Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 394
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Miscellen. Miscellen. Simmolet's Fabrication von Scheren. Bis jetzt werden die Scheren meist in sehr roher Art und fast allein mit Handarbeit angefertigt. Ein dünnes und schmales Stahlstück wird auf dem Ambos durch Hämmern in die annähernde Form eines Scherenblattes gebracht. Das Ende, welches den Handgriff bilden soll, wird platt gehämmert, dann ein Loch mit einer Punze durchgestoßen und das erhaltene Loch nun zum Griff erweitert. Die Hauptarbeit, um eine gute, schön geformte und verzierte Schere herzustellen, fällt dem Feiler und Schleifer zu. Der Franzose Simmolet hat dieses Verfahren wesentlich verbessert und vereinfacht. Zuerst werden aus einem breiten Stahlstabe passende Stücke ausgeschnitten, die schon die äußeren Umrisse der Scherenform zeigen. Hierauf wird aus dem Handgriff auf ähnliche Art ein rundes Stück ausgestoßen, und das so erhaltene Loch durch Eintreiben eines conischen Metallstücks erweitert. Endlich wird das erhitzte Stahlstück auf ein genau gearbeitetes Gesenke gebracht, dessen obere Hälfte an dem Hammerkopf eines starken Dampfhammers befestigt ist. Ein einziger Schlag desselben genügt, um nicht allein das Scherblatt in genauer Form herzustellen, sondern auch dasselbe in viel gleichmäßigerer und stärkerer Art zu verdichten als dieß durch Handhämmer möglich ist. (Ohne diese Compression würden die Scheren nicht genügende Härte und Elasticität zeigen.) Die Ornamentation der Scheren ist durch passende Gesenke leicht hervorzubringen. Dem Feiler und Schleifer bleibt fast nichts mehr zu thun übrig. Die Scherenblätter, welche auf diese Art erzeugt sind, stimmen auf das genaueste mit einander überein. Die Scheren selbst können nach der neuen Methode viel billiger und besser als bisher hergestellt werden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 16.) Verbesserungen an den Holzschleifmaschinen zur Erzeugung von Papierstoff; von Jordan und Söhnen in Tetschen. (Für Oesterreich patentirt.) Der Schleifapparat wird, anstatt wie bisher in nur einem Viertelkreise, in einem halben Kreise ausgeführt, wodurch er nicht nur mehr Widerstandskraft gewinnt, sondern sich auch viel fester mit dem Gestell verbinden läßt und dem Steine mehr und präcisere Angriffspunkte bietet. Die Folge hiervon ist, daß bei geringerem Druck feinere Holzmasse geliefert werden kann. Die Aufnahmzellen für das zu schleifende Holz können so nachgestellt werden, daß man die Hölzer bis auf 1/4 Linie abschleifen kann. Die Schrauben, durch welche die Andrückvorrichtung in Thätigkeit gesetzt wurde, sind beseitigt; das zu schleifende Holz wird nämlich von der Seite in die Zelle eingeschoben, diese durch einen Schieber geschlossen und der Druck durch zwei Zahnstangen mittelst Rad und Hebel bewirkt. Eine fernere Verbesserung besteht darin, daß man den Schleifstein mit einem Fünftel seiner Peripherie in einer stellbaren Steinkröpfung laufen läßt, wodurch derselbe die gröberen Fasern zerkleinert, von dem aus harzigem Holze sich bildenden Schleim gereinigt wird, sich durch Anpressen des Kropfsteins mittelst einer Schraube vor dem Schärfen rund schleift, und, sobald er rund ist, eine viel wirksamere Schärfe annimmt. Auch der Sortirapparat ist insofern verbessert, als das Anhängen der Fasern an einander vermieden wird. (Neueste Erfindungen, 1863, Nr. 19.) Ueber die Herstellung der Streckcylinder für Spinnereimaschinen; von W. Weild in Manchester. Die parallel zur Achse gerichtete Riffelung der gewöhnlichen Streckcylinder drückt sich allmählich in die weiche Oberfläche der Obercylinder ein und ertheilt derselben ebenfalls eine gewisse Riffelung. Dieß hat zur Folge, daß die Fasern bei ihrem Durchgange zwischen den Cylindern unregelmäßig gestreckt oder zerrissen werden, das aus den Streckbändern gefertigte Garn also ebenfalls Unregelmäßigkeiten in seiner Stärke annimmt. Der Verfasser umgeht diesen Uebelstand dadurch, daß er die Riffeln der Streckcylinder schief gegen deren Achse einschneidet, also die Riffeln in steile Schraubenwindungen verlegt. Auch sein Verfahren bei der Herstellung solcher Cylinder weicht von dem gewöhnlichen ab. Während nämlich gewöhnlich die Riffeln eingehobelt werden, wobei sie einen Grath annehmen, der nur durch eine zeitraubende Handarbeit beseitigt werden kann, bedient sich Weild eines Rändelwerks. Dasselbe besteht aus einer Rändelgabel mit einem schmalen stählernen Rändelzahn, dessen Profil dem Profil der herzustellenden schraubenförmig gewundenen Riffeln entspricht. Dieser Stahl wird vermittelst eines Gewichts, das hinreichend schwer ist, um ihn in die Oberfläche des Cylinders einzudrücken, gegen das eine Ende des Cylinders angepreßt, und während der Cylinder in ununterbrochener Drehung erhalten wird, allmählich der Länge desselben nach verschoben, bis die Riffelung über die ganze Länge eingepreßt ist. Dieses Rändelverfahren geht sehr schnell vor sich und bedarf keiner Nacharbeit, sondern der Cylinder ist vielmehr, sobald er demselben unterlegen hat, sofort zur Benutzung fertig. Als Material zu den Cylindern empfiehlt Weild den Bessemer-Stahl, und zwar vorzugsweise für die Cylinder von kleinem Durchmesser, wie man sie jetzt für die Bearbeitung der kurzen Baumwollsorten braucht. (Mechanics' Magazine, Mai 1863, S. 359; polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 1028.) Ueber Toile crêmée. In dem Artikel Tissus welchen A. F. Legentil für das Dictionnaire du commerce et de la navigation (Bd. II S. 1670) schrieb, erwähnt derselbe in der technologisch wissenschaftlichen Gliederung der Leinengewebe auch der toile crêmée.“ Man nennt, fügt der Verfasser erläuternd an, toiles crêmées jene Leinengewebe, welche aus Garnen gewebt wurden, die man als solche (vor dem Weben) angebleicht hat. Das Garn wird, sowie es aus der Spinnerei kommt, mit Lauge gesotten, mit reinem Wasser ausgespült und sodann in eine Chlorkalklösung, welche eine bleichende Kraft auf dasselbe ausübt, eingetaucht. Darnach entfernt und neutralisirt man diese Chlorkalklösung wieder durch ein Ausspülen in Wasser, welchem eine geringe Quantität Schwefelsäure beigegeben worden ist. Nach dieser Behandlung erscheint das Gespinnst in einer eigenthümlichen gelblichen Farbe. Der Gewichts-Abgang, den diese chemischen Vorgänge für die Garne zur Folge haben, beträgt in der Regel zehn Procent und darüber. Man wendet häufig in solcher Weise cremirte Gespinnste an, um Leinewande anzufertigen, welche bestimmt sind, weiß gebleicht zu werden. Es geschieht dieses in der Absicht, um dem bereits angefertigten Gewebe nicht allzuviel von seiner Substanz zu entziehen (wodurch es begreiflicherweise an seinem Ansehen und seiner Verkäuflichkeit beträchtlich einbüßen würde). Bei den feinsten Leinwandsorten kommt jedoch dieses Verfahren nicht in Anwendung. Die französische Zoll-Verwaltung unterwirft die Toiles crêmées und andere halbgebleichte (blondines) Leinensorten den nämlichen (höheren) Zollsätzen, denen die gebleichten unterworfen sind, und zwar mit vollem Rechte, denn, wenn gleich ein geübtes Kennerauge die verschiedenen Grade der Bleichung und besonders die eigenthümliche Nüance der Toiles crêmées auf den ersten Blick zu erkennen vermag, so ist dennoch in vielen Fällen die Unterscheidung eine sehr schwierige, vielen Trugschlüssen und Irrthümern unterworfene. Man betrachtet daher als „gebleicht“ jede Leinwandsorte, welche außer einer Auslaugung von größerer oder geringerer Ausgiebigkeit einem entfärbenden Verfahren unterworfen worden ist, in welchem das Chlor und seine Präparate in beinahe allen Fällen mitwirkend zu seyn pflegt. Die französische Zoll-Verwaltung hat auf diese Weise das Interesse der einheimischen Leinenfabrication in einer anerkeunenswerthen Ausgiebigkeit gewahrt. Es dürfte den maßgebenden Stellen im deutschen Zollverein wohl anstehen, diesem Beispiele zu folgen und das Interesse der deutschen Leinenfabrication in Westphalen und Schlesien, im bayerischen Walde, auf der schwäbischen Alp und in verschiedenen Gegenden des Schwarzwaldes schützend zu berücksichtigen, indem sie derartige halbgebleichte Leinenfabricate den angebleichten und völlig gebleichten dem Tarifsatze von 20 Thlr. = 35 fl. per Centner nach Pos. 22 F. zuwiesen. Es ist bekannt, daß schon seit einiger Zeit derartige halbgebleichte Maschinengarn-Leinengewebe aus Belfast in ziemlich großer Quantität nach Westphalen geliefert werden, wo solche dann, nachdem sie mit leichterem Gewichte, unter der Begünstigung mit dem geringen Zollsatze von nur 4 Thlrn. per Centner vollständig weißgebleicht, nach dortiger Art hergerichtet, verpackt und als westphälische Maschinen-Leinen in alle Welt hinausgesendet zu werden pflegen. Der Umsatz soll ein immer steigender, gut rentabler seyn. An seiner Erzielung scheint aber jedenfalls mehr die Gewinnsucht, als der patriotische Eifer für die Erhöhung der inländischen Gewerbthätigkeit Theil zu haben. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1863 S. 434.) Verbesserte Kunstgießerei, von H. Jacob Fehr in Augsburg. (In Bayern patentirt gewesen.) Man zeichnet den zu fertigenden Gegenstand auf Holz und schneidet denselben genau nach der Zeichnung aus. Nachdem das Modell auf diese Weise ausgeschnitten, wird dasselbe mit kochendem Schweinefett bestrichen, das überflüssige Fett mit einer Bürste oder einem Pinsel beseitigt. Sobald dann das so vorgerichtete Modell mit einem Rahmen umgeben ist, begießt man dasselbe mit kaltem Wasser, rührt nachher gut gebrannten Gyps zu einem dünnen Brei an, gießt denselben in den Rahmen, welcher auf dem Modell liegt, schüttet das überflüssige Wasser ab, und läßt den Gyps hart werden. Nachdem der Gyps angezogen hat, hebt man die Form sorgfältig von dem Modell ab und bringt sie in einen eisernen Rahmen, mauert letzteren fest und trocknet ihn bei Glühhitze; alsdann wird die glühende Form zwischen zwei mit feuerfester Erde bestrichene Breter festgeschraubt und das flüssige Metall eingegossen. Nach dem Erkalten macht man die Kette los, schlägt behutsam die Form aus dem eisernen Rahmen, reinigt den Guß von dem Gyps, sägt ihn von einander, und bearbeitet denselben erst als Hauptmodell, welches die eigentliche schwierigste Hauptarbeit ist. Dieses metallene Modell wird, jeder Buchstabe, jede Figur, jede nur bestehende Erhöhung, oben, an den Seiten, inwendig und im Grund rein geschliffen und polirt. Ist dieses geschehen, dann wird die Zeichnung mit dem Guß verglichen und regulirt. Auf solche Weise bearbeitete Modelle sind nun vollendet und geeignet, daß man sie in Sand und Lehm abformen, und in allen Metallen, als Zinn, Zink, Composition, Eisen, Messing, Bronze und Silber schön rein abgießen kann. Auch für galvanoplastische Zwecke sind diese nach oben beschriebener Methode gefertigten Modelle sehr geeignet, insbesondere für Metallplatten von chemisch reinem Kupfer mit erhabenen Schriften aller Art, welche die schönste Vergoldung annehmen; für Abgüsse von Zinn und Compositionsmetallen; für Abgüsse von Wachs, Siegellack, Thonerde, Zuckerteige, wenn die Modelle versilbert sind. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1863 S. 405.) Schmiedeeiserne Däumlinge. Nach der preußischen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen hat man in dem Königspochwerk bei Commern die Däumlinge zu beiden Seiten der Stempel angebracht und von Schmiedeeisen gefertigt, um die Stempel mehr in axialer Richtung anzuheben. Verfahren bei der Herstellung gußeiserner Ofenkacheln und deren Emaillirung, Bemalung und Vergoldung; von K. Waidelin und C. Gruber in Nürnberg. (In Bayern patentirt gewesen.) Modellirung und Guß geschehen auf gewöhnlichem Wege. Emaillirung. Nachdem die Kacheln durch eine Beize aus sehr verdünnter Schwefelsäure von Zunder und Rost befreit wurden, werden sie mit einem flüssigen Email, welches aus 1 Pfund Feldspath, 1 Pfd. Flußspath, 4 Loth Borax, 4 Loth Soda und 2 Loth Zinnoxyd gemischt, geschmolzen, dann mit Wasser zu einem dünnen Brei gemahlen wird, überzogen, darauf langsam getrocknet, und, wenn dieß geschehen, in einem Muffelofen weißglühend gemacht, wodurch das Email aufschmilzt. Die Bemalung oder Vergoldung geschieht, wenn das Grundemail aufgeschmolzen und die Kacheln wieder erkaltet sind, mit in Oel aufgelösten Porzellanfarben oder Gold, und werden dann diese Farben durch Glühen der Kacheln wieder aufgeschmolzen. Nach metallenen Modellen wird eine Kachel nicht mehr wie 2 1/2 bis 2 3/4 Pfd. wiegen, wodurch ein Ofen, selbst weiß emaillirt, nicht höher wie ein irdener zu stehen kommt. Diese Kacheln sind so construirt, daß die am Rande derselben befindlichen Leisten den Lehmverstrich zwischen zwei Kacheln verdecken, und die Hohlkehlen der Sestenwände dienen dazu, den zur Verbindung nöthigen Lehm festzuhalten. Ueberdieß können die Kacheln mit eisernen Klammern zusammengefügt werden, was einem Ofen eine unverwüstliche Dauer geben würde. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1863 S. 221.) Cementiren des Eisens. Für Verbesserungen beim Cementiren des Eisens ist dem Hrn. Lamiable zu Paris ein Patent ertheilt; der Patentträger bringt Brucheisenstücke in ein mit Sägespänen gefülltes plattes eisernes Gefäß, welches mit Thon lutirt ist, und erhitzt dasselbe mäßig länger oder kürzer, je nach der Stärke der angewandten Stücke. Der erhaltene Stahl wird in einem verschlossenen eisernen Tiegel unter einer Decke frischer Sägespäne geschmolzen und je nach den Umständen in erhitzte eiserne Formen gegossen. (Mining and smelting Magazine, t. III. p. 173.) Anfertigung gezogener Kupferröhren. In der Fabrik zu Morrisonia, New-York, V. St., werden die zur Anfertigung der Kupferröhren ohne Löthfuge erforderlichen gegossenen Rohre in senkrecht stehenden Formen gegossen, welche mit einer Geschwindigkeit von 2000 Umdrehungen per Minute sich um ihre Achse drehen. Das eingegossene Kupfer legt sich in einer gleichmäßigen, blasenfreien Schicht an die Wandungen der Form und bildet so eine gleichmäßige dickwandige Röhre, die nun zwischen Walzen und über einem Dorne zur nöthigen Länge ausgezogen wird. (Mechanics' Magazine.) Leichte Darstellung des Kupferamalgams, nach Joseph Gulielmo. Da dieses Präparat eine mannichfache Verwendung zuläßt, so dürfte es Manchem nicht unerwünscht seyn, in Nachstehendem eine Darstellung desselben zu finden, welche am schnellsten und leichtesten zu einem Resultate führt, das allen Anforderungen entspricht. Dieselbe gründet sich auf die Thatsache, daß Körper, welche sich unter gewöhnlichen Umständen langsam oder schwierig mit einander verbinden, im Moment ihres Freiwerdens aus einer anderen Verbindung oft mit großer Begierde sich vereinigen. Bringt man schwefelsaures Kupferoxyd, Eisen und Quecksilber mit einander in Berührung, so veranlaßt das Eisen die Ausscheidung des Kupfers im metallischen Zustande, welches bei gleichzeitiger Anwesenheit von metallischem Quecksilber mit diesem zu Kupferamalgam zusammen tritt. Als das passendste Verhältniß zur Darstellung dieses Amalgams hat der Verfasser gefunden: 4 1/2 Theile gepulverter Kupfervitriol, 3 1/2 Th. Quecksilber und 1 Th. Eisen (sogenannte limatura ferri); sie werden in einer porzellanenen Reibschale mit 12 Theilen Wasser van circa 50 bis 60° R. übergossen und so lange unter beständigem Umrühren der gegenseitigen Einwirkung überlassen, bis die überstehende Flüssigkeit eine gelblichgrüne Farbe angenommen hat, was schon nach wenigen Minuten eintritt. Hierauf wird das gebildete Amalgam durch Abschlämmen von den anhängenden unverbundenen Eisen- und Kupfertheilen, und zwar unter beständigem Umrühren mit dem Pistill, befreit. Sollte das Amalgam zu weich seyn, so kann es durch Abpressen des Quecksilbers zu jedem Grade der Consistenz gebracht werden. Auf ähnliche Weise wie dieses Kupferamalgam lassen sich auch noch andere, sonst schwierig darstellbare Amalgame bereiten. So gibt z.B. schwefelsaures Eisenoxydul, metallisches Zink und Quecksilber, auf obige Art behandelt, Eisenamalgam. (Wittstein's Vierteljahrsschrift für praktische Pharmacie, Bd. XII S. 219.) Ueber das Thallium. William Crookes hat in der Sitzung der Royal Institution am 27. März 1863 einen Vortrag mit Experimenten über das neue Metall Thallium gehalten, in welchem er die Geschichte seiner Entdeckung und seine Eigenschaften darlegte und daraus Schlüsse auf seine Anwendbarkeit zog. Es kommt in nicht unbeträchtlicher Menge in Schwefelkiesen vor und läßt sich bei der Schwefelsäure-Erzeugung aus Schwefelkiesen gewinnen, indem man es aus den Dämpfen auf dem Wege in die Bleikammern mit dem Arsenik und Quecksilber ausscheiden kann. Wohl sind in der Tonne (20 Zollcentner) nur 10 engl. Unzen (16 2/10 Wiener Loth) Thallium enthalten; da aber in mancher Schwefelsäurefabrik 8 bis 10 Tonnen Kiese täglich verarbeitet werden, so läßt sich das Thallium leicht auch centnerweise gewinnen. Das Thallium gehört zu den schweren Metallen, denn es hat ein specifisches Gewicht von 11,9, ist also etwas schwerer als Blei, mit dem es auch die Weichheit und Dehnbarkeit, aber geringe Ziehbarkeit zu Draht gemein hat. Es ist weiß und hat vollkommenen Metallglanz. Es färbt auf Papier, als Griffel gebraucht, wie Blei, aber mit einer gelblichen Farbe ab. Seiner magnetischen Eigenschaft nach steht es dem Wismuth am nächsten. Die Frage endlich: Wozu ist das Thallium zu verwenden? beantwortet Crookes dahin, daß es im reinen Zustande wenig Verwendbarkeit finden wird, weil es dem atmosphärischen Einfluß zu sehr unterliegt. Es schmilzt bei 288° Cels., verdampft bei der Rothglühhitze und überzieht sich an der atmosphärischen Luft bald mit einer gelben Oxydhaut; allein zur Legirung anderer Metalle wird es nützliche Verwendung finden und in der Pyrotechnik wird es zu grünen Färbungen bald ein gesuchter Artikel werden. (Die neuesten Erfindungen.) Ueber das verbesserte Telephon. In der am 4. Juli abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. zeigte das Mitglied dieses Vereins, Hr. Ph. Reis aus Friedrichsdorf bei Homburg vor der Höhe, einige seiner verbesserten Telephone (Vorrichtungen zur Reproduction von Tönen auf beliebige Entfernungen durch den galvanischen Strom) vor. Es sind jetzt 2 Jahre, seitdem Hr. Reis seine Apparate zuerst der Oeffentlichkeit übergab;Man s. polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 185. und waren auch damals schon die Leistungen derselben in ihrer einfachen, kunstlosen Form staunenerregend, so hatten sie doch noch den großen Mangel, daß das Experimentiren mit denselben nur dem Erfinder selbst möglich war. Die in der oben erwähnten Sitzung vorgezeigten Instrumente erinnerten kaum noch an die früheren. Hr. Reis hat sich bemüht, denselben eine auch dem Auge gefällige Form zu geben, so daß sie jetzt in jedem physikalischen Cabinet einen Platz würdig ausfüllen werden. Diese neuen Apparate können nun auch von Jedermann mit Leichtigkeit gehandhabt werden und gehen mit großer Sicherheit. Die in einer Entfernung von circa 300 Fuß ziemlich leise gesungenen Melodien wurden durch das aufgestellte Instrument viel deutlicher als früher wiedergegeben. Besonders scharf reproducirte sich die Tonleiter. Selbst Worte konnten sich die Experimentatoren mittheilen, freilich allerdings nur solche, die schon oft von denselben gehört worden waren. Damit nun auch Andere, weniger Geübte, sich durch den Apparat selbst verständigen können, hat der Erfinder an der Seite desselben eine kleine, nach seiner Erläuterung vollständig ausreichende Vorrichtung angebracht, deren Mittheilungsgeschwindigkeit zwar nicht so groß als die der neueren Telegraphen, welche aber ganz sicher wirkt und keine besondere Fertigkeit des damit Experimentirenden voraussetzt. Die Herren Physiker von Fach wollen wir darauf aufmerksam machen, daß der Erfinder diese interessanten Apparate jetzt unter seiner Aufsicht zum Verkauf anfertigen läßt (die wichtigen Theile macht er selbst) und daß dieselben von ihm direct oder durch Vermittlung des Hrn. Mechanicus Wilh. Albert in Frankfurt a. M. in zwei, nur in der äußeren Ausstattung von einander verschiedenen Qualitäten zu 14 und 21 fl. zu beziehen sind. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1863, Nr. 15.) Conservirung des Eises. Die Section für Baugewerbe des nieder-österreichischen Gewerbevereins hat durch ihren Secretär Hrn. Inspektor J. B. Salzmann ein Mittel bekannt gegeben, Eis Jahre lang aufzubewahren. In einer einfachen Breterhütte hatte man Eis eingelegt, und nach einem vollen Jahre, nämlich vom Jahre 1861 bis Ende 1862, stand das Eis bei einer Menge von 27 Kubikklaftern nicht mehr als 6–7 Zoll von den Wänden ab; der Besitzer dieser Hütte hat demzufolge nicht nöthig, heuer frisches Eis für theures Geld einzulagern. Diese Hütte steht frei, ist also ganz den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Sie besteht aus vierfachen Breterwänden, welche je 6 Zoll von einander entfernt sind und das Eis umgeben. Von den drei leeren Zwischenräumen dieser Breterwände ist der erste innere Raum mit Asche und der dritte mit Sägespänen ausgefüllt. Der zweite mittlere Raum bleibt leer. Ebenso ist das Eis mit diesen drei Schichten bedeckt, auf welchen ein einfaches Breterdach ruht. Das ganze Häuschen steht bloß zwei Schuh tief in der Erde; der Boden ist mit Ziegeln gepflastert und hat einen Fall, an dessen Ende ein luftdicht eingesetztes Rohr in ein mit Wasser gefülltes Faß einmündet (damit der Zugang der äußeren atmosphärischen Luft nach dem inneren Raum nicht möglich sey), in welches das auf einem Roste liegende Eis abtropft. Die Erbauung einer solchen einfachen Eishütte mit zwei Vorkellern kommt höchstens auf 250 bis 300 fl. zu stehen. Diese so praktisch bewährte Einrichtung kann demnach sehr empfohlen werden. (Verhandlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1863 S. 218.) Stärke aus Pancratium maritimum. Nach Armengaud's Génie industriel, Juni 1863, S. 306 hat der Italiener Giordano de Philippe entdeckt, daß die gemeine Trichterglitze, welche überall am Ufer des Mittelmeeres in großer Menge wächst, zur Darstellung von Stärkmehl verwendet werden kann, welches der Kartoffelstärke gleichkommt. Man würde so eine Pflanze für die Industrie benützen können, welche bisher ohne Werth war, und zwar mit Hülfe der bei der Kartoffelstärkefabrication gebräuchlichen Mittel. Hr. Giordano hat bei einem Fabricationsversuch sehr gute Resultate erlangt. Die Auslieferung betrug je nach der Jahreszeit 8–12 Procent der Knollen. Man kann die Pflanze vom Mai bis August verarbeiten, und die Knollen auch in ihrer besten Zeit ernten und dann zur allmählichen Benützung aufbewahren. Auch zur Darstellung von Dextrin etc. ist diese Stärke schon mit bestem Erfolg benützt worden. Entfernung der Stockflecken in Glacéhandschuhen, nach A. Brüggemann. Man gibt in eine möglichst luftdichte Büchse je nach Bedarf etwas Hischhornsalz; darüber werden die fleckigen Handschuhe möglichst locker gelegt, so daß der Dunst überall hinziehen kann, worauf man die Büchse wieder verschließt. Nach 1 bis 2 Tagen, schon nach mehreren Stunden (wenn die Stockflecken noch nicht zu tief eingedrungen) sind sämmtliche Flecken entfernt, ohne daß die Handschuhe ihre Façon verloren haben und ohne sonstigen Nachtheil der Farbe und des Leders. Auf diese Weise sind nach und nach durch das Hirschhornsalz Massen von Handschuhen zu entflecken. Ein Einhängen in luftdichte Abortsröhren wirkt ebenfalls, jedoch bedeutend langsamer. (Artus' Vierteljahrsschrift.) Thierblase dauerhaft zu machen. Um Thierblase dauerhaft zu machen, taucht man sie, nach der Schweizer Wochenschrift für Pharmacie, zuerst in warmes Wasser, trocknet sie und reibt sie zuletzt mit Glycerin ein. Eine solche Blase soll sich sehr lange zum Gläserverschluß benutzen lassen und immer schmiegsam und elastisch bleiben.