Titel: | Die Fabrik für Galvanoplastik von Elkington in Birmingham. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXX., S. 269 |
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LXXX.
Die Fabrik für Galvanoplastik von Elkington in
Birmingham.
Aus dem Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr.
16.
Ueber Elkington's Fabrik für Galvanoplastik.
Eins der ältesten und bedeutendsten Etablissements, in denen die Galvanoplastik
fabrikmäßig betrieben wird, ist das von Elkington und Mason in Birmingham. Die Fabrik selbst ist ein großes
Häuserquadrat an der
Nordseite der Stadt; die Arbeiten in derselben umfassen nicht nur die eigentlichen
galvanischen Processe, sondern es werden auch sehr viele der zu fertigenden
Gegenstände aus Blech gestanzt oder mit dem Hammer getrieben. Die Werke der
Galvanoplastik, welche hier gefertigt werden, sind übrigens die großartigsten, die
Wohl überhaupt auf diesem Wege hergestellt werden, indem man Figuren weit über
Lebensgröße fertigt. So ist z.B. das bekannte Monument der ersten Londoner
Weltausstellung, welches die personificirten vier Welttheile vorstellt, die ein
Postament mit der Büste des Prinzen Albert tragen, fast ganz aus der Elkington'schen Anstalt hervorgegangen. Zur Herstellung
so großer Gegenstände sind natürlich auch sehr große Apparate nothwendig; das größte
Bassin ist 15' lang, 18' breit und 10' tief. Um einen Gegenstand galvanoplastisch zu
reproduciren, wird ein Modell aus Wachs oder Thon gefertigt, davon wird ein
Gypsabguß genommen, der, wenn nöthig, aus mehreren Theilen besteht und mittelst
desselben wiederum eine Copie des ursprünglichen Modells in einer leicht
schmelzbaren Metalllegirung hergestellt.
Dieses Modell wird sorgfältig durch Ciseliren überarbeitet und möglichst künstlerisch
vollendet. Ist dieß geschehen, so wird es schwach eingeölt und in das
galvanoplastische Bad gebracht, in dem sich eine dünne Schicht Kupfer darauf
niederschlägt, die abgenommen eine vollkommen treue Form abgibt. Diese Form wird
auswendig mit Wachs und Pech überzogen, inwendig aber mit etwas Oel oder Paraffin
ausgerieben und wiederum in das galvanoplastische Bad getaucht, so daß sich nunmehr
durch den Kupferniederschlag das wirkliche galvanoplastische Abbild des ersten
Modells erzeugt. Die dünne Kupferhaut, welche die Form bildete, wird schließlich
abgeschält. Außer den eigentlichen galvanoplastischen Arbeiten wird auch der
galvanische Versilberungsproceß in großem Maaßstabe ausgeführt. Während früher eine
Menge Artikel für den Hausgebrauch aus plattirtem Kupfer, d.h. aus Kupferblech,
welches auf rein mechanischem Wege mit einer dünnen Silberplatte vereinigt wird,
gefertigt wurden, wie z.B. Leuchter, Lampen und Geschirre aller Art, so stellt man
diese Gegenstände jetzt aus Neusilberblech her, welches durch Walzen, Hämmern und
Stanzen in die entsprechende Form gebracht und schließlich versilbert wird. Die
Fallwerke, deren man sich in der Elkington'schen Fabrik
bedient, sind für größere Arbeitsstücke von bedeutendem Gewichte. Bei einem der
größten, welches für Gegenstände bis zu 30'' Durchmesser berechnet ist, wiegt der
Ambosblock 260 Ctr. Das in den gravirten Stahlformen steckende Capital wird zu einer
halben Million Thaler veranschlagt. Viele Gegenstände werden, wie bereits bemerkt,
auch einfach durch Hämmern gebildet. Die Verzierung derselben wird durch die sogenannte
Repoussé-Arbeit bewirkt, wodurch Arabesken, Blumen u.s.w. erhaben aus
dem Bleche herausgetrieben werden, und zwar geschieht dieß mittelst eines federnden
Stahlstabes, der mit dem einen Ende in einen Schraubstock eingespannt und am anderen
Ende kurz winkelförmig abgebogen und mit einer polirten, abgerundeten Spitze
versehen ist. Dieser Stahlstab wird in das bereits fertig gearbeitete Gefäß, welches
verziert werden soll, eingeschoben und durch Hammerschläge in vibrirende Bewegung
gebracht, so daß sein polirtes, umgebogenes Ende an die betreffenden Stellen
anschlägt und dieselben ausbaucht. Durch geschicktes Drehen und Wenden des Gefäßes
werden in dieser Weise die Verzierungen in großer Vollkommenheit gebildet. Das
Löthen erfolgt mit Hartloth und mit Hülfe von Leuchtgasgebläsen. Das Planiren der
Bleche wird nicht mit dem Hammer, sondern mit einer kleinen Maschine bewirkt, die
folgendermaßen construirt ist: Ein glatt gedrehter, starker, runder Glasstab tritt
oberhalb mit seinem Ende in senkrechter Richtung in die Stopfbüchse eines kleinen
Cylinders ein, während unterhalb das Ende abgerundet und fein polirt ist. In der
Mitte hat der Stab einen Schlitz, in welchen der Daumen einer horizontalen Welle,
die etwa 150 Umdrehungen in der Minute macht, eingreift. Der Cylinder ist luftdicht
geschlossen und die darin enthaltene Luft wirkt als Feder auf den Glasstab, so daß
er mit ziemlicher Gewalt nach unten gestoßen wird, sobald er vom Daumen gehoben
wurde. – Je nachdem die Versilberung für Gegenstände angewendet wird, die
einer mehr oder minder großen Abnutzung unterliegen, wird sie auf verschiedene Weise
ausgeführt. Im ersteren Falle, wo man eine harte Silberschicht verlangt, wird der
elektrische Strom durch eine magneto-elektrische Maschine erzeugt, welche von
einer Dampfmaschine bewegt wird; man erhält dadurch einen sehr intensiven Strom, der
das Silber langsam niederschlägt, wodurch es sehr hart und compact wird. Im zweiten
Falle wendet man ein aus sehr großen Platten zusammengesetztes galvanisches Element
an und erhält dadurch einen quantitativ sehr starken, der Intensität nach aber
schwachen Strom, durch welchen die Versilberung sehr rasch und glänzend zu Wege
gebracht wird, aber die Silberschicht lockerer ausfällt. In den zwei großen
Behältern der Versilberungskammer befinden sich oft für 50,000 Thlr. Silber;
andererseits ist zum Vergolden oft eine gleiche Summe durch die Goldlösung
repräsentirt. Die vergoldeten und versilberten Gegenstände werden, sobald sie aus
dem galvanischen Bade kommen, mit schnell rotirenden Bürsten aus Messingdraht unter
Befeuchten mit Bierwürze blank gemacht und schließlich mit Blutstein polirt. Die
Fabrik beschäftigt durchschnittlich 1100 Arbeiter.