Titel: | Wilcox's Heißluftmaschine; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXXVIII., S. 321 |
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LXXXVIII.
Wilcox's
Heißluftmaschine; von Conrector G.
Delabar.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Delabar, über Wilcox's Heißluftmaschine.
Unter den verschiedenen Maschinen, die ich bei der letztjährigen
Industrie-Ausstellung in London zu besichtigen und näher kennen zu lernen
Gelegenheit hatte, gehörte Wilcox's Heißluftmaschine mit
zu denjenigen, welche meine Aufmerksamkeit am meisten in Anspruch nahmen. Dieselbe
wurde von den Herren Wilcox, Denison und Taylor von Westerley in Rhode Island, Nordamerika, zur
Ausstellung geschickt, und da im Ausstellungsgebäude kein Feuer erlaubt war, von
ihrem Vertreter, Hrn. Denison, in einem Hause der
benachbarten Straßen (Nr. 4 der Cromwell Lane) aufgestellt und in Thätigkeit
gesetzt, wo ich sie denn auch während meines Aufenthaltes in London wiederholt
besichtigt und untersucht habe.
Obgleich schon früher über diese Maschine eine Mittheilung in diesem Journal (Bd. CLX
S. 337) erschienen ist, so dürfte eine weitere, mit genauen Zeichnungen versehene
Darstellung für die Leser dennoch von Interesse seyn, und um so mehr, als dieselbe,
so viel mir bekannt, auch in keiner anderen deutschen technischen Zeitschrift bis
jetzt einläßlich beschrieben worden ist.
Indem ich es daher unternehme, von dieser aller Beachtung werthen Heißluftmaschine
eine mit den nöthigen Zeichnungen begleitete ausführliche Beschreibung zu liefern,
bemerke ich zum voraus, daß ich hierbei einem Berichte folge, welchen der Engineer vom 9. Mai 1862 nach einem Artikel des Scientific American darüber gegeben hat.
Von dieser Maschine zeigt:
Fig. 1 eine
polarperspectivische Ansicht,
Fig. 2 einen
verticalen Schnitt durch die Mitte der Cylinder, und
Fig. 3 eine
Ansicht der Ventilbewegung.
Aus diesen Figuren ersieht man sogleich, daß diese Wilcox'sche Maschine gegen die bekanntere Ericsson'sche eine ganz verschiedene Anordnung hat. Nicht nur ist dabei der
Feuerraum viel zweckmäßiger, in einem Untersatz angebracht, sondern auch der
complicirte, krebsartige Mechanismus, wie er bei allen anderen, bis jetzt bekannt
gewordenen calorischen Maschinen angetroffen wurde, ist bei ihr durch eine in der
That sehr einfache, solide und zweckmäßige Construction ersetzt. In Folge dessen
soll dieselbe in Amerika seit ihrer Erfindung und ersten Einführung auch bedeutend
in Aufnahme gekommen seyn. Ihre Einrichtung ist folgende:
A, A ist der Arbeitscylinder und a der einfachwirkende Arbeitskolben in demselben; B, B der Auswechslungs- und Speisecylinder und b der in demselben; wirksame Kolben; C, C die Hauptwelle, welche ihre Unterstützung in den
Lagern D, D der Bogen d, d
hat, und C', C'' sind die beiden Kurbeln, welche nahezu
rechte Winkel mit einander bilden und vermittelst der Kolbenstangen a' und b', b'' mit den
Kolben a und b, die
denselben Durchmesser haben, in Verbindung stehen. E ist
das Schwungrad. F ist die mit dem Cylinder B und der äußeren Atmosphäre communicirende Ventilbüchse
und f das Ventil, welches mittelst der Achse f' und der Stange g, vom
Excentric G aus regulirt, die Canäle h, h' und h'' nach
Erforderniß schließt und öffnet. I, I ist eine kleine
Kammer, welche oberhalb frei mit F und unterhalb mit
beiden Cylindern A und B in
Verbindung steht und den Regenerator K enthält, der aus
dünnen Metallplatten besteht und die Ersparniß der Wärme bezweckt.
Die Cylinder A und B, welche
aus je zwei Stücken bestehen, sind mittelst Flantschen an die Deckplatte L befestigt. Die unteren Stücke, welche in den Unterbau
des Heizofens hineinreichen, sind, sammt der unteren Hälfte der Kammer I, I aus einem Stück gegossen und als die eigentlichen
Heizflächen zu betrachten. Die Böden A' und B' der Cylinder sind, wie man sieht, concav und auf eine
bedeutende Strecke in die hohlen Räume der Cylinder hineinreichend. Dadurch wird
nicht nur ihre Heizfläche bedeutend vergrößert, sondern auch ihre
Widerstandsfähigkeit beträchtlich vermehrt, so daß sie dem Zerspringen durch den
inneren Druck viel weniger ausgesetzt sind.
Das obere Ende der Cylinders A steht durch Oeffnungen m, m im Deckel M mit der
äußeren Luft in freier Verbindung, während der obere Theil des Cylinders B durch eine dicht aufgesetzte Deckplatte N geschlossen ist und mittelst des Ventils f und der Canäle h' und h'' abwechselnd mit der äußeren Atmosphäre und dem
Regenerator communicirt.
Die Kolben a und b sind etwas
länger als ihr Hub, und auf der unteren, der Hitze ausgesetzten Seite mit einer die
Wärme nicht leitenden Substanz gefüllt, wodurch sie vor Wärmeverlusten geschützt
werden. Der Kolben a ist durch eine lange Stange a' mit der Kurbel C' und der Welle C direct verbunden, während der Kolben b an der Kolbenstange b'
hängt, welche durch die Stopfbüchse n geht und oberhalb
mit dem Kreuzkopf b₁, der an den Stützpfeilern
o, o seine Führung hat, verbunden ist, durch welchen
die Bewegung auf die Kurbelstange b'' und dadurch auf
die Kurbel C'' und die Achse C übertragen wird.
Das Ventil f hat eine eigenthümliche Form und ist so
eingerichtet, daß es bei seiner, vom Excentric G
ausgehenden oscillirenden Bewegung durch die Canäle h,
h' und h'' die Verbindung zwischen dem oberen
Theil des Cylinders B, dem Regenerator K und der äußeren Atmosphäre, wie schon oben angedeutet,
herzustellen geeignet ist. Die Art und Weise, wie die Ventil- oder
Schieberbewegung vermittelt wird, zeigt insbesondere Fig. 3. Darin bedeutet P das Seitenende der Ventilbüchse, q einen geschlitzten Arm, welcher am Ende der
Ventilachse f'' befestigt ist, r einen weiteren Arm, welcher einerseits mittelst des Rollzapfens s aus Stahl mit dem Schlitzarm q in Verbindung steht und andererseits auf der Welle t sitzt, die ihrerseits durch die Kurbel u und die Stange g vom
Excentric G aus die abwechselnd hin und her rotirende
Bewegung erhält. Durch die Kurbel r wird die Bewegung
weiter auf den Rollzapfen s, der im Schlitz des Armes
g hin und her gleitet, und durch letzteren auch auf
die Ventilachse f' und das Ventil f selbst übergetragen. Dabei sind die Dimensionen und Bewegungen so
angeordnet, daß das Ventil f sehr schnell die Bewegung
von einer Lage zur anderen vermittelt und in den einzelnen Positionen einer
Umdrehung eine entsprechende Zeit lang verweilt.
Im Weiteren ist V der Feuerraum, welcher von dem
Mauerwerk W umgeben ist und durch eine Oeffnung v im Centrum desselben den Verbrennungsproducten in die
Höhe zu steigen gestattet. Diese Construction schützt den Rand B' des Cylinders B vor der
zerstörenden Wirkung der intensiven Hitze des Feuerraums, ohne Verlust an Wärme mit
sich zu bringen. Im Gegentheil, die Hitze wird auf diese Weise nur mehr
zusammengehalten und den Verbrennungsproducten mitgetheilt, welche alsdann mit
erhöhter Temperatur den ganzen hohlen Raum der Cylinderbasis ausfüllen, an diese die
Wärme gleichmäßig abgeben und durch den Rauchfang x in
den Schornstein abziehen.
Diese gleichförmige Wärmeabgabe und Wärmeausnutzung ist von großer praktischer
Wichtigkeit, denn auf ihr beruht wesentlich die bei dieser Maschine erzielte
Oekonomie des Brennmaterials und die Dauerhaftigkeit des dabei verwendeten
Metalls.
Als ein weiteres Schutzmittel gegen die Ueberhitzung irgend eines mit dem Feuer in
Verbindung stehenden Theiles dient der selbstthätige Regulator y, durch welchen die Expansion und Verdampfung des in einem Behälter des
Heizraumes eingeschlossenen Quecksilbers benutzt wird, einen Schieber und Dämpfer in
der Rauchkammer mehr oder welliger zu schließen und zu öffnen. Auch dadurch wird die
Temperatur möglichst gleichförmig erhalten und verhindert, daß die Erhitzung des
Metalls über eine gewisse, zulässige Grenze hinausgeht.
Der obere Theil des Kolbens a, welcher in gewisser
Beziehung einer Rolle gleicht, ist mit Armen versehen und bewegt sich luftdicht in
dem Cylinder A auf und ab. Zwischen ihm und dem unteren,
mit einem schlechten Wärmeleiter ausgefüllten Theil ist ein Raum z gelassen, der sich mit kalter Luft anfüllt, damit die
Temperatur des Mittelgelenkes mit der Stange a', sowie
die Metalldichtung am Umfang auf einer so niedrigen Temperatur erhalten wird, daß
das Oel und Fett der Schmierung den flüssigen Zustand leichter beibehält und den
Zweck des Schmierens besser erfüllt. Zu diesem Behufe ist der Deckel M über A, wie gesagt, mit
mehreren Oeffnungen m, m versehen, durch welche die Luft
über a angesogen wird, wenn der Kolben sinkt, und
ausgetrieben, wenn er steigt. Durch dieses einfache Mittel wird die Temperatur der
sich reibenden Theile so niedrig erhalten, daß sie hinreichend geschmiert werden
können. Freilich ist nicht zu übersehen, daß gerade diese Abkühlung des Kolbens a für die Ausnützung der Wärme auch wieder nachtheilig
ist. Doch glauben die Erfinder und Erbauer der Maschine durch diese Einrichtung
unter zwei Uebeln jedenfalls das größere vermieden zu haben. Die Function des
Cylinders B und des Kolbens b ist die, daß ersterer beim Hinabgehen des letzteren sich mit frischer
Luft füllt, welche dann beim Hinaufgehen desselben durch den Regenerator K getrieben, daselbst bedeutend vorgewärmt wird und in
das untere Ende von B gelangt, wo sie nun bis auf einen
hohen Grad erhitzt, ausgedehnt und durch den hohen Druck, den sie dadurch erlangt,
in den Cylinder A übergeführt wird und ihre mechanische
Arbeit an den Kolben a abgibt. Indem nämlich dieser auf
der oberen Seite dem Druck der atmosphärischen Luft und auf der unteren dem
bedeutend vergrößerten Druck der erhitzten Luft ausgesetzt ist, wird er natürlich im
Verhältniß des Unterschiedes der beiderseitigen Pressungen in die Höhe getrieben.
Durch die Stange a' und die Kurbel C' wird alsdann diese Arbeit der Welle C und dem Schwungrad E
mitgetheilt. Hat a das Ende seines Hubes erlangt, so
wechselt das Ventil und der Drehschieber f seine Lage in
der Art, daß einerseits der Regenerator K durch den
Canal h und andererseits der obere Theil des Cylinders
B durch die Canäle h'
und h'' mit der äußeren Luft in Verbindung steht. In
Folge dessen strömt nun die heiße Luft, welche sich in beiden Cylindern unter den Kolben a und b befindet, durch den
Regenerator K, wo sie einen großen Theil ihrer Hitze
zurückläßt und durch die Oeffnung h in die Atmosphäre
entweicht, während der obere Theil des Cylinders B eine
neue Füllung frischer Luft aufnimmt, welche alsdann in der nächsten Umdrehung die
gleiche Umwandlung und Ausnutzung erleidet. Der Niedergang des Kolbens a vermittelt hierbei die in dem Schwungrad angesammelte
lebendige Kraft und das Beharrungsvermögen der sich drehenden Masse.
Zur näheren Erläuterung dieser Wirkung und relativen Bewegungen der beiden Kolben und
Ventile dienen noch insbesondere die Figuren 4–11. Dabei
zeigt das Kreisdiagramm über jeder Figur die entsprechende Lage der Kurbeln und die
Pfeile geben die Richtung an, nach welcher die Kolben sich bewegen.
In Fig. 4 hat
der Arbeitskolben seinen Lauf aufwärts gerade vollendet und theilt seine Bewegung
der Maschine mit, während das Ventil f in der Lage ist,
in welcher es der erhitzten Luft den Ausweg gestattet und zwischen der Atmosphäre
und dem Raum über dem Kolben b, der nun seinen halben
Weg abwärts gemacht hat, die Verbindung herstellt. Der Raum über b füllt sich mit kalter Luft und die heiße Luft unter
ihm und unter a entweicht durch den Regenerator K in die Atmosphäre. Diese Bewegung und Arbeit wird
während der nächsten Viertelsumdrehung fortgesetzt, wie aus den Figuren 5 und 6 zu ersehen
ist. Aus Fig.
5 bemerkt man, daß während dem keine andere Kraft aufgewendet wird als
jene, welche für die Ueberwindung der Reibung an beiden Seiten beider Kolben nöthig
ist, die in freier Communication mit der Atmosphäre stehen, folglich dem
atmosphärischen Druck ausgesetzt sind.
In der Position Fig.
6 hat der Kolben b die tiefste Lage und der
Cylinder B erlangt eine neue ganze Füllung frischer
Luft, der Kolben a dagegen hat seinen mittleren Stand
erreicht und das Ventil f seine Lage in der Art
verändert, daß die Verbindung mit der äußeren Luft unterbrochen, dafür aber die
Communication der warmen Luft unter und über dem Kolben b hergestellt ist.
In der nächsten Viertelsumdrehung, Fig. 7 und 8, fährt der Arbeitskolben
a fort zu sinken, die warme Luft unter ihm wird
immer mehr comprimirt und zum Theil durch den Regenerator und den Raum über b getrieben. Aber bevor noch a sein unteres Ende völlig erreicht, beginnt auch schon der Kolben b wieder zu steigen, ohne jedoch einem anderen als dem
Reibungswiderstand zu begegnen, indem die Luft zu beiden Seiten desselben in freie
Verbindung gesetzt ist. In Fig. 8 hat der Kolben a das Ende des Niedergangs erreicht und der Kolben b ist in der Hälfte seines Laufes aufwärts angekommen. Unterdessen
ist aber auch die Hälfte der erneuerten Luftfüllung durch den Regenerator in den
Raum unter den Kolben b gelangt, welcher sich, wie man
sieht, nun mit der größten Geschwindigkeit aufwärts bewegt, während umgekehrt der
Kolben a, dem todten Punkt seiner Kurbelbewegung
entsprechend, nahezu in Ruhe ist. Die unter den Kolben b
gelangte Luft wird nun bedeutend erhitzt und ausgedehnt, und erlangt hierdurch das
Maximum ihrer Spannung.
Bis dahin wird die Bewegung der Maschine durch das Beharrungsvermögen oder die
lebendige Kraft des Schwungrades bewirkt. Nun aber folgt mit Beginn der dritten
Viertelsumdrehung, Fig. 9 und 10, die directe Arbeit
der erhitzten und ausgedehnten Luft, indem sie den Kolben a, welcher nun auf der unteren Seite einen viel größeren Druck als auf der
oberen erleidet, in die Höhe treibt und mittelst der Stange a' und der Kurbel C' die Welle C in Umdrehung versetzt. Diese Arbeit wird in der
letzten Viertelsumdrehung, Fig. 10, 11 und 4, bei abnehmender
Expansion der Luft fortgesetzt. Noch bevor aber der Kolben a seine oberste Lage ganz erreicht und der Kolben b bereits wieder seinen Niedergang angefangen hat, wird durch den Wechsel
des Ventils f sowohl der Regenerator und der untere Raum
der beiden Cylinder A und B,
als auch der obere Theil des Cylinders B wieder mit der
äußeren Atmosphäre in Verbindung gesetzt, siehe Fig. 11, und der
Arbeitskolben a durchläuft den Rest seines Hubes im
dynamischen Gleichgewicht.
Eine Umdrehung ist nun vollendet und die gleichen Bewegungserscheinungen und
Arbeitsverrichtungen werden mit jeder folgenden Umdrehung wiederholt.
In der Wirklichkeit wird eine Umdrehung in 1/2–1/3
Secunde vollendet, oder, was dasselbe sagt, die Maschine macht 120–180
Umdrehungen per Minute.
Fig. 12
endlich zeigt noch ein Diagramm über die mechanische Arbeit, welche während einer Umdrehung entwickelt wird. Dabei sind die in den
einzelnen Zeitabschnitten zurückgelegten Wege des Kolbens a als Abscissen und die entsprechenden Intensitäten des Ueberdruckes auf
denselben in den zugehörigen Punkten als senkrechte Ordinaten aufgetragen. Der
Anfangspunkt A der Coordinaten AX und AY
entspricht hierbei jenem Zeitmoment der Kurbelbewegung, in welchem der Kolben a den tiefsten Stand einnimmt und der Ueberdruck der
erhitzten Luft die Größe (von circa 10 Pfd. per Quadratzoll engl.) erlangt hat. Im Uebrigen sieht
man, daß, während der Kolben a den Weg , die
Kurbel C'
also eine halbe
Achtelsumdrehung zurücklegt, der Ueberdruck wächst und in B das Maximum (circa 13 Pfd. per 1 Quadratzoll engl.) erlangt; daß ferner, während
der Kolben a den Weg und die Kurbel C' eine drei Achtelsumdrehung durchläuft, der Ueberdruck
stetig abnimmt und dann in dem Moment, in dem das Ventil f ausgewechselt, der Kolben a also auf beiden
Seiten mit der äußeren Luft in Verbindung gesetzt wird, plötzlich fast bis auf Null
fällt und diesen Werth wirklich erreicht, nachdem der Kolben a die weitere Wegstrecke , die Kurbel C' also eine weitere halbe Achtelsumdrehung zurückgelegt hat. Damit ist
alsdann die halbe Umdrehung, welche dem Aufsteigen des Kolbens a entspricht, vollendet und es beginnt dessen
Niedergang, während welchem in der ersten Hälfte der Weg zurückgelegt wird,
der Kolben a im dynamischen Gleichgewicht sich befindet,
der Ueberdruck also gleich Null ist. In der zweiten Hälfte des Niederganges, in
welcher der Kolben a den Weg , oder die Kurbel
C' das letzte Viertel dieser Umdrehung zurücklegt,
und durch den Wechsel des Ventils die äußere atmospharische Luft abgeschlossen und
die innere Luft der Wirkung des Feuers ausgesetzt wird, nimmt die Temperatur und
auch die Spannung der letzteren wieder zu und, indem der Kolben a seinen Niedergang fortsetzt und die Wege
durchläuft, erlangt deren Ueberdruck die Intensitäten Dd', Cc', Bb'. Dieser Ueberdruck wirkt während dieser letzten Viertelsumdrehung der
Bewegung des Kolbens a entgegen, und die Maschine bewegt
sich während dem nur in Folge der in ihr angesammelten lebendigen Kraft.
Nach diesen Erläuterungen ist nun klar, daß die mechanische
Arbeit, welche dem Aufgang des Kolbens a
entspricht, durch die Fläche AabcdefghJA, und
jene, welche während des Niederganges verrichtet wird, durch die Fläche Aab'c'd'EA dargestellt wird. Da nun letztere, als
Arbeit des während dem Niedergang auftretenden Luftwiderstandes, von ersterer, als
der während dem Aufgang producirten Arbeit, in Abzug gebracht werden muß, so stellt
endlich die Fläche abcdefghJEd'c'b'a die wirkliche, zur Umdrehung der Maschine verwendete
Arbeit während einer Umdrehung dar.
Diesen Bewegungs- und Arbeitsverhältnissen der Maschine liegen folgende
Temperaturzustände der dabei in Anwendung kommenden Luft zu Grunde: die Temperatur
der angesaugten kalten Luft beträgt höchstens 100° F. oder 37° 2/3 C.,
die der erhitzten und ausgedehnten 600° F. oder. 315° 5/9 C. und die
der expandirten und entweichenden Luft 260° F. oder 127° 5/9 C. Da
diese letztere somit die höchste Temperatur ist, welcher das Ventil f ausgesetzt ist, so hat es auch keine Schwierigkeit,
dasselbe gehörig zu schmieren oder einzufetten.
Schließlich mögen die wichtigsten Vorzüge, welche der
beschriebenen Heißluftmaschine von Wilcox eigenthümlich
sind, noch besonders hervorgehoben werden. Diese sind:
1) Die sanfte Bewegung und der geringe Lärm, welche diese
Maschine gegen alle übrigen calorischen Maschinen auszeichnet. Es ist dieß
eine Thatsache, welche Jedem, der die Maschine in Thätigkeit sah, sogleich angenehm
aufgefallen ist, und die von dem Umstand herrührt, daß beide Kolben denselben Hub
besitzen, die Bewegung durch Kurbeln übertragen, und auch sonst kein lärmendes
Ventil vorhanden ist wie bei den übrigen calorischen Maschinen.
2) Die große Geschwindigkeit und die damit verbundene
vergrößerte Arbeitsleistung. Dieses Factum ist eine Folge der sanften,
ruhigen Bewegung, der die Schmierung möglich machenden Vorkehrung, des in der
Maschine eingeführten Regenerators und der bedeutend vermehrten Heizfläche, mittelst
welcher die eingeschlossene Luft sehr schnell erhitzt werden kann.
3) Die bedeutende Stabilität und Dauerhaftigkeit der
Maschine. Diese Eigenschaften rühren zunächst von der vortheilhaften und
soliden Ausführung derselben her, sodann ebenfalls von ihrem sanften, von allen
Stößen freien Gang, vom Gebrauch nur eines einzigen rotirenden Ventils, statt
mehreren stoßenden Ventilen, und dem wirksamen Schutz der Heizfläche vor der
directen Einwirkung des Feuers.
4) Die beträchtliche Oekonomie an Brennmaterial und
Bedienung. Die Maschine von zwei Pferdekräften mit einem
Cylinder-Durchmesser von 18'' engl. consumirt nämlich täglich, d.h. in 10
Arbeitsstunden nur circa 100 Pfd. amerikanische
Anthracitkohle, also per
Stunde und Pferdestärke nur
circa. 5 Pfd., nach der Angabe von Denison sogar nur 4 Pfund engl. Was die Bedienung betrifft, so kann sie,
wie ich mich selbst überzeugt habe, von jedem aufmerksamen Arbeiter besorgt werden.
Auch kann die Maschine nöthigenfalls von jedem erfahrenen Mechaniker reparirt
werden.
5) Die gänzliche Sicherheit vor dem Explodiren oder
Zerspringen. Bei den angegebenen Verhältnissen der Erhitzung ist in dieser
Beziehung gar keine Gefahr vorhanden. Die Maschine ist so sicher wie jeder andere
Heizofen. Von einem eigentlichen Explodiren wie bei Dampfkesseln kann schon gar
keine Rede seyn.
6) Der Umstand, daß sie zur Aufstellung nur einen kleinen Raum
erfordert und verhältnißmäßig nicht besonders
hoch zu stehen kommt. Eine einpferdige Maschine von 12
Zoll Cylinder-Durchmesser erheischt bloß einen Raum von 24 Zoll auf 38 Zoll
und kostet 2000 Frc. Eine zweipferdige Maschine von 18 Zoll
Cylinder-Durchmesser erfordert dagegen einen Raum von 32 Zoll auf 50 Zoll
engl. und kostet 2750 Frc.