Titel: Fortin's Maschinen zur Fabrication des Filztuchs.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. CXI., S. 410
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CXI. Fortin's Maschinen zur Fabrication des Filztuchs. Aus Armengaud's Génie industriel, August 1863, S. 75. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Fortin's Maschinen zur Fabrication des Filztuchs. Der Fabrikant Fortin in Paris, welchem schon mehrere Apparate zur Filztuch-Fabrication patentirt worden sind, hat in Folge zahlreicher Versuche seine ersten Maschinen wesentlich verbessert. Insbesondere hat ihn hierzu die Beobachtung veranlaßt, daß das Filzen um so rascher und vollkommener vor sich geht, je heißer nach der Absperrung des Dampfes der Tisch ist, auf welchem sich das zu filzende Material befindet. Ferner hat er gefunden, daß es am angemessensten ist, den Dampf im feuchten Zustande anzuwenden, und daß der Tisch eine kurze, aber sehr rasche hin und her gehende Bewegung haben muß. Die neue Filzmaschine hat ihren eigenen Dampfkessel und beansprucht an Betriebskraft kaum 1/4 Pferdestärke. Eine Maschine von 5 Meter Länge liefert täglich 300 Meter Filz, der auf irgend einer Walke beliebiger Construction weiter bearbeitet werden kann. Dadurch, daß bei derselben der Dampf unmittelbar mit der gekrempelten Wolle, die in Lagen mit rechtwinklich versetzter Faserrichtung über einander aufgestapelt wird, in Berührung kommt, wird der Verlust an den Enden des Tisches bedeutend vermindert. Das Gewicht des Filzes beträgt nach der Qualität 0,8 bis 5 Kilogr. per Quadratmeter. Setzt man dem heißen Wasser eine kleine Menge Schwefelsäure zu, so wird der bearbeitete Filz sehr gleichmäßig, dicht und dauerhaft, und namentlich zu Equipirungsgegenständen für Militär, wie Zu Degengehängen, Patrontaschen etc., geeignet. Auch kann man daraus sehr gute Pianofortefilze darstellen. Fig. 13 zeigt den Längendurchschnitt einer solchen Filzmaschine, Fig. 14 den Querdurchschnitt derselben nach der Linie 1 bis 2 in Fig. 13. Der Kessel A, welcher elliptische Gestalt hat und durch eine Anzahl Ankerbolzen abgesteift wird, empfängt seine Wärme durch den Rost B und ist in dem Ofenraum C aufgemauert, über welchem der Tisch E, an den Seiten auf den gußeisernen Stützen D ruhend, liegt. Dieser Tisch, der auf diese Weise in einem gewissen Abstand über dem Kessel erhalten wird, besteht aus einem kupfernen Rost mit Zwischenräumen von ungefähr 1/2 Millim., durch welche der Dampf eintreten kann, um sich über eine möglichst große Fläche des darüber gelegten, zu filzenden Materials auszubreiten. Dieses Material wird, nachdem es zuvor in Leinwand eingewickelt worden ist, durch einen Metalldeckel F gegen den Rost niedergedrückt. Nach Bedarf belastet man den Deckel außerdem noch mit Gewichten, die durch rings um den Deckel laufende Winkeleisen am Herabfallen gehindert werden. Durch die Stangen f, welche von einer Kurbel f² mit der Kurbelstange f¹ getrieben werden, erhält der Tisch eine hin und her gehende Bewegung. Durch eine Anzahl horizontaler Röhren G', welche durch die Ansatzrohre G mit dem Kesselraum in Verbindung stehen, wird der Dampf von unten durch den Rost E geleitet. Die Röhren G', welche für den Austritt des Dampfes mit Längenspalten versehen sind, erhalten durch die Stange H eine langsame Drehbewegung, indem so viele endlose Schrauben an der Stange H angebracht sind, als es Röhren gibt, auf die zu diesem Zwecke Schraubenräder h aufgekeilt sind. Die Stange H erhält ihre Bewegung durch den Handgriff e. Ist das zu filzende Material auf der einen Seite bearbeitet, so wird der Deckel F abgenommen und das Material gewendet. Das Abheben des Deckels geschieht mit Hülfe von vier Scheiben, die zu zwei auf einer gemeinschaftlichen Achse stecken, und an jeder Achse befindet sich ein Kettenrad das von einer um dasselbe geschlungenen Kette in Bewegung gesetzt wird. An den Scheiben sind Riemen befestigt, die sich mit ihren entgegengesetzten Enden an die Winkeleisen des Deckels anschließen und das Heben desselben bewirken, ohne einen Stoß oder eine Quetschung auf das Material auszuüben. Mit Hülfe der im Vorstehenden beschriebenen Maschine kann man ziemlich große Filzflächen bearbeiten, indem die Größe derselben lediglich durch die Dimensionen des Tisches und des Deckels beschränkt ist. Sollen aber Filze von sehr großer Länge hergestellt werden, so bedient sich Fortin einer anderen Maschine, bei welcher der bearbeitete Filz in dem Maaße als er fertig wird, fortgeführt und auf eine Walze aufgewickelt wird. Diese Maschine ist in Fig. 15 in der Seitenansicht, zum Theil im Durchschnitt, und in Fig. 16 im Grundriß dargestellt. Der Kessel A hat hier die Form eines breit gezogenen H und liegt in einem Ofen C mit zwei Feuerherden B. Der Tisch E besteht wieder aus einem kupfernen Rost und ruht auf den äußeren Armaturen D und den Querstegen c. Der Deckel F erhält seine hin und her gehende Bewegung durch die unter sich verbundenen Hebel f, welche durch die Kurbelstangen f¹ von den Kurbelwarzen der Schwungräder f² getrieben werden. Diese Schwungräder f² stecken an der Treibwelle R, welche durch die Fest- und Losscheiben X, X' mit dem gangbaren Zeug in Verbindung gesetzt ist. Die Röhren G entnehmen dem Kessel A den Dampf und geben ihn in die Vertheilungsröhren G' ab, welche vermittelst der conischen Räder h' und der Stangen H von der Stange H' aus vermittelst der Handgriffe e in Bewegung gesetzt werden. Der Deckel F hängt an mehreren Stangen p, die an den Winkelhebeln p' befestigt sind. Alle diese Winkelhebel, deren Achsen k auf den Säulchen P ruhen, sind durch zwei Parallelstangen P' unter sich verbunden, damit das ganze System beim Heben des Deckels eine möglichst stetige Bewegung annimmt. Das Heben selbst geschieht mit Hülfe einer Winde S, die durch eine Kette mit einem Kettenrad s an der Achse k des einen Winkelhebels p' verbunden ist. Vor dem Ofen C steht ein kleiner, mit Wasser gefüllter Kasten T, von dem aus der darüber weggeführte, in Leinwand eingeschlagene Filz angefeuchtet wird. Das Wasser wird durch eine im Kasten befindliche, rotirende Bürste, die durch eine Kette t und das Kettenrad x vor der Treibwelle R getrieben wird, über den Filz vertheilt. Die beiden Leinwandtücher wickeln sich von den Walzen U und U' ab, das zu filzende Material von der Walze V. Das Filzen geht in derselben Weise vor sich, wie bei der zuerst beschriebenen Maschine. Nach Vollendung der Operation wird der Deckel F ein wenig gehoben und der Filz um die soeben bearbeitete Länge fortgeführt; dabei geht derselbe zwischen den Abzugswalzen Y hindurch und wickelt sich dann auf die Walze Z auf. Das Ausrücken der Maschine nach vollendetem Filzen geschieht selbstthätig durch einen Zählapparat Z', der von einer endlosen Schraube z an der Welle R getrieben wird. Die auf der einen oder anderen der beschriebenen Maschinen erhaltenen Filze werden nun durch die Bearbeitung in einer Waschwalke vollendet, welche mehrere Walzenpaare enthält, deren Unterwalzen eine abgesetzt drehende Bewegung erhalten, während den Oberwalzen eine Längenbewegung in der Richtung der Achsen ertheilt wird. Nachdem man aus einem Reservoir Seifenwasser auf den Filz hat laufen lassen, geht derselbe in gerader Richtung zwischen den Walzenpaaren durch, wobei die oberen Walzen, welche mittelst Hebel belastet sind, als Druckwalzen dienen. Nach dem Austreten zwischen dem letzten Walzenpaar fällt der Filz auf ein aus schmalen Latten zusammengesetztes endloses Tuch nieder. Darauf unterwirft man den Filz dem eigentlichen Walken. Zu diesem Zwecke stellt man die erwähnten Walzenpaare einander näher und ersetzt das Seifenwasser durch laues oder heißes Wasser, welchem eine gewisse Menge Schwefelsäure zugesetzt ist. Der Druck der Oberwalzen wird beim Walken stärker gegeben als beim Waschen.

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