssigkeit, und neutralisirt den Ueberschuß
durch Ammoniak. Nun
dampft man die Flüssigkeit vorsichtig zum Krystallisiren ein, und erhält auf diese
Weise ganz reines Schwefelcyanammonium.
Den verbrauchten Weingeist kann man durch Destillation wieder gewinnen und aufs Neue
benutzen. J. Reynolds.
Schwefelcyankalium wird bereitet, indem man 184 Theile
Ferrocyankalium (aus dem das Krystallwasser durch Erhitzen ausgetrieben wurde), 128
Theile Schwefel und 69 Theile reines kohlensaures Kali in einem Mörser gut mischt,
darauf in einem bedeckten eisernen Topf allmählich bis zur Rothglühhitze erhitzt.
Nach dem Erkalten kocht man die Masse in destillirtem Wasser und filtrirt. Das
Schwefelcyankalium ist in Lösung, Schwefeleisen bleibt auf dem Filter. Beim
Abdampfen der Lösungen bilden sich farblose, prismatische Krystalle. Im reinen
Zustand ist dieß Salz nicht giftig. G. Dawson.
(Photographisches Archiv, August 1863, S. 180.)
Neue Bereitungsweise von Stickgas.
Nach Ramon de Luna erhält man auf eine sehr einfache Weise
reines Stickgas, wenn man in einer tubulirten Retorte gleiche Gewichtstheile
doppelt-chromsaures Kali und Salmiak mit einer gewöhnlichen Weingeistlampe
erhitzt. Es bildet sich hierbei als Nebenproduct Chlorkalium und Chromoxyd, und
ziemlich reines Stickgas entweicht, welches man erforderlichen Falls noch durch eine
Auflösung von Eisenvitriol leiten kann. (Annales de Chimie et
de Physique, 1863, t. LXVIII p. 183.)
Chemische Untersuchungen über die Verwitterung der
Steinkohlen, von Grundmann.
Diese Untersuchungen im Großen und im Kleinen mit oberschlesischen Stück- und
Kleinkohlen haben zu folgenden, für die Praxis wichtigen Resultaten geführt:
a) Das specifische Gewicht der Kohlen hat sich nicht
verändert, während der Gehalt an hygroskopischem Wasser um Weniges zugenommen hat.
b) Bei Zunahme des Aschengehaltes erlitten
Kleinkohlen nach Monatlicher Lagerung an 58 Proc. Gewichtsverlust durch
Verwitterung, indem durch Eintritt eines Verwesungsprocesses gasförmige Producte
entweichen; namentlich nimmt der Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt, weniger
der Wasserstoffgehalt ab. Durch Oxydation des Schwefelkieses kann eine
Gewichtszunahme stattfinden, welche aber durch den Verlust an organischen
Bestandtheilen weit aufgewogen wird. Die Erhöhung der Temperatur in großen Haufen
befördert die Verwitterung, deßgleichen die Einwirkung atmosphärischer
Niederschläge. Stückkohle verwittert weniger leicht als Kleinkohle. c) Die procentische Zusammensetzung der aschenfreien
Bestandtheile ist bei rohen und verwitterten Kohlen nahe dieselbe, wegen höheren
Aschengehaltes haben aber letztere einen geringeren Brennwerth. Wenn man in der
Praxis mit einer ziemlich verwitterten Kohle im Allgemeinen dieselben Brennwerthe
erreicht, wie mit frischen, so hat dieß darin seinen Grund, daß von den ersteren
aschenreicheren in der Regel weniger Unverbranntes durch den Rost fällt, als von
aschenarmen Kohlen, letztere auch wegen backenderer Eigenschaften die Aufmerksamkeit
des Heizers mehr in Anspruch nehmen, als verwitterte, welche an backender
Eigenschaft verloren haben. d) Zur möglichsten Verhütung
von Verwitterungsverlusten empfiehlt es sich in der Praxis, die Kohlen lufttrocken
in mit Luftzügen im Innern versehene Haufen zu bringen und diese durch ein Dach
gegen atmosphärische Niederschläge zu schützen. (Preußische Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1862, Bd. X, Lieferung 4, S. 326.)