Titel: | Ueber die Fabrication des Sulfats (schwefelsauren Natrons) und der Salzsäure; von Dr. C. Schrader, Chemiker und Techniker. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LVI., S. 183 |
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LVI.
Ueber die Fabrication des Sulfats (schwefelsauren
Natrons) und der Salzsäure; von Dr. C.
Schrader, Chemiker und Techniker.
Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd.
VI S. 435.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Schrader, über die Fabrication des Sulfats und der
Salzsäure.
Bei der fortschreitenden Entwickelung der Sodafabrication wurde bald erkannt, daß ein
Hauptmoment derselben in der Darstellung eines möglichst reinen, d.h.
kochsalz- und säurefreien Sulfats liegt. Die scheinbar so einfache
Ueberführung des Kochsalzes in Glaubersalz bot im Großen insofern Schwierigkeiten,
als neben einer möglichst vollkommenen Zersetzung des Kochsalzes die Condensation
der hierbei auftretenden Salzsäure zu berücksichtigen ist. Eine Reihe praktischer
Erfahrungen und Constructionen führte daher erst zu der Vollkommenheit der Apparate
und der Sicherheit in Leitung der Operation, deren sich die Fabrication zur Zeit
erfreut.
Einer der Hauptgrundsätze, welcher bei den Constructionen von
Sulfatöfen vorhanden war, lag in der Thatsache, daß die Mischung der
Schwefelsäure und des Kochsalzes behufs einer vollkommenen Einwirkung der Stoffe auf
einander, allmählich einer immer intensiver werdenden Wärme ausgesetzt werden muß.
Unterläßt man diese Vorsicht, so erhält man aus gleich anzuführenden Gründen stets
ein sehr kochsalzhaltiges Product, welches, wenn die Mischung zuvörderst in einer
eisernen Mischungsschale gemacht ist, auch noch durch ansehnliche Mengen Eisenoxyd
verunreinigt seyn kann. Findet nämlich in der Mischungsschale eine hohe Temperatur
statt, so werden Theile des Kochsalzes der Einwirkung der Schwefelsäure dadurch
entzogen, daß diese sofort mit einer Kruste von gebildetem schwefelsauren Natron
überzogen werden. Die hierdurch überschüssig gewordene Schwefelsäure wirkt auf das
Eisen der Mischungsschale, es bildet sich zunächst schwefelsaures Eisenoxydul, und
dieses kann nun je nach der weiteren Leitung des Processes in folgender Weise auf
die Verunreinigung des Sulfates und der als Nebenproduct auftretenden Salzsäure
influiren.
Besitzt die Mischungsschale eine genügend hohe Temperatur, so kann das gebildete
schwefelsaure Eisenoxydul schon in derselben in der Art zersetzt werden, daß es in
Eisenoxyd, schweflige Säure und Schwefelsäure zerfällt. Jedenfalls wird dasselbe bei
der späteren Bearbeitung der Massen behufs ihrer Calcination mit dem noch
vorhandenen Kochsalz einer Hitze ausgesetzt, durch welche das schwefelsaure
Eisenoxydul ebenfalls in Eisenoxyd übergeführt wird; es wird diese Substanz hierbei
zugleich zum Motor des alsdann in der Salzsäure sich findenden Chlors. Die durch
Eisenoxyd roth gefärbten Sulfate sind daher stets sehr kochsalzhaltig und in Folge
des Gehalts an diesem Körper im Ofen geschmolzen. Der Verf. fand so unter anderem in
einem derartigen durch Eisenoxyd roth gefärbten Stück geschmolzen gewesenen Sulfats
über 12,5 Proc. Kochsalz, während die ungefärbten Stücke derselben Mischung nur 2,5
Proc. Chlornatrium enthielten.
Wie schon aus dem Vorstehenden hervorgeht, wird durchaus nicht behauptet, daß jedes
sehr kochsalzhaltige Sulfat auch eisenoxydhaltig seyn muß, da ja selbst bei der
nothwendigen Temperatur-Regulirung des Ofens durch andere Umstände, wie eine
fehlerhafte Mischung etc., ein großer Kochsalzgehalt im Sulfat bedingt werden
kann.
Zur Vermeidung des erwähnten Uebelstandes sind daher die neueren Sulfatöfen der Art
construirt, daß die Zersetzung des Kochsalzes in denselben gleichsam in drei
Operationen so geschieht, daß stets kochsalzärmere Massen einer zunehmend höheren
Temperatur ausgesetzt werden.
Obgleich nun diese Oefen durch mannichfache Skizzen wenigstens theilweise bekannt
sind, so sey es dennoch gestattet, in Hinweis auf die weitere Discussion derselben
mit einigen Worten zu gedenken.
Ein nach dem genannten Princip eingerichteter, hier und da noch üblicher Ofen ist aus
Fig. 33
und 34 der
betreffenden Abbildungen im verticalen Längen- und Querdurchschnitt zu
ersehen.
An dem Flammofen A befindet sich die in einem gewölbten
Raume B vorhandene Zersetzungsschale b, welche gewöhnlich aus Gußeisen und nur dann aus Blei
gefertigt wird, wenn ein völlig eisenfreies Sulfat für die Glasfabrication erzielt
werden soll. Die Feuerung befindet sich auf dem Rost c:
die Feuerluft streicht über das Pflaster des Ofens a,
theilt sich am Ende
desselben und fällt in den Canal i. In diesem kann das
Feuer nun der Art geleitet werden, daß es entweder die Zersetzungsschale gar nicht
berührt und durch den Canal k nach dem zum Schornstein
führenden Canal h geleitet wird, die Schale b sich also gleichsam in einem Luftbade befindet, oder
es kann auch theilweise durch g, g nach h geleitet werden.
Die zur Mischung nothwendigen Mengen von Kochsalz und Schwefelsäure werden in die
Schale b gleichzeitig eingebracht. Die durchgerührte
Masse bleibt solange in der Schale, bis sie breiig geworden, so daß sie sich leicht
nach dem ersten Theil des Calcinirofens f überschieben
läßt. Während dieser Zeit wird das Feuer derart geleitet, daß es durch den Canal k nach dem zum Schornstein führenden Canal h geht; während des Ueberschiebens öffnet man dann den
Schieber und läßt das Feuer theilweise durch g nach h ziehen.
Bevor nun die Portion aus der Zersetzungsschale nach dem Calcinirofen f gelangt, hat man Sorge getragen, die von der letzten
Arbeit herrührende Mischung von f nach e zu bringen, und hat zuvor die in e fertig gewordene Portion herausgezogen. Aus der Pfanne
in den ersten Calcinirraum gelangt, stellt das Sulfat eine feuchte zusammenbackende
Masse dar, welche in diesem Stadium nur noch wenig freie Schwefelsäure enthalten
darf. Sie wird hier gut durchgearbeitet und möglichst zerkleinert, um alsdann in der
Abtheilung e des Ofens die letzte Calcination zu
empfangen.
Es ist ersichtlich, daß bei dieser Anordnung des Ofens nur das aus der Schale b entweichende Salzsäuregas condensirbar ist, während
das aus dem Calcinirraum entweichende, welches gegen 1/3 der ganzen Menge beträgt,
durch den Schornstein entfernt wird.
Das hier besprochene System wird verschiedentlich modificirt angetroffen. So findet
man diese Oefen der Art gebaut, daß die Zersetzungsschale nicht hinter, sondern über
dem Calcinirbette sich befindet. Derartige Etagenöfen hatte der Verfasser
Gelegenheit zu Ringkuhl in Thätigkeit zu sehen. Auch trifft man, wenngleich sehr
selten, noch Oefen, bei denen die Zersetzungsschale ein eigenes Feuer hat; diese
Construction ist durchaus zu verwerfen.
Der bei dem vorstehend beschriebenen Ofen erwähnte Uebelstand des Verlustes eines
Theiles der erzielten Salzsäure, und der Schaden, welcher durch dieselbe in der
Umgegend derartiger Fabriken erzeugt wird, führte zu der Construction der
Muffelöfen. Dieselben wurden, soviel dem Verf. bekannt, zuerst von dem englischen
Ingenieur Gamth erbaut und fanden bald allgemeine
Verbreitung. In Belgien ist sogar ihre Anwendung geschlich festgestellt worden.S. Rapport de la comission d'enquête à.
Mr. le ministre de l'Intérieur, Bruxelles, 1856. Es unterscheiden sich diese Oefen von den angeführten dadurch, daß der
Calcinirraum von dem Feuer durch ein Gewölbe getrennt ist. Aus Fig. 35 und 36 ist ein
solcher Ofen zu ersehen.
Das Feuer wird von dem Roste c zwischen dem Gewölbe durch
den Canal z, z über den Calcinirraum geführt, theilt
sich am Ende desselben und fällt unter das Calcinirbett. Hier circulirt es in den
Zügen l und 2 und 3 und 4, um sich in dem Canal i zu vereinigen, und, wie in dem vorhergehenden Ofen,
durch den Canal k und g nach
dem zum Schornstein führenden Canal h zu gelangen. Die
im Calcinirbett entweichende Salzsäure wird durch den Abzug s nach den Condensatoren geleitet.
Auch diese Oefen findet man vielfältig in ihrer Ausführung modificirt. Der Verfasser
erwähnt hier eine der gebräuchlichsten; dieselbe ist aus Fig. 37 und 38
ersichtlich. Bei diesem Ofen läßt man das Feuer nicht unter dem Calcinirraum
circuliren, um es dann in i wieder zu vereinigen,
sondern man theilt das Feuer unter dem Calcinirraum durch sieben oder mehr Füchse
(Fig.
38), und läßt es dann nicht den Weg unter denselben wieder zurücklegen,
sondern vereinigt es durch die Canäle x, um es durch den
Canal i in der ganzen Länge des Ofens vorzuführen und so
abgekühlt die Zersetzungspfanne b umkreisen zu lassen.
Der chemischen Nachtheile dieses Ofens wird der Verf. weiter unten bei der Salzsäure
gedenken; was die Construction anbelangt, so hebt er die Unbequemlichkeit der
Reinigung der engen Züge im Canal r hervor und die des
Canals i, eines langen, tief liegenden, unter dem Ofen
sich hinziehenden Canals, der jedenfalls nicht zur Vereinfachung der Construction
beiträgt.
Was die Größe dieser Oefen anbelangt, so sind die dem Verfasser bekannten von
derartigen Dimensionen, daß in ihnen per Tag 50 Ctr.
Kochsalz zersetzt werden können. Diese Menge wird gewöhnlich in 10 Portionen à 5 Ctr., stellenweise auch in 8 Portionen à 6 Ctr., verarbeitet. Zur Zersetzung bedient man
sich einer Schwefelsäure von 60° B. Die Theorie erfordert auf 500
Chlornatrium 510,7 Schwefelsäure von 60° B. Da man nun in der Praxis nur ein
Kochsalz von 92–95 Proc. Chlornatrium zur Verarbeitung erhält und man
außerdem einen Ueberschuß von 2 bis 3 Procent Chlornatrium im fertigen Sulfat haben
muß (der Verfasser wird in einem späteren Artikel über die Fabrication der Soda hierauf
zurückkommen), so sind nach diesen Daten die Mischungsverhältnisse zu reguliren. Man
erzielt aus 100 Theilen Kochsalz à 95 Proc. 114
Theile Sulfat à 2 bis 3 Proc. NaCl. Theoretisch
werden aus 100 Th. Chlornatrium 121,5 Theile calcinirtes schwefelsaures Natron
erhalten.
Es sey hier noch erwähnt, daß viele Sodafabriken von den betreffenden Salinen
gezwungen werden, den von diesen erzeugten Pfannenstein zu verarbeiten. Derartige
Producte sind äußerst verschieden zusammengesetzt und enthalten meistentheils 84 bis
87 Proc. Chlornatrium. Behufs ihrer Zersetzung müssen dieselben indessen gemahlen
werden und verarbeiten sich in der Regel sehr schwer. Sie müssen daher nach Maßgabe
ihrer Beschaffenheit mit Kochsalz gemengt werden. Behufs der Sodafabrication sind
diese Sulfate von dem Nachtheil, daß man ein an Natron ärmeres Salz zum Verschmelzen
erhält.
Aufs engste mit der Fabrication des Sulfats ist die der Salzsäure verbunden. Diese
Säure hat in neuester Zeit neben den schon früher gebräuchlichen Verwendungen zur
Fabrication von zweifach-kohlensaurem Natron, Chlorkalk, chlorsaurem Kali
noch eine weitere Anwendung behufs der Extraction von Kupfererzen, in der Bleicherei
als Ersatz für die Schwefelsäure und zur Ueberführung des rechtsdrehenden Zuckers in
den linksdrehenden bei der Verarbeitung von Rübenmelassen auf Spiritus gefunden.
Eine der wichtigsten Consumtionen der Salzsäure ist indessen die in der
Runkelrübenzuckerfabrication, nachdem eine rationelle Behandlung der Knochenkohle
immermehr in dieser Fabrication Eingang gefunden hat. Man kann den
Salzsäureverbrauch einer gut geleiteten Rübenzuckerfabrik, die 180,000 Ctr. per Campagne verarbeitet, auf mindestens 400 bis 500
Ballons veranschlagen. Zu den hier angeführten Verwendungen der Salzsäure kommen
noch außer deren vielfältigem Gebrauch in der kleineren Industrie die ausgedehnte,
durch Dr. A. Rose eingeführte
und jetzt allgemein angenommene Benutzung derselben zur Darstellung von
Superphosphat.
Aus dem Vorangehenden ist leicht der Schluß zu ziehen, daß die sonst den Sodafabriken
zur Last fallende Salzsäure jetzt in den meisten Fällen wohl ein begehrter und gut
Absatz findender Artikel geworden ist.
Wenden wir uns jetzt zur Fabrication der Salzsäure und zur
Beschreibung der hierbei gebräuchlichen Apparate.
Das Princip derselben ist das bei allen richtig construirten Condensationsanlagen in
Anwendung gekommene, nämlich immer nur die concentrirtesten Flüssigkeiten mit der
größten Menge des zu absorbirenden Gases in Berührung zu bringen. Zur Ausführung
dieses Princips dienen im Wesentlichen zwei Constructionen, welche je nach localen und anderen
Verhältnissen in den verschiedensten Modificationen in den Fabriken angetroffen
werden. Es lassen sich diese Anlagen am besten nach dem Material, aus dem sie
gefertigt sind, unterscheiden, nämlich Condensationsapparate aus Sandstein und
solche aus Thon.
Die Sandsteinapparate bestehen aus Trögen, wie solche im Horizontaldurchschnitt und
in der Oberansicht entworfen sind. Diese Kästen können aus einem Sandsteinblock
gearbeitet und alsdann nur durch einen Deckel geschlossen, oder sie können in der
Art construirt werden, wie aus Fig. 39 bis 42 zu ersehen
ist. Auf dem aus einem Stück gearbeiteten, etwa 2,5 Fuß hohen Troge B ist ein 1,5 Fuß Hohn Aufsatz C angebracht. Derselbe besteht aus vier Stücken und ist jedes derselben
durch Falze in die im Kasten befindlichen Nuthen eingelassen. In ähnlicher Weise
sind diese vier Stücke wieder untereinander verbunden. In diesen Aufsätzen können
sich auch die Gaszuleitungsröhren, wie Fig. 42 zeigt, befinden.
Im Innern dieser Kästen kann man eine Scheidewand s
anbringen, so daß das Gas gezwungen wird, einen möglichst langen Weg zurückzulegen.
Die Kästen werden nun der Art angeordnet, daß jeder zu einer Batterie gehörige gegen
3 Zoll tiefer als der vorangehende aufgestellt wird, so daß die sich in denselben
condensirende Säure durch die Glasüberläufer b, b.. von
den hintersten Kästen nach den vordersten fließen kann. Die Gaszuleitung kann
entweder wie in Fig. 42 erzielt oder durch in die Deckel der Tröge eingelassene
Thonröhren (s. a', a'. Fig. 39, 40, 41) bewirkt werden.
Letzteres ist insofern praktischer, als durch die über den Kästen liegenden
Thonröhren eine bessere Abkühlung der Gase erfolgt. In einigen Etablissements sucht
man diese auch noch dadurch zu erzielen, daß man die Tröge in aus Sandstein
construirte Wasserreservoirs stellt. Eine derartige Vorrichtung ist aus Fig. 41 zu
ersehen.
Was die weitere Anordnung des Apparates anbelangt, so wird derselbe derart
aufgestellt, daß das aus der Zersetzungspfanne und das aus dem Calcinirraum des
Sulfatfeuers erzielte Salzsäuregas getrennt in für sich abgeschlossenen Batterien
condensirt werden. Oder man verstärkt wohl auch die aus dem Calcinirraum erhaltene
Säure durch Gas der Pfanne der Art, daß letzteres hierdurch in feiner Weise mit den
Dämpfen des Calcinirraums gemengt wird. Der Grund dieser Einrichtung ist aus dem
über die Einrichtung der Sulfatöfen Gesagten leicht zu erkennen. Man erzielt durch
diese Trennung aus der von der Pfanne herrührenden Säure ein bei weitem reineres
Product, als aus der von dem Calcinirraum herstammenden. Namentlich ist die aus der
Pfanne stammende Säure bei der in Fig.
41 angegebenen Einrichtung stets schwefelsäurefrei, was von Bedeutung für
die Verwendung zur Regeneration der Knochenkohle ist. Der unter Fig. 43 discutirte
Sulfatofen hat neben den schon erwähnten constructiven Nachtheilen noch den, daß bei
ihm die Pfanne zu heiß und daher stets schwefelsäurehaltige Salzsäure (die bis gegen
1 Proc. davon enthält) erzielt wird.
Es sind außer dieser durch die Trennung der beiden Gasportionen hervorgerufenen
Reinigung der Salzsäure noch verschiedene andere Methoden zur Entfernung der
Schwefelsäure in Gebrauch, z.B. Fällung derselben mittelst Chlorcalcium. Diese
Methode, welche von mehreren Fabriken angewendet wird, hat den Nachtheil, stets eine
chlorcalciumhaltige Salzsäure in den Handel zu bringen.
Während nun nach der ersten Methode nur ein Theil der Salzsäure schwefelsäurefrei
erhalten, nach der zweiten aber stets eine chlorcalciumhaltige Säure erzielt wird,
umgeht ein von Dr. A. Rose zu
Schöningen in Anwendung gebrachtes Verfahren, die Salzsäure mittelst Baryt zu
reinigen, alle diese Nachtheile. Der Verfasser ist nicht ermächtigt, diese
ausgezeichnet sinnreiche Methode zum Gegenstand der Discussion zu machen.
In dem hier gewählten Apparat streichen nun die aus Pfanne und Calcinirraum kommenden
Gase durch je fünf Condensationströge; die Gase sowohl, als die denselben
entgegenfließende Säure werden so geleitet, daß sie einen möglichst weiten Weg
zurückzulegen haben. Es sind zu diesem Zweck außer den erwähnten Scheidewänden auch
die Ueberläufer b, b.., sowie die Verbindungsröhren a', a'.. stets abwechselnd an den entgegengesetzten
Seiten der Tröge angebracht. Das in diesen Condensatoren nicht absorbirte Gas wird
durch die Canäle a', a' ebenfalls getrennt behufs
weiterer Condensation in die mit Kohks gefüllten Thürme F,
F geleitet. Diese sind ebenfalls aus Sandstein erbaut und in den
verschiedenen Etablissements nach abweichendem System construirt. Der Verf.
beschreibt hier die beiden gebräuchlichsten Arten, welche in den Fig. 39, 40, 43 und 44 skizzirt sind.
Auf dem gemauerten Fundament E liegt eine 13 bis 14 Zoll
starke Sandsteinplatte P, in die zunächst die 12 Zoll
starken Platten P', P', P', P' eingelassen sind. Diese
haben eine Höhe von 4 bis 5 Fuß und sind der Art unter einander befestigt, daß je
zwei Platten über die andere hinweg und durch Nuth und Falz in einander greifen, wie
aus dem Grundrisse in Fig. 39 zu ersehen ist.
Die obere Seite dieser zwei Paar Platten ist mit einer Nuth n, n versehen, in welche die Falze des zweiten Plattenpaares eingreifen.
Diese sind wie die ersteren unter einander befestigt, nur läßt man das
entgegengesetzte Plattenpaar hier übergreifen. Indem man beim weiteren Aufbau der
Thürme in dieser Art den lichten Durchmesser derselben in keiner Weise verjüngt, muß
man, um den Thürmen die nöthige Stabilität zu verleihen, die Stärke der Platten der
Art abnehmen lassen, daß sie auf je 10 Fuß um mindestens 1 Zoll sich verringert. In
entsprechender Weise verringert man auch die Höhe eines jeden Aufsatzes. Durch eine
Sandsteinplatte werden alsdann diese Thürme geschlossen. Es befinden sich auf
denselben die Wasserreservoirs, welche zur Speisung des Apparates dienen.
Im Innern enthalten die Thürme etwa 2 Fuß über ihrer Endfläche noch die Roste und
Tropfvorrichtung r, r. Auf den Rosten liegen die Kohks,
möglichst große gute Stücke, welche nach einem bestimmten System, das vor
Verstopfung schützt, eingepackt werden müssen. Durch die Röhren i läßt man die in diesen Thürmen condensirte Säure nach
den Trögen abfließen. Um den nothwendigen Zug in dem ganzen Apparat hervorzurufen,
befinden sich auf den Thürmen entweder kleine, 4 Zoll Durchmesser habende
Schornsteine, durch welche die nicht condensirten Gase entweichen, oder es findet
sich an den Thürmen ein Seitencanal von 1 Quadratfuß im Lichten, in welchem die
letzten Reste der Säure sich condensiren, die dann in unter denselben angebrachten
Tourilles aufgefangen werden können. Diese stehen
erst in directer Verbindung mit dem Hauptfabrikschornstein.
Die zweite Art der Construction dieser Thürme ist aus Fig. 43 und 44 im
Durchschnitt und Grundriß zu ersehen. Die einzelnen Theile des Thurmes sind hier aus
einem Stück gearbeitet, entweder rund oder viereckig, und dieselben sind durch Falz
und Nuth in angegebener Art unter einander verbunden.
Schließlich sey hier erwähnt, daß alle hier in Anwendung kommenden Sandsteinapparate
in Theer sehr sorgfältig gekocht werden müssen, wodurch der Sandstein für Säuren
ganz undurchdringlich wird. Die einzelnen Theile des Apparates werden durch Pechkitt
gedichtet.
Statt der in Sandstein ausgeführten Condensationsconstructionen bedient man sich auch
häufig solcher, die in Thon ausgeführt sind. Auch bei diesen Anordnungen trifft man
selbstverständlich die verschiedensten Modificationen. Der Verf. bringt in den Fig. 45, 46 und 47 eine
äußerst vortheilhafte Combination in Vorschlag.
Dieselbe besteht aus vier Reihen Tourilles, welche auf
zwei Bänken A, A und B, B
stehen und durch die Röhren e, e und f, f mit den in Thon ausgeführten Thürmen von 15 Fuß
Höhe in Verbindung sind. Man läßt die Gase durch Röhren ebenfalls getrennt hindurch
gehen, d.h. leitet die
Gase der Pfanne durch die Röhren a, a in die Tourilles der Bank A, die
des Calcinirofens durch b, b in die Tourilles der Bank B. Die
der Pfanne ihren Ursprung verdankende Säure passirt die Tourilles der Bank A und tritt dann durch die
Röhren e, e in den mit Kohks gefüllten Thurm 1. Die in
diesem nicht condensirten Gase treten (Fig. 47) durch das Rohr 4
in den Thurm 2, in welchem sie abermals in die Höhe steigen, um durch das Rohr 5 in
den dritten Thurm zu gelangen. In diesen treten zugleich die Salzsäuredämpfe, welche
dem Calcinirraum der Sulfatöfen ihren Ursprung verdanken und die Tourilles der Bank B passirt
haben. Diese Gase Passiren nun gemeinschaftlich den Kohksthurm 3 und gelangen so zu
dem Rohr 6, welches entweder direct mit dem zum Schornstein führenden Canal oder
noch mit einigen Tourilles, in denen die letzten Reste
der Säure sich condensiren, in Verbindung steht. Auf den mit einem Gerüst umgebenen
Thürmen steht das Wasserreservoir w, von welchem aus der
Apparat folgendermaßen gespeist wird.
Während des Ueberschiebens der Mischung aus der Pfanne nach dem Calcinirraum und des
Beschickens der Pfanne mit neuer Mischung werden die an dem Wasserreservoir w befindlichen Hähne geöffnet; es strömt dann Wasser
über einen Siebboden auf die Kohks. Nach beendeter Beschickung schließt man die
Hähne. Die in den Thürmen sich condensirende Säure fließt durch die Röhren r, r, r nach den Reservoirs g' und g. Hier wird dieselbe gesammelt und sie
dient in der Art zur Speisung der Tourilles, daß sie
mittelst eines Hebers in den letzten derselben F'
gezogen wird. Dieses Füllen der Tourilles mit der 10 bis
12° B. haltenden Thurmsäure geschieht gleichzeitig während des Abziehens der
Säure aus den Tourilles F, und es wird hier so lange
Säure abgezogen und in die letzten Tourilles F' so lange
Thurmsäure einlaufen gelassen, als die bei F abgezogene
Säure noch die nöthige Stärke von 21 bis 22° B. hat. In gleicher Weise wird
auf der anderen Seite des Apparates bei B gearbeitet.
Die Tourilles sind durch die 2 Zoll von dem Boden
derselben entfernten Ueberläufer z, z, Fig. 45, unter einander
verbunden.
Die Arbeit mit den vorhin beschriebenen in Sandstein ausgeführten Constructionen ist
dieser beinahe analog, nur ist hier zu berücksichtigen, daß sich die Tröge von
selbst mit der Thurmsäure füllen und so der Säurestand in denselben sich selbst
regulirt. Man zieht bei x und x', Fig.
39, ebenfalls so lange Säure ab, als sie die gewünschte Stärke hat. Es ist
klar, daß man durch Reguliren des Wasserzuflusses beliebig concentrirte Säure
erhalten kann.
Was nun die durch diese Apparate zu erzielende Ausbeute betrifft, so erinnert der
Verfasser zunächst an einige theoretische Zahlen.
100 Theile Chlornatrium liefern der Theorie nach 62,3 Theile Salzsäuregas, welche
191,1 Theilen Salzsäure von 21 bis 22° B. entsprechen. Da jedoch nach früher
Mitgetheiltem mindestens 8 Proc. des zur Zersetzung gelangenden Kochsalzes
Chlornatrium in Abrechnung zu bringen sind, so wäre die theoretische Ausbeute von
100 Theilen Kochsalz 175,9 Theile Salzsäure von 21 bis 22° B., eine Zahl, die
jedoch in der Praxis nicht erreicht werden kann. Nach den Erfahrungen des Verf. ist
man im Stande, mit den nach oben erwähnten Principien erbauten Apparaten bis 145
Theile Salzsäure von 21 bis 22° B. aus 100 Theilen Kochsalz zu gewinnen.
Die vorstehenden Zahlen geben auch einen Einblick in die Quantitäten Wasser, welche
zur Condensation der Salzsäure nothwendig sind.
Da 100 Theile Kochsalz 175,9 Theile Salzsäure von 21 bis 22° B. liefern
können, welche 57,2 Theile Salzsäuregas enthalten, so sind zu deren Condensation
117,7 Theile Wasser erforderlich. Eine Portion à
500 Pfd. Kochsalz gebraucht daher 8,90 Kubikfuß Wasser. Es ist natürlich, daß diese
Zahl etwas zu hoch gegriffen ist, da nicht nur bei dem Eintragen der Mischung,
sondern auch durch Undichtheit der Apparate etc. ein großer Theil jener 30 verloren
gehenden Theile Salzsäure nicht zur Condensation kommt.