Titel: Anwendung des Sterrometalls statt der gewöhnlichen Geschützbronze.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XIII., S. 39
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XIII. Anwendung des Sterrometalls statt der gewöhnlichen Geschützbronze. Aus der Chemical News vom 14. Februar 1863. Ueber die Anwendung des Sterrometalls statt der gewöhnlichen Geschützbronze. Die neue Legirung, welche wegen ihrer bedeutenden Härte und Festigkeit den Namen Sterrometall erhalten hat und von der Metallwaaren-Fabrik der Gebrüder Rosthorn in Oed bei Wien fabricirt wird, besteht aus Kupfer, Zink, Eisen und Zinn. Sie hat ein sehr dichtes Korn, ist nicht porös und besitzt eine der Bronze ähnliche Farbe; wegen ihrer großen Härte nimmt sie auch eine schöne Politur an. Bereits haben mehrere ausgezeichnete Mechaniker in Wien sie zur Anfertigung der Cylinder von hydraulischen Pressen angewandt und vortreffliche Resultate erhalten. Diese Legirung wurde im polytechnischen Institut und im kaiserl. Arsenal zu Wien einer genauen Prüfung unterworfen; die Analyse derselben ergab: Im polytechnischen Institutuntersuchte Legirung. Im Arsenaluntersuchte Legirung. Kupfer 55,04 57,63 Zink 42,36 40,22 Eisen   1,77   1,86 Zinn   0,83   0,15 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                 100,00 99,86 Die im polytechnischen Institut vorgenommene Prüfung der Legirung auf ihre absolute Festigkeit ergab folgende Resultate per engl. Quadratzoll (6,45 Quadratcentimeter): ein durch bloßes Schmelzen erhaltener Stab trug, ohne zu zerreißen, ein Gewicht von 27 Tonnen, also 41,86 Kilogr. per Quadratmillimeter. Bei der Rothglühhitze geschmiedet, zerriß er unter einer Belastung von 34 Tonnen (52,70 Kilogr. per Quadratmillimeter). Für die im Arsenal geprüfte Legirung erhielt man unter analogen Umständen die Ziffern 28,32 und 37 Tonnen (43,40 Kil.; 49,60 Kil. und 57,35 Kil. per Quadratmillimeter). Die Dichtigkeit der Legirung ist beiläufig 8,37, wenn sie warm geschmiedet wurde. Diese Resultate sind höchst auffallend, wenn man sie mit denjenigen vergleicht, welche das Schmiedeeisen und der Stahl bester Qualität geben. Nach Hrn. Anderson, Inspector des Arsenals zu Woolwich, beträgt nämlich die absolute Festigkeit des Schmiedeeisens nur 26 Tonnen per Quadratzoll (40,3 Kil. per Quadratmillimeter) und diejenige des Stahls 35 Tonnen (54,25 Kil.). Die Elasticität des Sterrometalls ist ebenfalls sehr groß; es läßt sich ohne bleibende Verlängerung um 1/600 seiner Länge strecken, Geschützbronze aber nur um 1/1590 und Schmiedeeisen um 1/1500. Hiernach kann man sich über die Behauptung nicht wundern, daß eine Röhre aus dieser neuen LegirungEin Correspondent der Times bemerkt, daß nach einer alten Erfahrung der Messinggießer ein Stück Weißblech, welches nach dem Schmelzen des Messings oder der Kanonenbronze in den Tiegel gebracht wird, eine Legirung von viel größerer Festigkeit und Härte erzeugt. Die Kanonenbronze insbesondere, welche außer dem Kupfer beiläufig 12 Proc. Zinn und eine sehr geringe Menge Blei enthält, wird, wenn man sie auf diese Weise mit Eisen legirt – was durch die verzinnte Oberfläche des Eisenblechs sehr erleichtert wird – sehr dicht und steif. – Im J. 1779 (10. December, Nr. 1240) erhielt in England James Keir ein Patent auf eine Metalllegirung, welche sowohl im rothwarmen als kalten Zustande schmiedbar ist und sich insbesondere zur Anfertigung von Nägeln, Bolzen und Beschlag für Schiffe empfiehlt. Seine Legirung wird durch Vereinigung von 100 Pfd. Kupfer, 75 Zink und 10 Eisen dargestellt, und besteht daher in Procenten nahezu aus 54 Kupfer, 40,5 Zink und 5,5 Eisen. (Practical Mechanic's Journal, Mai 1863, S. 52.) einem Druck von 763 Atmosphären widerstand, während eine Röhre aus Schmiedeeisen von ähnlicher Größe und Gestalt unter einem Druck von 267 Atmosphären nachgab. (Wir verweisen übrigens auf den Bericht des Hrn. Oberst de Paradis über das Aichmetall und Sterrometall, welcher aus den „Verhandlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins“ im Jahrgang 1861 des polytechn. Journals, Bd. CLX S. 35, mitgetheilt wurde. Die Redaction.)