Titel: Ueber einen Ziegelofen für Braunkohlen-Feuerung; von Professor J. Manger.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XXX., S. 99
Download: XML
XXX. Ueber einen Ziegelofen für Braunkohlen-Feuerung; von Professor J. Manger. Aus den preußischen Annalen der Landwirthschaft, Juli 1863, S. 30. Mit Abbildungen auf Tab. II. Manger, über einen Ziegelofen für Braunkohlen-Feuerung. Auf dem Rittergute Harnekopp des Herrn Grafen v. Häseler, Landrath des Kreises Ober-Barnim, ist durch den Raths-Maurermeister Hilke in Freienwalde nach dessen eigener Construction ein Ziegelofen für Braunkohlen im vergangenen Jahre erbaut worden, welcher gemäß einer mir gewordenen Mittheilung des Herrn Grafen sich in so fern als praktisch und gut gezeigt hat, als der Ziegler, welcher zuvor gegen die Braunkohlen-Feuerung war, sich nicht allein in die Behandlung sehr schnell gefunden, sondern auch schon nach dem zweiten Brande seine frühere Ansicht geändert hat und gegenwärtig sehr für diese Feuerungsart eingenommen ist. Der in Fig. 57 abgebildete Ofen hat eine Herdfläche von 19 Fuß 1 Zoll Länge, 11 Fuß Breite, eine lichte Höhe von 16 Fuß bis zum Scheitel des halbkreisförmigen Deckgewölbes, enthält vier Schürgassen und unterscheidet sich von den gewöhnlichen mit Rosten versehenen Oefen darin, daß nicht jeder Rost einen für sich bestehenden Aschenfall hat, vielmehr unter dem ganzen Herde ein freies Gewölbe liegt, welches einen gemeinsamen Aschenfall bildet, indem es durch Schlitze unterbrochen ist, in denen die aus eisernen Stäben bestehenden Roste liegen. Die Zuströmung der atmosphärischen Luft in dieses, meist unterirdisch liegende Gewölbe geschieht einerseits durch 4 Mauer-Oeffnungen, welche unter den Schürlöchern liegen, andererseits durch eine Thüröffnung in dem Fundament der einen Giebelwand, durch welche letztere zugleich das Ausfahren der Asche erfolgt. Durch diese veränderte Anordnung ist eine geregelte Vertheilung der zum Feuer gelangenden Luft bewirkt, indem bei getrennten Aschenfällen in der Regel die Luft zunächst den Schürlöchern am kräftigsten dem Feuer zugeht, dadurch dasselbe in lebhafterem Brande als am Ende der Schüren erhält und also auch die vorderen Ziegel früher gar gebrannt oder wohl gar geschmolzen werden, bevor die letzten Ziegel den nöthigen Hitzegrad erhalten haben. Hieraus ist es auch erklärlich, daß dieser Ofen, wie Hr. Graf v. Häseler selbst bekundet, gar keinen Ausschuß gibt, was, insbesondere bei der Feuerung mit Steinkohlen – denn auch für diese Feuerungsart gewährt der durchgehende Rost gleiche Vortheile – den Betrieb nicht selten ansehnlich benachtheiligt. Der Ofen faßt 33000 Stück Mauerziegel und gibt nach dem Brande 18000 Stück Klinker mit rothbrauner Farbe, 13000 Stück blasse Ziegel und 2000 Stück Bruch aus. Werden Dachziegel miteingesetzt, so faßt der Ofen 16000 davon, außerdem 19000 Stück Mauerziegel. Zur Anfeuerung wird 1 Klafter Kiefernholz, zum Abbrennen werden 3 Klaftern Holz und 200 Tonnen Braunkohlen verbraucht. Dieß gibt, den Bruch außer Rechnung gelassen, auf 1000 Stück Mauerziegel im Durchschnitt 4/31, oder nahe 1/8 Klafter Holz und beinahe 6 1/2 Tonnen Braunkohlen. Rechnet man für den Holzbrand den Bedarf auf 1000 Stück Mauerziegel mit 5/7 bis 3/4 Klaftern, so wird hier 1 Klafter Holz im Mittel durch 11 1/2 Tonnen Braunkohlen ersetzt. Diese hier verwendeten Kohlen werden aus der Grube Herzhorn geholt und in dem Zustande benutzt wie sie die Grube fördert. Sie können in diesem Zustande nur als Staubkohle bezeichnet werden. Die Ziegelerde, welche jenen Brennstoff-Bedarf erfordert, gehört in die Classe der strengen Lehme; der Brand währt bei anhaltender Feuerung 10 bis 11 Tage.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    II
Tab. II