Titel: | Bereitung eines sich unverändert conservirenden Düngers, des sogenannten animalisirten Kalks, mit den Menschenexcrementen in den Städten; von A. Mosselman. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXXVII., S. 309 |
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LXXXVII.
Bereitung eines sich unverändert conservirenden
Düngers, des sogenannten animalisirten Kalks, mit den Menschenexcrementen in den
Städten; von A.
Mosselman.
Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 1261.
Mosselman's Bereitung des animalisirten Kalks mit den
Menschenexcrementen in den Städten.
Im Interesse der Landwirthschaft und der Gesundheit der Städtebewohner war schon
längst ein Verfahren zur Benutzung der festen und flüssigen Menschenexcremente
wünschenswerth, welches dieselben leicht zu transportiren und auf den Feldern
auszubreiten gestattet. Die bisher vorgeschlagenen und angewandten Methoden sind
nicht nur schwierig ausführbar, sondern auch so mangelhaft, daß man den größten
Theil der in den
Excrementen enthaltenen nützlichen Stoffe verliert. Mein Verfahren besteht darin: 1)
gebrannten fetten Kalk mit seinem halben Gewicht reinen Urins (oder auch
Latrinenflüssigkeit) zu einem pulverförmigen Hydrat zu löschen; 2) mit dem so
erhaltenen Kalkmehl die festen Excremente innig zu vermengen, indem man 2 1/2
Maaßtheile Kalkpulver auf 2 Maaßtheile Excremente anwendet. Durch mein Verfahren
werden die festen Excremente rasch in transportable Form gebracht. Das gewonnene
Product enthält natürlich alle in den menschlichen Excrementen befindlichen
Bestandtheile. Beim Löschen des Kalks mit dem Harn und beim nachherigen Vermengen
des Kalkmehls mit den festen Excrementen entbindet sich jedoch eine gewisse Menge
Ammoniak, wenn die angewandten Materialien schon eine Gährung erlitten haben, welche
den Harnstoff und die stickstoffhaltigen Substanzen zum Theil in
Ammoniakverbindungen umwandelt.
Abgesehen von dieser unbedeutenden Verlustquelle conservirt sich dieser Dünger
unverändert. Der Kalk, welchen er enthält, verhindert die Gährung und die Zerstörung
der organischen Stoffe. Diese Thatsache, welche nach den früher von Payen angestellten VersuchenPolytechn. Journal Bd. CXXX S. 148,
224, 297 und 381, Bd. CXXXII S. 144. leicht vorauszusehen war, wurde noch durch neuerlich im Conservatorium der
Künste und Gewerbe zu Paris mit dem animalisirten Kalk angestellte Versuche
bestätigt, indem Hr. Billoquin dieselbe Probe nach
Verlauf mehrerer Monate analysirte.
Das Product hat folgende Zusammensetzung:
Hektolit.
Hektolit.
1,00
bis
1,25
gebrannter Kalk,
oder:
28,57
bis
32,25 Proc.
0,502,00
bisbis
0,62 1/2 2,00
Urinfeste Excremente
oder:
71,43
bis
67,75 Proc.
––––––
–––––––
––––––
–––––
3,50
bis
3,87 1/2
Summe
100,00
100,00
Ich habe mich durch Versuche überzeugt, daß 2 1/2 Hektoliter Kalkmehl zur
Verhinderung der Gährung ausreichen und mich dann bei meiner Fabrication auf dieses
Verhältniß beschränkt.
Der Wasserverlust – einerseits in Folge der raschen Verdunstung des Wassers
beim Löschen des gebrannten Kalks, andererseits in Folge der langsameren Verdunstung
des in den festen Excrementen enthaltenen Wassers während und nach der Einverleibung
des Kalkmehls – überschreitet mit der Zeit das Gewicht des angewandten Kalks,
wie folgendes Beispiel zeigt:
Hektol.
Hektol.
1,00
bis
1,25
gebrannter Kalk, Maximalgewicht
112 Kilogr.
Kilogr.
0,62
Urin, enthaltend Wasser
60
2,00
feste Excremente, enthaltend Wasser
177
–––––
Gesammtgewicht Wasser
237
Nach der Operation findet man nur noch
126
–––––
Wasser,
Die Verdunstung beträgt daher
111
welche durch 112 Kilogr. Kalk ersetzt
sind.
Wie die Analyse nachweist, enthält dieser Städtedünger, außer dem Kalk,
stickstoffhaltige Substanzen, phosphorsaure Salze, Alkalisalze etc. Die Menge des
Stickstoffs, welche etwas variirt und von der Reinheit der angewandten Excremente
abhängt, sowie davon ob dieselben schon mehr oder weniger in Gährung übergegangen
waren, ist stets beträchtlich größer als diejenige des Stallmistes, und beträgt
manchmal fast das Doppelte der letzteren. Die Phosphorsäure enthalten beide
Düngerarten beiläufig in gleichem Verhältniß.
Mein Dünger enthält außerdem ein gewisses Verhältniß von Kalk, dessen Gegenwart
niemals schädlich und bei den meisten Culturen und Feldern, für welche das Kalken
von den Landwirthen empfohlen wird, nützlich ist.