Titel: Das Vier- oder Stirlinger-Moos bei Lambrechtshausen im Herzogthume Salzburg, und dessen Ausbeute für industrielle Zwecke; Bericht von Dr. Georg Thenius, Director des Torfverkohlungs-Etablissements daselbst.
Autor: Georg Thenius [GND]
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. C., S. 361
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C. Das Vier- oder Stirlinger-Moos bei Lambrechtshausen im Herzogthume Salzburg, und dessen Ausbeute für industrielle Zwecke; Bericht von Dr. Georg Thenius, Director des Torfverkohlungs-Etablissements daselbst. (Schluß von S. 305 des vorhergehenden Heftes.) Thenius, über den Biermoostorf und dessen Ausbeute für industrielle Zwecke. Nebenproducte der Torf-Destillation. I. Die Verarbeitung des Torftheeres zur Gewinnung des rohen leichten und schweren Oeles, sowie des Asphaltes. Der von dem Theer-Reservoir abgelassene Torftheer muß vor seiner Destillation zur vollkommenen Abscheidung des Ammoniakwassers in große oben offene Fässer gebracht und mittelst Dampf geschmolzen werden; man läßt denselben hierauf erkalten, nimmt den erkalteten Theer von dem darunter befindlichen Wasser ab, und bringt ihn in ein neues Gefäß. Er wird hierauf nochmals mit Dampf geschmolzen unter Zusatz von etwas verdünnter Schwefelsäure, um die ammoniakalischen Producte zu entfernen. Dieser nochmals erkaltete Theer wird von neuem von der Flüssigkeit abgehoben, und mit 2 Proc. Aetznatronlauge von 15° Baumé wiederholt mit Dampf geschmolzen und ebenso erkalten gelassen. Dieser alsdann erkaltete Theer hat bereits eine ziemlich feste Consistenz, und kann in diesem Zustande zur Destillation verwendet werden. Man bringt denselben hierauf in große gußeiserne Destillationsblasen, und zwar nicht mehr, als daß die Hälfte der Blase damit gefüllt ist, und schraubt alsdann den mit Lehm bestrichenen Deckel darauf. Im Anfange unterhält man ein sehr gelindes Feuer, um das Uebersteigen des Theeres möglichst zu verhindern, und hält zur Vorsicht stets einige größere Gefäße in der Nähe bereit, um sogleich dieselben unter das Abgangsrohr stellen zu können. Bei einer vorsichtigen Destillation geht zuerst Wasser mit leichtem Oele über, welches man in eine Florentinerflasche bringt, um das unter dem Oele befindliche Wasser durch das Abgangsrohr ablaufen zu lassen. So lange noch Oel und Wasser zusammen übergehen, schüttet man das Oel in ein besonderes Gefäß; sobald aber die letzten Wassertheile aus der Destillationsblase sich unter starkem Geräusche entfernen, setzt man ein neues Gefäß unter. Das mit dem Wasser zusammen übergegangene Oel ist das rohe leichte Torföl und besitzt ein spec. Gewicht von 0,820 bis 0,830. In der Regel erhält man durchschnittlich von 100 Theilen Theer 8 bis 10 Thle. dieses leichten rohen Oeles. Bei der Entfernung der letzten Wassertheile aus der Destillationsblase muß auch das Feuer unter derselben verstärkt werden, bis das schwerere Oel anfängt überzugehen. Dieses jetzt übergehende Oel besitzt ein spec. Gewicht von 0,830 bis 0,860. Man läßt von diesem Oele in der Regel 8 bis 10 Proc. des destillirten Gewichtes des Theeres übergehen und mischt es mit dem zuerst erhaltenen leichten Oele. Es besitzt alsdann in der Regel ein durchschnittliches spec. Gewicht von 0,850. Die quantitative Ausbeute beider Oele von 100 Theilen Theer beträgt durchschnittlich 16 Thle. Es wird hierauf nochmals das Feuer verstärkt, und das jetzt übergehende schwere Oel wiederum besonders aufgefangen. Dieses besitzt ein spec. Gewicht von 0,890. Man läßt davon circa 30 Proc. übergehen und bringt dasselbe in große offene Bottiche in einen Keller. Das zuletzt übergehende Oel ist sehr paraffinhaltig und erstarrt sogleich, sobald es aus dem Abgangsrohre herausgelaufen ist. Um Verstopfungen des Kühlrohres zu verhindern, muß man zu dem Kühlwasser kein kaltes Wasser mehr zulaufen lassen, damit sich das Kühlwasser und die Kühlungsröhren etwas erwärmen. Dieses paraffinhaltige Oel beträgt 12 Proc. Es wird in den Keller gebracht und kann nach der vollkommenen Erkaltung sogleich gepreßt werden. Nachdem dieses paraffinhaltige Oel übergegangen ist, unterbricht man die Destillation, indem man das Feuer von dem Roste entfernt, und läßt die Destillationsblase 6 Stunden hindurch auskühlen; hierauf wird der Deckel derselben geöffnet, und der darin befindliche flüssige Asphalt in besondere, mit Lehm oder Thon ausgestrichene Formen von Gußeisen oder Holz, die man auseinander nehmen kann, ähnlich den Ziegelformen, gegossen. Man läßt die Masse ruhig erkalten, und schlägt die Formen alsdann auseinander. In diesen erhaltenen Blöcken wird der Asphalt in Handel gebracht oder zu anderen Zwecken verwendet. Die quantitative Ausbeute an Asphalt beträgt 16 bis 18 Proc. Bevor man in die Destillationsblase frischen Theer bringt, müssen die am Boden derselben noch befindlichen Schlacken herausgenommen werden, indem sonst bei der hierauf folgenden neuen Destillation mehr Feuerungsmaterial erfordert wird und ein Stoßen der Destillationsmasse sich bemerklich macht. Bekanntlich sind die Kohlenschlacken ein schlechter Wärmeleiter, und erfordern dadurch bei der Destillation mehr Feuerungsmaterial; außerdem bilden diese Schlacken, wenn sie bei mehreren Destillationen in der Blase zurückgelassen werden, eine sehr feste Kruste, welche sich nur mit Hammer und Stemmeisen herausschlagen läßt. II. Die Reinigung des rohen leichten Torföles. Bevor man zur Reinigung des rohen Torföles schreitet, ermittelt man im kleinen Maaßstabe den Kreosotgehalt desselben, indem man in einen graduirten in 100 Theile getheilten Glascylinder die Hälfte rohes Torföl bringt, alsdann die andere Hälfte mit 15° Baumé starker Aetznatronlauge füllt, und einige Zeit gut unter einander schüttelt. Man läßt hierauf die Flüssigkeiten absetzen und sieht alsdann, wie viel Theile Oel auf der Flüssigkeit sich befinden. Die fehlenden Theile vom rohen Oele haben sich mit der Aetznatronlauge vereinigt oder sind von derselben aufgelöst worden, und bestehen hauptsächlich aus Kreosot und Brandharzen. Durch diese Operation hat man den Gehalt an Kreosot und Brandharzen in dem rohen leichten Oele quantitativ ermittelt, und kann hierauf leicht die Quantität der zur Reinigung nochwendigen Aetznatronlauge ermitteln. Man schreitet hierauf zur Reinigung des rohen leichten Torföles, indem man 6 bis 8 Centner desselben in ein offenes, am besten älteres Oelfaß bringt, und die nöthige frisch bereitete Aetznatronlauge von 15 bis 18° Baumé zusetzt. Es wird hierauf die Flüssigkeit ununterbrochen mit einem hölzernen Rührer eine Stunde lang gemischt, worauf man sie ruhig absetzen läßt. Nach mehrstündiger Ruhe wird das obenauf schwimmende klare Oel vorsichtig in ein zweites reines Gefäß abgeschöpft, bis man auf die am Boden befindliche dicke, dunkle Aetznatronlauge kommt. Ist der Kreosotgehalt des Rohöles sehr groß, so muß diese Operation nochmals wiederholt werden. Die dabei erhaltenen kreosothaltigen Flüssigkeiten werden in besondere Gefäße gebracht, und später auf Kreosot verarbeitet, wobei man den Natrongehalt wieder gewinnen kann. Das von der Aetznatronlauge abgeschöpfte klare Oel bringt man in ein neues reines, inwendig mit gewalztem Blei ausgeschlagenes, oben offenes Faß, und setzt 5 Proc. concentrirte Schwefelsäure zu, rührt eine Stunde lang ununterbrochen das Oel mit der Schwefelsäure und läßt dann ruhig absetzen. Das klare Oel wird hierauf von der am Boden des Gefäßes befindlichen Schwefelsäure in ein zweites reines Gefäß abgeschöpft und mit 1 bis 2 Procent Aetznatronlauge von 15° Baumé gut gemischt. Die schwefelsäurehaltigen Flüssigkeiten gießt man auf gelöschten Kalt, und benützt denselben später zur Bereitung eines künstlichen Düngemittels. Das leichte Oel wird hierauf nochmals von der Aetznatronlauge vorsichtig abgehoben, und in eine reine gußeiserne oder kupferne Destillationsblase gebracht, in dieselbe noch 2 Proc. Aetznatronlauge von 20° Baumé geschüttet, und der mit Lehm bestrichene Deckel aufgeschraubt. Man unterwirft dieses Oel einer im Anfange sehr vorsichtigen langsamen Destillation bei sehr guter Kühlung. Das zu allererst übergehende leichte Oel ist in der Regel von etwas gelber Farbe und mit etwas Wasser gemischt. Man bringt dasselbe in ein besonderes Gefäß und setzt erst ein neues reines Gefäß unter das Abgangsrohr, wenn das Oel vollkommen farblos übergeht. So lange das übergehende Oel ein specifisches Gewicht bis 0,820 besitzt, schüttet man dasselbe in einen gläsernen Ballon und mischt nach vollendeter Destillation das Oel. Es zeigt sich hierauf in der Regel ein specif. Gewicht von 0,815. Das zuletzt aus der Destillationsblase übergehende Oel ist etwas gelb gefärbt, und besitzt ein höheres specif. Gewicht; man verwendet dasselbe bei der Destillation des schweren oder Solaröles. Der in der Destillationsblase befindliche schwarze, ätznatronhaltige Rückstand wird herausgenommen und besonders aufbewahrt. III. Die Reinigung des rohen schweren Torföles oder die Darstellung des Solaröles. Textabbildung Bd. 170, S. 364 Das in den Keller gebrachte schwere rohe Oel wird, nachdem es vier Wochen lang zur Krystallisation des Paraffins stehen gelassen worden ist, von den Paraffinkrystallen auf nebenstehend abgebildete Weise abgelassen. Die Bottiche, in welche das schwere Oel gebracht wurde, haben nämlich an verschiedenen Stellen Löcher, welche durch Zapfen zugeschlagen werden. Man zieht nun, wenn man das Oel ablaufen lassen will, einen Zapfen nach dem anderen von oben angefangen heraus, wobei das Oel abläuft und das krystallisirte Paraffin in Blättern zurückbleibt. Die Reinigung des abgelaufenen schweren Oeles ist nun die nämliche wie bei dem leichten rohen Torföle, nur mit dem Unterschiede, daß man sehr oft etwas mehr Aetznatronlauge nehmen muß. Es wird zu diesem Zwecke wiederholt in offenen Bottichen mit Aetznatronlauge abgerührt, die Oele abgeschöpft, von neuem mit Aetznatronlauge behandelt, und das abgeschöpfte Oel mit 5 Proc. concentrirter Schwefelsäure eine Stunde lang gemischt. Das von der Schwefelsäure abgehobene schwere Oel wird ebenfalls mit 2 Proc. Aetznatronlauge von 18° Baumé gemischt, und entweder nochmals, nachdem es von der Aetznatronlauge abgehoben worden ist, mit 3 Proc. concentrirter Schwefelsäure gemischt, mit 1 Proc. Aetznatronlauge das abgehobene Oel abgerührt und hierauf in die Destillationsblase gebracht, oder man unterwirft das nur einmal mit Schwefelsäure behandelte Oel einer zweimaligen Destillation. Bei der Destillation des schweren Oeles geht im Anfange stets etwas leichteres über, welches bei der Destillation des leichten Torföles in die Destillationsblase mit geschüttet wird. Das hierauf übergehende Oel besitzt im Anfange der Destillation eine wasserhelle Farbe und zeigt, wenn Alles gemischt ist, ein specifisches Gewicht von 0,835 bis 0,840; das später übergehende Oel ist von gelber Farbe und muß einer nochmaligen Rectification unterworfen werden. Die quantitative Ausbeute des reinen schweren Oeles beträgt circa 20 Proc. Der in der Destillationsblase befindliche schwarze, ätznatronhaltige Rückstand wird herausgenommen und in besonderen Gefäßen aufbewahrt, um später das Natron wieder gewinnen zu können. IV. Die Reinigung des rohen Torfparaffins und die Gewinnung des Schmieröles. Das in den Kellern in den Bottichen zurückgebliebene, in Blättern krystallisirte rohe Paraffin, von welchem das schwere Oel vollständig abgelaufen ist, wird in leinene und wollene Preßtücher eingeschlagen, und in einer hydraulischen Presse, welche im Keller aufgestellt ist, einem Drucke von 200,000 bis 300,000 Pfd. ausgesetzt. Man schlägt in der Regel zwölf Preßtücher mit rohem krystallisirten Paraffin ein; man kann jedoch auch mehr einschlagen, wenn man dünnere Preßkuchen herstellen will. Die vollständigere Pressung erreicht man bei dünneren Kuchen, kann jedoch dann in einer bestimmten Zeit nicht so viel Paraffin pressen als bei großen Kuchen. Nachdem die Presse angetrieben worden ist, bleiben die Kuchen eine halbe bis 3/4 Stunden darin stehen, während man die Presse öfters von neuem antreibt. Hierauf werden die Kuchen herausgenommen und die inzwischen neu vorbereiteten und eingeschlagenen Preßtücher mit Paraffin wieder herein gebracht. Die aus der Presse herausgenommenen Kuchen werden von den wollenen und leinenen Tüchern befreit und die Paraffinkuchen, welche theils gelb, braun und schwarz aussehen, in einen Kessel gebracht und mittelst Dampf geschmolzen. Man läßt hierauf die Flüssigkeit ruhig stehen, damit die Unreinigkeiten sich absetzen können, seiht das noch flüssige Paraffin in ein reines Gefäß und läßt erkalten. Dieses rohe gepreßte Paraffin wird entweder noch im flüssigen Zustande mit 8 Proc. concentrirter Schwefelsäure behandelt, oder man setzt dem flüssigen Paraffin 8 Proc. gereinigtes leichtes Photogenöl zu und gießt die Masse in reine flachs Holzbottiche. Nachdem die Masse erkaltet ist, wird sie gröblich zerkleinert, die pulverige Masse in gute reine, wollene und leinene Preßtücher gepackt und in einer reinen hydraulischen Presse mittelst eines Druckes von 500,000 Pfd. gepreßt, und eine Stunde lang die Preßtücher in der Presse gelassen. Das aus der Presse abfließende dunkelgelb gefärbte dicke Oel wird besonders gesammelt, um das leichte Oel mittelst Destillation wieder zu gewinnen. Das bei der Pressung des rohen krystallisirten Paraffins von der Presse abgelaufene dunkelbraun gefärbte dicke Oel wird als Maschinenschmieröl in den Handel gebracht. Die bei der zweiten Pressung erhaltenen Paraffinkuchen besitzen eine viel hellere, fast weiße Farbe und werden von neuem geschmolzen, mit 50 Proc. Schwefelsäure behandelt, das darüber befindliche klare helle Paraffin abgeschöpft und mit 2 Proc. Aetznatronlauge behandelt. Hierauf wird es in Tafeln gegossen und nochmals zwischen wollenen Tüchern warm gepreßt. Der Druck der Presse wird hierbei bis auf 800,000 Pfd. gesteigert, und man läßt die Kuchen zwei Stunden lang in der Presse stehen. Nachdem die Kuchen erkaltet sind, werden sie aus der Presse genommen, wornach man die Tücher ablöst und das weiße durchscheinende helle Paraffin in einer Destillationsblase mit Dampf schmilzt, die warme Flüssigkeit eine halbe Stunde ruhig stehen läßt und das klare Paraffin durch ein reines Leintuch in ein reines Gefäß seiht. Nach dieser Operation ist das Paraffin zum Gießen der Kerzen fertig. V. Die Paraffinkerzen-Fabrication. Bei dieser Fabrication sind verschiedene Umstände zu beobachten, um gute und klare Kerzen zu erhalten. Man gießt dieselben am besten im Winter, weil dann das Paraffin schneller erhärtet und die Kerzen besser aus den Formen herausgehen. Die erste und wichtigste Operation besteht darin, daß man die Kerzenformen von Metall inwendig gut putzt und zwar mittelst mit Oel angefeuchtetem Werg, welches um ein Holz gewickelt wird, das in die Formen gut paßt; später putzt man die Formen mit trockenem Werg aus, bis sie inwendig spiegelhell sind. Hierauf folgt das Einziehen der Dochte, welche vorher 2 bis 3 Minuten in eine verdünnte Auflösung von Wismuth in Salpetersäure gelegt, dann schnell herausgenommen, ausgedrückt und getrocknet werden. Die trockenen Dochte zieht man in die Formen, wie bei der Stearinkerzen-Fabrication, ein. Das Paraffin wird hierauf in einem reinen Gefäße, am besten im Wasserbade, mit 2 Proc. reinem Stearin zusammengeschmolzen und die Unreinigkeiten absetzen gelassen; man seiht hierauf das flüssige Paraffin durch ein reines leinenes Tuch und benützt es alsdann zum Gießen. Neuerdings setzt man dem Paraffin 2 bis 3 Proc. japanesisches Wachs zu, wodurch die Kerzen etwas klarer werden. Wagenmann klärt das Paraffin mit Eiweiß und schmilzt es unter einer schwachen Chlorzinklösung um. Inzwischen werden die Kerzenformen in Blechkästen, welche mit warmem Wasser angefüllt sind, eingehangen und das flüssige Paraffin in die Formen gegossen, nachdem sie sich gut erwärmt haben. Beim allmählichen Erkalten des Wassers und des flüssigen Paraffins ist ein Nachgießen in die Formen erforderlich, indem man sonst hohle Kerzen erhält. Dieses Nachgießen muß zwei bis dreimal wiederholt werden, und es haben zwei Gießer mit dieser Arbeit hinreichend zu thun. Sobald die Masse anfängt zu erkalten, gibt man die Kerzenformen in neue Blechkästen mit kälterem Wasser, und nach und nach in ganz kaltes; zuletzt werden die Formen, wenn es hinreichend kalt ist und kein Wind geht, an die Luft gehangen, um vollständig zu erkalten. Bei windigem Wetter springen die Kerzen gern, ebenso wenn man sie zu rasch erkalten läßt. Um zu sehen, ob die Kerze sich von der Form löst, drückt man auf die obere Masse der Kerze mit einem starken Holze; sobald sich ein Geräusch vernehmen läßt, hat sich die Kerze gelöst. Dieses Drücken mit einem Holze ist unbedingt bei allen Kerzen nothwendig, indem sie sonst nicht aus der Form herausgehen. Die Kerzen werden hierauf aus den Formen genommen, und das Endstück abgeschnitten. Hernach reibt man dieselben noch mit wollenen oder seidenen Tüchern, um ihnen einen größeren Glanz zu geben und etwaige Unreinigkeiten, welche von den Formen herrühren, zu entfernen. VI. Die Gewinnung des Holzgeistes, des Ammoniaks und des rohen essigsauren Kalkes aus dem Torfammoniakwasser. Das von dem Torftheer möglichst befreite Ammoniakwasser bringt man in große gußeiserne Destillationsblasen und setzt ihm eine hinreichende Menge abgelöschten Kalk zu, schraubt dann den Deckel auf und unterwirft die Mischung einer sehr vorsichtigen langsamen Destillation bei sehr guter Kühlung. Das übergehende Destillat, worin sich der Holzgeist und das Ammoniakwasser befinden, wird mit Schwefelsäure neutralisirt und nochmals einer Destillation unterworfen, wobei der Holzgeist übergeht und das schwefelsaure Ammoniak in der Blase zurückbleibt. Der Holzgeist enthält noch viele Wassertheile und wird hierauf, um ihn concentrirter zu erhalten, über geschmolzenes Chlorcalcium rectificirt. Bei der ersten Destillation des Torfammoniakwassers mit Kalk bleibt in der Destillationsblase der essigsaure Kalk in löslicher Form zurück; man filtrirt die Lösung, um die abgeschiedenen harzigen Theile zu entfernen und dampft vorsichtig unter immerwährendem Umrühren die Flüssigkeit ein. Der erhaltene essigsaure Kalk wird noch eine Zeit lang erhitzt, um die brenzlichen öligen Theile zu entfernen, aber sehr vorsichtig, weil bei zu großer Hitze der essigsaure Kalk zersetzt wird. Dieser rohe essigsaure Kalk wird alsdann entweder verkauft oder man verwendet ihn zur Darstellung der reinen Essigsäure, indem derselbe aufgelöst, filtrirt, von neuem eingedampft und der trockene essigsaure Kalk mittelst Salzsäure in Retorten zersetzt wird; die hierbei erhaltene Essigsäure wird noch mehreren Rectificationen unterworfen, um sie vollständig rein zu erhalten. VII. Die Gewinnung des rohen Torfkreosotöles und die Reinigung desselben. Die bei der Reinigung der rohen leichten und schweren Torföle erhaltenen Aetznatronlaugen werden in einen großen Holzbottich gebracht, und nach und nach verdünnte Schwefelsäure zugesetzt, bis die dunkelbraun gefärbte Flüssigkeit hellgelb wird und sich bei fernerem Zusatz von Säure kein dunkelbraun gefärbtes Oel mehr abscheidet. Man trennt hierauf die ölige Flüssigkeit von der wässerigen, bringt erstete in ein neues Faß und wäscht das braune Oel wiederholt mit warmem Wasser, um die überschüssige Säure zu entfernen und läßt das Wasser ab; das braune kreosothaltige Oel wird alsdann in eine Destillationsblase gebracht, etwas Aetznatronlauge zugesetzt und der Rectification unterworfen. Man unterhält nun so lange die Rectification, bis circa 70 Theile helles rohes Kreosotöl übergegangen sind, worauf die Rectification unterbrochen und später der in der erkalteten Destillationsblase befindliche schwarzbraune Rückstand herausgenommen wird. Dieser Rückstand besteht hauptsächlich aus Brandharzen, welche durch die Aetznatronlauge zurückgehalten werden. Das erhaltene helle Kreosotöl bringt man in ein reines Faß und setzt 8 bis 10 Proc. englische Schwefelsäure, sowie 1/4 bis 1/2 doppeltchromsaures Kali zu und rührt die Flüssigkeiten eine Stunde lang gut mit einem hölzernen Rührer, läßt absetzen, schöpft das wieder dunkel gefärbte Kreosotöl in ein neues Gefäß von der darunter befindlichen dicken schwarzen Schwefelsäure ab und wäscht das Oel wiederholt mit Wasser. Das vom Wasser getrennte Oel wird nochmals in eine Destillationsblase gebracht, ihm wieder etwas Aetznatronlauge zugesetzt, und der Rectification unterworfen. Das Kreosotöl geht bei der zweiten Rectification bedeutend heller als bei der ersten über, jedoch muß das übergehende Rectificat noch zwei bis dreimal mit 1 bis 2 Proc. Schwefelsäure behandelt, mit Wasser gewaschen und rectificirt werden, wobei man das zuerst und das zuletzt übergehende Rectificat für sich auffängt und nur das mittlere zu der Kreosotbereitung verwendet. Nach der vierten bis fünften Rectification ist dieses Kreosotöl fast vollständig von Brandharzen befreit, und wird hierauf mit Aetzkalilauge von 1,12 specifischem Gewicht versetzt. Das ungelöst bleibende, oberhalb sich ausscheidende Eupionöl wird abgehoben und die Lauge längere Zeit gekocht, um alle flüchtigen nicht kreosothaltigen Oele zu entfernen. Hierauf wird die Lauge mit Schwefelsäure versetzt und das sich abscheidende Kreosot in ein besonderes Gefäß gebracht. Diese Operation mit Kalilauge und Schwefelsäure wird noch zwei bis dreimal wiederholt, worauf das Kreosotöl mit Wasser gewaschen und in einer Glasretorte einer letzten Destillation unterworfen wird, wobei das Kreosot vollkommen wasserhell übergeht. Das reine Torfkreosot stellt eine wasserhelle, das Licht sehr stark brechende Flüssigkeit dar und besitzt ein specifisches Gewicht von 1,037. In seinen sonstigen Eigenschaften gleicht es vollkommen dem Kreosot aus Holz und kann ebenfalls zu arzneilichen Zwecken verwendet werden. Die bei den Reinigungen des rohen Kreosotöles erhaltenen schwefelsauren Natron- und Kaliflüssigkeiten werden eingedampft, um die Salze wieder zu gewinnen und an Glasfabriken zu verkaufen. VIII. Die Darstellung von verschiedenen Rußsorten aus den harzigen, natronhaltigen Destillationsrückständen. Die bei den verschiedenen Destillationen und Reinigungen der Rohöle, sowie des Kreosots erhaltenen natronhaltigen, öl- und harzreichen Rückstände werden mit Torfasphalt gemischt und auf einer eisernen Platte in einem besonderen Rußofen verbrannt. Der sich hierbei erzeugende Ruß wird in mehrere Kammern geleitet, wo er sich von selbst sortirt; der feinste Ruß befindet sich in der hintersten und der gröbste in der ersten Kammer. Dieser Ruß wird theils zur Fabrication bunter Papiere, theils zur Druckerschwärze und zu vielen anderen technischen Zwecken verwendet. Durch Brennen des Rußes in geschlossenen Cylindern stellt man den calcinirten Ruß für Lithographen-Schwärze dar, welcher einen nicht unbedeutenden Handelswerth besitzt. Von einem Centner dieser Rückstände erhält man 25 Pfund verschiedene Rußsorten. Der auf der Eisenplatte bleibende Rückstand wird mit Wasser ausgelaugt, um das Natron wieder zu gewinnen. In einem solchen Rußofen können auch die Schmier- und anderen Oele, wenn sie keine Verwendung finden, verbrannt werden, nur mit dem Unterschiede, daß man die Oele mittelst eines eisernen Rohres auf eine glühende Platte fallen läßt und den Luftzug gehörig regulirt. IX. Die Gewinnung von Basen wie Anilin etc. aus den rohen Torftheerölen. Nicht alle Torfe enthalten in ihren Destillationsproducten solche Basen, aus welchen Farbstoffe hergestellt werden, sondern sie scheinen nur dann darin aufzutreten, wenn der Torf einen größeren Stickstoffgehalt besitzt und namentlich bei einer höheren Temperatur der Destillation unterworfen wird. Es ist daher nothwendig, daß man sich erst von der Anwesenheit dieser Basen durch nähere Untersuchung der rohen Torföle überzeugt. Man verfährt dabei folgendermaßen: Die mit Wasser gewaschenen Torföle werden in ein großes, oben offenes Faß gebracht, und darin mit 10 Procent verdünnter Schwefelsäure versetzt; hierauf rührt man die Flüssigkeiten eine Stunde gut durch einander und läßt ruhig absetzen. Die Oele werden alsdann von der säurehaltigen Flüssigkeit abgeschöpft, und letztere in ein besonderes Gefäß gebracht. Diese Operation wiederholt man zu verschiedenen Malen mit neuen Quantitäten Theeröl, bis man eine hinreichende Menge der säurehaltigen Flüssigkeit erhalten hat; dieselbe bringt man dann in eine Bleipfanne und läßt sie längere Zeit kochen, um die flüchtigen Oele zu verjagen. Die erkaltete sehr trübe Flüssigkeit wird zunächst filtrirt, um sie von den ausgeschiedenen harzigen Bestandtheilen zu trennen und dem gelben Filtrat wird Aetznatronlauge von 20° Baumé zugesetzt, wobei das in der Flüssigkeit enthaltene schwefelsaure Ammoniak zersetzt wird und die basischen Körper sich auf der Oberfläche theils in butterartiger, theils in öliger Consistenz abscheiden. Diese obenauf schwimmenden Basen werden in ein besonderes Gefäß abgeschöpft und die Flüssigkeit, in welcher sehr viel Flocken vertheilt sind, wird durch Papier filtrirt. Die auf dem Filtrum zurückbleibenden Basen werden den übrigen zugefügt und das Filtrat wird in einer Blase der Destillation unterworfen, wobei das Ammoniak zuerst übergeht, und später noch einige flüchtige Basen, wie das Pyridin, welche in Wasser löslich sind und sich erst bei Zusatz von starker Aetznatronflüssigkeit ausscheiden. Man bewahrt diese besonders auf und löst die übrigen Basen nochmals in verdünnter Schwefelsäure, filtrirt und scheidet wiederum mit Aetznatronlauge aus. Diese Operation wird mehrmals wiederholt und nach der dritten Ausscheidung werden die Basen mit festem Aetzkali behandelt, um die letzten Wassertheile zu entfernen. Man unterwirft sie hierauf einer fractionirten Destillation in Glasretorten. Nach viermaliger Fractionirung sind die Basen rein genug, um sie zur Darstellung der Farben verwenden zu können. Kostenanschläge zur Gewinnung von Torf. I. Gewinnung von Stichtorf in Biermoos. Ein guter Stecher in Biermoos sticht in der Woche 20 bis 24,000 Stücke Torf, wobei er einen Gehülfen oder Gehülfin hat, die den gestochenen Torf auf die Auslegeplätze bringen. Für 1000 Stücke Stichtorf erhält ein jeder Stecher 50 Kreuzer neue öster. Währ. für das Stechen und eben so viel für Trocknen und Magaziniren, wobei von jedem Stecher 60 Stücke bei 1000 Stücken gratis gestochen werden müssen, um den Abfall zu decken, und 1000 Stücke Torf vollkommen magazinirt werden können. Zur Gewinnung eines Quantums von 9,000,000 Stücken Stichtorf in einem Sommer sind 36 Stecher nebst ihren Gehülfen nothwendig. Dieselben erhalten die nöthigen Werkzeuge, wie Stecheisen, Schaufeln, Gabeln, Haken und Karren, unentgeldlich von dem Unternehmer. Die Auslegeplätze für den Torf richten besondere Arbeiter her, welche von dem Unternehmer bezahlt werden. Obige 36 Stecher können wöchentlich 720,000 und in 3 Monaten 8,640,000 Stücke Torf erzeugen. Hierbei ist jedoch angenommen, daß ein Stecher durchschnittlich wöchentlich bloß 20,000 Stücke sticht, während viele Stecher in dem gleichen Zeitraume 24,000 Stücke stechen, wodurch jedenfalls so viel Stichtorf erzeugt wird, um obige 9,000,000 Stücke vollständig zu liefern. Die Kosten derselben stellen sich wie folgt: 9,000,000 Stücke Torf zu stechen, trocknen und magaziniren    9000 fl. neue öster. W. für Abräumen des Moores und Instandhaltung der Wasserabzugsgräben      500 „ für Werkzeuge und Instandhaltung derselben      200 „ für Instandhaltung der Magazine      300 „ für einen Aufseher oder Torfmeister      500 „ für Zinsen des Betriebscapitals      560 „ für Steuern und Abgaben      100 „ Nebenkosten für die Arbeiter, wie ärztliche Behandlung und Arzneien      100 „ Reserve      500 „ ––––––– 11,760 fl. neue öster. W. 1000 Stück Biermoostorf wiegen durchschnittlich 8 Centner, folglich 1,000,000 = 8000 Centner, 9,000,000 = 72,000 Centner; demnach kostet ein Centner lufttrockener Torf in Biermoos 16,33 Kreuzer neue öster. Währung. II. Gewinnung von Stichtorf nach Berechnung des Herrn Prof. Dr. August Vogel. Derselbe führt hierüber Folgendes an: Bei einer jährlichen Production eines Quantums von 60,000 Ctrn. lufttrockenen Torfes, welche einer Masse von 300,000 Kubikfuß oder 11,000,000 Stücken à 280 Kubikzoll Inhalt entsprechen, wobei 9 Procent Verlust des Torfes beim Trocknen und Einbringen gerechnet sind, folglich 12,000,000 Stücke gestochen werden müssen, erwachsen folgende Kosten: Für Arbeitslöhne zum Stechen und Trocknen obigen Quantums  (per Centner 6,9 kr.) 6910 fl. Reichsw. Nebenkosten: Abräumen des Moores unter der Voraussetzung, daß ein Theil  dieser Kosten durch den Ertrag an Holz und Wurzeln gedeckt  werde     50 „ Kosten der Magazine   600 „ Nebenkosten für die Arbeiter, für ärztliche und polizeil. Fürsorge   100 „ für Werkzeuge   200 „ für Aufsicht und Direction   700 „ für Zinsen und Betriebscapital per Jahr   266 „ für Steuern und Abgaben     50 „ Reserve   500 „ –––––––––––––– Zusammen 9376 fl. Reichsw. Die Nebenkosten betragen eine Summe von 2466 fl., was 2,4 kr. per Centner ausmacht. Mit Einschluß der Bodenrente betragen also die Selbstkosten 12,3 kr. per Centner. Der Verfasser erlaubt sich hierbei zu bemerken, daß ihm die Summe von dem angesetzten Arbeitslohne für Torfgewinnung von 6910 fl. etwas zu niedrig erscheint, und dieselbe jedenfalls nur bei sehr billigen Accorden, welche mit einzelnen Partieführern der Torfstecher abgeschlossen worden sind, möglich ist. Nach Dr. Vogel's Berechnungen kostet ein Centner    lufttrockener Torf 12,3 kr. Reichsw. oder circa    mit Bodenrente. 18 kr. neue öster. Währ Nach des Verfassers Berechnung kostet ein Centner    lufttrockener Biermoostorf ohne Bodenrente 16,19 kr.    „          „ III. Berechnung der Kosten der Fabrication von condensirtem Torf mit der Schlickeysen'schen Maschine in Biermoos bei Fabrication von 25,000 Stücken Torfziegel per Tag. Graben des Torfes 6 Mann à 80 kr. n. öster. W.   4 fl. 80 kr. n. öster. Währ. Anfahren der Torfmasse zur Maschine und Abladen,    4 Mann à 80 kr. n. öster. W.   3  „  20    „ Einräumen in die Maschine, 1 Mann   –  „  80    „ Abschneiden der Torfmasse, 1 Mann   –  „  80    „ Abfahren der fertigen Torfziegel, 10 Personen à 50 kr.   5  „   –    „ ein Maschinist per Tag   1  „  50    „ Feuerungsmaterial   4  „   –    „ Trocknen und Magaziniren von 25,000 Stücken    à 1000 = 50 kr 12  „  50    „ ––––––––––––––––––––– 32 fl. 60 kr. n. öster. Währ. Es stellen sich demnach folgende Kosten: Betriebscapital zur Erzeugung des Torfes, bei 150 Arbeitstagen    à 32 fl. 60 kr. 4890 fl. – kr. n. öster. W. Gehalt eines Werkführers   800 „  –  „ für Erneuerung und Abnützung der Maschine und Utensilien   500 „  –  „ Reserve   500 „  –  „ ––––––––––––––––––– Summe des ganzen Betriebscapitals 6690 fl. – kr. Hierzu kommen noch die Zinsen des Anlagecapitals der    Maschine und der Gebäude: Maschine   5000  fl. Gebäude   3000  „ für Werkzeuge u. sonstige Einrichtungen   2000  „ ––––––– 10,000 fl. 5 Proc. Zinsen des Anlagecapitals von 10,000 fl.   500 fl.  – kr. 5 Proc. Zinsen des Betriebscapitals   334  „  50 „ ––––––––––––––––––––– 7524 fl. 50 kr. n. öster. W. In 150 Arbeitstagen liefert obige Maschine 3,750,000 Stücke Torf, wovon 1 Stück durchschnittlich 1 Pfd. wiegt, daher dieses Quantum 37,500 Centner repräsentirt. Nach obiger Aufstellung kostet demnach ein Centner lufttrockener Maschinentorf 20 1/2 kr. oder 1000 Stücke gleich 10 Ctr. 2 fl. 5 kr. neu öster. Währ. Bei vorstehender Berechnung ist eine künstliche Trocknung des Torfes nicht in Anschlag gebracht, sondern der Betrieb bloß auf die Sommermonate berechnet worden. Bei weitem günstiger würde sich die Fabrication stellen, wenn man den größten Theil des Jahres hindurch arbeiten kann, was bei künstlichen Trockenanstalten der Fall ist. Bei zwei der vorstehenden Berechnungen hat der Verfasser die Verzinsung des Torflandes außer Acht gelassen. Wenn man annimmt, daß ein derartiges Unternehmen einen Flächeninhalt von 200 niederösterreichischen Jochen besitzt und das Joch 300 fl. im Ankaufspreise gekostet hat, so wären 60,000 fl. zu verzinsen, folglich zu 5 Proc. = 3000 fl. Zinsen. Demnach würden bei Kostenanschlag Nr. I zu den 11,760 fl. die 5 Proc. Zinsen von 60,000 fl. zu rechnen seyn mit   3,000 „ –––––––– Zusammen 14,760 fl. und 1 Ctr. Biermoostorf loco Biermoos 20 1/2 kr. n. öster. Währ. kosten. Nach Hrn. Dr. Vogel's Berechnung, Kostenanschlag Nr. II, würde 1 Ctr. lufttrockener Torf 12,3 Kreuzer Reichswährung oder 18 Kreuzer neue öster. Währ. kosten. Nach Kostenanschlag Nr. III stellt sich 1 Ctr. Maschinentorf in Biermoos auf 28 Kreuzer neue öster. Währ. Hieraus ist ersichtlich, daß nach Dr. Vogel's Berechnung die Erzeugung des Torfes in Bayern um 2 1/2 Kreuzer neue öster. Währ. billiger kommt als in Oesterreich. Der Verfasser hat sich schon erlaubt zu bemerken, daß Hr. Dr. Vogel die Arbeitslöhne für Stechen und Trocknen des Torfes sehr niedrig angesetzt hat, und daß darin wohl hauptsächlich der Unterschied zu suchen ist. Es kommt nun hauptsächlich darauf an, wie hoch der Verkaufspreis des Torfes ist, um den Reinertrag darnach zu bemessen. 1) Bei einem Verkaufspreise von 2 fl. neue öster. Währ. per 1000 Stücke loco Biermoos stellt sich ein Reinertrag oder Dividende von 18 Proc. heraus. 2) Wenn der bayerische Torf loco Torfstich per 1000 Stücke gleich 8 Centner mit 2 fl. Reichswährung verkauft wird, so ergeben sich 17 Proc. Dividende oder Reinertrag. 3) Verkauft man den Maschinentorf loco Torfstich per 1000 Stücke = 10 Ctr. mit 3 fl. 50 kr. neue öster. Währ., oder den Centner zu 35 kr. neue öster. Währ., so ergibt sich ein Reinertrag von 13,9 Proc. Es ist wohl schwerlich anzunehmen, daß man den Maschinentorf höher verwerthen kann als den Centner mit 35 Kreuzer loco Torfstich, indem die Transportkosten nach entfernteren Orten jedenfalls sehr bedeutend sind, und diese Fabrication sich nur in der Nähe von größeren Städten rentiren kann, oder wenn man den Torf an Ort und Stelle zu Kohle und Theer verarbeitet. Es folgt hier noch zur Vergleichung die Kostenberechnung der Herstellung von Maschinentorf bei Anwendung einer Schlickeysen'schen Ziegelpresse nach den von Hrn. Bergmeister Wilhelm Leo in seiner Schrift über das gesammte Torfwesen aufgestellten Berechnungen. Die Löhne gestalten sich per Tag wie folgt: 6 Mann à 48 kr. zum Graben des Torfes 4 fl. 48 kr. Reichsw. 2 Mann à 48 kr. zum Anfahren zur Maschine u. Abladen 1 „   36 „ 1 Mann à 48 kr. zum Einreiben der Masse – „   48 „ 1 Mann à 48 kr. zum Abschneiden der Ziegel – „   48 „ 1 Mann à 48 kr. zum Abfahren der Ziegel – „   48 „ 1 Mann à 48 kr. zum Umsetzen der Ziegel – „   48 „ ––––––––––––––––– 9 fl. 36 kr. Reichsw. oder per Centner lufttrockenen Torf = 1,788 Kreuzer, wobei angenommen worden ist, daß die in einem Tage verarbeitete Torfmasse lufttrocken 322 Centner ergibt. Hierzu treten noch folgende Posten für die Jahresrechnung: für Maschinen 1000 fl. Reichsw. für Gebäude und sonstige Einrichtungen 1500 „ Gehalt des Werkführers   800 „ Gehalt des Maschinisten   300 „ für Utensilien   500 „ Betriebscapital von 5000 fl. à 5 Proc   250 „ Reserve   500 „ –––––––––––––– Zusammen 4850 fl. Reichsw. oder für 200 Arbeitstage à 322 Centner in runder Summe 60,000 Ctr. = 4,8 Kreuzer per Centner. Bei Anwendung einer Schlickeysen'schen Ziegel-Preßmaschine stellt sich die Maschinenanlage um 1000 fl. noch höher, so daß der Centner Torf an Erstehungskosten mit 5 Kreuzer anzusetzen ist. Hr. Bergmeister Leo gibt die Kosten für den Centner lufttrockenen Torf ohne Schlickeysen'sche Maschine in runder Summe auf 8 kr. an, mit Schlickeysen'scher Maschine in runder Summe auf 7 Kreuzer. Nach seiner Berechnung ergibt sich demnach bei Production von 60,000 Ctr. Torf mit der Schlickeysen'schen Maschine eine Ersparniß von 1000 fl. Aus den vorausgehenden Berechnungen des Verfassers ersieht man, daß ein nicht unbedeutender Unterschied bei der Berechnung der Arbeitslöhne sich herausstellt, wenn man dieselben mit den von Hrn. Bergmeister Leo aufgestellten vergleicht, denn 1) sind zum Anfahren der Torfmasse zur Maschine und Abladen derselben 2 Mann mehr erforderlich; 2) ist zum Abfahren der fertigen Torfziegel unbedingt mehr als eine Person nothwendig; 3) sind die Kosten für Trocknung und Magazinirung gar nicht in Anschlag gebracht, welches auch eine bedeutende Rubrik ist; 4) ist für Feuerungsmaterial der Maschine nichts angesetzt. Einen großen Unterschied bei diesen Berechnungen dürfte wohl der Umstand bedingen, daß nach Bergmeister Leo's Berechnung der Maschinentorf sogleich auf Reale der Trockenanstalten geschafft wird, während bei der Berechnung des Verfassers derselbe im Freien ausgelegt ist und daher mehr Arbeitslöhne erforderlich waren. Dessenungeachtet hält der Verfasser die von Hrn. Bergmeister Leo aufgestellten Berechnungen für zu niedrig. Kostenanschlag zur Errichtung einer Torfkohlen- und Theer-Fabrik. Für Ankauf von 200 Jochen uncultivirten Torflandes à 300 fl.   60,000 fl. n. öster. W. für Herstellung von Straßen, Entwässerungsarbeiten und  Ausstockung des Moores 10,000 fl. für einfache Torfmagazine mit Ladendach zur Unterbringung  von 15,000,000 Stücken Stichtorf oder 120,000 Centnern    5000 „ für Rolleisenbahnen von Holz mit Eisenbeschlägen    5000 „ für Rollwägen und Werkzeuge zum Torfbetrieb    3000 „ für eine künstliche Trockenanstalt 10,000 „ für Torskohlenmagazine      500 „ für Theer- und Oelmagazine    1000 „ für Vortrockenanstalten    5000 „ für das Hauptfabrikgebäude 14,000 „ für Wohngebäude für die Beamten    4500 „ für Arbeiterwohnungen    2000 „ für einen Stall nebst Wagenschuppen    1500 „ für einen Keller    3000 „ für einen Brunnen      500 „ Innere Einrichtung. Für 12 Retortenöfen, per Ofen 3 Retorten, zusammen 36  schmiedeeiserne Retorten nebst Condensations-Vorrichtung  und Theerkästen 25,000 „ für Kühlapparate für die Torfkohlen    1200 „ für 2 große eiserne Destillationsblasen à 500 fl.    1000 „ für 2 Rectificationsblasen von Kupfer à 400 fl.      800 „ hierzu die nöthigen Kühlvorrichtungen, Kupferschlangen für 4  Destillationsblasen    1000 „ für Erneuerung der Destillationsblasen    2000 „ für 2 hydraulische Pressen à 500 fl.    1000 „ für Fässer und diverse Geräthschaften    2000 „ für 2 Pferde nebst Wägen    1000 „ –––––––– 100,000 fl. –––––––––––––––––– Summe des ganzen Anlagecapitals 160,000 fl. n. öster. W. Kostenberechnung der Verkohlung des Torfes in Biermoos bei einer Anlage von 36 Retorten. In einer Retorte werden in vier Stunden 120 Pfund Torf abdestillirt, folglich in 24 Stunden 720 Pfund. Man benöthigt daher täglich oder in 24 Stunden für 36 Retorten 259 Centner 20 Pfd. Destillationstorf. Nimmt man 300 Arbeitstage an, so ergibt sich ein Quantum von 77,760 Ctrn. Destillationstorf, welches einem Quantum von 9,720,000 Stücken Stichtorf entspricht, wenn man 1000 Stücke zu 8 Centnern annimmt. Zur Destillation dieses Quantums Torf ist ein Drittel Heizmaterial erfahrungsgemäß erforderlich, was demnach 3,260,000 Stücken entspricht. Es sind daher zur Inbetriebsetzung der 36 Retorten im Ganzen Heiz- und Destillationstorf 12,980,000 Stücke Stichtorf oder circa 13,000,000 erforderlich. Dieses Quantum würde 104,000 Centnern entsprechen. Es ergibt sich demnach folgende Kostenberechnung der Ausgaben bei der Fabrication von Torfkohle und Theer: Für 13,000,000 Stücke Stichtorf = 104,000 Centner à 16,33   Kreuzer n. öster. W. zur Heizung und zur Destillation des   Torfes circa 17000 fl. neue öster. W. Arbeitslöhne für Destillation u. Herbeischaffung des Torfes   9000 „ für Verarbeitung des Theeres   1500 „ für Chemikalien zur Verarbeitung des Theeres   2000 „ für Gehalte (Director, Buchhalter und Kanzellist)   4000 „ für Steuern, Stempel   1200 „ für Regie, Fuhrwerk   2000 „ für diverse Ausgaben   2000 „ Reservefond und Amortisation   2000 „ –––––––––––––––––––– Summe der Ausgaben 40,700 fl. neue öster. W. Einnahmen. Für 31,104 Centner Torfkohlen à 1 fl. 50 kr. 46,656 fl. neue öster. W. für 3110 Centner Theer à 8 fl. durch Verarbeitung zu   Photogen, Solaröl und Paraffin 24,880 „ für Nebenproducte, wie essigsaurer Kalk, Ammoniak und   Farbstoffe    3000 „ –––––––––––––––––––– Zusammen 74,536 fl. neue öster. W. Summe der Einnahmen 74,536 fl. „       „      Ausgaben 40,700 „ –––––––––––––––––––– Reingewinn 33,836 fl. neue öster. W. Von dem Reingewinn per     sind in Abrechnung zu bringen: 33,836 fl. neue öster. W. 5 Proc. Zinsen von 60,000 fl. für   Grund und Boden   3000 fl. 5 Proc. Zinsen des Anlagecapitals   von 100,000 fl.   5000 „ 5 Proc. Zinsen von 40,000 fl.   Betriebscapital   2000 „ ––––––– 10,000 fl. –––––––––––––––––––– Bleibt Dividende 23,836 fl. neue öster. W.   gleich 11,9 Procent.