Titel: | Ueber verschiedene auf der vorjährigen Industrie-Ausstellung in London vertretene Baumaterialien; von Professor Delesse in Paris. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXII., S. 208 |
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LXII.
Ueber verschiedene auf der vorjährigen
Industrie-Ausstellung in London vertretene Baumaterialien; von Professor
Delesse in
Paris.
Aus dem Civilingenieur, Bd. IX S. 241.
Delesse, über verschiedene auf der vorjährigen
Industrie-Ausstellung in London vertretene Baumaterialien.
Emaillirter Schiefer.
Unter den vorzüglichsten Ausstellungsgegenständen verdient der sogenannte emaillirte
Schiefer von Magnus eine besondere Beachtung.
Man hat zwar gewisse Varietäten des Schiefers schon längst zu verschiedenen baulichen
Zwecken verwendet, aber selbst der polirte Schiefer ist leicht zu ritzen und besitzt
immer ein wenig angenehmes Aeußere, daher hat man es versucht, ihn zu färben und
dieß ist dem Fabricanten Magnus zu Pimlico bei London vollständig gelungen. Er verwendet Schiefer aus Wales,
welcher mittelst Maschinen zu Platten geschnitten, gedreht, gehobelt und mit
Cannelirungen versehen wird. Die weicheren Varietäten werden auf der Drehbank zu Cylindern, Geländern
u. dergl. verarbeitet. Diese Gegenstände erhalten einen Farbenüberzug mit Pinsel
oder durch Eintauchen in ein Gefäß mit Wasser, auf dessen Oberfläche Oelfarbe
gegossen ist. Dann werden sie 24 Stunden lang in einem Ofen bei 100 bis 300°
C. Temperatur getrocknet, je nachdem die Natur der Farbe dieß nöthig macht, und
endlich erhalten sie einen Ueberzug von einem durchsichtigen leichtschmelzbaren
Boraxglase, um jeder Veränderung der Farbe vorzubeugen. Diese Operation wird dreimal
wiederholt und der Schiefer nachher allemal 12 Stunden lang im Ofen geglüht, wobei
man darauf zu sehen hat, daß das Glas sich recht gleichmäßig verbreitet und daß die
Stücke keinem zu raschen Temperaturwechsel ausgesetzt werden, weßhalb man mehrere
Oefen von allmählich zunehmender Temperatur anwendet. Die Farben sind ausschließlich
Mineralfarben, erleiden aber gewisse Veränderungen im Feuer, die man berücksichtigen
muß. Man versieht die Gegenstände mit Malereien in Blumen, Vögeln, Landschaften u.
dergl., welche auf einem Grunde mit dem Pinsel aufgetragen werden. Die mit dem Glase
überzogene Oberfläche wird dann noch mit Bimsstein, Trippel und Zinnasche
polirt.
Durch das Brennen wird der Schiefer weniger hygroskopisch, härter und fester, so daß
er für viele Zwecke den Marmor ersetzen kann und davor den Vorzug besitzt, daß er
sich leichter bearbeiten läßt. Er ist leichter und fester, besonders aber billiger
als Marmor, behält seinen Glanz besser und läßt sich täuschend ähnlich wie Marmor,
Porphyr, Serpentin u.s.w. färben; doch ist er nur im Innern der Häuser anwendbar, wo
er bereits sehr häufig zu Kaminen, Consolen, Thüreinfassungen, Billards, Bädern und
Treppen benutzt wird.
Emaillirte Lava.
Die emaillirte Lava, welche mit einem wirklichen Email bedeckt ist, steht auch an der
Luft. Bereits im Alterthum wurden Malereien auf Email ausgeführt, wie z.B. die in
den Ruinen von Ninive gefundenen Gemälde beweisen, aber in neuerer Zeit ist die
Kunst erst von Mortelèque wieder aufgefunden und
von F. Hachette weiter ausgebeutet worden. Um ein
feuerbeständiges Material zu erhalten, bedient man sich der Lava von Volvic in der
Auvergne, welche leicht in 1 bis 2 Centimeter starke und bis über 2 Meter lange
Platten zersägt werden kann. Diejenige Seite, welche emaillirt werden soll, wird mit
einem Email grund versehen, um die Poren auszufüllen, und darüber das eigentliche
weiße zinnhaltige Email aufgebracht. Dieser Ueberzug wird nun in einem
muffelförmigen Ofen bei Rothglühhitze eingeschmolzen, wobei die Platten in dem schmalen, aber 2 Met.
hohen Ofen vertical und in gleichen Abständen von einander aufgestellt werden. Die
Einsatzöffnung wird wieder bis auf ein Paar kleine Oeffnungen zugemauert und die
Temperatur allmählich bis zur dunkeln Rothglühhitze gesteigert, in welcher die
Platten drei Stunden lang verbleiben und dann langsam ausgekühlt werden. Auf diesem
weißen Grunde werden nun die Malereien ausgeführt, welche gegen alle
Witterungseinflüsse vollständig sicher sind, aber allerdings in Folge der
Zusammenziehung etwas rissig werden, auch ziemlich zerbrechlich sind. Der
Quadratdecimeter derartig verzierter Consolen, Tische, Treppenstufen, Bekleidungen,
Zifferblätter u. dergl. kostet etwa 45 Centimes bis 1 Fr. Man kann die emaillirte
Lava in größeren Platten darstellen als Porzellan, z.B. das Gemälde am Portale der
Kirche Saint Vincent de Paul, welches 14 Quadratmeter Fläche besitzt, besteht nur
aus vier Platten, und vor dem emaillirten Blech besitzt sie den Vorzug größerer
Dauerhaftigkeit, da sie nicht rosten kann.
Betonguß (béton aggloméré).
Man wendet den Beton schon seit uralten Zeiten im Bauwesen an, um durch Guß Mauern
herzustellen, man hat auch durch Compression eines Gemenges von Kalk oder Cement mit
Sand, gepochten Ziegeln oder Schlacken u.s.w. künstliche Steinblöcke fabricirt,
wovon besonders durch Sandys, einem bengalischen
Ingenieur, ausgezeichnete Proben ausgestellt waren, indessen hat in der neueren Zeit
namentlich Coignet große Anstrengungen gemacht, um
Bausteine durch Beton zu ersetzen.Man s. über Coignet's Betonguß die Mittheilungen
im polytechn. Journal Bd. CXL S. 101
und Bd. CL S. 113. Er verfährt dabei so, daß er den Kalk oder Cement fein pulverisirt, auf das
innigste mit dem Sande oder Kies mengt, und dann erst das Wasser zugibt, aber in
ganz geringer Quantität, so daß der Beton gar nicht flüssig wird.
Man muß dieser Methode beistimmen, denn gibt man zu viel Wasser, so löst es einen
Theil des Kalkes auf und es entstehen nach der Verdunstung Zwischenräume, welche den
Beton nur porös und zerreiblich machen. Je weniger man aber Wasser zusetzt, um so
besser muß man die festen Bestandtheile mengen, was nur mit Maschinen erreicht
werden kann. Man theilt die Betonfabrication in zwei Abtheilungen, indem man erstens
einen Mörtel aus Kalk, gepochten gebrannten Erden und ein bis zwei Theilen Sand
bereitet und hierauf zweitens diesen Mörtel noch mit dem Reste des Sandes durchmengt. Die Coignet'schen Mengmaschinen geben, von einem Pferde
betrieben, pro Stunde 1 Kubikmeter zweimal gemengten
Beton.
Dieser Beton ist keine flüssige, sondern nur eine plastische, bisweilen sogar noch
sandige Masse, welche in der Art geformt wird, daß man ihn in 2 Centimeter starken
Lagen in die Form einträgt und lagenweise einstampft, bis die Form gefüllt ist,
worauf er herausgenommen wird. Natürlich dürfen nur kleine, möglichst gleichförmige
Steinstückchen in der Masse seyn, weil sie sich sonst nicht stampfen läßt; sie nimmt
übrigens eine sehr bedeutende Festigkeit an. Der Kalkgehalt ist dabei weit geringer
als in dem gewöhnlichen Beton, wo er dem Volumen nach bis zu 1/3 des Sandes steigt;
hier geht man auf 1/7, ja auf 1/10 hinab. Da der Kalk durch das Stampfen nach außen
getrieben wird, so ist die Oberfläche der geformten Steine glatt.
Coignet hat noch die Verbesserung eingeführt, daß der
Beton beim Zermahlen einer höheren Temperatur ausgesetzt und noch warm in die Formen
gestampft wird; man erzielt dadurch eine größere und raschere Erhärtung und kann
selbst bei Frost arbeiten.
Für Seebauten läßt sich, wie neuere Versuche bewiesen haben, der geformte Beton nicht
verwenden, dagegen gibt er ein sehr gutes Material zum Pisébau, eignet sich
vortrefflich zu großen Monolithen und kann zu Trottoirs und Fußböden, zu Gewölben
und Anzüchten, zu Maschinenfundamenten und wasserdichten Schachtverwahrungen u.s.w.
mit großem Vortheil verwendet werden.
Künstlicher Stein und Marmor (similipierre, similimarbre).
Von diesen künstlichen Steinen zeichnen sich namentlich die seit 1859 in den Handel
gekommenen künstlichen Stein- und Marmorarten von Lippmann und Schneckenburger in Paris aus. Sie
sind gefertigt aus Cement, gehacktem Werg, Leinöl und verschiedenen erdigen
Substanzen, welches Gemenge mit einer Auflösung von schwefelsaurem Kali übergossen
wird. Der zu beweglichen Constructionen verwendete künstliche Stein besteht z.B.
aus
1 Thl. Cement,
1 „ gehacktem
Hanf,
1 „ mit
Leinöl getränktem Thon,
1
„ Marmorpulver.
Das Ganze wird geschlagen und gestampft, bis es teigartig wird; je stärker die Lösung
von schwefelsaurem Kali ist (gewöhnlich hält sie 20 Procent), um so rascher wird
der Stein fest. Statt des Cementes kann man natürlich auch Kalk, statt des gepochten
Marmors Quarzsand, Kies u.s.w., statt des Hanfwerges andere verspinnbare Fasern
nehmen. Ein Engländer, Iles, hatte bereits auf der
Ausstellung vom J. 1851. künstlichen Marmor ausgestellt, worin Seidenabfälle eine
Rolle spielten. Zur Färbung bedient man sich der Mineralfarben.
Die Producte dieses Verfahrens sehen gut aus, sind compact und lassen sich gut
bearbeiten und poliren. Sie haben das geringe specifische Gewicht 1,8 bis 2, werden
erst bei 160 Kil. Druck pro Quadratcentimeter zerdrückt,
ziehen sich beim Festwerden nicht merklich zusammen, formen sich also gut ab, stehen
an der Luft weit besser als Gyps- und Stuccaturarbeiten, kommen nur halb so
theuer als Marmor zu stehen und dürften sich namentlich auch zu beweglichen
Constructionen eignen. Die in letzterer Beziehung gemachten Erfahrungen mit
transportablen Häusern für Colonien u.s.w. sind allerdings noch zu jung, um
entscheidend zu seyn. Bei diesen Baulichkeiten sind die dünnen Tafeln der Wände auf
hölzernen oder schmiedeeisernen Rahmen befestigt und diese Gerippe so eingerichtet,
daß sie von unerfahrenen Arbeitern zusammengestellt werden können. Derartige Gebäude
sind feuerfest und sichern gegen die Zerstörung von Insecten, schützen auch besser
gegen Kälte und Wärme als hölzerne Häuser.
Scott'scher Cement.
Der seit einigen Jahren mehrfach in England angewendete und von dem Capitän des
Geniecorps H. Scott erfundene CementMan s. Scott's Abhandlung über seinen Cement im
polytechn. Journal Bd. CXLVI S.
292. wird erhalten, wenn man schweflige Säure mit heißem gebrannten Kalk
zusammentreten läßt. Es ist dieß also ein ganz anderes Product als die gewöhnlichen
Cemente. Er wird dargestellt in einem Ofen mir durchbrochener Sohle, auf welcher der
Kalk in einer etwa 50 Centimet. starken Lage ausgebreitet ist; in den Feuerraum
unter der Sohle setzt man eiserne Töpfe ein, welche etwa 9 Kilogramme Schwefel pro Kubikmeter Kalk enthalten, deckt den Kamin mit einer
Schieferplatte zu, wenn der Schwefel Dämpfe zu entwickeln beginnt, und verschließt
sorgfältig alle Oeffnungen bis auf eine einzige, durch welche die zur Verbrennung
des Schwefels erforderliche atmosphärische Luft hinzutritt. Zum Verbrennen des
Schwefels sind einige Stunden Zeit erforderlich, worauf man die Ofenthür öffnet und den Ofen auskühlen
läßt. Von dem erzeugten Producte scheidet man die obere Lage ab, wenn sie nicht ganz
mit schwefliger Säure durchzogen ist, und zerkleinert dann die Masse zwischen
verschiedenen Mahlsteinen.
Die besten Resultate gibt hydraulischer Kalk, und den aus fettem oder nur schwach
hydraulischem Kalke gefertigten Cement kann man dadurch verbessern, daß man zu dem
Pulver ein gleiches Volumen gepulverter natürlicher oder künstlicher Puzzolane
mengt. Für die Umgegend von Chatam, Dover und London stellt man zwei Sorten Scott'schen Cementes dar, nämlich solchen, welcher 8 bis
12 Proc. Thonerde enthält und der sich sehr gut für Luftbauten eignet, und solchen,
welcher 18 bis 24 Proc. Thonerde enthält und für Grund- und Wasserbauten
geeignet (aber etwas theurer) ist.
Der Scott'sche Cement wird nur langsam und zwar um so
langsamer fest, je hydraulischer er ist. Die erste Sorte wird nach 6, die zweite
erst nach noch mehr Stunden und der aus Liaskalk gefertigte Cement erst nach 24
Stunden fest, nimmt aber an Festigkeit noch wesentlich zu bis zum achten Tage.
Die erste Sorte gibt mit 3 Thln. Sand einen Mörtel von gleichem Preise mit dem
Liaskalke, besitzt aber eine doppelt so hohe Festigkeit und ungefähr 0,85 mal soviel
als der Portlandcement. Man verwendet diesen Cement in England jetzt in großem
Maaßstabe besonders bei den militärischen Bauten zu Dover, Hythe, Chatham, Sheerneß,
Woolwich und Aldershot, seine Theorie ist aber zur Zeit noch sehr unklar und seine
Dauer noch nicht genügend praktisch geprüft.
Kuhlmann'scher Cement.
Auch dieser CementMan s. Kuhlmann's Abhandlung im polytechn. Journal
Bd. CLXII S. 46., welcher aus der Mengung der Rückstände der ausgelaugten gerösteten
Schwefelkiese mit denjenigen der Sodafabrication erhalten wird, unterscheidet sich
wesentlich von den gewöhnlichen Cementen. In der Fabrik zu Washington bei Newcastle
enthalten die Kiesrückstände 85 Eisenoxyd, 4 Schwefel und überdieß thonige
Bestandtheile; dieselben werden gemahlen und mit den nassen Rückständen der
Sodafabrication, einer Doppelverbindung von 2 At. Schwefelcalcium und 1 At. Kalk,
gemengt, wodurch ein langsam bindender, brauner Cement vom spec. Gewicht 2,4
entsteht. Nach 6 Monaten ist er an der Luft härter geworden als im Innern, wird von
der Witterung nicht angegriffen, zeigt aber Efflorescenzen, dürfte also nur in sehr
seltenen Fällen anwendbar seyn und zu Wasserbauten gar nicht taugen.
Ransome's künstlicher Stein.
Das Ransome'sche VerfahrenMan s. die ausführliche Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CXLV S. 289. besteht in der Erzeugung einer Kieselverbindung des Kalkes auf nassem Wege,
indem kieselsaures Natron mit Chlorcalcium zusammengebracht wird. Es entsteht ein
wasserhaltiges Kalksilicat, das beim Festwerden den beigemischten Sand, Kalk u.s.w.
mit zusammenkittet.S. die folgende Anmerkung.
Ransome macht zunächst 50 Kil. Sand, 5 Kil. pulverisirten
Thon und 5 Kil. Kreidepulver mit 4 1/2 Liter flüssigem kieselsauren Natron von der
Dichtigkeit 1,7 an, gießt diesen Mörtel in die Form und taucht dieselbe dann in eine
Chlorcalciumlösung vom spec. Gewichte 1,4. Das kieselsaure Natron wird durch
Auflösen der Kieselerde in caustischem Natron bei hohem Druck in einem Dampfkessel
erzeugt.
Ransome's künstliche Steine kosten nicht über 55 Fr. pro Kubikmeter und verursachen keine Behauungskosten, da
sie in Formen erzeugt werden; sie stehen gut im Freien, selbst bei Frost, sind sehr
compact, nehmen noch nicht 7 Proc. Wasser auf und werden mit der Zeit sehr fest.
Aber die Masse behält einen Theil Chlornatrium zurück, welcher sich nur durch Kochen
in Wasser entfernen läßt, was jedenfalls sehr nachtheilig ist, da die Steine dadurch
besonders hygroskopisch und zu Ausblühungen geneigt werden.
Uebrigens eignet sich diese Masse gut zu Vasen, Friesen und anderen decorativen
Zwecken.
Asphalt.
Die Ausstellung zeigte eine große Menge Fabricate aus Asphalt, namentlich Röhren aus
asphaltirtem Papier bis zum Durchmesser von 0,8 Meter. Man hat auch Röhren aus einer
Asphalt- und Kiesmasse angefertigt; besonders günstige Resultate verspricht
jedoch die aus Bitumen und Schiefer oder Kohks bestehende Masse von Ch. Sébille in Nantes. Sébille verwendet dazu das bei der Destillation des Gastheeres
gewonnene Pech (brai), welches mit feingemahlenen und
gesiebten Schieferstücken versetzt wird. Das Steinkohlenpech wird in einem
gußeisernen Kessel geschmolzen und das Schiefermehl portionenweise unter Umrühren
dazugemengt. Das Gemenge hat nur das spec. Gewicht 2,2 bis 2,5, und ist um so fester
und härter, je mehr Schiefer darin enthalten ist; es wird schon bei weniger als
150° C. Wärme weich, so daß sich die Röhren leicht biegen und zusammenkitten
lassen. Dieser Stoff ist, wie alle bituminösen Stoffe, unveränderlich, er rostet
nicht und wird von Säuren nicht angegriffen. Nach den Versuchen des Ingenieurs Michelot beträgt die Festigkeit eines aus 22 Proc. Pech
und 78 Proc. Schiefer bestehenden Gemenges im Durchschnitt 300 Kilogramme pro Quadratcentimeter, so daß man sich desselben bei
Bauten zugleich mit dem Beton und Cement bedienen könnte.
Nimmt man Kohksschlacken statt des Schiefermehles, so erhält man eine minder feste
Masse, welche jedoch für viele Zwecke recht gut anwendbar ist; nur ist sie
jedenfalls noch feuergefährlicher.
Sébille fabricirt auch Röhren nach dem System der
Bleiröhrenpresse, indem er die Kohlenpech-Schiefer-Masse in einem
Cylinder preßt. Diese Röhren halten einen größeren Druck aus als thönerne oder
Röhren von Cement, zerfrieren nicht und werden untereinander mittelst eines kurzen
Blechcylinders verbunden, welcher mit Hülfe eines rothglühend gemachten Eisens an
den Enden angekittet wird. Derartige Röhren sind als Wasser- und Gasröhren in
der Stadt Nantes versucht worden und haben sich gut bewährt.
Der Preis der mit Kohksschlacken gefertigten Rohre beträgt 3,1 Fr. pro 100 Kilogr., derjenige der mit Schiefermehl
gefertigten 4,5 Francs, so daß die Fabrikanten von Rohren aus asphaltirtem Papier
bereits die Concurrenz des neuen Fabrikzweiges zu fürchten beginnen, was auch nicht
verwundern kann, da die Schieferabfälle und die Kohksschlacken ganz werthlose Stoffe
sind, wenigstens im Vergleich zum Papiere.
Conservirung der Steine und
Hölzer.
Die erste Idee, die Baumaterialien mittelst einer Kieselflüssigkeit zu conserviren,
rührt bekanntlich von Fuchs in München her und es ist
dieselbe später von Kuhlmann in Paris weiter ausgebildet
worden. Das Verfahren besteht bekanntlich darin, daß man Steine mit einer Lösung
eines alkalischen Silicates tränkt, welches sich dann zersetzt und die Poren
verstopft. Kuhlmann glaubt, daß hierbei die Kieselerde
eine Verbindung mit der Kalkerde eingehe und die Erhärtung der Steine einem
ähnlichen Vorgange wie bei der Mörtelbildung zuzuschreiben sey.
Außer dem Wasserglas (kieselsaurem Kali) hat Kuhlmann auch
das Aluminat des Kalis versucht und damit ebenfalls eine bedeutende Vermehrung der
Härte erzielt.
Als ein Uebelstand dieser Silicirungsmethode muß die Langsamkeit bezeichnet werden,
mit welcher das Wasserglas sich zersetzt, insofern nämlich dadurch bei eintretendem
Regenwetter leicht ein Theil des Anstrichs ausgewaschen werden kann. Deßhalb hat Kuhlmann einen nachträglichen Anstrich mit Kalkmilch
empfohlen, welcher zur Bildung eines Hydrosilicates von Kalkerde Ursache wird und
denjenigen Theil des alkalischen Silicates erhält, welcher der Zersetzung durch die
Kohlensäure der Atmosphäre widerstanden hat.
Ransome bedient sich eines ziemlich ähnlichen Verfahrens.
Er wendet zur Tränkung der Steine kieselsaures Natron vom spec. Gewicht 1,0 an, und
wäscht den Stein dann mit einer Auflösung von Chlorcalcium von ungefähr gleicher
Dichtigkeit. Hierdurch entsteht eine doppelte Zersetzung, indem sich Chlornatrium
bildet, welches aufgelöst wird, und kieselsaure Kalkerde, welche die Poren verstopft
und die Körner des Gesteines fester zusammenkittet.Ransome's Verfahren zum Conserviren der Bausteine
hat sich bei seiner Anwendung auf der Außenseite der Parlamentsgebäude in
London nicht bewährt. Die wissenschaftliche Erklärung für dieses Resultat
gab Prof. A. W. Hofmann (polytechn. Journal Bd. CLX S. 77); der durch
Chlorcalciumlösung in Wasserglaslösung gebildete Niederschlag besteht
nämlich der Hauptsache nach aus freiem Kalk, welchen man mit Essigsäure
ausziehen kann, und ist daher bloß ein mechanisches Gemisch von Kieselerde
und Kalk, somit eine träge Masse, welche die äußeren Zwischenräume des (aus
Kalk- und Magnesiasilicat bestehenden) Steines mit einer pulverigen
Substanz ausfüllt, die sich leicht abreiben läßt.A. d. Red.
Unter denjenigen französischen Ausstellern, welche das Verfahren praktisch zu
verwerthen gesucht haben, ist L. Dalemagne zu
nennen.Dalemagne's Verfahren zum Conserviren der
Monumente ist im polytechn. Journal Bd.
CLX S. 51 beschrieben, wo auch über die von demselben gemachten
Anwendungen berichtet wurde. Er bedient sich des kieselsauren Kalis allein und mitunter im Gemisch mit
phosphorsaurem Kali und gefällter Kieselerde. Ersteres wird nach der Fuchs'schen Methode bereitet, indem 6 Th. Potasche mit 7
Th. Sand im Flammofen geschmolzen und daraus 3 bis 17grädige Lösungen bereitet
werden. Mit diesem Anstriche sind schon verschiedene Monumente in Paris und sonst
geschützt worden.
Szerelmy bedient sich eines, angeblich schon von den
Alten gekannten Ueberzuges, den er Zopissa nennt und
geheim hält. Frankland hat nachgewiesen, daß auch dieser
Anstrich Kieselerde, Natron, Kalkerde und verschiedene organische Substanzen
enthält; somit umfaßt das Verfahren von Szerelmy
wahrscheinlich auch zwei getrennte Operationen, nämlich einen ersten Anstrich mit
kieselsaurem Natron und dann einen zweiten Ueberzug aus organischen Stoffen, wovon
der wichtigste ein von der Zanzibarküste kommendes Gummiharz seyn dürfte. Die mit
diesem Anstriche gemachten Erfahrungen sind widersprechender Art und zeigen, daß die
Masse keine ganz gleichförmige Zusammensetzung besitzt. Szerelmy empfiehlt dieselbe auch für Ziegel, Holz und Eisen, Leinwand u.
dergl.
Uebrigens ist trotz der zahlreichen Versuche über die Härtung der Steine noch kein
ganz befriedigendes Mittel aufgefunden worden. Alle diese Lösungen dringen nur wenig
in das Innere ein, das gebildete Alkalisalz ist schwer abzuwaschen und gibt zu
Ausblühungen Anlaß, das Wasserglas zersetzt sich nur langsam, macht den Stein
hygroskopisch und gibt ihm eine unegale dunklere Färbung, und endlich verlangt es
erfahrene Arbeiter.
Auch zur Conservirung der Hölzer hat man sehr viele Methoden empfohlen, in England
bedient man sich aber fast ausschließlich des Bethell'schen Verfahrens, welches nach zahlreichen Erfahrungen sehr gute
Resultate liefert. Kreosotirte Hölzer halten sich auch in Seewasser gut, wenn sie
richtig imprägnirt gewesen sind. Doch besitzt dieses Verfahren auch gewisse
Nachtheile; es ist ziemlich theuer, weil das schwere Oel von der Destillation des
Steinkohlentheers rar und im Preise veränderlich ist, es läßt sich ferner nicht bei
frisch gefälltem Holze anwenden und es gibt dem Holze einen sehr unangenehmen
Geruch.