Titel: Bericht über die englischen Vorrichtungen für Bierbrauerei auf der Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von H. Stoeß.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XCII., S. 333
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XCII. Bericht über die englischen Vorrichtungen für Bierbrauerei auf der Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von H. Stoeß. Aus der Monatsschrift des Gewerbevereins zu Cöln, Juni 1863. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Stoeß, über englische Vorrichtungen für Bierbrauerei auf der Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862. Malzdarren. – Bei denselben sind zwei Hauptmomente zu beachten: 1) die Anlage der Heizung und 2) die Unterlagen für das zu trocknende Malz. Was die Feuerungsanlage betrifft, so hat der Verf. davon nur eine Zeichnung auf der Ausstellung bemerkt, die eine Malzdarre mit drei Etagen darstellte, bei der die Einströmung der heißen trockenen Luft, im Gegensatz zu den allgemein üblichen Darren, durch eine Anzahl von seitlichen Oeffnungen über der obersten Darre stattfand, während der Abzug für die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft durch einen Canal geschah, der, von der Mitte des Bodens der Darre ausgehend, nach außen geführt war und dort mit einem Ventilator in Verbindung stand. Es soll durch diese Anordnung eine gleichförmigere Vertheilung der warmen trockenen Luft und dadurch eine Ersparniß an solcher, resp. an Heizmaterial, erzielt und ein egaleres Trocknen bewirkt werden. Ob dieß wirklich der Fall, will der Verf. nicht beurtheilen, doch kann er anführen, daß sich eine solche Anordnung bei Trockenhäusern für Torf etc. sehr gut bewährt hat. Zur Erzeugung eines kräftigen Luftstroms behufs der Ventilation der Malzdarren, wie auch anderer Räume, sah der Verf. mehrfach den ausströmenden Dampf der (Hochdruck-) Dampfmaschinen in derselben Weise angewandt, wie dieß bei den Locomotiven der Fall ist. Als Unterlageplatten für Malz sind außer den bisher üblichen, in der mannichfaltigsten Weise gelochten Eisenblechen auch Gußplatten in Form von Rosten angewendet. Dergleichen waren von mehreren englischen Eisenindustriellen ausgestellt, die sich durch den exacten Guß der sehr feinen Spalten, resp. einzelnen Stäbe der Roste, auszeichneten. Die Breite der Spalten mochte etwa 1/2 bis 2/3 Linie, die der Stäbe 1 1/3 bis 1 1/2 Linien bei 3/4 Zoll Breite, resp. Höhe derselben, betragen; die Stäbe liefen nach unten scharf zu. Maischmaschinen. – Von solchen waren mehrere ausgestellt, deren Beschreibung bei der Unmöglichkeit, Zeichnungen an Ort und Stelle aufzunehmen, doch nur mangelhaft seyn würde, weßhalb der Verf. davon absehen muß. Besonders auffallende Veränderungen gegen die bisher üblichen konnte er indeß auch nicht finden. Nur möchte er ein Modell einer solchen erwähnen, das vierflügelig construirt war. Zwei der Flügel waren mit sich horizontal drehenden, zwei andere mit sich vertical drehenden Rechen versehen. Daß auf diese Weise ein vollständiges Maischen in kürzerer Zeit erreicht wird, als mit den meist üblichen Maschinen, möchte wohl kaum zu bezweifeln seyn; ob dieser Vortheil nicht aber wieder ganz oder theilweise durch die größere Complication des Mechanismus paralysirt wird, ist eine andere Frage. Apparate zur Kühlung der Würze. – Welch große Rolle die richtige, rasche und vollständige Kühlung der Würze bei der Bierbereitung spielt, braucht wohl keiner Erläuterung; um so mehr ist zu verwundern, wie wenig, namentlich in Deutschland, außer der Luftkühlung auf den Kühlschiffen, die doch immer auf die kalte Jahreszeit beschränkt ist, noch für eine künstliche Kühlung gethan ist, die in England fast überall angewendet wird. Ueber die Construction der sogenannten Kühlschiffe, zu denen mehr und mehr das Gußeisen verwendet wird, hat der Verfasser nichts neues von Belang gesehen oder erfahren. Von Kühlern mit Benutzung von Wasser, resp. Eiswasser, war dagegen Verschiedenes ausgestellt. Bei den meisten Kühlern der Art, welche der Verfasser bisher in Deutschland sah, circulirte die Würze in runden, ovalen oder rechteckigen Röhren oder Kästen, die mehr oder weniger zweckmäßig in einem größeren Behälter angeordnet waren, in dem sich kaltes Wasser, resp. Eiswasser, befand. Im Gegensatz hierzu lassen die meisten englischen Bierkühler das Wasser in einem Röhrensystem circuliren und leiten die Würze außen herum. Von den auf der Ausstellung befindlichen Kühlern dieser Art erregten besonders der Scheibenkühler von Henry Pontifex u. Söhne (55 Shoe lane, Holborn, London. E. C.) und der große Röhrenkühler von Henry Bridle (Bridport, Dorsetsh.) die Aufmerksamkeit des Verfassers. Er gibt hier von beiden eine kurze Beschreibung. Den Scheibenkühler von Pontifex und Söhne stellt Fig. 23 im Verticaldurchschnitt dar. Derselbe besteht aus mehreren runden scheibenförmigen Kästen (hier 5) e und e', die etwa 1 1/2–2 Zoll hoch und im Innern durch Zwischenscheiben, welche ringsum etwa einen Zoll von dem inneren Rande der Kästen abstehen, in zwei Hälften getheilt sind. Diese Kästen stehen in einem hölzernen (oder metallenen), oben offenen Gefäße (Tonne), das sich nach oben erweitert, und sind von verschiedener Größe. Die mit e bezeichneten haben nämlich einen Durchmesser, der etwa 2 Zoll kleiner ist als der der Tonne an der betreffenden Stelle, so daß sie mit ihrem Rande ringsum etwa 1 Zoll von deren Wandung abstehen. Die mit e' bezeichneten reichen bis an die Wandung der Tonne und liegen dort auf einem ringsum laufenden schmalen Kupferstreifen auf; sie sind außerdem nahe an dem in der Mitte befindlichen Hauptrohr, und um dieses geordnet, mit vier kleinen durchgehenden Röhren von etwa 1 1/2 Zoll Durchmesser versehen. Sämmtliche Kästen stehen außerdem durch kurze Rohrstücke mit einander in Verbindung, die sich von der obersten und untersten Scheibe ab verlängern und mit den das Wasser zu- und abführenden Rohrleitungen durch die Ueberwurfschrauben v und v' verbunden sind. Die ganze Vorrichtung kann nach Lösung dieser Schrauben an der Kette k, die über die Rolle r läuft, aus der Tonne heraus in die Höhe gezogen und dort sehr leicht gereinigt werden. Bezeichnen wir nun die fünf Kästen, von unten anfangend, mit den Nummern 1, 2, 3, 4 und 5, so ist der Lauf des Kühlwassers folgender: Das unten eintretende Wasser verbreitet sich unter der Zwischenscheibe von 1 nach außen, geht zwischen deren Rande und der Wand des Kastens in die Höhe, strömt wieder nach innen und steigt durch das Hauptrohr in der Mitte nach 2, wo sich dasselbe Spiel wiederholt, ebenso in 3, 4 und 5, von wo es endlich abfließt; die Richtung der Strömung ist in der Zeichnung mit kleinen Pfeilen angedeutet. Die Würze strömt nun dem Wasser entgegen; über dem Kasten 5 eintretend, geht sie zwischen dessen äußerem Rand und der Wand der Tonne nieder, findet ihren Weg aber durch 4 abgesperrt und muß deßhalb zwischen 4 und 5 nach der Mitte zu fließen, wo sie durch die in 4 befindlichen vier kurzen Röhren nach 3 niedersinkt, dort wieder nach außen muß, und so fort, bis sie endlich am Boden der Tonne abfließt. Man sieht, dieser Kühler löst das für Kühlungen aller Art beste Princip der Gegenströmung auf sehr befriedigende Weise, kann sehr leicht gereinigt werden, nimmt dabei wenig Raum ein und ist einfach in der Construction, so daß er von jedem Kupferschmied leicht ausgeführt werden kann. Er wird wohl am besten von verzinntem Kupferblech gefertigt, doch könnte man ihn auch von gut verzinntem Eisenblech machen, da der Zustand der Verzinnung leicht zu controliren ist und die Würze bloß den äußeren Theil des Apparates, der leicht zugänglich ist, berührt. Die Zeichnung mag, da der Verfasser nur nach dem Gedächtniß entwerfen konnte, etwa 1/24 der natürlichen Größe darstellen. Der Verfasser geht nun über zu Bridle's patent double acting refrigerator, den er eher eine „Röhrenkühlmaschine“ nennen möchte, als einfach „Röhrenkühler.“ Fig. 24 und 25 geben uns im Verticaldurchschnitt und Grundriß eine Skizze des Princips dieses Kühlers. In einem etwa 5 bis 6 Fuß breiten, 10 Fuß langen und 14 Zoll tiefen Kasten c, c von verzinntem Kupfer- oder Eisenblech, dessen lange Seitenwände aus abgehobelten und geschliffenen Messingplatten bestehen, sind zwei Reihen von flachen Röhren a und a' angebracht, die in entsprechende Oeffnungen der Messingplatten eingelöthet sind. Jede Reihe enthält etwa 50 bis 55 solche Röhren. Auf die erwähnten Messingplatten passen nun andere (ebenfalls abgehobelt und geschliffen), die halbcylindrische Ausbuchtungen b, b' haben, welche, oben und unten geschlossen, eine Reihe von halbcylindrischen Kästchen darstellen, die gerade die Oeffnungen von je zwei Röhren bedecken und so der durch diese strömenden Flüssigkeit gestatten, von einer Röhre in die daneben liegende, aber nicht weiter, zu fließen. Bezeichnen wir nun die Röhren einer Reihe, z.B. die der oberen, von einem Ende anfangend, mit den laufenden Nummern 1, 2, 3, 4 etc., so tritt das Wasser aus der Rohrleitung in Nr. 1 ein, durchströmt diese, geht durch das 1 und 2 verbindende Kästchen in Nr. 2, um am anderen Ende in gleicher Weise in Nr. 3 einzutreten, u.s.f., bis es aus der letzten Röhre austritt; in ganz gleicher Weise ist die untere Reihe eingerichtet, nur daß, wenn das Wasser in der oberen rechts in die Röhre 1 tritt, es unten links eintritt, so daß die Wasserströme in zwei über einander liegenden Röhren eine entgegengesetzte Richtung haben. Nimmt man die die Kästchen bildenden Messingplatten ab, was nach Lösung einiger Schrauben leicht geschieht, so sind sämmtliche Röhren an beiden Enden offen und können mit einer geeigneten Bürste leicht gereinigt werden. Betrachten wir nun den Weg, den die Würze zu nehmen hat, so wird uns derselbe aus dem Verticaldurchschnitt klar. Der zwischen je zwei über einander liegenden Röhren bleibende Zwischenraum ist durch einen eingelötheten Blechstreifen geschlossen. Ferner ist je die zweite Röhre der unteren Reihe durch einen ähnlichen Streifen s' ihrer ganzen Länge nach mit dem Boden des Kastens verbunden, während die dazwischen liegenden Röhren der oberen Reihe durch einen ähnlichen oben verstärkten Streifen s bis an den oberen Rand des Kastens erhöht sind. Die Würze, die nun zwischen der einen kurzen Wand des Kastens und dem ersten Röhrenpaar herunterfließt, geht zwischen dem ersten und zweiten wieder in die Höhe, über die obere Röhre weg, um zwischen dem zweiten und dritten wieder herunter zu fließen u.s.f., wie dieß in der Figur durch die Pfeile angedeutet ist. Daß die Würze an dem Eintritt des Wassers entgegengesetzten Ende des Kastens einfließt, ist selbstredend. Man sieht, die Gegenströmung des Wassers gegen die Würze ist bei diesem Apparat nicht so genau eingehalten, als bei dem von Pontifex, dagegen bietet derselbe den Vortheil, daß man die Würze auch durch die Röhren fließen lassen kann (da diese leicht zu reinigen sind), was in dem Fall von Nutzen ist, wenn man die Würze dem Einfluß der Luft während der Kühlung entziehen will. Dagegen kommt bei dem in der Beschreibung angenommenen Fall (wo das Wasser durch die Röhren fließt) auch der kühlende Einfluß der Luft auf der ganzen Fläche des Kastens in Betracht. Behufs der Reinigung des ganzen Kastens ist in jeder der durch die Absperrungen bei s' gebildeten Abtheilungen seitlich am Boden eine Oeffnung, die sämmtlich mit einer längs des ganzen Kastens laufenden Röhre in Verbindung stehen; diese Röhre ist entweder durch einen Hahn geschlossen, oder besser, es befindet sich in ihr eingeschliffen eine zweite, die eben solche Oeffnungen hat; steht diese nun so, daß die Oeffnungen beider Röhren correspondiren, so fließt das Wasser oder die Würze aus dieser inneren Röhre ab, während durch eine entsprechende Drehung der inneren Röhre auch sämmtliche Oeffnungen gleichzeitig geschlossen werden können. Auch kann jede einzelne Abtheilung durch einen Hahn geschlossen seyn, was aber weniger bequem ist. Dieser Röhrenkühler möchte in der beschriebenen Form und Größe wohl nur für ganz große Brauereien geeignet seyn, doch läßt er sich auch in kleineren Dimensionen und mit nur einer Röhrenreihe herstellen und so jedem Geschäft anpassen. Braukessel. – Von solchen war einer von der in England vielfach gebräuchlichen, dampfdicht verschlossenen Construction mit Rührapparat ausgestellt. Diese Kessel haben sich, obgleich längst bekannt und in vielen Handbüchern beschrieben, in unseren Brauereien noch keinen Eingang verschafft. Ob man solche überhaupt noch nicht versucht hat oder ob sie sich unserer Braumethode nicht anpassen lassen, weiß der Verfasser nicht; in England haben sie fast in allen größeren Brauereien die offenen Kessel verdrängt. Faßreinigungsmaschine. – Der Verfasser erwähnt einer solchen, die in großen Brauereien, wo oft viele Fässer zu reinigen sind, vortheilhaft Anwendung finden könnte. Das Faß wird zwischen zwei kleine, mittelst Schrauben einander zu nähernde geriffelte Scheibchen gespannt, die dasselbe ganz fest halten. Diese Vorrichtung ist in zwei in einander liegenden runden eisernen Rahmen befestigt, die durch geeignete Räder und Verzahnungen nach zwei rechtwinkelig aufeinander stehenden Richtungen rotiren, während das Faß selbst noch außerdem um seine Achse rotirt. Das Faß macht so durch bloßes Drehen an der an der Seite des Apparats angebrachten Kurbel Bewegungen nach drei Richtungen zu gleicher Zeit und wird dadurch sehr rasch und vollständig gespült. Apparate zum Abfüllen des Bieres auf Flaschen. – In England, wo die Flaschenbiere eine sehr große Rolle, namentlich auch für den Export, spielen, ist das Abfüllen dieser colossalen Massen von Flaschen eine sehr zeitraubende Arbeit. Dazu dienende Apparate waren mehrere (z.B. von J. Gallagher in Wolverhampton, R. H. Macord, 63, lower Thames street, London etc.) ausgestellt. Sie bestehen aus einem länglichen Troge, in dem durch einen Schwimmerhahn ein constantes Niveau erhalten wird. In diesem Troge befinden sich 4, 6, 8 oder mehr kleine Zinnheber, die mit ihrem einen Ende auf einer innerhalb des Troges liegenden, mit einer weichen Substanz (Leder oder Kautschuk) überzogenen Leiste aufliegen und so geschlossen sind; das andere Ende steht außerhalb des Troges frei heraus und hat dicht am Ende eine seitliche Oeffnung. Jeder Heber ist an seinem höchsten Punkt in einem auf dem Rande des Troges befindlichen Scharnier beweglich; ein kleines Gegengewicht drückt das kürzere (innere) Ende desselben fest auf die Leiste. Die Heber werden nun angesaugt und bleiben dann angefüllt, da sie ja an einem Ende geschlossen sind. Steckt man nun über den längeren (äußeren) Heberschenkel eine Flasche und lehnt diese an den Trog an, so wird dadurch der Heber auf dieser Seite etwas gesenkt, die innere Oeffnung wird frei und die Flasche läuft voll bis zu der dem Niveau im Troge entsprechenden Höhe, kann aber nicht überlaufen. Man hat also nichts zu thun, als beständig leere Flaschen unterzustellen und die vollen wegzunehmen, die dann immer genau bis zum nämlichen Punkt gefüllt seyn werden.

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