Titel: | Die Dungmittel auf der internationalen Industrie-Ausstellung zu London im Jahre 1862; von Dr. Robert Hoffmann, Docent der Agriculturchemie am Polytechnicum in Prag. |
Autor: | Robert Hoffmann |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXVI., S. 224 |
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LXVI.
Die Dungmittel auf der internationalen
Industrie-Ausstellung zu London im Jahre 1862; von Dr. Robert Hoffmann, Docent der Agriculturchemie am
Polytechnicum in Prag.
(Fortsetzung von S. 150 des vorhergehenden
Heftes.)
Hoffmann, über die Dungmittel auf der Londoner
Industrie-Ausstellung im J. 1862.
Unter der Bezeichnung Suffolker Koprolithen (Suffolk
coproliths) fanden sich in der Ausstellung Koprolithen von Packard in
Ipswich, welche sich insofern von den Cambridger Koprolithen unterscheiden, als man
sie nach Buckland's Ansicht nicht mehr als echte
Koprolithen anzusehen hat; er bezeichnet sie als Pseudokoprolithen. Sie liegen 3 bis
30 Zoll tief im Lehm und Sand der Tertiärformation an der Ostküste Englands, in der
Nähe von Suffolk. Man gewinnt die Koprolithen daselbst in der Art, daß man entsprechend
tiefe Löcher gräbt und die Koprolithen mit dem anhängenden Thone heraushebt, der
dann durch Waschen von denselben entfernt wird. Man verkauft die Tonne (20 Centner)
solcher gereinigter Koprolithen loco zu 1 1/2 Pfund
Sterling. Sie haben eine braune Farbe, sind sehr hart und geben ein braunes Pulver.
Völcker lieferte die nachstehende Analyse der
Pseudokoprolithen:
I.
II.
Wasser mit Spuren von organischen Stoffen
5,76
2,53
Kalk
40,70
38,20
Magnesia
0,34
1,34
Phosphorsäure
28,32
24,24
EisenoxydThonerde
4,87
3,72
Kohlensäure
5,08
5,37
Schwefelsäure
0,87
1,40
Kali
0,78
0,56
Natron
0,25
1,18
Chlor
Spur
0,70
Fluoride und Verlust
3,02
4,31
unlösliche Stoffe
10,01
12,27
–––––––––––––––
100,00
100,00
Die Cambridger Koprolithen sind wegen ihres etwas höheren Phosphorsäuregehaltes auch
etwas höher im Preise als die Suffolker Koprolithen; von ersteren wird im
gepulvertem Zustande eine Tonne zu 50–55 Shilling, von letzteren zu 45 bis 50
Shilling verkauft.
Auch aus Frankreich wurden gepulverte fossile Phosphate ausgestellt, so von Demolon und Cohery, Pers,
Maupas und Schlaïsse u.a.; denn Frankreich hat bekanntlich ebenfalls
Lager von fossilem Kalk.
Bei den Präparaten, die als Superphosphat, saurer phosphorsaurer Kalk, gelöste
Knochen und unter anderen Bezeichnungen allbekannte Düngmittel abgeben, sey vorerst
erinnert, daß sie erzeugt werden, indem man Knochen, Apatit, Phosphorit oder
Koprolithen mit Schwefelsäure oder Salzsäure behandelt.
Das so erzeugte Superphosphat besteht aus einem Gemenge von Phosphorsäure,
phosphorsaurem Kalk und Gyps (wenn Salzsäure verwendet wurde, anstatt Gyps aus
Chlorcalcium). England hat zur Erzeugung von Superphosphat Fabriken im größten
Maaßstabe, welche meist die Schwefelsäure selbst erzeugen; denn diese ist es, welche
dort fast ausschließlich zur Erzeugung des Superphosphats verwendet wird.
Die Londoner Düngercompagnie hatte Superphosphate unter der Bezeichnung aufgeschlossene Knochen, concentrirtes Knochenphosphat
und aufgeschlossene Koprolithen ausgestellt. Nach Angabe sollen die
gelösten Koprolithen 26 Procent löslicher Phosphate enthalten. Die Fabrik dieser
Gesellschaft befindet sich zu Plough Wharf an der Themse unweit von Greenwich, sie
bereitet ihre Schwefelsäure selbst; als Rohproducte werden Koprolithen und Knochen
verwendet. Es soll diese Gesellschaft jährlich gegen 300,000 Ctr. Superphosphat in
den Handel bringen. Auch die schon erwähnte Nitrophosphat-Compagnie hatte
Superphosphate ausgestellt, wie die meisten englischen Aussteller von
Düngerpräparaten und die anderer Länder. Die Berliner Dampf-Knochenmehlfabrik
stellte auch ein Präparat als schwefelsaures Knochenmehl
aus; es besteht aus:
Feuchtigkeit
12,2 Proc.
organischen Stoffen
16,8 „
Mineralstoffen
68,3 „
Sand
2,7 „
–––––––––
100,0 Proc.
Lösliche Phosphorsäure
9,4 Proc.
unlösliche Phosphorsäure
9,3 „
Stickstoff
2,8 „
Der Centner im Sack kostet ab Bahnhof oder frei Kahn Berlin 3 1/4 Thaler. Das
ausgestellte Superphosphat enthält 12 Procent lösliche
Phosphorsäure und 1–1 1/2 Procent Stickstoff. Der Centner kostet incl. Sack ab Bahnhof oder frei Kahn Berlin 2 1/2
Thaler.
Unter der Bezeichnung Fischsuperphosphat hatte Whitworth
in Bermondsey (England) ein Düngerpräparat ausgestellt, das die nachstehende
Zusammensetzung zeigte:
Wasser
22,06
organische Stoffe
11,85
freie Schwefelsäure
13,73
löslicher phosphorsaurer Kalk
23,14
Gyps
23,14
unlöslicher phosphorsaurer Kalk
4,04
Sand
2,04
–––––
Ammoniak
3,70
Die Tonne zu 11 Pfund Sterl. 10 Shilling.
An diese Düngmittel welche als Hauptbestandtheil den phosphorsauren Kalk haben,
schließen sich einige Sorten von ausgestellten Guanosorten an, welche erst in neuerer Zeit nach Europa eingeführt werden
und im Wesentlichen eben auch aus phosphorsaurem Kalk bestehen.
Die Londoner Düngercompagnie und die Nitrophosphatcompagnie hatten derartigen Guano
als „Sombrerorock“ oder
„crust Guano“ ausgestellt.
Dieser Guano stammt von der, den kleinen Antillen angehörigen Insel Sombrero, deren
Felsen aus diesem sogenannten Guano gebildet sind. Wilhelm Wicke
theilte vor mehreren Jahren die Zusammensetzung dieser über Bremen kommenden
„metamorphosirten Guanos“
Näheres mit.
Der Unterschied des metamorphosirten Guano's von der
ursprünglichen Substanz liegt zunächst in der erlangten Festigkeit, die noch größer
seyn würde, wenn nicht das Gestein an verschiedenen Stellen zerklüftet wäre.
Uebrigens läßt er sich leicht zu einem staubfeinen Mehl pulvern, was seiner bei
etwaiger Anwendung nothwendigen Aufschließung mit Schwefelsäure zu statten kommt.
Die Farbe erinnert an halbgar gebrannte Ziegelsteine. Die Masse ist nicht homogen.
Man gewahrt bei näherem Ansehen mit der Loupe eine Zusammensetzung aus vielen
kleinen runden Körnern. Diese sind im Inneren wachsfarben, mit einer röthlich
erdigen Hülle. Weißliche, unregelmäßige, kleine Bröckchen kommen in der ganzen Masse
vor. Von organischen Substanzen keine Spur. Keine Reaction auf Ammoniak. Vom Guano
ist also in diesem Gestein nur der Gehalt an phosphorsauren Salzen übrig
geblieben.
Die Zusammensetzung dieses Guanogesteins ergab sich als die folgende:
Wasser
3,729 Proc.
Kieselsäure
0,835 „
phosphorsaures Eisenoxyd und Thonerde
9,516 „
Eisenoxyd
2,663
Thonerde
5,660
Phosphorsäure
1,193
phosphorsaurer Kalk
66,050 Proc.
phosphorsaure Magnesia
6,438 „
schwefelsaurer Kalk (CaO, SO³ + 2HO)
3,255 „
kohlensaurer Kalk
4,979 „
Chlornatrium
0,698 „
kohlensaures Natron
0,963 „
kohlensaures Kali
1,852 „
Fluor und Verlust
1,685 „
––––––––––
100,000
Nebstdem wurde dieses Mineral auch schon von A. Bobierre
Journal für praktische Chemie, 1857. und J. W. Taylor
Deßgleichen 1858. untersucht.
Von einigen Inseln des stillen Oceans kommen ebenfalls solche an Phosphaten sehr
reiche Guanos im Allgemeinen als Phosphatguano mit den
speciellen Bezeichnungen Backer-, Jarvis-,
Hauland-, Boliva-, Kooria-mooria-, Svan-island-Guano. Die meisten dieser Inseln gehören der
amerikanischen Düngercompagnie.
Der Kooria-mooria-Guano, welchen die
Londoner Düngercompagnie ausgestellt hatte, zeigte die folgende Zusammensetzung:
Wasser
6,21
organische Stoffe
11,45
Silicate
28,09
Phosphate
35,04
Alkalisalze
5,33
––––
Stickstoff
0,33
Er bildete ein braungelbes, ziemlich gleichmäßiges Pulver.
Der ausgestellte Svan-island-Guano enthält in 100 Gewichtstheilen:
Wasser
19,28
organische Stoffe
13,78
Silicate
22,28
Phosphate
30,28
Der ebenfalls ausgestellte Jarvis-Guano
enthielt:
Wasser
2,500
organische Stoffe
9,990
Phosphate (mit 38,67 Phosphorsäure)
83,266
Alkalisalze
2,878
Er bildete ein braunrothes Pulver mit vielen feinen Pflanzenwurzeln. Es bieten diese
Guanosorten insofern Interesse, als wir in ihnen eine neue Quelle von Phosphorsäure
haben.
Auch die als Patos-Guanos von der
Nitrophosphatcompagnie ausgestellte Guanosorte scheint zu diesen zu gehören. Dieser
Guano hat nachstehende Zusammensetzung:
Wasser
9,45
organische Stoffe
8,10
Silicate
25,14
Phosphate
51,98
Alkalisalze
5,28
––––
Stickstoff
0,82
Als Uebergang zu den an Stickstoff besonders reichen Düngern, wollen wir des von Amende in Berlin ausgestellten Hornpulvers, den Zollcentner à 3 Thaler
10 Silbergroschen, des von der Fabrik zu Lehrte ausgestellten Hornmehls, Wolllumpenmehls, Schweinewollenmehls, ferner des Düngerpulvers aus Horn, Leder
und Wollabfällen, ausgestellt von Runge in Oranienburg, erwähnen.
Weiter ist da zu bemerken: getrocknetes Fleisch,
ausgestellt von Demolon und Cohery in Paris, der auch getrocknetes Blut
brachte, ferner das von Krafft in Paris erzeugte Düngerpräparat aus den Abfällen der
Schlächtereien von Paris.
Das getrocknete Fleisch bildete eine pulverige, braungelbe Masse. Es ist die Idee,
die Fleischtheile, welche sonst zu keinem andern Zwecke zu verwenden sind, zu
Zwecken der Düngung nutzbar zu machen, eine ganz begründete. Die Wirksamkeit eines
solchen Präparates beruht auf den 4 bis 5 Procent Stickstoff, den das Fleisch
enthält. In Beziehung auf das Blut ist es erfreulich, daß man dasselbe, wie aus den
mehrseitig ausgestellten Proben ersichtlich ist, als Dungmittel anwendbar zu machen
trachtet.
Das von Amende in Berlin ausgestellte gemahlene Blut bildete ein braunes, sehr übelriechendes
Pulver, wovon der Zollcentner zu 3 Thalern 10 Silbergroschen ausgeboten wurde; der
Blutdünger von Packard in
Ipswich bildete hingegen schwarzgraue, kleine Körner. Im Durchschnitt mehrerer
Untersuchungen ergab es sich, daß diese Blutdüngerpräparate 11 Procent Stickstoff
enthielten.
Auch einige sogenannte künstliche Guanos waren
ausgestellt; so von Leroux und Comp. in Nantes (Guano artificiel); von den
verschiedenen, mit fortlaufenden Nummern bezeichneten Proben enthielt Nr. I. 4
Procent Stickstoff und 50 Proc Phosphate (à 23 Francs 100 Kilogramme); Nr. IV
enthielt 10 Proc. Stickstoff und 70 Proc. Phosphate (à 26 Frcs. 100
Kilogramme). Ferner stellte aus Dumas-Giraud in
Courpiere einen „Guano artificiel
Dumas.“ Die Frankfurter Actiengesellschaft stellte einen künstlichen Guano, W. H. Lehmann in Berlin einen Fischguano aus. Auch
Spiers in Valenciennes stellte Guano, aus Fischrückständen bereitet, aus. Der
von Whitworth ausgestellte Fischguano hatte die nachstehende Zusammensetzung:
Wasser
13,01
organische Stoffe
44,30
unlöslicher phosphorsaurer Kalk
3,17
löslicher phosphorsaurer Kalk
23,30
Gyps
22,43
Alkalien
1,03
Sand
6,42
––––––
100,00
Stickstoff
6,89
Ein ähnliches Düngerpräparat stellten auch Rohar u. Sohn in Paris aus, welches aus sich bei der
Fischerei ergebenden Abfällen erzeugt ist.
Es enthält:
I.
II
organische Stoffe
78,00
65,00
Phosphate
9,25
2,73
Stickstoff
11,78
9,80
100 Kilogramme
16 fl. 28 kr.,
14 fl. 1 kr.
Ferner hatte die Württemberger Actiengesellschaft einen künstlichen Guano ausgestellt.
Was diese künstlichen Guanosorten anbelangt, so verwendet man verschiedene Rohstoffe
zur Erzeugung derselben und sie sollen sich besonders durch einen dem natürlichen
Guano gleich hohen Stickstoffgehalt auszeichnen. Solche künstliche Guanos werden
seit einigen Jahren in Deutschland unter den verschiedensten Namen in den Handel
gebracht.
Sonst fanden wir Excremente nur als Poudrette, von der Reutlinger Düngerfabrik
ausgestellt.
In Bezug auf den Fischguano muß erwähnt werden, daß die
abgestandenen, von der See ausgeworfenen oder sonst bei der Versendung der Seefische
sich ergebenden Abfälle das Rohmaterial zur Erzeugung denselben bilden. Er wurde, so
viel mir bekannt ist, zuerst in Norwegen erzeugt, und kommt von da aus namentlich
durch Meinert in Dresden in Leinwand verpackt in den
Handel.
Ich untersuchte einen derartigen Guano aus der norwegischen Fischguanofabrik, welcher
die folgenden Resultate ergab:
Wasser
12,90
organische Stoffe (Fleischtheile)
46,12
Phosphate
31,22
kohlensaurer Kalk
1,91
Alkalisalze
2,12
Sand
5,73
––––––
100,00
Stickstoffgehalt
7,344
Wir wollen hier die ausgestellten Kunstdünger, die theils
für specielle Culturpflanzen bestimmt sind, theils als Universaldünger wirken
sollen, erwähnen.
Demolon und Cohery stellten
einen „Engrais complet,“ ferner
eine „Grillage de laines“ aus. Grivel in Paris brachte uns hingegen einen „Engrais-amendement,“ dessen
Zusammensetzung in folgender Art (!) angegeben wird:
Stickstoff
2,52
Phosphorsäure
7,93
organische Stoffe
26,88
in Säuren lösliche Stoffe
40,55
unlösliche Stoffe
22,12
––––––
100,00
Chodzko in Paris stellte seinen vielgenannten Luftdünger und einen Engrais
complet aus.
Der Luftdünger soll nach Angabe 4 Proc. Stickstoff und 4 Proc. Phosphorsäure
enthalten. Chodzko bereitet seinen Luftdünger durch eine
Art Gradirung aus der
Abtrittjauche. Die Londoner Manure Comp. hatte einen Korndünger, Grasdünger u. Mangolddünger ausgestellt. Albert in Paris
brachte sogar einen flüssigen Dünger als „Engrais auxiliare.“ Als Handelsartikel
dürfte diese Form des Düngers sicher die unzweckmäßigste seyn. Die Frankfurter
Actiengesellschaft stellte concentrirten Dünger für
Weinbau aus; Whitworth einen hop
manure (Hopfendünger); die Fabrik zu Lehrte einen Patent-Knochendünger, zu 3 Thlr. 9 Silbergr. den Zollcentner; Amende in Berlin concentrirtes
Düngerpulver mit 9 Proc. bis 10 Proc. Stickstoff und 10 Proc. bis 15 Proc.
phosphorsaurem Kalk; die Reutlinger Kunstdüngerfabrik einen Wiesendünger, einen Rüben- und Korndünger. Schweickhard in Tübingen hatte zwei Proben
von Kunstdünger ausgestellt. Emil Wolff lieferte eine
Analyse des Reutlinger Kunstguano's; es enthielten 100 Gewichtstheile:
organische stickstofffreie Substanz
33,9
Stickstoff, löslich
2,8
„
unlöslich
1,8
Phosphorsäure, löslich
1,5
„
unlöslich
12,1
Kalk
20,9
Magnesia
0,5
SchwefelsäureAlkalienKohlensäure
7,0
Wasser
15,0
Eisenoxyd
3,9
Sand
0,7
–––––
100,0
Es bleibt nur noch schwefelsaures Ammoniak, das von
mehreren Fabrikanten zu Zwecken der Düngung ausgestellt war, das Staßfurter und Wieliczkaer
Dungsalz zu erwähnen.
Was das schwefelsaure Ammoniak anbelangt, so wird es meist
nur in England zu den angegebenen Zwecken verwendet, und wir fanden es auch
namentlich von englischen Fabrikanten ausgestellt; es wird daselbst nach englischen
Angaben, wie erwähnt, jährlich etwa um 900,000 öfter. Gulden hiervon verbraucht.
Auch Fichtner hatte schwefelsaures Ammoniak, aus Knochen
gewonnen, zu 15 Gulden den Centner ausgestellt.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)