Titel: | Ueber eine neue Art von Querschwellen aus gezogenem Eisen zum Legen der Eisenbahngeleise; von A. Demanet, Oberstlieutenant im belgischen Ingenieurcorps. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XLV., S. 161 |
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XLV.
Ueber eine neue Art von Querschwellen aus
gezogenem Eisen zum Legen der Eisenbahngeleise; von A. Demanet, Oberstlieutenant im belgischen
Ingenieurcorps.
Aus den Annales du Génie civil, Juli 1863, S.
181.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Demanet, über eine neue Art von Querschwellen für
Eisenbahngeleise.
Jedermann ist es heutzutage bekannt, wie drückend die Kosten für periodische
Erneuerung der hölzernen Querschwellen, welche die Schienengeleise tragen, auf die
Unternehmungen der Eisenbahngesellschaften wirken; man wird sich keines zu starken
Ausdruckes bedienen, wenn man sagt, daß sie ein „wahrer
Krebsschaden“ für die Eisenbahnen sind.
Ungeachtet der zahlreichen und verschiedenartigen Versuche, welche angestellt wurden,
um, wenn auch nicht die Unvergänglichkeit des Holzes, so doch wenigstens eine
Verlängerung seines Bestandes zu erreichen, hat man bis jetzt noch keinesweges
Gewißheit darüber, ob man im Stande ist, die Schwellen länger als zehn Jahre in
einem so guten Zustande zu erhalten, daß dadurch die vollkommene Solidität des
Geleises gewährleistet wird.
Es läßt sich in der That eher das Gegentheil behaupten, denn es ist factisch, daß bei
den Querschwellen, welche in mehr oder weniger kurzer Zeit unbrauchbar geworden
sind, nicht nur das holzige Gewebe verfault war, sondern daß auch in Folge dessen
die Fasern an den Stellen, wo die Schienen entweder direct, wie die
Vignoles-Schienen, oder mittelst Stühlen, wie bei dem alten Geleise,
auflagen, zerquetscht waren. Das fortwährend zunehmende Gewicht der Maschinen und
Transportwagen trägt in letzterer Hinsicht täglich mehr zur Zerstörung der Schwellen
bei, und es kann überhaupt nur dadurch eine Abhülfe dafür geschaffen werden, daß es
gelingt, das Faulen derselben vollständig zu verhindern.
Es ist daher begreiflich, daß die von verschiedenen Seiten angestellten Versuche zur
Beseitigung dieser unaufhörlichen Veranlassung der Zerstörung und des Aufwandes
darauf ausgehen müssen, die hölzernen Unterlagen durch andere zu ersetzen, die
haltbarer sind und einen größeren Widerstand leisten.
Von diesen Versuchen wollen wir erwähnen: erstens diejenigen, welche die
Wiederanwendung der steinernen Würfel empfahlen, auf welche die Geleise bei dem
Beginne des Eisenbahnbaues gelegt wurden; dann jene mit sehr verschiedenartig
geformten Unterlagen, sowohl von Schmiedeeisen als von Gußeisen, welche die
hölzernen ersetzen sollten; sowie das Geleise Barlow mit
allen seinen Modificationen und unter diesen die Brückenschienen etc.
Keines von diesen Systemen hat sich indessen eine solche Anerkennung verschafft, daß
es einzig und allein in Gebrauch gekommen wäre, theils weil sie sehr kostspielig
sind und doch keinen merklichen Vortheil vor den gegenwärtig im Gebrauche
befindlichen gewähren, theils weil ihre Anwendung wieder andere, mehr oder weniger
große Nachtheile im Gefolge hat.
Diese Versuche werden noch immer fortgesetzt und einer von den neuesten scheint alle
Aussicht zu einem glücklichen Gelingen zu haben, weßhalb ich es für zweckmäßig
halte, hier etwas über denselben mitzutheilen.
Das ihm zu Grunde gelegte System ist seit länger als einem Jahre auf 300 bis 400
Meter einer in der Umgegend von Charleroi angelegten Eisenbahn angewendet worden,
welche eines von den großen Steinkohlenbergwerken der Actien-Gesellschaft in
Couillet mit den großen Eisenhütten an letzterem Orte
in Verbindung setzt. Diese Eisenbahn hat Steigungen von mehr als 1 : 100, Curven von
weniger als 300 Meter Radius und der Versuch fand gerade an einer für das Geleise
sehr ungünstigen Stelle statt. Dieselbe wird nämlich unaufhörlich von schweren
Kohlenzügen befahren, welche durch Maschinen mit vier gekuppelten Rädern und von 20
Tonnen Gewicht fortgezogen werden, wovon 4 Tonnen durch die Vorderachse und 9 Tonnen
durch die Hinterachse auf die Schienen übertragen werden. Trotz dieser ungünstigen
Verhältnisse hat sich die Strecke, bei welcher der Oberbau mit solchen
Probeschwellen hergestellt war, bis jetzt so gut erhalten, daß gar nichts zu
wünschen übrig bleibt.
Dieses schon wegen seiner großen Einfachheit bemerkenswerthe System besteht in
Folgendem:
Im Ganzen betrachtet, bietet dasselbe durchaus nichts Eigenthümliches dar. Es sind
Vignoles-Schienen von 37 Kilogr. Schwere per
Meter, welche auf Querschwellen ruhen und durch Bolzen befestigt werden; der Abstand
der Schwellen wird nach den gewöhnlichen Regeln bestimmt und beträgt im vorliegenden
Falle von Mitte zu Mitte 1,033 Meter. Das Neue besteht nur in den Querschwellen
selbst, die folgendermaßen construirt sind.
Dieselben werden ganz aus gezogenem Eisen von der Form eines doppelten T hergestellt und flach aufgelegt, wie aus der Abbildung
(Fig. 21
bis 23)
hervorgeht, in welche auch alle Abmessungen eingeschrieben sind.
Eine solche Schwelle wiegt 46 Kilogramme und kann von der Eisenhütte zu Couillet für 7. Fr. 50 Cent. ohne Transportkosten
geliefert werden.
An der Stelle wo die Schiene aufliegt, hat die Schwelle zwei Löcher, durch welche
zwei Bolzen gesteckt werden, die zur Befestigung der Schienen auf die Schwellen
dienen. Die zu einem laufenden Meter Geleis nöthigen vier Bolzen wiegen zusammen
1,06 Kilogr.
Die Schiene liegt nicht unmittelbar auf dem Eisen auf, sondern zwischen die Schwelle
und den Schienenfuß wird ein Stück von einer eichenen Bohle als Unterlage eingelegt,
womit man einen doppelten Zweck erreichen will, nämlich einmal, daß das Geleise
nicht zu hart, sondern genügend elastisch ist, und zweitens, daß die Schraubenbolzen
gehörig angezogen werden können.
Die Bettung des Geleises ist in der gewöhnlichen Weise hergestellt.
Die doppelte T-Form der Schwelle ist zur
Erreichung des Zweckes den man im Auge hat, sehr geeignet. Einerseits gestattet sie,
mit einer geringen Eisenmasse der Schwelle eine genügende Steifigkeit zu geben,
andererseits wird durch die vorspringenden Ränder des doppelten T-Eisens eine feste Lage der Querschwellen in der
Bettung erreicht und ein Verschieben der hölzernen Unterlagen in der Längenrichtung
des Geleises vermieden.
Ich glaube mich auf diese wenigen Bemerkungen beschränken zu können, indem ich den
Ingenieuren eine vorurtheilsfreie Würdigung des Systems überlasse, die ihnen nach
den hier mitgetheilten Anhaltepunkten möglich seyn wird.
Ich will nur noch hinzufügen, daß ein solches System, wenn es in ausgedehnter Weise
Anwendung fände, nicht allein in sehr vielen Fällen eine merkliche Ersparniß an
Anlage- und Erneuerungskosten, sondern auch an eigentlichen
Unterhaltungskosten gewähren dürfte.
Ich habe gewiß nicht nöthig, diejenigen, welche mit derartigen Arbeiten vertraut
sind, erst daran erinnern zu müssen, daß die periodischen Erneuerungen der
Schwellen, selbst auf kleine Strecken und nach einander ausgeführt, immer ein
Herausnehmen des Geleises auf eine mehr oder weniger große Entfernung und ein
Umarbeiten der Bettung erfordern, welche letztere bei den kleinen Abständen der
Schwellen von einander dadurch ihre feste Lage verliert, die sie durch das
allmähliche Sichineinandersetzen des Schotters erlangt hat, und wenn das Geleise auf der
gelockerten Bettung frisch gelegt wird, zum großen Nachtheile desselben nur nach
längerer Zeit erst wieder erlangen kann.
Es scheint nicht zweifelhaft zu seyn, daß ein großer Theil der Unterhaltungskosten
wegfallen oder doch wenigstens beträchtlich vermindert werden würde, wenn man,
nachdem das Geleise einmal gelegt ist und sich consolidirt hat, auf unbestimmte Zeit
den Theil unberührt lassen könnte, welcher die Unterlage oder das Fundament bildet,
nämlich die Bettung mit den Schwellen, während bei den gegenwärtig im Gebrauche
befindlichen Systemen leider gerade das Gegentheil hiervon stattfindet.
Schließlich sey noch bemerkt, daß durch die Anwendung von Querschwellen nach dem hier
beschriebenen Systeme ein Nachtheil des Geleises aus Vignoles-Schienen
verschwinden würde, welcher sich jetzt vielfach herausgestellt hat und welcher immer
mehr dazu drängt, diese Schienen trotz der verschiedenen Vortheile die sie bieten
wieder aufzugeben; derselbe besteht in der Schwierigkeit, die Schienen auf mehr oder
weniger verfaulten oder zerquetschten Schwellen, namentlich auf den Curven, gerade
an der Stelle befestigen zu können, wo sie aufliegen müssen.