Titel: | Ueber die Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes im Eisen; von Prof. V. Eggertz, Vorsteher der Bergschule in Fahlun. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XCVII., S. 351 |
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XCVII.
Ueber die Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes im
Eisen; von Prof. V.
Eggertz, Vorsteher der Bergschule in Fahlun.
Aus den Jern Contorets Annaler durch die berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1863, Nr. 44.
Eggertz, über die Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes im
Eisen.
Das große Bedürfniß einer leichten und praktischen Methode zur Bestimmung des
Kohlengehaltes im Eisen hat mich veranlaßt, dazu einen anderen Weg aufzusuchen, als
den bisher gebräuchlichen, nämlich: durch Verbrennung in Sauerstoff die bei der
Auflösung des Eisens in Kupferchlorid oder dergl. abgeschiedene kohlige Substanz in
Kohlensäure zu verwandeln, diese letztere in einem sogenannten Kaliapparat
aufzusammeln und zu wägen, und daraus den Kohlengehalt zu berechnen. Denn abgesehen
davon, daß diese
Methode weitläufig und mühsam ist, erfordert sie andere Apparate, als gewöhnliche
metallurgisch-chemische Untersuchungen, sowie große Uebung und
Geschicklichkeit des Laboranten, wenn die Resultate richtig werden sollen.
Die Anwendung des Jodes anstatt Kupferchlorids und dergl. zur Lösung des Eisens bei
Kohlenbestimmungen ist von mehreren Chemikern vorgeschlagen worden, und einige haben
angegeben, daß man durch bloße Wägung der dabei abgeschiedenen Kohlensubstanz,
nachdem diese unter der Luftpumpe oder im Luftbad bei 120–130° C.
getrocknet worden sey, zu wenigstens approximativ richtigen Resultaten kommen
könnte.
Bei Versuchen, Jod zur Lösung des Eisens anzuwenden, erfuhr ich jedoch bald, daß die
so erhaltene Kohlensubstanz nach dem Trocknen auf genannte zwei Weisen einen allzu
großen Kohlengehalt ergab. Indessen zeigte sich, daß selbige in Wasserbadstemperatur
leicht constantes Gewicht annahm, sowie daß sie neben Kohle auch Jod in
beträchtlicher Menge enthielt. Um zu ermitteln, ob der Kohlengehalt darin constant
sey, stellte ich mit Beihülfe des ehemaligen Eleven der Bergschule O. Troili viele Verbrennungsversuche mit solcher Kohlenmasse
an, welche von verschiedenen Sorten weißen Roheisens und sehr harten Stahles
herrührte; sie ergaben, daß der Kohlengehalt im Mittel zu 59 Procent angenommen
werden konnte. Um diese Ziffer genauer zu controliren und die Zusammensetzung der
organischen Substanz im übrigen festzustellen, hatte auf mein Ersuchen der Adjunct
beim technologischen Institut, Hr. Magister F. L. Ekman,
die Güte, von mir übersandtes, aus weißem graphitfreiem Roheisen dargestelltes
Material zu untersuchen; das Mittelresultat dieser Untersuchungen ist nach Abzug der
bei der Verbrennung erhaltenen schneeweißen Kieselsäure das nachstehende. Der
Kohlengehalt ist die Mittelzahl von vier Bestimmungen, welche innerhalb 0,5 Proc.
variirten:
Kohle
59,69
Jod
16,07
Wasser
22,50
Stickstoff
0,13
Schwefel
0,23
Verlust
1,38
––––––
100,00.
Läßt man den Verlust, so wie den Schwefel- und Stickstoffgehalt
unberücksichtigt, so kann das Verhältniß zwischen Kohle, Jod und Wasser ausgedrückt
werden durch: C⁸⁰J + 20H²O (d. i. C = 60,00; J = 15,86;
H²O = 22,50).
Demgemäß scheint der Kohlengehalt in fraglicher Substanz zu 60 Proc. angenommen werden zu
können. Sollte derselbe zuweilen unter besonderen Verhältnissen (z.B. bei ungleichem
Schwefelgehalt im Eisen etc.) mit 1 Proc. vom wirklichen abweichen, so bedeutet dieß
z.B. bei der Kohlenbestimmung im Stahl mit 2 Procent Kohle nicht mehr als 0,03
Procent.
Der Stoff erleidet keine Gewichtsveränderung beim Erhitzen von 95 bis 110° C.,
bei höherer Temperatur aber beginnt eine solche einzutreten. Bei 150° C.
entstand ein Verlust von 9 Proc., bei 240° C. von circa 33 Proc. – Wird er längere Zeit mit Salzsäure auf dem
Wasserbad erwärmt, so scheint seine Zusammensetzung so verändert zu werden, daß der
Kohlengehalt ein wenig zunimmt, der Jod- und Wassergehalt abnimmt, somit
Sauerstoff zutritt.
Nach unten beschriebener Methode sind sowohl vom Amanuensen Lundberg, als von Eleven an der Bergschule viele Kohlenbestimmungen an
denselben Eisensorten ausgeführt worden, welche recht befriedigende Resultate
ergaben. Die Differenzen beliefen sich auf circa 0,1
Proc. – Soll ein sehr kleiner Kohlengehalt genau ermittelt werden, so muß zur
Probe mehr als 1 Grm. Eisen angewendet werden.
Der geringste hier gefundene Kohlengehalt war 0,08 Proc. in einem nach Bessemer's Methode erzeugten Eisen. Wenn der Kohlengehalt
in Schmiedeeisen auf etwa 0,5 Proc. steigt, so fängt das Eisen an, Härtung
anzunehmen und in Stahl überzugehen. In dem härtesten Stahl, welcher zu gewöhnlichen
Zwecken angewendet wird, übersteigt der Kohlengehalt selten 1,5 Procent. In
gerecktem sogenanntem Ziehscheibenstahl wurde ein Kohlengehalt von 3,3 Proc.
angetroffen, und in weißem Roheisen 2,7 Proc. (geschmeidiges, unter starkem Kochen
im Hohofen erzeugtes Eisen) bis 4,5 Proc. (manganreiches Spiegeleisen). –
Damascenerstahl von Zlatoust hielt 1,25 Proc. Kohle und 0,68 Proc. Graphit.
––––––––––
1 Grm. Eisen, welches durch ein Metallsieb mit Löchern von höchstens 0,2 Decimallinie
gegangen ist (weißes Roheisen wird im Stahlmörser gepulvert; graues zu feinem Span
gebohrt, welcher dann zwischen Papier zerrieben wird, da beim Feilen
Graphitblättchen verstauben können), wird in kleinen Portionen zu 5 Grm. Jod1 Gramm des anzuwendenden Jodes darf beim Abdunsten auf einem Uhrglas über
dem Wasserbad keinen Fleck hinterlassen, der sich nicht mit größter
Leichtigkeit in verdünnter Salzsäure löst. gebracht, welches in einem Becher von etwa 30 Kub. Cent. Fassungsraum mit 5
Kub. Cent. Wasser über gossen worden ist. Der Becher mit dem Jod und Wasser, welcher mit einem Uhrglas
bedeckt wird, wird vor dem Einbringen des Eisens in Eiswasser abgekühlt und sodann
während 24 Stunden bei 0° Temperatur erhalten. Während der ersten 6 Stunden
wird stündlich mit einem Glasstab wohl umgerührt, später weniger häufig. Bei der
niedrigen Temperatur und durch vorsichtiges Einbringen des Eisens (wodurch Erwärmung
vermieden wird) kann man die Auflösung gewöhnlich ohne irgendwelche merkbare Gasentwickelung von entweichendem Kohlenwasserstoff
bewerkstelligen. Je mehr Kiesel das Eisen enthält, desto größer ist die Gefahr für
eine solche Gasentwickelung.
Das Jod löst das Eisen auf und läßt Kohle und Kieselsäure ungelöst zurück. Der
Rückstand wird auf einem bei 59–100° C. getrockneten, genau gewogenen
Filter gesammelt und mit heißem Wasser gewaschen, bis das Filter weiß wird. Nach 12
Stunden wird mit einer 70 bis 80° warmen Mischung von 2 Theilen Wasser und 1
Theil Salzsäure so lange gewaschen, als die abrinnende Flüssigkeit eine schwache
Lösung von Blutlaugensalz in Wasser blau färbt; diese Reaction zeigt sich oft noch,
wenn ein auf Glas verdampfter Tropfen Waschwasser andeutet, daß man das Waschen
einstellen könnte. Der Aufenthalt wird dadurch veranlaßt, daß die kleinen
Eisentheilchen, welche möglicherweise ungelöst im Jod sich befinden, Gelegenheit
haben sollen, sich auf Kosten der Luft zu oxydiren, um Gasentwicklung vom Filter
beim Zusatz der Salzsäure vorzubeugen.
Das Filter mit der Kohle wird in einem kleinen tarirten Tiegel bei 95 bis 100°
C. getrocknet, nachdem die Salzsäure weggewaschen worden ist, bis man constantes
Gewicht erhält. Subtrahirt man das Gewicht des Tiegels und Filters, so erhält man
das Gewicht der Kohlensubstanz und Kieselsäure (jedoch nicht der gesammten
Kieselsäure, da ein Theil derselben im Filtrat sich befindet). Wird sodann Kohle und
Filter verbrannt, so bleibt die Kieselsäure zurück (nicht selten von ein wenig
Eisenoxyd gefärbt), und man berechnet das Gewicht der Kohle. Diese Kohle kann nun
theils aus Graphit bestehen, wenn solcher im untersuchten Eisen sich befand, theils
aus der oben genannten Kohlen-Jodwasserstoffverbindung mit 60 Proc. Kohle,
sofern das Eisen die Kohle chemisch verbunden enthielt.
Um zu erfahren, ob sich Graphit im Eisen befand, welches
bei den meisten Roheisensorten der Fall ist, bringt man 1 Grm. auf oben angedeutete
Weise fein zertheiltes Eisen in einen Becher von etwa 100 Kub. Cent. Fassungsraum,
worin sich 15 Kub. Cent. Salzsäure von 1,12 spec. Gew. befinden, bedeckt den Becher
mit einem wohlschließenden Uhrglas und erhitzt, nach erfolgter Lösung des Eisens, die
Flüssigkeit ohne Aufenthalt eine halbe Stunde lang zu gelindem Kochen. Alle im Eisen
chemisch gebundene Kohle entweicht aus der Flüssigkeit in Form eines übelriechenden
Kohlenwasserstoffes, und Graphit bleibt neben Kieselsäure zurück. Läßt man die beim
Auflösen gebildete Kohlenmasse einige Zeit in Berührung mit der Luft, ehe das Kochen
beginnt, so erfährt sie eine solche Veränderung, daß sie nachher nicht in gasförmige
Stoffe verwandelt werden und entweichen kann. Der Graphit wird auf einem bei 95 bis
100° C. getrockneten gewogenen Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet und
gewogen, worauf man ihn nebst dem Filter im Tiegel verbrennt. Durch Abzug des
Gewichtes der Filterasche und Kieselsäure erfährt man das Gewicht des Graphits.
Beispiel.
Ein grau- und weißmelirtes Roheisen enthielt 1,25 Proc. Graphit. Beim Auflösen
des Eisens in Jod wurden 5,5 Proc. vom Roheisengewicht an Kohlenmasse erhalten. Wird
davon 1,25 Procent Graphit subtrahirt, so bleiben 4,25 Procent Kohlenverbindung. 60
Proc. davon geben 2,55 Procent. Mithin enthielt das Roheisen:
1,25 Proc. Graphit.
2,55 „
gebundene Kohle.
Ueber Bestimmung der chemisch gebundenen
Kohle auf colorimetrischem Wege.
Je mehr chemisch gebundene Kohle eine Eisensorte enthält, desto dunkler wird ihre
Auflösung in Salpetersäure durch ein dabei entstehendes stark färbendes Product.
Eine Lösung von reinem Eisenoxydhydrat in Salpetersäure hat, sofern sie nicht sehr
concentrirt ist, keine oder eine nur schwach grünliche Färbung. Auf Graphit, welcher
sich beim Lösen des Eisens abscheidet, übt Salpetersäure keine Wirkung.
Auf diese Erscheinungen gründet sich folgende Kohlenbestimmungsmethode.
In einen Probircylinder von etwa. 4 Decimalzollen Länge und 0,4 Decimalzoll
Durchmesser bringt man wenigstens 1,5 Kub. Cent. Salpetersäure von 1,2 spec.
Gewicht, chlorfrei, weil sonst die Eisenlösung gelb wird. Sieht man, daß sich beim
Lösen des Eisens viel Kohle absondert, so wird mehr Salpetersäure zugesetzt. Enthält
das zu untersuchende Eisen über 0,5 Proc. Kohle, so nimmt man 5 Kub. Cent.
Salpetersäure, da bei
Gegenwart von mehr Säure sich die Kohlensubstanz rascher löst. – In die Säure
wird 0,1 Grm. Eisenpulver gebracht, welches ein Metallsieb mit höchstens 0,2 Linien
großen Löchern passirt hat. Nach erfolgter Auflösung des Eisens stellt man den
Probecylinder in einem Becher, worin sich etwa 0,5 Decimalzoll hoch Wasser befindet,
welches während des Auflösens der Kohle durch eine unter dem Becher angebrachte
Lampe oder auf andere Weise auf einer Temperatur von 80° erhalten wird. In
das Wasser stellt man neben den Probircylinder ein Thermometer. Dadurch, daß nur der
untere Theil des Cylinders erwärmt wird, kommt die darin befindliche Flüssigkeit
nebst den Kohlenpartikeln in Bewegung, wodurch die Lösung beschleunigt wird. Bleibt
die Kohlenlösung einige Stunden in einer 0° übersteigenden Temperatur, so
nimmt die Färbung ab, und zeigt mithin zu niedrigen Kohlengehalt. Bei niedrigerer
Temperatur erfolgt die Lösung zu langsam und die Färbung der Flüssigkeit kann etwas
zu stark werden. So lange das Auflösen dauert, bemerkt man eine von den
Kohlenpartikeln ausgehende Gasentwickelung von Kohlensäure u.s.w. – Hat diese
vollständig aufgehört, wozu für Stahl) eine Zeit von
2 bis 3 Stunden erforderlich ist, so läßt man den Cylinder bis zu gewöhnlicher
Zimmerwärme sich abkühlen, welches am raschesten dadurch geschieht, daß man ihn 5
Minuten lang in Wasser von dieser Temperatur setzt. Dieß ist nöthig, weil die
Lösung, so lange sie warm ist, eine bedeutend stärkere Färbung hat als nach der
Abkühlung. Dann bringt man sie in eine Bürette mit der Vorsicht, daß die dunkeln
Theile, welche sich während der Abkühlung auf dem Boden des Probircylinders absetzen
können, nicht mit in die Bürette folgen. Zu den letzteren setzt man einige Tropfen
Salpetersäure und erwärmt den Cylinder vorsichtig über einer Lampe. Bemerkt man
dabei keine Gasentwickelung, so bestehen diese Partikel aus Graphit oder Schlacke.
Man kühlt das Rohr wieder ab, bringt die unbedeutende Flüssigkeit in die Bürette und
verdünnt mit Wasser, bis die Färbung der Lösung genau mit jener der Normallösung
(siehe weiter unten) übereinstimmt. Letztere ist von der Stärke, daß einem jeden
Kub. Cent. derselben 0,1 Proc. Kohle entspricht. Beträgt z.B. die Lösung in der
Bürette 7 Kub. Cent., so ist der Kohlengehalt des untersuchten Eisens 0,7 Proc.
Aber da man im Allgemeinen 0,1 Grm. Eisen nicht wohl in weniger als 15 Kub. Cent.
Salpetersäure auslösen kann, so folgt, daß man mit der erwähnten Normallösung keine
geringeren Kohlengehalte als 0,15 Proc. bestimmen kann, welches auch höchst selten
in Frage kommt. Aber so lange der Kohlengehalt des Eisens 0,5 Procent übersteigt,
ist außerdem die Eisenlösung so concentrirt, daß ihre Farbe einen geringen Stich in Grün hat,
welches eine kleine Schwierigkeit bei ihrer Vergleichung mit der Normallösung
veranlaßt. Man kann daher in derartigen Fällen sich mit größter Leichtigkeit eine
schwächere Normallösung bereiten, indem man zu 3 Kub. Cent. der gewöhnlichen
Normallösung 6 Kub. Cent. Wasser setzt, wodurch eine Lösung von der Stärke erfolgt,
daß einem jeden Kub. Cent. derselben ein Kohlengehalt von 0,033 Proc.
entspricht.
Ist der Kohlengehalt sehr bedeutend, wie im weißen Roheisen, so nimmt man nur 0,05
Grm. Eisen zur Probe, da dann 1/2 Kub. Cent. der Lösung 0,1 Procent Kohle
entspricht. Will man wissen, wie viel chemisch gebundene Kohle ein graphithaltiges
Roheisen enthält, so wird der Graphit filtrirt, ehe man die Lösung in die Bürette
nimmt.
Die Normallösung bereitet man durch Auflösen von etwas
Gußstahl von genau bestimmtem Kohlengehalt in so viel
Salpetersäure von 1,2 spec. Gew., daß ein jeder Kub. Cent. dieser Lösung 0,0001 Grm.
Kohle entspricht. Hält z.B. der Stahl 0,76 Proc. Kohle und man löst 0,1 Grm.
desselben, so erhält man 7,6 Kub. C. Normallösung. – Diese muß beim Gebrauch
sich in einem Glasrohr von mit der Bürette so gleichartigem Glas befinden, daß wenn
beide mit der Normallösung gefüllt neben einander vor ein dünnes Filtrirpapier gegen
den Tag gehalten werden, die Farbe in beiden genau dieselbe ist. Aber da die
Normallösung diese nicht beibehält, sondern gewöhnlich binnen 24 Stunden zu bleichen
beginnt, so kann man nicht, wie bei Kupfernormallösungen, ein für allemal sich eine
Normallösung schaffen und dieselbe in einem zugeschmolzenen Glasrohr aufbewahren.
– Durch Auflösen von gehörigSchwach gebrannter Zucker gibt eine gelbe, stark gebrannter eine braune
Lösung. Durch Vermischen solcher Lösungen kann man den rechten gelbbraunen
Farbenton erzielen. gebranntem Zucker in Sprit (gleichen Theilen Alkohol und Wasser) kann man
eine mit der Normallösung genau gleichgefärbte Lösung erhalten, welche sich im
verschlossenen Glasrohr, einigermaßen vor Einwirkung des Lichtes geschützt,
wenigstens einige Zeit erhält. Bis es glückt, aus organischen Substanzen
Normallösungen von völlig unveränderlicher Farbe zu erhalten, muß man sich also
darein finden, dann und wann 0,1 Grm. Stahl von genau bestimmtem Kohlengehalt in 5
Kub. Cent. Salpetersäure zu lösen und die Lösung in einem mit der Bürette
gleichartigen Glasrohr zu einer an diesem befindlichen Marke, welche dem
Kohlengehalt des Eisens entspricht, zu verdünnen, um damit die Normallösung von
gebranntem Zucker oder einem anderen Stoff zu controliren. Hat sich letztere etwas
verändert, so kann sie im Nothfall dennoch angewendet werden, nachdem man untersucht
hat, wie viel davon einem jeden 0,1 Procent Kohle entspricht.
Nimmt man 10 Kub. Cent. Normallösung in die Bürette und setzt sodann 1 Kub. Cent.
Wasser hinzu, so nimmt diese Flüssigkeit eine merklich lichtere Farbe an als die
Normallösung, wonach man die Genauigkeit der Methode beurtheilen kann. Je größer der
Kohlengehalt des Eisens ist, desto unzuverlässiger wird also die Methode.
Bei mehreren Eisenwerken, wo der Bessemerproceß angewendet ist, wurde diese Methode
der Kohlenbestimmung schon ausgeführt und es ergab sich, daß sie große Leichtigkeit
und Sicherheit beim Sortiren des Stahles gewährt, welches früher nach mitunter sehr
unzuverlässigen Schmiede- und Härteproben geschah. Die einfachste Weise,
verschiedene Härtegrade des Eisens und Stahles zu bezeichnen, scheint mithin: den
Kohlengehalt in Zehntelprocenten anzugeben, z.B. 0,3, 0,7, 1,4 u.s.w., wobei jedoch
die Ungleichheit des Eisens berücksichtigt werden muß,
welche von Ungleichheit der Erze herrührt, sowie von der Verschiedenheit in Härte
und Kohlengehalt, die beim Herdfrischen des Eisens stattfindet. Durch Schweißen des
Stahles wird oft dessen Kohlengehalt vermindert.
Nachtrag. – Zu vorstehender Abhandlung des Hrn.
Professor Eggertz erlaubt sich Uebersetzer derselben die
Mittheilung, daß behufs Sortirung des Bessemerstahles (und Eisens) die
letztbeschriebene colorimetrische Kohlenprobe auf den schwedischen Bessemerstahlhütten nun allgemein angewendet wird. Da gerade
die häufige Ungleichartigkeit der Bessemerproducte und die Schwierigkeit, diese
Ungleichartigkeit rasch und sicher zu erkennen, dem Ansehen der Waare im Handel
Abbruch gethan haben dürfte, so ist leicht einzusehen, welcher bedeutende Nutzen
allen Bessemer-Eisen- und Stahlhütten durch eine empirische Probe
bereitet wird, der ohne großen Zeit- oder Kostenaufwand ein jedes Gußstück
unterworfen werden kann und deren Sicherheit unbezweifelt ist. Jedenfalls nimmt
dieses einfache Probirverfahren einen Platz in der Entwickelungsgeschichte des
Bessemerprocesses in Schweden ein.
Der nach Bessemer's Methode zu Edsken erblasene Stahl (und
Eisen) wird nach dem Ausrecken mit Ziffern versehen, welche „seinen
Härtegrad“ ausdrücken und welche durch die hier beschriebene
colorimetrische Probirmethode ermittelt werden.
F. M. Stapff.